4. COVID-19-Gesetz
Das 4. COVID-19-Gesetz[1] ist ein österreichisches Bundesgesetz (Sammelgesetz), mit dem insgesamt 36 bestehende Gesetze geändert und drei neue Bundesgesetze dem Rechtsbestand der Republik Österreich hinzugefügt wurden. Es ist dies ein Gesetz mit 39 Artikeln. Nicht alle in diesem 4. COVID-19-Gesetz vorgenommenen Änderungen werden nach Beendigung der COVID-19-Pandemie automatisch wieder aus dem Rechtsbestand der Republik Österreich entfernt.
Nach den bereits am 15. März und am 20. März 2020 beschlossenen ersten beiden Gesetzespaketen (COVID-19-Gesetz und 2. COVID-19-Gesetz) wurde das dritten COVID-19-Maßnahmenpaket (3. bis 5. COVID-19-Gesetz) am 3. April vom Nationalrat beschlossen und am 4. April 2020 veröffentlicht.[2]
Ziel und Zweck des Gesetzes
Diese Gesetzesänderungen durch das 4. COVID-19-Gesetz sollen weitere rechtliche Grundlagen für Maßnahmen geschaffen werden, um die sogenannte COVID-19-Krise zu bewältigen.
Inhalt des Gesetzes
- Artikel 1 - Änderung des Bundesgesetzes betreffend Begleitmaßnahmen zu COVID-19 im Verwaltungsverfahren, im Verfahren der Verwaltungsgerichte sowie im Verfahren des Verwaltungsgerichtshofes und des Verfassungsgerichtshofes (BGBl. I Nr. 16/2020), die Änderungen treten automatisch außer Kraft.
- Artikel 2 - Änderung des Verwaltungsgerichtshofgesetzes 1985 (BGBl. Nr. 10/1985), die Änderungen treten automatisch mit 31. Dezember 2020 außer Kraft.
- Artikel 3 - Änderung des Verfassungsgerichtshofgesetzes 1953 (BGBl. Nr. 85/1953), die Änderungen treten nicht automatisch außer Kraft.
- Artikel 4 - Änderung des Bundesgesetzblattgesetzes (BGBl. I Nr. 100/2003), die Änderungen treten nicht automatisch außer Kraft.
- Artikel 5 - (Verfassungsbestimmung) Änderung des Bundes-Verfassungsgesetzes (BGBl. Nr. 1/1930), die Änderungen treten nur teilweise automatisch zum 31. Dezember 2020 außer Kraft.
- Artikel 6 - Änderung des Parteiengesetzes 2012 (BGBl. I Nr. 56/2012), die Änderungen treten automatisch mit 31. Dezember 2020 außer Kraft.
- Artikel 7 - Änderung des KommAustria-Gesetzes (BGBl. I Nr. 32/2001), die Änderungen treten automatisch mit 31. Dezember 2020 außer Kraft.
- Artikel 8 - Änderung des Presseförderungsgesetzes 2004 (BGBl. I Nr. 136/2003), die Änderungen treten automatisch mit 31. Dezember 2020 außer Kraft.
- Artikel 9 - Änderung des Publizistikförderungsgesetzes 1984 (BGBl. Nr. 538/1984), die Änderungen treten automatisch mit 31. Dezember 2020 außer Kraft.
- Artikel 10 - Änderung des ORF-Gesetzes (BGBl. Nr. 379/1984), die Änderungen treten automatisch mit 31. Dezember 2020 außer Kraft.
- Artikel 11 - Änderung des Volksbegehrengesetzes 2018 (BGBl. I Nr. 106/2016), die Änderungen treten automatisch mit 30. September 2022 außer Kraft.
- Artikel 12 - Änderung des Staatsbürgerschaftsgesetzes 1985 (BGBl. Nr. 311/1985), die Änderungen treten automatisch mit 31. Dezember 2020 außer Kraft.
- Artikel 13 - Änderung des Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetzes (BGBl. I Nr. 100/2005), die Änderungen treten automatisch mit 31. Dezember 2020 außer Kraft.
- Artikel 14 - Änderung des Fremdenpolizeigesetzes 2005 (BGBl. I Nr. 100/2005), die Änderungen treten automatisch mit 31. Dezember 2020 außer Kraft.
- Artikel 15 - Änderung des Beamten-Dienstrechtsgesetzes 1979 (BGBl. Nr. 333/1979), die Änderungen treten automatisch mit 30. Juni 2021 außer Kraft.
- Artikel 16 - Änderung des Gehaltsgesetzes 1956 (BGBl. Nr. 54/1956), die Änderungen treten automatisch mit 31. August 2020 außer Kraft.
