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Ulrich von Grafenegg (auch Ulrich von Grafeneck, Ulrich Grafencker, Ulrich Grafenegger) (* zwischen 1415 / 1420[1]; † 1487[2]) war ein bekannter Söldnerführer im Dienst des späteren Kaisers Friedrich III. und der ungarische Könige Ladislaus Postumus und Matthias Corvinus. Nach ihm ist das niederösterreichische Schloss Grafenegg benannt.

Herkunft und Familie

Ulrich von Grafenegg stammte aus einer schwäbischen Familie (vermutlich aus Grafenegg bei Münsingen), die enge Kontakte mit dem späteren Kaiser Siegmund pflegte. Einer von dessen Räten, Friedrich von Grafeck[A 1] dürfte ein Verwandter von Ulrich gewesen sein.[3]

Er war zweimal verheiratet, in erster Ehe vermutlich mit Elisabeth von Pernegg, in zweiter Ehe mit Katharina von Pottendorf. Seine Ehefrauen stammten aus kaisernahen Familien.[4] Ulrich von Grafenegg hatte einen gleichnamigen Sohn († vor / um 1487).[5]

Leben

Anfänge

Seine ritterlich-höfische Ausbildung erhielt Ulrich von Grafenegg am Hof von König Friedrich III., wo er auch Andreas Baumkircher kennenlernte, mit dem ihm eine lebenslange Freundschaft verbunden haben soll.[6] Dort zeichnete er sich durch besondere Tapferkeit aus, doch werden auch seine geistigen Fähigkeiten hervorgehoben.[7]

Seit 1446 war Ulrich von Grafenegg königlicher Pfleger, wobei ihm vor allem Burgen und Herrschaften besonders im Grenzggebiet zwischen dem damaligen Herzogtum Österreich und dem Königreich Ungarn anvertraut wurden.[8] Nachdem 1447 ein Waffenstillstand zwischen Johann Hunyady und Friedrich III. geschlossen worden war, schenkte ihm dieser Baumgarten. Vor 1451 belehnte Friedrich III. ihn als Vormund von König Ladislaus mit den Pfandschaften Güns und Rechnitz, diese Belehnung wurde 1453 nochmals durch den Kaiser bestätigt.[9] Auf wessen Seite Ulrich von Grafenegg bei der Belagerung von Wiener Neustadt 1452 stand, ist nicht eindeutig geklärt[10].

Zwischen dem Tod von König Ladislaus und der Baumkircher-Fehde

Bei den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem Kaiser und König Ladislaus 1455/56 kämpfte Ulrich von Grafenegg gemeinsam mit Andreas Baumkircher für den Grafen Ulrich II. von Cilli auf der Seite des Letzteren, was ihm weitere Pfleg- und Pfandschaften im Herzogtum Österreich (unter der Enns) einbrachte.[11]

Nach dem Tod von Ladislaus Postumus schloss sich Ulrich von Grafenegg wieder dem Kaiser an. 1459 wurde er dessen Rat und zum Obergespan von Ödenburg ernannt. In dieser Position setzte er sich für dessen Nachfolge in Ungarn ein. Er befehligte kaiserliche Söldnertruppen gegen Jan Witowec, Gamarit Fronauer und in der Görzer Fehde. Dafür erhielt er Pfandgüter aus dem Besitz der Grafen von Cilli im heutigen Kroatien. 1461 ud 1462 kämpfte er unter anderen gegen Gamarit Fronauer, vertrat den Kaiser 1462 auf dem Wiener Landtag und unterstützte diesen bei der Wiener Belagerung durch Erzherzog Albrecht VI. von Österreich.[12]

1459 tauschte er die Pflegschaften von Güns und Rechnitz gegen die von Trautmannsdorf und Bruck an der Leitha. Beim Abschluss des Vertrages von Wiener Neustadt bzw. Ödenburg legte er auch sein Amt als Gespan dieser Stadt nieder.[13]

