Friedrich der Schöne
Herzog Friedrich I. von Österreich ("Friedrich der Schöne"), als Gegenkönig Friedrich (III.) (* 1289, vermutlich in Wien; † 13. Jänner 1330, auf Burg Gutenstein[1] aus dem Haus Habsburg herrschte zusammen mit seinem jüngeren Bruder Herzog Leopold I. von Österreich über die Herzogtümer Österreich[A 1] und Steiermark [A 2].
Herkunft und Familie
Herzog Friedrich I. von Österreich war der zweitälteste Sohn von Herzog Albrecht I. von Österreich (als römisch-deutscher König König Albrecht I.) aus dessen Ehe mit Gräfin Elisabeth von Görz und Tirol. Er heiratete am 11. Mai 1314 die Infantin Isabel (Isabella, Elisabeth) von Aragón) (* 1300 oder 1302; † 25. März 1330), eine Tochter von König Jayme II. von Aragón. Sie wurde 1315 in Basel zur römisch-deutschen Königin gekrönt. In Wien förderte sie den Ausbau des Minoritenklosters.[1]
Kinder aus dieser Ehe:
- Herzog Friedrich (II.) von Österreich (* um 1316; † um 1322);
- Herzogin Elisabeth von Österreich (* um 1317; † 1336);
- Herzogin Anna von Österreich (* um 1318; † 1343)
Herrschaften - Überblick
Friedrich herrschte über folgende Länder und Territorien:
- Seit 1306 bis zu seinem Tod über die Herzogtümer Österreich und Steiermark sowie die übrigen Herrschaften und Territorien, die damals im Besitz seiner Familie waren, gemeinsam mit seinem Bruder Leopold (bis zu dessen Sohn), an der auch seine anderen Brüder "de forma" beteiligt waren. (1306 offizielle Übertragung der Verwaltung der Herzogtümer Österreich und Steiermark an ihn und seine Brüder, 1309 Gesamtbelehnung (nach erhaltenen Urkunden) durch den römisch-deutschen König Heinrich VII. aus dem Haus Luxemburg.
- Seit 1314 nach einer umstrittenen Doppelwahl über das Heilige Römische Reich bzw. Teile von diesem als König beziehungsweise Gegenkönig (Krönung in Bonn durch Heinrich von Virneburg, den Erzbischof von Köln, am 25. |November 1314).
- Seine Bewerbung um die böhmische Krone nach dem Tod seines älteren Bruders Rudolf wurde nach der Ermordung seines Vaters nicht weiterverfolgt.
Leben - kurzer Überblick
Friedrich war nach dem Tod von König Heinrich VII. im Oktober 1314 wie auch sein Cousin, der spätere Kaiser Ludwig (IV.) ("Ludwig der Baier") nach einer umstrittenen Königswahl zum römisch-deutschen König gewählt worden, weswegen es zu einem mehrjährigen Krieg im Reich kam, der mit seiner Niederlage und Gefangennahme in der Schlacht bei Mühldorf seinen Wendepunkt nahm. Erst 1325 kam er wieder mit dem Vertrag von Trausnitz (13. März 1325), in dem er Ludwig als rechtmäßiges Reichsoberhaupt anerkannte, vorübergehend frei. Nachdem sich eine Anerkennung dieses Vertrages von Seiten seiner Verbündeten, vor allem seiner Verwandten nicht durchsetzen ließ, kehrte er letztlich wieder in die Gefangenschaft zurück, wie er mit Ludwig vereinbart hatte. Die endgültige Beilegung der Auseinandersetzung, die in der Sekundärliteratur sehr unterschiedlich gedeutet wird, verzögerte sich mehrere Jahre.