- Artikel 17 - Änderung des Vertragsbedienstetengesetzes 1948 (BGBl. Nr. 86/1948), die Änderungen treten automatisch mit 30. Juni 2021 außer Kraft.
- Artikel 18 - Änderung des Landeslehrer-Dienstrechtsgesetzes (BGBl. Nr. 302/1984), die Änderungen treten automatisch mit 30. Juni 2021 außer Kraft.
- Artikel 19 - Änderung des Land- und forstwirtschaftlichen Landeslehrer-Dienstrechtsgesetzes (BGBl. Nr. 296/1985), die Änderungen treten automatisch mit 30. Juni 2021 außer Kraft.
- Artikel 20 - Änderung des Landesvertragslehrpersonengesetzes 1966 (BGBl. Nr. 296/1985), die Änderungen treten automatisch mit 30. Juni 2021 außer Kraft.
- Artikel 21 - Änderung des Bundes-Gleichbehandlungsgesetzes (BGBl. Nr. 100/1993), die Änderungen treten automatisch außer Kraft.
- Artikel 22 - Änderung des Kraftfahrgesetzes 1967 (BGBl. Nr. 267/1967), die Änderungen treten automatisch mit 31. Dezember 2020 außer Kraft.
- Artikel 23 - Änderung des Führerscheingesetzes (BGBl. I Nr. 120/1997), die Änderungen treten automatisch mit 31. Dezember 2020 außer Kraft.
- Artikel 24 - Änderung der Straßenverkehrsordnung 1960 (BGBl. Nr. 159/1960), die Änderungen treten automatisch mit 31. Dezember 2020 außer Kraft.
- Artikel 25 - Änderung des Schifffahrtsgesetzes (BGBl. I Nr. 62/1997), die Änderungen treten automatisch mit 31. Dezember 2020 außer Kraft.
- Artikel 26 - Änderung des Seilbahngesetzes 2003 (BGBl. I Nr. 103/2003), die Änderungen treten automatisch außer Kraft.
- Artikel 27 - Änderung des Abfallwirtschaftsgesetzes 2002 (BGBl. I Nr. 102/2002), die Änderungen treten automatisch außer Kraft.
- Artikel 28 - Änderung des Gelegenheitsverkehrs-Gesetzes 1996 (BGBl. I Nr. 112/1996), die Änderungen treten automatisch außer Kraft.
- Artikel 29 - Änderung des Ökostromgesetzes 2012 (BGBl. I Nr. 75/2011), die Änderungen treten automatisch außer Kraft.
- Artikel 30 - Änderung des KWK-Gesetzes (BGBl. I Nr. 112/2008), die Änderungen treten automatisch außer Kraft.
- Artikel 31 - Änderung des Künstler-Sozialversicherungsfondsgesetzes (BGBl. I Nr. 131/2000), die Änderungen treten automatisch spätestens zum 31. Dezember 2021 außer Kraft.
- Artikel 32 - Änderung des Bundesgesetzes betreffend Begleitmaßnahmen zu COVID-19 in der Justiz (BGBl. I Nr. 16/2020), die Änderungen treten automatisch außer Kraft.
- Artikel 33 - Änderung der Insolvenzordnung (RGBl. Nr. 337/1914), die Änderungen treten automatisch außer Kraft.
- Artikel 34 - Änderung der Notariatsordnung (RGBl. Nr. 75/1871), die Änderungen treten automatisch außer Kraft.
- Artikel 35 - Änderung des Gesellschaftsrechtlichen COVID-19-Gesetzes (BGBl. I Nr. 16/2020), die Änderungen treten automatisch außer Kraft.
- Artikel 36 - Änderung der Strafprozeßordnung 1975 (BGBl. Nr. 631/1975), die Änderungen treten nicht automatisch außer Kraft.
- Artikel 37 - 2. Bundesgesetz betreffend Begleitmaßnahmen zu COVID-19 in der Justiz (2. COVID-19-Justiz-Begleitgesetz - 2. COVID-19-JuBG) , die Änderungen treten automatisch außer Kraft.
- Artikel 38 - Bundesverfassungsgesetz betreffend Begleitmaßnahmen zu COVID-19 in Angelegenheiten des öffentlichen Auftragswesens (COVID-19 Begleitgesetz Vergabe) , die Änderungen treten automatisch außer Kraft.
- Artikel 39 - Bundesgesetz betreffend Begleitmaßnahmen zu COVID-19 im Bereich des gewerblichen Rechtsschutzes, die Änderungen treten automatisch außer Kraft.
Wesentliche Änderung für die Praxis
Zwei wesentliche Gesetze sind für dieses Sammelgesetz prägend und für die Praxis von Bedeutung.
