Erich Sinor

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Erich Sinor (2009)

Erich Sinor (* 9. Oktober 1939 in Wien, † 22. Jänner 2020 ebenda) war ein österreichischer Kommunalpolitiker, sowie Gründer und langjähriger Präsident des Vereins „Club der ehemaligen Schweizerkinder“.

Leben

Kindheit

Sinor, dessen Vater Franz Sinor 1940 während des Westfeldzuges im Zweiten Weltkrieg in Frankreich gefallen war, wuchs als einziges Kind bei seiner Mutter Adele Sinor (geb. Fischer) in Wien Alsergrund auf. 1947 verbrachte er im Rahmen der Kinderhilfe des Schweizerischen Roten Kreuzes drei Monate zur Erholung bei einer Gastfamilie im schweizerischen Wohlen, Kanton Aargau.

Jugendzeit

In den folgenden Jahren engagierte er sich in der Katholischen Jungschar, war Jungscharleiter in der Pfarre Lichtental und durch die von der Jungschar ins Leben gerufene Dreikönigsaktion einer der ersten Sternsinger Österreichs. In der Folge war Sinor bis zu seiner Hochzeit 1961 Dekanatsführer.

Familie

Sinor war seit 1961 mit der Malerin Lucia Sinor (geb. Werba) verheiratet und hatte mit ihr drei Kinder – den späteren Ö3-Moderator Helmut Sinor, Sabina und Reinhard. Er ist der Cousin von Traude Kossatz, der Gründerin des Lilarum Figurentheaters und Trägerin des goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich. Sein Onkel, Josef Fischer war von 19?? bis 19?? Vizebürgermeister der Gemeinde Semmering in Niederösterreich.

Tod

Sinor verstarb am 22. Jänner 2020. Die Beisetzung fand am 4. Februar 2020 auf dem Sieveringer Friedhof (Abteilung 2, Gruppe 6, Nummer 28) statt, bei welcher auch der ehemalige Döblinger Bezirksvorsteher Adolf „Adi“ Tiller eine Rede hielt um sich mit ergreifenden Worten von einem guten Freund und Wegbegleiter zu verabschieden. Sinor hinterließ seine Frau, seine drei Kinder sowie seine Enkelkinder Victoria und Daniel.

Beruf und Politik

Sinor erlernte den Beruf des Großhandelskaufmanns bei der Firma WIPIAG, wo er auch seine spätere Frau Lucia kennen lernte. Neben seiner beruflichen Tätigkeit – etwa bei Bahlsen, Kunert und dem traditionsreichen Wiener Spiele- und Spielkartenhersteller Ferd. Piatnik & Söhne – betätigte sich Sinor zunehmend auch auf politischer Ebene in der ÖVP Döbling. Sinor und der spätere Bezirksvorsteher Tiller kannten sich bereits seit der Zeit als Tiller noch die Tankstelle seines Vaters betrieb. In dieser Zeit entstand auch eine tiefe, private Freundschaft zwischen Tiller und Sinor. Zwischen 1978 – Tiller wurde in diesem Jahr als Bezirksvorsteher angelobt – und 1986 war Sinor ÖVP-Bezirksrat in Döbling.

Schweizerkinder

„Schweizerkinder“ (oder auch „Schweizer Kinder“) wurden im Volksmund jene Kinder genannt, die im Rahmen der Kinderhilfe des Schweizerischen Roten Kreuzes zur Erholung bei Gastfamilien in der Schweiz waren. In der Schweiz wurden diese Kinder „Östrichli“ genannt. Für Sinor war es eine Herzensangelegenheit, die Kinder und Pflegeeltern von damals wieder zusammenzubringen und sich bei der Schweizerischen Bevölkerung und den diversen Hilfsorganisationen für deren Hilfe nach dem Zweiten Weltkrieg zu bedanken.

