Burg Greifenstein (Niederösterreich)

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die Burg Greifenstein - heute

Bei der Burg Greifenstein handelt es sich um eine im 10. Jahrhundert erbaute Höhenburg, die recht gut erhalten ist. Sie zählt zu jenen Burgen im heutigen Niederösterreich, um die sich viele Sagen gebildet haben.

Lage

Die Burg Greifenstein liegt sich auf einer Anhöhe über der Siedlung Greifenstein (Teil der Gemeinde St. Andrä-Wördern). Am gegenüberliegenden Donauufer befindet sich die Burg Kreuzenstein. Seit 2009 ist sie im Privatbesitz und nicht mehr öffentlich zugänglich.[1]

Geschichte

Die Burg befindet sich im Grenzbereich zwischen den römischen Provinzen Ober-Pannonien und Ufer-Noricum, weshalb vermutet wird, dass sich hier bereits in der Römerzeit eine Festung oder ein Wachturm befunden haben dürfe. Um 955 kam das Gebiet, in dem die Burg liegt, unter die Herrschaft des Bistums Passau.[1] Im Vertrag von Greifenstein, der 1135 zwischen dem Markgrafen von Österreich und dem Bischof von Passaugeschlossen wurde, ist die Burg Greifenstein erstmals urkundlich belegt.[2] Die Herren von Greifenstein, die sich nach dieser Burg benannten, dürften sie als Lehen des Hochstifts Passau besessen haben. Auch nach dem die Herren von Greifenstein 1358 in "männlicher Linie" ausgestorben waren, blieb die Burg weiterhin ein Lehen des Hochstiftes Passau, dass diese nun durch "Burgpfleger" verwalten ließen. Erst 1803 wurde sie von den Habsburger erworben, welche die Burg nur wenig später an den Fürsten Johann (I.) Josef von Liechtenstein (* 1760, in Wien; † 1836, in Wien) verkauften.[1]

1461 wurde die Burg von Söldnern im Dienst von Gamaret Fronauer, einem Adeligen des Herzogtums Österreich[A 1], verwüstet und 1477 vom Ungarnkönig Matthias Corvinus erobert und niedergebrannt. Auch während der "Ersten Wiener Türkenbelagerung" wurde die Burg eingenommen und ihr Archiv zerstört. Im 16. Jahrhundert diente sie als Gefängnis.[1]

Burg Greifenstein in Sage und Legende

Bild der Burg Greifenstein, Bildquelle: Moriz Bermann: Alt- und Neu-Wien. Geschichte der Kaiserstadt und ihrer Umgebungen, 1880, S. 103

"So wahr ich greife an den Stein"

Mehrere Sagen erzählen von einem Schwurstein, der sich noch heute im Innenhof der Burg Greifenstein befind soll. Jeder Gast musste ihn beim Betreten der Burg anfassen, weshalb die Burg den Namen Greifenstein erhalten haben soll. Dazu hatte der Gast die Worte zu sprechen: "So wahr ich greife an den Stein, halte ich die Gastfreundschaft dieses Hauses in Ehren." Es handelte sich also um eine Geste, mit der sich die Besucherinnen und Besucher verpflichteten, als Gäste jegliche feindliche Handlung gegen die Burg und ihre Bewohnerschaft zu unterlassen. In einer Version dieser Sage, die im 15. Jahrhundert spielt, wird dieser Brauch mit der damaligen politischen Lage im Herzogtum Österreich (unter der Enns) begründete, die durch eine besondere Instabilität und unsichere Verhältnisse gekennzeichnet war. Nach dieser Sagenversion musste jeder, der in die Burg eintrat, seine Hand in die Höhlung des Steines legen und die Worte sprechen. Tat er es nicht, wurde er sofort ins Verlies geworfen.[1]

Burg Greifenstein

In dieser Sage verliebt sich die Tochter des Ritters von Greifenstein in einen armen Knappen und brennt mit ihm durch, nachdem sie der alte Burgkaplan heimlich mit diesem getraut hatte. Als ihr Vater die Flucht entdeckt, lässt er den Burgkaplan, der in die Fluchtpläne nicht eingeweiht war, im Jähzorn in den Turm werfen und schwört: "So wahr ich hier stehe, Ihr werdet das Tageslicht nicht mehr sehen! Und sollte ich je dieses Eides vergessen, so möge mich ein jäher Tod hinraffen, und mein Geist sei ewig ruhelos!" Als er schließlich seine Tochter im Elend mit ihrer Familie wiederfindet, kommt es zur Versöhnung und bricht schließlich seinen Eid, worauf sich sein Schwur erfüllt.[3]

Die Sage "Burg Greifenstein" über den Ritter Reinhard von Greifenstein zeigt Züge einer literarischen Bearbeitung. Hier ist das Motiv um den Schwur, der auf einem Stein geleistet abgelegt wird und der Burg ihren Namen gibt, sehr lose mit einer Handlung verbunden, die eine Reihe von weiteren, teils literarischen Motiven enthält die auch aus anderen Sagen bekannt sind, so das Motiv des im Jähzorn abgelegten Schwurs, dessen Nichteinhaltung letztlich damit dem Leben bezahlt wird oder die Sage von Emma und Eginhard.