2. COVID-19-Justiz-Begleitgesetz
Das mit Artikel 37 im 4. COVID-19-Gesetz neu geschaffene und erlassene 2. Bundesgesetz betreffend Begleitmaßnahmen zu COVID-19 in der Justiz (2. COVID-19-Justiz-Begleitgesetz - 2. COVID-19-JuBG) sieht wesentliche Schutzmaßnahmen z. B. für Personen vor, falls diese im Zuge der von der österreichischen Bundesregierung erlassenen COVID-19-Maßnahmen finanziell in Schwierigkeiten geraten sind.
Die wesentlichen Eckpunkte dieses Gesetzes sind:
- Beschränkung der Rechtsfolgen von Mietzinsrückständen bei Wohnungsmietverträgen (§ 1)
- Verschiebung der Fälligkeit von Zahlungen bei Kreditverträgen (§ 2)
- Beschränkung von Verzugszinsen und Ausschluss von Inkassokosten (§ 3)
- Ausschluss von Konventionalstrafen (§ 4)
- Verlängerung von befristeten Wohnungsmietverträgen (§ 5)
- Aufschiebung der Räumungsexekution (§ 6)
- Verlängerung von Fristen im Insolvenzverfahren (§ 7)
- Aussetzung der Insolvenzantragspflicht bei Überschuldung (§ 9)
- Stundung der Zahlungsplanraten (§ 11)
- Gebührenfreiheit für bestimmte Unterhaltsvorschussentscheidungen (§ 15)
Das 2. COVID-19-Justiz-Begleitgesetz sieht grundsätzlich keine wesentlichen Belastungen für den Staat vor. Die entsprechenden zeitlich befristeten Erleichterungen, Beschränkungen, Verlängerungen von Fristen etc. treffen vor allem die Wirtschaftsteilnehmer selbst und sind durchwegs neutral, da die Kosten dadurch nicht wegfallen, sondern z. B. lediglich aufgeschoben werden.
Presseförderungsgesetz 2004
Die Änderung in Artikel 8 des Presseförderungsgesetzes 2004 (BGBl. I Nr. 136/2003) sind für den österreichischen Steuerzahler mit wesentlichen Aufwendungen verbunden, denen – im Gegensatz z. B. zum 2. COVID-19-Justiz-Begleitgesetz, keine direkten Vorteile für die Bevölkerung gegenüberstehen.
Im Wesentlichen werden mit der Änderung des Presseförderungsgesetzes 2004 durch Artikel 8 des 4. COVID-19-Gesetzes bestimmten Medienunternehmen in Österreich, nicht rückzahlbare Zuschüsse gewährt, welcher die Republik Österreich etwa insgesamt rund 15 Millionen Euro kosten werden (Berechnung von Der Standard vom 3. April 2020):[3][4]
- Tageszeitungen erhalten 12,1 Millionen Euro[5]
- Wochenzeitungen erhalten 2,7 Millionen Euro
und zudem sollen weitere
- 15 Millionen Sonderförderung für kommerzielle Privatsender (zur reguläre Förderung von 20 Millionen Euro pro Jahr) und
- zwei Millionen Euro zusätzlich für nicht kommerzielle Privatsender (zu reguläre Förderung von drei Millionen pro Jahr)
ausgeschüttet werden, wodurch der Steuerzahler insgesamt mit rund 32 Millionen Euro belastet werden kann.