Vereinslogo

Gründung des Vereins

Auf Betreiben des ehemaligen „Schweizerkindes“ Eva Bruckböck aus Linz, die per Zeitungsinseraten gezielt nach weiteren ehemals in die Schweiz zur Erholung geschickten Kindern und deren damaligen Pflegeeltern suchte, lud Bürgermeister Dr. Michael Häupl am 26. Oktober 2003 Gast-Eltern und ehemalige Wiener Schweizerkinder zu einem Empfang[1] in den Festsaal des Wiener Rathauses. 2004 gründete Sinor gemeinsam mit Mag. Walter Pohl schließlich den „Club der ehemaligen Schweizerkinder“, der am 14. Dezember 2004 von der Bundespolizeidirektion Wien offiziell als Verein genehmigt wurde.

Zielsetzung des Vereins ist es, einen Beitrag zum umfassenden Verständnis der Kriegs- und Nachkriegsjahre zu leisten und einen gewissen Bildungsauftrag zu erfüllen. Weiters möchte der Verein seinen Mitgliedern die Möglichkeit bieten, sich mit anderen ehemaligen „Schweizerkindern“ auszutauschen und Bekanntschaften von damals zu pflegen.

Datei:Auftaktveranstaltung zum Jubiläumsjahr 2005.jpg
Auftaktveranstaltung zum Jubiläumsjahr 2005

2005 – Ein Gedankenjahr

2005 wurde von der österreichischen Bundesregierung das „Gedankenjahr“ ausgerufen. Sinor organisierte eine „Nostalgiereise“ mit einem Sonderzug der ÖBB von Wien nach Bern, die vom Österreichischen Bundeskanzleramt unterstützt und als fester Bestandteil in die Jubiläumsfeierlichkeiten integriert wurde. In weiterer Folge bot die Schweizerische Botschaft an, die Gedenkfahrt mit einem Festakt in Bern unter dem Motto: „Danke Schweiz“ zu kombinieren.

Bei der Abreise vom Franz-Josefs-Bahnhof nach Bern am 3. November 2005 waren neben zahlreichen Medien auch Vertreter des Bundeskanzleramtes, der Wiener Caritas Direktor Michael Landau, der Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes, Wolfgang Kopetzky und sein Stellvertreter Werner Kerschbaum anwesend.

Die damalige Bundesrätin und Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten, Micheline Calmy-Rey, Vertreter des Schweizerischen und Österreichischen Roten Kreuzes, der Caritas sowie die damals amtierende österreichische Außenministerin Ursula Plassnik nahmen an der am 4. November 2005 in Bern abgehaltenen Gedenk- und Dankesfeier[2] teil. Dabei wurde auch eine TV-Grußadresse von Christiane Hörbiger übermittelt, die 1947 ebenfalls ein „Schweizerkind“ war.

Enthüllung der Gedenktafel, Palais Liechtenstein

Gedenktafel am Palais Liechtenstein

Im Rahmen eines Festaktes wurde auf Initiative Sinors am 7. September 2012 eine Gedenktafel[3] an der Einfriedung neben dem Hauptportal des Gartenpalais Liechtenstein enthüllt, die an die humanitäre Hilfe nach dem Zweiten Weltkrieg erinnert.

Neben etwa zweihundert ehemaligen „Schweizerkindern“ – unter ihnen auch die damals 7-jährige Silvia Novak, die als zehntausendstes Kind aus Wien ihre Reise zu Pflegeeltern in die Schweiz antrat –, zwei ehemaligen Begleitschwestern der Kindertransporte und zahlreichen Medienvertretern waren auch hochrangige Ehrengäste zu der Feier erschienen:

Ihre Durchlaucht Fürstin Marie von und zu Liechtenstein konnte wegen anderer Verpflichtungen nicht persönlich an der Feier teilnehmen, übermittelte jedoch ihre Grüße und Wünsche für ein gutes Gelingen der Feier.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Presseaussendung APA-OTS: Ehemalige "Schweizerkinder" bei Bürgermeister-Empfang. Abgerufen am 14. Februar 2020
  2. Presseaussendung APA-OTS: Plassnik: "Hilfe der Schweiz nach 1945 bis heute unvergessen" Abgerufen am 14. Februar 2020
  3. Presseaussendung APA-OTS: "Schweizerkinder" im Palais Liechtenstein - Gedenktafel feierlich enthüllt. Abgerufen am 14. Februar 2020

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