Wichtigste Daten (Schwerpunkt: Geschichte der späteren Republik Österreich)
- 1308 brach, wahrscheinlich eine Folge der Ermordung von Albrecht I., ein Aufstand in der Stadt Wien aus. Er wurde von Konrad Haarmarkter, dem Hubmeister des Herzogtums Österreich, im Namen Friedrichs zunächst niedergeschlagen, dessen Strafgericht besonders die Familie der Haimonen traf. Die Aufrührer und ihre Unterstützer wurden aus der Stadt vertrieben, nur durch das Eingreifen von Geistlichen konnte weitere Gewalt verhindert werden. In der Folge weitete sich der Aufstand auch auf die Umgebung von Wien aus, ehe ihn der Landeshauptmann des Herzogtums Steiermark 1310 endgültig niederwerfen konnte. Im Gegensatz zum Aufstand der Wiener Patrizier aus dem Jahr 1288 hatten die Gegner der Habsburger dieses Mal keine breite Basis durch die Masse.Friedrich ist in diesem Jahr in Wien nachgewiesen, wo er am 1. Februar Gericht über die Aufständischen hielt und mit großer Strenge gegen diese vorging. Verhängt wurden Todes- und Körperstrafen (Blendung, Herausreißen der Zunge).[1]
- Als ihm 1319 der Durchzug seiner Truppen durch Regensburg verwehrt wurde, übte er Rache an in Wien ansässigen Regensburgern, in dem er ihre Gewandläden ausrauben beziehungsweise die Ware beschlagnahmen ließ.[1]
Orte mit Bezug zu Friedrich dem Schönen im heutigen Österreich
Niederösterreich
- Gutenstein: Hier verbrachte Friedrich seine letzten Lebensjahre.[1]
- Mauerbach: Die Kartause in Mauerbacch wurde von Friedrich 1313 gestiftet. Nach seinem Tod war er hier zunächst beigesetzt, ehe er nach der Aufhebung 1789 unter Kaiser Joseph II. in die Herzogsgruft im [[Stephansdom (Wien)|Stephansdom] überführt wurde.[1]
Wien
- 1316 überließ Friedrich Wiener Bürgern ein Haus mit Kapelle aus dem nach dem Aufstand von 1309 konfiszierten Besitz der Haimonen. Im Haus wurde nach 1333 das neue Rathaus untergebracht.[1]
- 1327 stiftete Friedrich das Stadtkloster der Augustiner, das sich zu einer besonderen Stätte der Wissenspflege entwickelte.[1]
- Zwischen 1327 und 1330 stiftete Friedrich ein Spital vor dem Werdertor, das nicht weitergeführt wurde. Auf dem für das Spital bestimmten Areal siedelten sich um 1360 Karmeliter an, das für diese Stiftung bestimmte Vermögen kam nach 1330 an das Martinsspital.[1]
Friedrich der Schöne - Versuch einer Beurteilung
Für das 18. und 19. Jahrhundert dürfte Friedrich vor allem als der Mann in Erinnerung geblieben sein, der ein gegebenes Wort hält, dies sogar unter Bedingungen, die einen Bruch entschuldigt hätten, was vor allem in der Literatur (Friedrich von Schiller, Ludwig Uhland) Auswirkungen zeigte. Davon abgesehen aber, gehört Friedrich der Schöne zu den ambivalenten Figuren der Geschichte und in der österreichischen Geschichte hat er eher das, was als schlechte Presse bezeichnet wird. Die Aufstände zu Beginn seiner Herrschaft im Herzogtum Österreich, besonders aber in Wien, und sein hartes Durchgreifen dürften der Hauptgrund für seine dort ziemlich negative Beurteilung sein. Hinzu kommt noch, dass er im Schatten seines jüngeren Bruders Albrecht steht, ein Schicksal, das er allerdings mit seinen anderen Brüdern teilt. In Bezug auf das deutsche Reich steht er zudem im Schatten seines Bruders Leopold, der aufgrund seines Wirkens in den "Vorderen Landen" präsenter war, und noch mehr im Schatten seines politisch erfolgreichen Gegenspielers Ludwig, der ihn zudem um viele Jahre überlebte.[2] Für eine eher negative Beurteilung war wohl letztlich entscheidend, dass Friedrich im Kampf um die römisch-deutsche Krone de facto Verlierer war, wobei die tatsächliche Bewertung des Ausgangs in der Sekundärliteratur bis heute sehr unterschiedlich gedeutet wird. Negativ dürfte sich jedenfalls ausgewirkt haben, dass erst über 100 Jahre später ein Habsburger wieder Herrscher des römisch-deutschen Reiches wurde und die Dynastie bis dahin noch einige schwere Krisen um ihre Stellung als Reichsfürsten bewältigen musste.
Friedrich der Schöne in Legende und Sage
Friedrich der Schöne gehört zu jenen geschichtlichen Persönlichkeiten des Spätmittelalters, die in die Legende und Sage eingegangen sind. Während er im Zusammenhang mit seiner Niederlage im Kampf um die Herrschaft über das Heilige Römische Reich einerseits als stolz und hochmütig dargestellt ist, andererseits aber durch seine Tapferkeit und redliches Verhalten in Bezug auf gegebene Zusagen Sympathien gewinnt, kommt er österreichischen Sagen, die sich meistens auf die Stadt Wien beziehen, negativ weg, was auf den Aufstand nach dem Tod seines Vaters und die harte Bestrafung der Aufständischen zurückzuführen sein dürfte.
