Albrecht VI. (Österreich)
Erzherzog Albrecht VI. von Österreich ("Albrecht der Freigebige" oder "Albrecht der Verschwender") (* 18. Dezember 1418, vermutlich in Wien; † 2. Dezember 1463, Wien)[1] regierte zeitweise die Vorderen Lande und das Herzogtum Österreich (ob der Enns und unter der Enns). Er gehörte zu den gefährlichsten Gegenspielern von Kaiser Friedrich III.
Herkunft und Familie
Albrecht VI. von Österreich war ein Enkel von Herzog Leopold III. von Österreich und entstammte somit dem Leopoldinischen Familienzweig der Herzöge von Österreich (Habsburger). Er war der zweite Sohn von [[w:Ernst der Eiserne|(Erz-)Herzog Ernst I. von Österreich ("Ernst dem Eisernen")[2]vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Albrecht VI. (Österreich). In: Historisches Lexikon Wien. Band 1, Kremayr & Scheriau, Wien 1992, ISBN 3-218-00543-4, S. 43–44.</ref> aus dessen zweite Ehe mit Cimburgis von Masowien. Er war der jüngere Bruder von Kaiser Friedrich III.
Durch die Ehen seiner Schwestern Margarete und Katharina, war er ein Schwager des Kurfürsten Friedrich II. von Sachsen ("Friedrich des Sanftmütigen") und des Markgrafen Karl I. von Baden.
Im Sommer 1452 heiratete er Gräfin Mechthild von der Pfalz, die ältere Schwester der pfälzischen Kurfürsten [w:Ludwig IV. (Pfalz)|[Ludwig]] und Friedrich I. ("Friedrich dem Siegreichen") und Witwe des Grafen Ludwig von Württemberg. Die Ehe blieb ohne Nachkommen.
Leben
Anfänge (1435/36-1444)
- Um 1440: Aktive Unterstützung der verwitweten Königin Elisabeth von Ungarn (Witwe von Albrechts gleichnamigen Cousin König Albrecht II.) im Kampf um die Nachfolge ihres postum geborenen Sohnes Ladislaus als ungarischer König[3]
- Um 1442: Verbündeter der Grafen Ulrich II. und Friedrich II. von w:Grafen von Cilli in ihrem Kampf mit Friedrich III. als Landesfürst von "Innerösterreich" (zwischen 1436 und 1443)[4]
Die vorländische Phase (1444-1457)
- Seit 1444: Beteiligung am Altem Zürichkrieg
- 1451/52: Teilnahme am Romzug von Friedrich III. zur Kaiserkrönung, wobei Albrecht VI. neben [w:[Pius II.|Enea Silvio de Piccolomini]] wesentlich für dessen Organisation zuständig war.[5]
- 1453-1462: Offizielle Führung des Titels Erzherzog von Österreich nach der Erhebung zu diesem durch Friedrich III. (Urkunde vom 6. Jänner 1453)[6]
- 1457: Gründung der Universität von Freiburg im Breisgau (Gründungsurkunden vom 21. September 1457)[7]).[8]
Die oberennsische und die Wiener Phase (1458-1463)
- 1458 / 1463: Auseinandersetzungen und Krieg mit Friedrich III. um die Herrschaft über das Herzogtum Österreich nach dem Tod von König Ladislaus Postumus († 23. November 1457).
- 1461: Erfolglose Belagerung der Stadt (5. August bis 6. September 1461) durch Albrecht VI.[2]
- 1462: Belagerung von Friedrich III. in der Wiener Hofburg durch die Wiener unter Bürgermeister Wolfgang Holzer (21. Oktober bis 4. Dezember 1462), die mit Albrecht verbündet sind bzw. von diesem unterstüzt werden.[2]
- April 1463: Aufstand(?) (9. April 1463) und Hinrichtung von Wolfgang Holzer und seinen Verbündeten (15. April 1463)[2]
- Dezember 1463: Besetzung von Albrecht VI. auf Initiative seiner jüngeren Schwester, der Markgräfin Katharina von Baden, am 6. Dezember 1463 in der Herzogsgruft im Wiener Stephansdom[9] Zu seinem Erben hatte Albrecht VI. 1461 seinen Cousin Herzog Siegmund von Österreich eingesetzt.[10]
Orte im heutigen Österreich mit Bezug zu Erzherzog Albrecht VI.
Burgenland
- Burg Forchtenstein: im Besitz der Burg bis zu ihrem Verkauf an Friedrich III. um 1451. Hier hatte sich Albrecht am 13. März 1442 offiziell während des Krieges zwischen Friedrich III. (als "innerösterreichischer" Landesfürst) mit den Grafen Ulrich II. und Friedrich II. von Cilli (zwischen 1436 und 1443) mit den Letzteren verbündet.[11]
Oberösterreich
Niederösterreich
Wien
- Wien 1: Stephansdom, Fürstengruft: Letzte Ruhestätte von Albrecht VI.[2]
- Wien 3: Gedenktafel, Weiskirchnerstraße, zur Erinnerung an den Wiener Bürgermeister Christian Prenner, der mit seinen Leuten während der Belagerung der Stadt Wien im Jahr 1461 am 12. August 1461 einen Angriff Albrechts an der Steinernen Brücke vor dem Stubentor abwehrte.
Erzherzog Albrecht VI. bei seinen Zeitgenossen
In den zeitgenössischen Quellen kommt Albrecht VI. relativ gut weg. In den „Denkwürdigkeiten“ der Helene Kottannerin z. B. erfährt Albrecht VI., der Elisabeth von Luxemburg im Kampf um die Nachfolge von Ladislaus Postumus unterstützt, eine sehr positive Darstellung.[12] Georg von Ehingen, der sich einige Jahre am Hof des Erzherzogs aufgehalten hat, berichtet in seinen "Reisen nach der Ritterschaft" von einer Beförderung, die er sich vom Herzog erbittet, und dabei lässt er diesen als recht humorvoll rüberkommen.[13] Wesentlich kritischer ist da der Bericht von Hanns Hierszmann, doch auch hier entsteht der Eindruck, dass Albrecht VI. bei seinen Gefolgsleuten nicht unbeliebt war.[14] In zeitgenössischen Berichten über den Romzug seines Bruders kommt Albrecht VI. ebenfalls relativ gut weg.
Literatur
- Konstantin Moritz A. Langmaier: Erzherzog Albrecht VI. von Österreich (1418–1463). Ein Fürst im Spannungsfeld von Dynastie, Regionen und Reich (=Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 38). Böhlau, Köln u.a. 2015, ISBN 978-3-412-50139-6 (Teilweise zugleich: München, Ludwig-Maximilians-Universität, Dissertation, 2013) (online).(Rezension) (Nach den beiden biographischen Skizzen von Wilhelm Baum, publiziert in der Zeitschrift "Der Sülchgau", die bisher erste wissenschaftliche Biographie zu Albrecht VI.)
Lexika und Nachschlagwerke
- Felix Czeike (Hrsg.): Albrecht VI. (Österreich). In: Historisches Lexikon Wien. Band 1, Kremayr & Scheriau, Wien 1992, ISBN 3-218-00543-4, S. 43–44. digital
- Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493). Hof, Regierung, Politik (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 17). 3 Bände, Böhlau, Köln 1997, ISBN 3-412-15595-0 (Zugleich: Gießen, Universität, Habilitations-Schrift, 1993). Bd. 1, S. 314 - 317
Literatur zu Teilaspekten
- Wilhelm Baum: Die Habsburger in den Vorlanden 1386 - 1486. Krise und Höhepunkt der habsburgischen Machtstellung in Schwaben am Ausgang des Mittelalters. Wien [u.a.]: Böhlau 1993. (ausführliche Beschreibung von Albrechts Politik in Vorderösterreich)
- Eva Bruckner: Formen der Herrschaftsrepräsentation und Selbstdarstellung habsburgischer Fürsten im Spätmittelalter. Phil. Dissertation (ungedruckt), Wien, 2009, S. 250–278 digital
- Beatrix Eichinger: Geschlechtstypisches Erleben im 15. Jahrhundert? Die autobiographischen Schriften einer Frau und zweier Männer im Vergleich. Die Denkwürdigkeiten der Helene Kottannerin (1439-1440). Des Andreas Lapitz Zug nach Rom 1451 und andere denkwürdige Geschichten. Hanns Hierszmanns, Thürhüthers Herzog Albrecht VI. von Österreich, Bericht über Krankheit und Tod seines Herrn, 1463. Phil. Diplomarbeit (ungedruckt), Wien, 1994 (eine wissenschaftliche Arbeit, die ausführlich auf die Darstellung von Erzherzog Albrecht in zwei Zeitgenossen
- Dieter Speck: Landesherrschaft und Universität - Zum Aufbau einer vorderösterreichischen Landesuniversität in Freiburg. In: Franz Quarthal und Gerhard Faix (Hrsg.): Die Habsburger im deutschen Südwesten. Neue Forschungen zur Geschichte Vorderösterreichs, Stuttgart: 2000, S. 217 - 271 (Aufsatz zur Gründung der Universität Freiburg, der sich vor allem mit der Rolle von Albrecht VI. befasst)
- Franz Theuer: Der Raub der Stephanskrone. Edition Roetzer, Eisenstadt, 1994, ISBN 3-85374-242-4 (mit einer Kurzbiographie, S. 532f)
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Albrecht VI. (Österreich). In: Historisches Lexikon Wien. Band 1, Kremayr & Scheriau, Wien 1992, ISBN 3-218-00543-4, S. 43.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Referenzfehler: Es ist ein ungültiger
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wurde kein Text angegeben. - ↑ vgl. Konstantin Moritz A. Langmaier: Erzherzog Albrecht VI., 2015, S. 43–49.
- ↑ vgl. Konstantin Moritz A. Langmaier: Erzherzog Albrecht VI., 2015, S. 34ff. und 68f., zur Vorgeschichte, S. 29f. und 31f.
- ↑ Achim Thomas Hack: Ein anonymer Romzugsbericht von 1452 (Ps-Enenkel) mit den zugehörigen Personenlisten (Teilnehmerlisten, Ritterschlagslisten, Römische Einzugsordnung). Stuttgart 2007, Vorwort und S. 64ff.
- ↑ vgl. Konstantin Moritz A. Langmaier: Erzherzog Albrecht VI., 2015, S. 339ff.
- ↑ vgl. Konstantin Moritz A. Langmaier: Erzherzog Albrecht VI., 2015, S. 430
- ↑ Konstantin Moritz A. Langmaier: Erzherzog Albrecht VI., 2015, S. 424ff.
- ↑ vgl. Konstantin Moritz A. Langmaier: Erzherzog Albrecht VI., 2015, S. 641
- ↑ Konstantin Moritz A. Langmaier: Erzherzog Albrecht VI. von Österreich (1418–1463). Ein Fürst im Spannungsfeld von Dynastie, Regionen und Reich. Köln u.a. 2015, S. 226f. Das Testament ist ediert in: Wilhelm Baum: Albrecht VI. Erzherzog von Österreich, Skizze einer Biographie, Teil 2. In: Der Sülchgau 32, 1987, S. 58ff.
- ↑ Konstantin Moritz A. Langmaier: Erzherzog Albrecht VI. von Österreich (1418–1463). Ein Fürst im Spannungsfeld von Dynastie, Regionen und Reich. Köln u.a. 2015, S. 34ff. und 68f., zur Vorgeschichte, S. 29f. und 31f.
- ↑ Karl Mollay (Hrsg.): Die Denkwürdigkeiten der Helene Kottannerin (1439–1440). Wien. 1971, S. 43f.
- ↑ vgl. G. Ehrmann (Hrsg.): Georg von Ehingen. Reisen nach der Ritterschaft, Göppingen. 1979
- ↑ vgl. Hanns Hierszmann’s Thürhüthers Herzog Albrecht’s VI. von Oesterreich, Bericht über Krankheit und Tod seines Herrn. In: Theodor Georg von Karajan (Hrsg.): Kleinere Quellen zur Geschichte Österreichs, Wien: 1859. S. 31-51
Anmerkungen
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Albrecht VI. (Österreich) behandelt. Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit). |