Bandy- und Scheibenspiel

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Der Artikel Bandy- und Scheibenspiel soll Lesern, die das Eishockeyspiel noch nicht kennen, einen Einblick in beide Spielarten bis 1938 geben.

Überblick

Der Training Eis Club (TEC) 1897 war der erste Verein der sich Gedanken zur Aufnahme des Bandyspiels machte. Es dauerte aber noch zwei Jahre, bis gespielt wurde. Daraufhin folgten Jahre mit den ersten Wiener Eishockey- Meisterschaften. Der Österreichische Eishockey Verband (Oe.E.H.V.) wurde 1912 mit Sitz in Wien ins Leben gerufen.

Die Umstellung vom Bandy- auf das Scheibenspiel Anfang der 20er Jahre erforderte große Anstrengungen, da auch die wirtschaftlichen Probleme nach dem 1. Weltkrieg zu überwinden waren. Es spielten ausschließlich Wiener Vereine bis 1921 der Stockerauer Athletikverein und 1924 die Spielvereinigung Korneuburg hinzukamen. Es wurde mit der Einführung einer Meisterschaft im Scheibenspiel sofort ein österreichischer Meister ausgespielt, obwohl bis auf die beiden genannten Ausnahmen, nur Wiener Eishockey-Vereine daran teilnahmen. Die Übermacht der Wiener Vereine erklärt sich unter anderem aus den bisherigen Bandyaktivitäten mit dem Schwerpunkt in Wien, aber auch aus dem Vorhandensein der beiden Kunsteisbahnen beim Wiener Eislauf-Verein (WEV) im 3. Wiener Gemeindebezirk und bei Engelmann in 17. Wiener Gemeindebezirk. Da über lange Zeit alle wesentlichen Spiele in Wien stattfanden, sprach man im Ausland auch nicht immer vom österreichischen, sondern häufig vom Wiener Eishockey. Die Regeln wurden laufend geändert und den neuen Erkenntnissen angepasst. Wien und das Eishockeyspiel zeigt den chronologischen Aufbau beider Spielarten bis zum 2. Weltkrieg. Wien hatte erst großen Nachholbedarf im Aufbau dieser Sportart, entwickelte sich dann aber mit seiner Nationalmannschaft, der Wiener Auswahl und den Vereinen zu einem gefragten Spielpartner in Europa. Als Jahrhundertspiel wurde ein Sieg der österreichischen Nationalmannschaft über ein kanadisches Team gefeiert. Erstmals konnten die Kanadier nach Jahren von einer europäischen Mannschaft geschlagen werden.


Das Bandyspiel

Spieler mit Bandy

Zuerst gab es das Bandy- und danach erst das Scheibenspiel. Im Wiener Kunsthistorischen Museum besichtigte man anlässlich der Europameisterschaft 1927 die niederländische Abteilung mit dem Präsidenten des Internationalen Eishockeyverbandes und Mitgliedern der belgischen Mannschaft. Man entdeckte ein Winterbild, das Breughel dem Jüngeren zugeschrieben wird. Hierauf waren unter anderem auch zwei Eishockeyspieler abgebildet, die mit einem ballähnlichem Gebilde und Stöcken, die Spazierstöcken ähnlich sahen, ein Bully spielten. Bandy spielte man mit einem Vollgummiball auf einer Eisfläche. In den Anfängen stellte man die Bälle noch aus Kork her, die dann mit einem Netz aus Spagat überzogen wurden. Die erforderlichen Stöcke besorgte man sich aus dem Wienerwald. Die Größe des Spielfeldes erreichte fast das Ausmaß eines Fußballfeldes. