Schloss Sierndorf
Das Schloss Sierdorf wurde auf einer im Mittelalter erbauten Wehranlage errichtet. Es befindet sich im gleichnamigen Sierndorf, heute eine Kastralgemeinde von Korneuburg, nördlich von Stockerau.
Das Schloss heute
Heute ist das dreigeschossige Schloss um einen rechteckigen Hof angelegt. Eckrisalite setzen markante Akzente. Das Schloss hat vier Flügel, im Ostflügel befindet sich die Schlosskapelle. Umgeben ist das Schloss von einem Park.[1]
Von der einstigen Wehranlage, die um 1840 abgetragen wurde, sind noch einige Reste der Erdbastionen und der Burggraben an der Südwestecke erhalten. Das Schloss Sierndorf ist seit ca. 250 Jahren im Privatbesitz der Familie Colloredo-Mannsfeld[2]. Frei zugänglich ist nur der Schlosspark, eine Schlossbesichtigung nur von außen möglich. Die frühere Schlosskapelle und jetzige Kirche ist während der Gottesdienste geöffnet.[3]
Die Burg Siernsdorf im Mittelalter
Als Erbauer einer mittelalterlichen Wehranlage gelten die Herren von Sierndorf, die ursprünglich zu den Gefolgsleuten des des Kadolt von Wehing gehörten. In den 60er-Jahren des 13. Jahrhunderts wird ein Albero von Sierndorf urkundlich erwähnt, dem 1272 ein Swikerus de Syrendorf folgte. Bekannteste Mitglied der Herren von Sierndorf, die um 1378 ausstarben, ist der Propst Stephan von Klosterneuburg, der beim großen Stiftsbrand im Jahr 1330 die 1198 von Meister Nikolaus von Verdun geschaffenen Tafeln des Verduner Altars rettete. Der Legende nach soll er sie während des Brandes ständig mit Wein übergossen haben, um sie so vor dem Schmelzen zu bewahren.[3]
Die Burg Sierndorf gelangte mit der Herrschaft als Erbe der Sierndorfer in den Besitz der Herren von Sunnberg, die diese an die Ritterfamilie von Tierna (Tirna) verkaufte, die im 13. Jahrhundert mit Friedrich von Tierna und Hans von Tierna zweimal das Amt des Wiener Bürgermeisters innehatte[1]. An die Herren von Tierna erinnert noch ein kleiner Grabstein in der heutigen Schlosskirche. Nach ihrem Aussterben gehörten Burg und Herrschaft Sierndorf zunächst Christoph von Malzkasten und dann seit 1493 den Brüdern Ludwig und Hans Thürnbacher.<ref name ="Burgen">
Die Burg Sierndorf unter den Herren von Zelking
1496 erwarb Hans von Zelking Burg und Herrschaft Sierndorf als landesfürstliches Lehen. Im Zuge einer Vermögensteilung kam die Burg 1505 an seinen Bruder Wilhelm von Zelking († 1541), der 1510 die Umwandlung des bisherigen Lehens in freies Eigen erreichte, und um 1516 die Burganlage zu einem Renaissance-Wasserschloss um- und ausbauen ließ. Unter einen Nachkommen erlebte Sierndorf als Mittelpunkt und Verwaltungszentrum einer großen Herrschaft eine Blütezeit. Um 1550 gehört zu den Wirtschaftsbauten auf dem Schlossareal ein Brauhaus, das 1778 privatisiert wurde.<ref name ="Burgen">
Schloss Sierndorf seit der Barockzeit
1604 mussten die Herren von Zelking aus finanziellen Gründen Schloss und Herrschaft Sierndorf an die Familie Herberstein verkaufen. An diese erinnert in der Schlosskirche ein Totenschild, ein Medaillon und ein eingemauerter Gruftdeckel. Durch die Heirat von Maria Susanna von Herberstein mit dem Grafen Albert Ernst Gurland gelangte Sierndorf 1696 an dessen Familie. Aufgrund der Quellenlage ist zurzeit nicht geklärt, ob bereits unter den Grafen von Gurland oder erst unter den Grafen von Colloredo mit der Barockisierung des Schlosses begonnen wurde.<ref name ="Burgen">
Nach dem Tod ihrer fünf Kinder (1736) vererbte die kurz zuvor zur Witwe gewordenen Gräfin Dorothea Josefa Gurland († 1749) das Schloss ihrem Neffen, dem Grafen Leopold Schallenberg. Bereits 1756 erwarb es von diesem der Reichsvizekanzler Graf Rudolph von Colloredo (1706-1788), Vater des Salzburger Fürsterzbischofs Hieronymus. Unter ihm und seinen Nachfolgern erfolgten barocke Umbauten, die besonders die Innengestaltung betrafen, die bis heute weitgehend erhalten ist.<ref name ="Burgen">
Die der Gottesmutter geweihte Schlosskapelle wurde 1282 erstmals genannt, aber zwischen Sie dient seit der Sperre und deseit 1784 als Pfarrkirche von Sierndorf. Daher musste ein vom Park zugängliches Portal geschaffen werden. Da sie zuvor als Privatkapelle diente, war sie nur vom Hof aus zugänglich. Der innen dreiseitige Chorabschluss ist außen nur durch das große Fenster als solcher erkennbar. Das feine Netzrippengewölbe wurde im Zuge einer umfassenden Restaurierung, bei der das Gewölbe erhöht wurde, 1896 erneuert. Das bedeutendste Kunstwerk der Kapelle ist ein Renaissance-Steinaltar aus dem Jahr 1518. Er galt lange Zeit als verschwunden, doch wurde er 1881 durch den Freiherrn Eduard von Sacken hinter einem barocken Altarverbau wiederentdeckt, mit dem er 1690 umgeben wurde. Die qualitätvollen Reliefs des Mittelteiles stellen die Verkündigung, die Himmelfahrt Mariens sowie das Schweißtuch der Veronika dar. In der Predella erkennt man die Anbetung der Hl. Drei Könige sowie die Stifter Wilhelm von Zelking und Margarete von Sandizell sowie die ersten fünf ihrer 16 Kinder. Die steinfärbig gestrichenen Lindenholzflügel zeigen Szenen aus dem Marienleben. Die vier Seitenaltäre aus der Zeit um 1520 wurden um 1700 durch Barockaltäre ersetzt. Bemerkenswert ist auch ein Taufstein in Astwerkgotik aus dem Jahr 1518. Hier wurden die Kinder Wilhelms von Zelking getauft. Zwei offene Emporen ragen in den Chorraum hinein. Ihre Fronten sind reich mit Maßwerk geschmückt. Sie ruhen auf schön gegliederten Kragsteinen. Ihre Gitteraufsätze stammen aus der Zeit um 1720/30. In fensterähnlichen Nischen des linken Oratoriums stehen zwei aus Kalksandstein gearbeitete und bemalte, lebensgroße Halbfiguren. Sie stellen den Stifter der Kapelle, Wilhelm von Zelking und seine Frau Margarete von Sandizell, dar. Es scheint, dass sie von diesem Scheinoratorium aus ewig das Geschehen am Hochaltar verfolgen. Beide Figuren sind mit 1516 datiert. Wie auch das Maßwerk, das die Emporen schmückt, stammen sie möglicherweise aus der Werkstätte Anton Pilgrams in Wien. Die beiden an den Wänden montierten Totenschilde gehörten Karl Ludwig von Zelking (gest. 1577) und Gotthard von Herberstein (gest. 1625).<ref name ="Burgen"> Lage: Niederösterreich - ca. 7 km
Die Schlosskapelle
Die Sierndorfer Schlosskapelle, deren Ausstattung durch Elemente aus der Spätgotik und der Renaissance besticht, ist der Muttergottes geweiht. Erstmals 1282 genannt, wurde sie um 1518 von Wilhelm von Zelking neu gestiftet, der zwischen 1511 und 1516 den vierjochigen Saalbau errichten ließ. Nach dem Abriss der alten Ortskirche beim Friedhof wurde sie, zuvor eine private Kapelle, um 1783 zur Pfarrkirche erhoben.<ref name ="Burgen">
Wilhelm von Zelking stiftete den bemerkenswerten Hochaltar und vier Seitenaltäre.<ref name ="Burgen"> Der Hochaltar aus dem Jahr 1518 ist ein Steinaltar, den qualitätvolle Reliefs mit Szenen aus dem Marienleben schmücken. Auf seinen Seitenflügeln sind Szenen aus dem Leben Jesu dargestellt. Die Predella zeigt die Anbetungsszene mit den Stifterfiguren.[1] Erhalten ist außerdem eine spätgotische Christusfigur mit beweglichen Armen.[1] In einer Nischenkonsole der Chorwand finden sich zwei farbig gefasste Halbfiguren des Kirchenstifters Wilhelm von Zelking und seiner Ehefrau Margareta von Sandizell. Sie gelten als die ersten Frührenaissance-Plastiken nördlich der Alpen und werden dem selben Meister zugeschrieben, der auch als der Schöpfer des Badener Töpferaltars gilt.[1] Über einer Empore der Schlosskirche befindet sich der Totenschild von Karl von Zelking († 1577), einem Sohn von Wilhelm.<ref name ="Burgen">
Weblinks
- Sierndorf, Burgen-Austria.COM
- Sierndorf, Wehrbauten.AT
- Geschichte von Sierndorf, Sierndorf.AT
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 vgl. Therese Backhausen: Zu Gast im Schloss Sierndorf, auf der Burg Rastenberg und im Renaissancehaus Stein, Burgenverein.AT, Burgentage, eingesehen am 7. August 2018
- ↑ vgl. Kastralgemeinde Sierndorf, Website der Kastralgemeinde Sierndorf, eingesehen am 7. August 2018
- ↑ 3,0 3,1 vgl. Sierndorf, Burgen-Austria.COM, eingesehen am 7. August 2018