Paulinenhof

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Der Paulinenhof bezeichnet eine Liegenschaft in der Hinterbrühl. Heute ist den meisten nur die in den 1960er Jahren errichtete Wohnhausanlage mit diesem Namen bekannt. Diese stellt allerdings nur einen Teil des wesentlich größeren Areals dar, dessen wechselhafte Geschichte mit Ende des 18. Jahrhunderts beginnt.

Lage

Das Gebiet des ehemaligen Paulinenhofs erstreckt sich an der Gießhüblerstraße von den Hausnummern 21 bis 29.

Geschichte

Julius Bechade Freiherr von Rochepine

Die Gemeinde Hinterbrühl erwarb von Fürst Johann von Liechtenstein eine Konzession um eine Badeanstalt zu errichten, übertrug diese im Jahr 1879 an Baron Julius Bechade-Rochepine (1834-1893[1]). Der in Wien wohnende Reichsfreiherr, der in der Hinterbrühl bereits auch andere Liegenschaften besaß, errichtete einen Wirtschaftshof mit Meierei an der Stelle der heutigen Wohnhausanlage (Gießhüblerstraße 21), den er nach seiner Gattin Clara geborenen Friedländer Clarahof benannte. Neben dem Ausbau der Gießhüblerstraße errichtete er ein Freibad westlich der heutigen Badgasse.

Das Inselbad verpachtete er bereits ein Jahr später an Philipp Jiratschek, der das Bad 1882 auch kauft. Im Jahr 1886 erwarb er auch den Clarahof und baut daneben das Hotel Paulinenhof, benannt nach Jiratscheks Gattin. Das Hotel besaß 60 Zimmer und einen Festsaal. Der Komfort war allerdings noch bescheiden, da die Hinterbrühl weder über ein Wasserleitungsnetz (erst ab 1932) noch eine Stromversorgung (ab 1924) verfügte.

Die Errichtung fiel in eine Zeit, als der Fremdenverkehr aus der Großstadt Wien stetig stieg und die Lage Hinterbrühls sehr beliebt wurde. Auch der Bau der elektrischen Straßenbahn von Mödling in die Hinterbrühl begünstigte den Tourismus. Die Gemeinde unter dem Bürgermeister Franz Xaver von Grutsch förderte die Entwicklung mit einem Verchönerungsverein, Theatervorstellungen und Konzerten.

1886 erwarb der Arzt Dr. Isidor Samuely (1851-1924) den nördlichen Teil der Liegenschaft und baute dort eine Kaltwasser-Heilanstalt, später als Sanatorium Hinterbrühl bezeichnet, wo die Kurgäste unter anderem auch im Hotel Paulinenhof wohnten.[2]

Im Jahr 1904 übernahm der Schwiegersohn Jiratscheks Paul Ludwig die Leitung der Liegenschaften Paulinenhof samt dem Inselbad, das ausschließlich mit Quellwasser gespeist wurde und mit einem 33 Meter langen Sportbecken, Kabinen und Terrassen ausgestattet wurde.

Nach dem Ersten Weltkrieg wechselten zahlreiche Besitzer der einzelnen Teile des Areals. So wurde das Hotel 1918 von der Familie Ludwig an Max Tauber verkauft. Auch das Sanatorium, das im Mai 1919 nach stark Einschränkungen durch den Krieg, wiedereröffnet wurde[3], wechselte nach Samuely mehrmals den Besitzer.

Beim Hotel scheinen Nikolaus Malzer (von 1922) und Julius Kun (ab 1928) als Besitzer auf.

Das Hotel wurde 1934, obwohl die Hinterbrühl in diesem Jahr noch von über 5.000 Sommergästen besucht wurde, 1934 stillgelegt. Die Rezession sowie die Stilllegung der Straßenbahn senkten die Gästezahlen. Im Paulinenhof gab es 1934 ein Kinderferienheim der Israelitischen Kultusgemeinde und im Jahr 1937 wurde Militär samt Pferden und Fuhrwerken einquartiert.

Nach dem Anschluss im Jahr 1938 wurde die Liegenschaft arisiert und das Panzerregiment 3 der Wehrmacht einquartiert.

Das Bombardement am 24. Mai 1944 beschädigte Gebäude und das Bad stark.

In den Jahren 1945 bis 1950 werden die arisierten Grundstücke wieder rückerstattet.

Im Jahr 1956 erwirbt die Gemeinde das Areal, wo 1965/1966 die Wohnhausanlage erbaut wird, und 1966 das Inselbad-Areal mit einer Fläche von 22.000 Quadratmeter. Auf diesem wird 2001 der Kindergarten II errichtet und am Badgelände selbst 2008 ein Biotop mit Naturlehrpfad angelegt.

Die verbliebenen Teile des ehemaligen Paulinenhofes wurden von den privaten Eigentümern restauriert und generalsaniert.

Der Initiator der Institution Paulinenhof wurde Julius Bechade von Rochepine der erste Ehrenbürger der Gemeinde Hinterbrühl. Nach ihm wurde der Bechadeweg am oberen Ende der Badgasse benannt.

Literatur

  • Hans Kretz, Ferdinand Szuppin, Elfriede Huber (Hrsg.) Paulinenhof-Geschichte einer Hinterbrühler Institution, 2017

Einzelnachweise

  1. Wallfahrtskirche Maria Schnee Kaltenberg im Pfarrblatt Lichtenegg von November 2014 abgerufen am 25. April 2017
  2. Inserat: Hotel, Wasserheilanstalt Hinterbrühl-Paulinenhof. In: Neue Freie Presse, 1. Juni 1887, S. 12 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  3. Inserat: Anfang Mai Wiederöffnung.... In: Der Morgen. Wiener Montagblatt, 21. April 1919, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/dmo