1464 dürfte er sich auf dem Höhepnkt seiner Karriere befunden haben, als er vom Kaiser und von König Matthias Corvinus zum Feldhauptmann gegen die Osmanen ernannt wurde und das Kommando über die ungarischen Grenzfestungen übernahm. 1466 und 1467 vertrat er den Kaiser auf den Nürnberger Tagen. Von 1467 bis 1471 war er im Dienst des Kaisers dessen Oberster Feldhauptmann im Herzogtum Österreich gegen Georg von Stein. Zu diesem Zeitpunkt war Ulrich von Grafenegg im Besitz von reichen Pfand- und Pflegschaften im Herzogtum Österreich unter der Enns, darunter Trautmannsdorf, Winkel Wald, Schaunstein, Rosenberg, Werfenstein und Sarmingstein. 1468 erhielt die Pflegschaft von Steyr und Friedrich III. erhob sein Lehen Espersdorf-Neu-Wolfenreut (nördlich von Krems) zur Herrschaft Grafenegg.[14]

Die letzten Lebensjahre

Der Bruch zwischen dem Kaiser und Matthias Corvinus beendete seine Karriere als kaiserlicher Rat und im Herzogtum Österreich. Nach der Hinrichtung von Andreas Baumkircher schloss er mit anderen österreichischen Adeligen einen Bund, den König Matthias förderte und am 13. Juli 1472 unter seinen Schutz nahm.[15] Von 1472 bis 1477 führte er eine Fehde gegen den Kaiser, bei der er zunächst vom ungarischen König unterstützt wurde, der ihn aber letztlich fallen ließref>Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 129</ref>. 1477 gelang es dem Kaiser mit Hilfe des Graner Erzbischofs Johann Beckensloer Ulrich von Grafenegg mit seinem Sohn auszuzahlen, worauf dieser ihm mit Ausnahme von zwei Wiener Stadthäusern alle seine Güter im Herzogtum Österreich zurückgab.[16]

1487 fiel Ulrich von Grafenegg im kaiserlichen Dienst in einem Gefecht gegen den ungarischen König.[17]

Herrschaften und Besitzungen im heutigen Niederösterreich

Baumgarten

1447 schenkte Friedrich III. Ulrich von Grafenegg Baumgarten, dass für diesen der Ausgangspunkt für seine weiteren Besitzvermehrungen wurde.[18] Als er 1455/56 mit anderen Söldnerführern für König Ladislaus bis Wiener Neustadt vordrang, ließ Friedrich III. durch Söldner aus Ödenburg Baumgarten erobern. Am 3. Dezember 1456 wurde dieser jedoch an Ulrich von Grafenegg zurückgegeben.[19]

Trautmannsdorf

Um 1455 erhielt Ulrich von Grafenegg die Herrschaft Trautmannsdorf als Pfleg- oder Pfandschaft von Ladislaus Postumus.[20] Am 12. September 1459 erhielt er gegen die Rückgabe der Pflegschaften Güns und Rechnitz Trautmannsdorf von Friedrich III. als erbliches Lehen. Diese Herrschaft bildete in den nächsten Jahren das Zentrum seiner eigenen Herrschaft.[21]

Schloss Grafenegg

Literatur

  • Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher. Leben und Sterben im 15. Jahrhundert (= Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland 144). Eisenstadt, 2013, ISBN 978-3-85405-194-7, S. 128f.
  • Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493). Hof, Regierung, Politik (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 17). 3 Bände, 1997, vor allem Bd. 1, S. 269-272, siehe Register, Bd. 3, S. 1685
  • Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen sozialen Aufstiegs im Spätmittelalter am Beispiel Andreas Baumkirchers. Universität Wien, (ungedruckte) Diplomarbeit, 2000, S. 132-147

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 132
  2. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 129
  3. vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 132
  4. vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 132f.
  5. vgl. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 129
  6. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 128
  7. vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 132
  8. vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493), S. 270
  9. vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 133 und S. 134ff.
  10. vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 133. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493), S. 270 sieht ihn auf der Seite der Gegner des Kaisers und geht davon aus, dass er sich bereits 1451/1452 dem Grafen Ulrich II. vom Cilli angeschlossen hatte
  11. vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493), S. 270 und Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 135
  12. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493), S. 270f.
  13. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493), S. 271
  14. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493), S. 271
  15. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 129
  16. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493), S. 271f., dazu Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 129
  17. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493), S. 272
  18. vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 13
  19. vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 135
  20. vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 135
  21. vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 136


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