Der Stock zu Greifenstein

Diese Sage ist im Wesentlichen eine Variante der Sage "Burg Greifenstein".[4]

Schloss Greifenstein

Diese Sage spielt im 11. Jahrhundert und verknüpft eine Schwurgeschichte mit dem Motiv der unschuldig verleumdeten Ehefrau. Als der Ritter von Greifenstein von einer Heerfahrt zurückkehrt, lässt er sich von einem bösen Diener einreden, dass seine Ehefrau ihn während seiner Abwesenheit mit dem jungen Burgkaplan betrogen hat, nachdem ihm bereits die Zöpfe, in denen sie ihr Haar trägt, verdächtig vorgekommen sind. Er lässt den Kaplan ins Verließ werfen und schneidet seiner Ehefrau ihre Zöpfe ab. Außerdem leistet er den Schwur, dass der Kaplan nicht wieder frei kommen werde, ehe nicht das Steingeländer der Stiege von den Händen der Auf- und Abgehenden so weit ausgehöhlt wäre, dass die Zöpfe seiner Frau in die so entstandene Höhlung gelegt werden können. Wie in der Sage vom Ritter Reinhard (siehe oben) will er schließlich seinen Eid brechen, worauf sich dieser erfüllt. Diese Sage wird mit der legendären Gründung des Zopfordens, die allerdings im 13. Jahrhundert stattgefunden hat, lose verknüpft, indem Herzogin Beatrix, die innigen Anteil am Geschick der Burgfrau nimmt, sich ihr eigenes Haare abschneidet. Ihr Ehemann, Herzog Albrecht, flechtet diesem sein eigenes Haar bei und gründet daraufhin seinen Zopforden, zu Ehren von ihr und allen tugendhaften Frauen.[5]

Der Wein aus der Burgruine Greifenstein

Es handelt sich um eine "Wandersage". Für die Tauffeier seines Kindes kauft ein armer Arbeiter aus Greifenstein von seinem letzten Geld einen Krug Wein. Als dieser aus ist, will er den Gästen zumindest seinen guten Willen bezeugen und schickt seine älteste Tochter mit dem leeren Krug zur Burgruine hinauf, in deren Kellern es Wein zum Ertrinken geben soll. Eine weißgekleidete Frau füllt ihr dort den Krug und lässt dem Mann ausrichten, dass er jederzeit den Krug bei ihr nachfüllen lassen kann, doch nur solange er keinem verrät, woher der Wein stammt. Als er diese Bedingung bricht, ist es auch mit dem guten Burgwein vorbei.[6]

Literatur

  • Emilie Bachmayr: Burg Greifenstein an der Donau und ihre Sagen. Eigenverlag, ohne Ort und Jahr digital

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 vgl. Burg Greifenstein, Burgenkunde.AT, abgerufen am 13. Juli 2019
  2. vgl. Greifenstein, GedaechtnisDesLandes.AT, abgerufen am 13. Juli 2019
  3. vgl. Burg Greifenstein, Sagen.AT, abgerufen am 13. Juli 2019
  4. vgl. Stock zu Greifenstein, Sagen.AT, abgerufen am 13. Juli 2019
  5. vgl. Schloss Greifenstein, Sagen.AT, abgerufen am 13. Juli 2019
  6. vgl. Wein aus der Burgruine, Sagen.AT, abgerufen am 13. Juli 2019

Anmerkungen

  1. Das Herzogtum Österreich entstand aus der Markgrafschaft Österreich, die ursprünglich zum Stammesherzogtum Baiern gehörte und 1156 von diesem gelöst und zum eigenständigen Herzogtum erhoben wurde. Sie umfasste unter der Herrschaft von Herzog Leopold dem Glorreichen nur das heutige Bundesland Wien und Teile des heutigen Bundeslandes Niederösterreich sowie einige Teile des heutigen Bundeslandes Oberösterreich. Im Spätmittelalter vergrößerte sich das Herzogtum Österreich um Teile des heutigen Bundeslandes Oberösterreich. Erst 1417 kam die Stadt Steyr mit der gleichnamigen Herrschaft endgültig dazu. Im 15. Jahrhundert spaltete sich das damalige Herzogtum Österreich in zwei Teilherzogtümer auf: Österreich ob der Enns (heute im Wesentlichen: Oberösterreich) und Österreich unter der Enns (heute im Wesentlichen: Niederösterreich)
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