Die Gefangenschaft
Eine Reihe von Sagen beschäftigen sich mit der Gefangenschaft Friedrichs auf der Burg Trausnitz, deren Name für Wortspiele genützt wird. Dort wurde er angeblich von einem bösen Geist (in einigen Version vom Teufel) heimgesucht, der ihn mit dem Versprechen einer Wegbringung von dort zu ködern versuchte. Nach der Sage musste er für seine Freilassung Ludwig angeblich hoch und teuer für sich und das Haus Österreich versichern: wenn immer ein Herzog von Bayern und einer von Österreich bei der Wahl eines römischen Königs einander gegenüberständen, hätte der Österreicher dem Bayern zu weichen. Diese Verschreibung hatte viele Jahre Gültigkeit, erst Kaiser Maximilian konnte den Landshuter Erbfolgekrieg ausnützen und zwang Herzog Albrecht von Bayern-München zur Herausgabe der Verschreibung, indem er seinen kaiserlichen Schutz und Schirm wider die Pfalz davon abhängig machte.[3][4]
Friedrichs des Schönen Ende
Bei dieser sehr kurzen Sage dürfte es sich um eine Kompilation von verschiedensten Sagenmotiven handeln: Nachdem ein Ritter Friedrich den Schönen etwas zu essen gegeben, wird dieser von Läusen befallen, von denen er sich nicht mehr reinigen kann und geht daran zugrunde.[5]
Literatur
- Günther Hödl: Habsburg und Österreich 1273-1493. Gestalten und Gestalt des österreichischen Spätmittelalters. Verlag Böhlau, Wien / Köln / Graz, 1988, ISBN 3-205-05056-8
- Karl-Friedrich Krieger: Die Habsburger im Mittelalter. Von Rudolf I. bis Friedrich III. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart, 2., aktualisierte Auflage 1994, ISBN3-17-018228-5
- Alois Niederstätter: Österreichische Geschichte 1278–1411. Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 2001, S. 113-132
Lexika-Artikel
- Felix Czeike (Hrsg.): Historisches Lexikon Wien. Band 2, Kremayr & Scheriau, Wien 1993, ISBN 3-218-00544-2, S. 414–Friedrich I. der Schöne. digital
Weblinks
- Friedrich der Schöne, WienWiki.AT
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 vgl. {{Felix Czeike (Hrsg.): Historisches Lexikon Wien. Band 2, Kremayr & Scheriau, Wien 1993, ISBN 3-218-00544-2, S. 414–Friedrich I. der Schöne.)}}
- ↑ vgl. Michael Menzel: Ludwig der Bayer (1314–1347) und Friedrich der Schöne (1314–1330). In: Bernd Schneidmüller - Stefan Weinfurter (Hrsg.): Die deutschen Herrscher des Mittelalters. Historische Porträts von Heinrich I. bis Maximilian I. Verlag C.H. Beck, München, 2003, ISBN 3-406-50958-4, S. 393–407. Hier handelt es sich um einen guten Übersichtartikel zu Kaiser Ludwig IV., der aber, obwohl Friedrich ausdrücklich im Titel erwähnt wird, keine wirklich relevanten Informationen zu diesem enthält.
- ↑ vgl. Friedrich der Schöne, Sagen.AT, eingesehen am 31. Dezember 2017
- ↑ vgl. dazu Johann Szegö: In Bayrischer Gefangenschaft. Der Teufel engagiert sich für einen österreichischen Herrscher. In: ders.: In Wien ist der Teufel los. Die Wahrheit über Wiens sagenhafte Orte. Metroverlag, Wien, 2015, ISBN 978-3993002367, S. 65-68
- ↑ vgl. Friedrichs Ende, Sagen.AT, eingesehen am 31. Dezember 2017
Anmerkungen
- ↑ Das Herzogtum umfasste damals nur Teile der heutigen Bundesländer Niederösterreiterreich und Wien.
- ↑ Das Herzogtum Steier(mark) umfasste damals nur Teile der heutigen Bundesländer Steiermark und Oberösterreich.
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Friedrich der Schöne behandelt. Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit). |