Reichensteiner Robotaufstand
Der Reichensteiner Robotaufstand war eine Auseinandersetzung zwischen den Bauern und dem Grundherrn der Burg Reichenstein aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Der Aufstand
Schauplatz der Geschehnisse war die heutige Burgruine Reichenstein in der gleichnamigen Ortschaft Reichenstein, die heute zur Gemeinde Tragwein im Bezirk Freistadt, gehört. Diese hatte 1567 der steirische Ritter Christoph Haym erworben, der die damals noch "mittelalterliche" Burg in den folgenden Jahre in ein prächtiges Renaissanceschloss umbauen ließ. Zur Finanzierung dieser Bauunternehmung erhöhte er als Grundherr die Abgaben und Robotleistungen seiner Untertanen, die ihm deshalb den Gehorsam aufkündigten und sich wegen dieser Angelegenheit an den Landeshauptmann im Herzogtum Österreich ob der Enns wandten, der seinen Sitz in Linz hatte. Von diesem wurden sie jedoch aufgefordert, ihrem Grundherrn den schuldigen Gehorsam entgegenzubringen.[1] Als Christoph Haym daraufhin weitere Abgaben und Robotleistungen forderte, schlossen sich seine Untertanen unter der Führung des Bauern Siegmund Gaisrucker zusammen und brandschatzten die beiden zur Burg gehörigen Meierhöfe.[2]. Am 6. Juni 1571 wurde Christoph Haym aus dem Hinterhalt erschossen und Siegmund Gaisrucker, der angeblich danach nicht mehr gesehen wurde, verdächtigt, die Tat begangen zu haben.[2]
Die in den Aufstand involvierten Personen
Über die in den Aufstand involvierten Personen, deren Namen überliefert sind, gibt es kaum gesicherte Fakten.
- Siegmund Gaisrucker
- Christoph Haym, der als "Bauernschinder" und Bauherr in die Geschichte eingegangen ist, stammte aus dem Herzogtum Steier(mark) und hatte auf zahlreichen Kriegsschauplätzen für den Kaiser gekämpft, ehe er die Herrschaft Reichenstein kaufte und umgestalten ließ.[1] Nach seiner Ermordung wurde Christoph Haym in einer Gruft in Wartberg ob der Aist beigesetzt. An ihn erinnert eine überlebensgroße Statue in der Burgkapelle.[2]
Sagen um Christoph Haym
- Um die Ermordung von Christoph Haym und seine Person bildeten sich mehrere Sagen, in denen die Geschehnisse abgemildert wurden. Aus dem Aufstand mit tödlichen Ausgang für den Grundherrn wurde dort eine Geschichte mit tragischen Verwicklungen, die letztlich den tödlichen Schuss auslösen. Als der Bauer Gaisrucker seinen Sohn vermisst, glaubt er aufgrund eines Missverständnisses, der Grundherr haben diesen als "Bauopfer" in den Grundstein seines Schlosses einmauern lassen, da die Grundsteinlegung gerade großartig gefeiert wird. Er tötet diesen aus Wut und Verzweiflung. In der Folge wird noch ein unschuldiger Reitknecht der Tat verdächtigt, ehe die Leiche des Kindes entdeckt wird und sich herausstellt, dass sein Tod ein Unfall war.[2]
- Eine nette Wandelsage, die historisch nicht belegt ist, lässt Christoph Haym, den Burgherren von Reichenstein, auf einem Kriegszug in osmanische Gefangenschaft geraten. Als seine Ehefrau davon erfährt, zieht sie als Sänger verkleidet an den Hof des Sultans, wo sie seine Freilassung bewirkt.[3]
Literatur
- Peter Pfarl - Toni Anzenberger: Mystisches Oberösterreich. Dämonisches - Dunkles - Denkwürdiges. Pichler Verlag, Wien / Graz / Klagenfurt, 2008, ISBN 978-3-7012-0037-5, S. 105-110