Jakob von Überrhein

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Jakob von Überrhein (der Jüngere), auch Jäkli oder Jaeklein über Rain (* 14. Jahrhundert; † um 1406, in Pettneu am Arlberg) war ein in der Grafschaft Tirol ansässiger Adeliger, der während der Appenzellerkriege ermordet wurde. Entweder er oder ein gleichnamiger Verwandter war Arbeitgeber war der Arbeitgeber und Förderer von Heinrich von Kempten, dem Gründers des Hospizes zu St. Christoph am Arlberg.

Herkunft und Familie

Die Herren von Überrhein sind zwischen 1307 und 1313 als Bürger der Stadt Feldkirch bezeugt.[1] Angeblich stammten sie aus jenem Teil des "Rheinlandes", der sich in der heutigen Schweiz befindet. Als Besitzer der dort befindlichen Burg Gams nannten sie sich ursprünglich "Gamser" oder "Gamsberger", nach der Zerstörung dieser Burg (vor 1300) sollen sie über den Rhein in das spätere Bundesland Vorarlberg gezogen sein, weswegen sie nun die "Überrheiner" genannt wurden.[1]Während der Auseinandersetzungen der Stadt Feldkirch mit dem Grafen Rudolf von Montfort-Feldkirch und dessen Söhnen Berthold und Hugo im März 1355 konnten die Brüder Jakob und Ulrich von Überrhein aus Feldkirch flüchten oder wurden von dort vertrieben, worauf sie in Tiroler Dienste traten. In der Folge ließen sie sich im [[w:Stanzertal|Stanzertal und im Inntal nieder.[2]

Ein Jakob von Überrhein und seine Familie erwarben[A 1] um 1370 die Burg Arl(en)[A 2] bei Nasserein (heute ein Teil von St. Anton am Arlberg), den Turm zu Pettneu und weitere Häuser, Güter und Zehnte im Stanzertal und im Inntal.[3]

Leben

Als ein Heer des "Bundes ob dem See" während der "Appenzeller Kriege" im Jahr 1406 einen Kriegszug in die Grafschaft Tirol unternahm und dabei über den Arlberg bis nach Zams und Imst vordrang, ehe es sich über den Fernpass zurückzog, gehörte Jakob von Überrhein der Jüngere zu den wenigen, die im Stanzertal Widerstand leisteten, wobei er den Tod fand. Der Legende nach sollen ihn die Appenzeller am Turm zu Pettneu aufgehängt haben.[4] Die von ihm verteidigte Burg Arlen wurde dabei eingenommen und zerstört.[5]

Jakob von Überrhein und Heinrich von Kempten

Nicht eindeutig klar ist, ob Jakob von Überrhein (der Jüngere) mit jenem Jakob von Überrhein ident ist, bei dem Herzog Leopold III. von Österreich, der damals über die Grafschaft Tirol herrschte[A 3], auf seinem Ritt nach Feldkirch im April 1385 im Turm von Pettneu "eingekehrt" ist.[6] Im Dienst dieses Jakob von Überrhein war Heinrich von Kempten, dem er die Unterstützung von Herzog Leopold III. für die Gründung des Hospiz zu St. Christoph am Arlberg vermittelt haben soll.[7]

Literatur

  • Robert Büchner: St. Christoph am Arlberg. Die Geschichte von Hospiz und Taverne, Kapelle und Bruderschaft, von Brücken, Wegen und Straßen, Säumern, Wirten und anderen Menschen an einem Alpenpass (Ende des 14. bis Mitte des 17. Jahrhunderts). Boehlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2005. ISBN 978-3205772828

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Robert Büchner: St. Christoph am Arlberg, S. 28
  2. vgl. Robert Büchner: St. Christoph am Arlberg, S. 28f.
  3. vgl. Robert Büchner: St. Christoph am Arlberg, S. 29
  4. vgl. Robert Büchner: St. Christoph am Arlberg, S. 77
  5. vgl. Beatrix Pinzer – Egon Pinzer : Burgen, Schlösser und Ruinen in Nordtirol und Osttirol. Edition Löwenzahn, Innsbruck, 2004, 1996, ISBN 3-7006-2122-3, S. 43
  6. vgl. Robert Büchner: St. Christoph am Arlberg, S. 30
  7. vgl. Eva Bruckner: Formen der Herrschaftsrepräsentation und Selbstdarstellung habsburgischer Fürsten im Spätmittelalter, phil. Dissertation (ungedruckt), Wien, 2009, digital, S. 134f.

Anmerkungen

  1. In der Sekundärliteratur wird nicht angeführt, ob es sich bei den Besitzungen um Pflegschaften, Käufe oder Pfandschaften handelt.
  2. Die Burg Arl (oder Arlen) wird erstmals 1279 urkundlich erwähnt. Sie befand sich auf dem "Schloßkopf" und war zunächst Besitz der Herren von Arlen, einer Nebenlinie der Herren von Schrofenstein, vgl. Beatrix Pinzer – Egon Pinzer : Burgen, Schlösser und Ruinen in Nordtirol und Osttirol. Edition Löwenzahn, Innsbruck, 2004, 1996, ISBN 3-7006-2122-3, S. 43
  3. Das Gebiet der Grafschaft Tirol umfasste neben dem heutigen Bundesland Tirol (ausgenommen den Städten Rattenberg, Kitzbühel und Kufstein sowie Osttirol) auch Südtirol