Mit dem 4. COVID-19-Gesetz wurde somit eine sehr große Erhöhung der Unterstützung für Tages- und Wochenzeitungen beschlossen und sind weitere Unterstützungen von Medienunternehmen im Gespräch. Dies, obwohl der Budgetdienstes der Republik Österreich anhand eines Konjunkturszenarios des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung vom März 2020 bereits festgestellt hatte, dass der Wirtschaftssektor Information und Kommunikation ("Medien") im Zuge des COVID-19-Krise um +4% im Jahr 2020 wachsen wird, während sonst - bis auf einen einzigen anderen (Gesundheit/öffentl. Verwaltung/Bildung) - alle Wirtschaftssektoren in Österreich im Jahr 2020 bis zu über 12 % Minus-Wirtschaftswachstum aufweisen werden.[6]
Im ersten Gesetzesentwurf war eine Sonderförderung nur für Tageszeitungen für gedruckte Exemplare vorgesehen, wodurch die höchsten Subventionen für die "Kronen Zeitung" sowie "Österreich" und "Heute" erhalten hätten. Nach Kritik anderer Medienunternehmen, den NEOS, der Journalistengewerkschaft, Reporter ohne Grenzen und auf Drängen der Grünen wurde die Förderung sodann leicht abgeändert:
- Die Sonderförderung wurde von 4 Euro pro gedrucktem Exemplar auf 3,25 abgesenkt und dafür eine Sonder-Vertriebsförderung neu aufgenommen
- für Tages- und Wochenzeitungen (bis zu rund 200.000 Euro im Jahr pro Tageszeitung, bis zu rund 88.000 für Wochenzeitungen), wobei diese Vertriebsförderung nicht an Gratiszeitungs-Verleger ausgeschüttet wird.[3]
Auch bei der neuen Förderstruktur bleiben die Tageszeitungen Krone, Österreich und Heute diejenigen Printunternehmen, welche voraussichtlich mehr als die Hälfte der gesamten Förderung vereinnahmen werden.[3]
Siehe auch
- Chronologie der Corona-Krise in Österreich
- Härtefallfonds
- COVID-19-Krisenbewältigungsfonds
- COVID-19-Gesetze
Einzelnachweise
- ↑ Langtitel: Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz betreffend Begleitmaßnahmen zu COVID-19 im Verwaltungsverfahren, im Verfahren der Verwaltungsgerichte sowie im Verfahren des Verwaltungsgerichtshofes und des Verfassungsgerichtshofes, das Verwaltungsgerichtshofgesetz 1985, das Verfassungsgerichtshofgesetz 1953, das Bundesgesetzblattgesetz, das Bundes-Verfassungsgesetz – B-VG, das Parteiengesetz 2012, das KommAustria-Gesetz, das Presseförderungsgesetz 2004, das Publizistikförderungsgesetz 1984, das ORF-Gesetz, das Volksbegehrengesetz 2018, das Staatsbürgerschaftsgesetz 1985, das Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz, das Fremdenpolizeigesetz 2005, das Beamten-Dienstrechtsgesetz 1979, das Gehaltsgesetz 1956, das Vertragsbedienstetengesetz 1948, das Landeslehrer-Dienstrechtsgesetz, das Land- und forstwirtschaftliche Landeslehrer-Dienstrechtsgesetz, das Landesvertragslehrpersonengesetz 1966, das Bundes-Gleichbehandlungsgesetz, das Kraftfahrgesetz 1967, das Führerscheingesetz, die Straßenverkehrsordnung 1960, das Schifffahrtsgesetz, das Seilbahngesetz 2003, das Abfallwirtschaftsgesetz 2002, das Gelegenheitsverkehrs-Gesetz 1996, das Ökostromgesetz 2012, das KWK-Gesetz, das Künstler-Sozialversicherungsfondsgesetz, das Bundesgesetz betreffend Begleitmaßnahmen zu COVID-19 in der Justiz, die Insolvenzordnung, die Notariatsordnung, das Gesellschaftsrechtliche COVID-19-Gesetz und die Strafprozeßordnung 1975 geändert werden sowie ein 2. Bundesgesetz betreffend Begleitmaßnahmen zu COVID-19 in der Justiz (2. COVID-19-Justiz-Begleitgesetz - 2. COVID-19-JuBG), ein Bundesverfassungsgesetz betreffend Begleitmaßnahmen zu COVID-19 in Angelegenheiten des öffentlichen Auftragswesens (COVID-19 Begleitgesetz Vergabe) und ein Bundesgesetz betreffend Begleitmaßnahmen zu COVID-19 im Bereich des gewerblichen Rechtsschutzes beschlossen werden (4. COVID-19-Gesetz).
- ↑ BGBl. I Nr. 23/2020, BGBl. I Nr. 24/2020 und BGBl. I Nr. 25/2020.
- ↑ 3,0 3,1 3,2 Harald Fidler: Corona: 32 Millionen Sonder-Medienförderung beschlossen, Der Standard vom 3. April 2020.
- ↑ Siehe: COVID-19-Maßnahmenpakete und Budgetentwurf 2020, Information des Budgetdienstes der Republik Österreich, Parlamentsdienst vom 7. April 2020, S. 20/54.
- ↑ § 12b Abs. 1 Presseförderungsgesetz 2004 idF des 4- COVI-19-Gesetzes: Zur Abfederung der wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19 Krisensituation auf die Einnahmensituation im Bereich der Printmedien werden im Jahr 2020 Medieninhaber von Tageszeitungen mit einem einmaligen Betrag von 3,25 Euro pro Exemplar der anhand des Jahres 2019 ermittelten durchschnittlichen Druckauflage finanziell unterstützt.
- ↑ Siehe: COVID-19-Maßnahmenpakete und Budgetentwurf 2020, Information des Budgetdienstes der Republik Österreich, Parlamentsdienst vom 7. April 2020, S. 8/54.
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