Albrechtsaltar
Der Albrechtsaltar war ein gotischer Flügelaltar aus dem Mittelalter, von dem nur die meisten seiner Bilder erhalten geblieben sind. Auf einem findet sich die älteste Stadtansicht von Wien.
Beschreibung
Der Albrechtsaltar wurde um 1437/1440 geschaffen. Ursprünglich bestand er aus einem Mittelschrein mit Skulpturen, der heute verschollen ist, und aus den beweglichen Seitenflügeln, die mit Gemälden geschmückt waren. Acht von diesen Gemälden bildeten die Werktag-Seite, sie zeigten ursprünglich Szenen aus der Geschichte des Karmelitenordens und wurden später mit Passionsszenen übermalt. Sechszehn weitere Gemälde bilden die Sonntag-Seite, sie zeigen die Verherrlichung der Muttergottes durch die Engelschöre. Acht weitere Gemälde bilden die Festtag-Seite, sie zeigen Szenen aus dem Marienleben.
Der Altar verdankt seinen Namen Herzog Albrecht V. von Österreich (als römisch-deutscher König Albrecht II.), der lange Zeit irrtümlich für den Stifter des Altars gehalten wurde. Eines der Bilder der Sonntag-Seite, das als porträtgetreue Abbildung von ihm gilt, zeigt den Herrscher zeigt ihn zu Füßen der Muttergottes. Er ist an der Spitze der weltlichen Christenheit dargestellt, ihm gegenüber findet sich der Papst als Oberhaupt der Geistlichkeit.
Ein Gemälde der Festtag-Seite zeigt die Begegnung der Heiligen Joachim und Anna, der Eltern Mariens. Im Hintergrund findet sich eine naturgetreue Abbildung der Türme der Kirchen St. Stephan und Maria am Gestade sowie die Burg auf dem Leopoldsberg, die als die älteste Darstellung der Stadt Wien gilt.
Geschichte
Bei dem Albrechtsaltar handelt es sich um den früheren Hochaltar des Karmelitenklosters Am Hof. Als Stifter (oder Mitstifter) des Altars gilt heute der Wiener Bürger Oswald Oberndorffer, der 1411-1436 als landesfürstlicher Hubschreiber und 1436/1437 als Hubmeister des Herzogtums Österreich belegt ist.
Nach der Übernahme dieses Klosters durch die Jesuiten (1554 beziehungsweise 1568) wurde der Altar umgestaltet und die Bilder der Werktag-Seite übermalt. Der Altar dürfte spätestens 1709 verschwunden oder zerstört worden sein, als in der Kirche ein neuer barocker Hochaltar aufgestellt wurde. Lediglich die bemalten Flügel sind erhalten geblieben.
Nach der Aufhebung des Jesuitenordens im Jahr 1773 wurden die Bilder 1774 dem Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg überlassen. Durch die Trennung der Vorder- und Hinterseiten gingen vier Gemälde der Werktag-Seite verloren. Unter Propst Floridus Leeb (1782-1799) kamen die übrigen Bilder in die Gemäldegalerie des Stifts.
1962-1980 wurden die früheren Altarbilder im Auftrag des Bundesdenkmalamtes restauriert, wobei die Übermalung bei den vier noch erhaltenen Bilder der Werktag-Seite wieder entfernt wurde. Dabei wurde auch das Wappen von Oswald Oberndorffer entdeckt.
Die früheren Altarflügel wurden nach Abschluss der Restaurierung in ihrer ursprünglichen Anordnung auf ein Gestell, das einem Flügelaltar nachempfunden ist, montiert. Seit 1981 können sie in einem auf den Grundmauern der einstigen Sebastianskapelle eigens errichtetem Gebäude am Klosterneuburger Stiftsplatz besichtigt werden. Der Meister der Gemälde ist unbekannt, vermutet wird Jakob Kaschauer (nachweisbar 1429-1463), der als Schöpfer des früheren Hochaltars der Michaelerkirche und des früheren Hochaltars des Doms von Freising belegt ist.
Literatur
- Felix Czeike (Hrsg.): Albrechtsaltar. In: Historisches Lexikon Wien. Band 1, Kremayr & Scheriau, Wien 1992, ISBN 3-218-00543-4, S. 46. digital
Weblinks
- Albrechtsaltar, WienWiki.AT
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Albrechtsaltar. In: Historisches Lexikon Wien. Band 1, Kremayr & Scheriau, Wien 1992, ISBN 3-218-00543-4, S. 46.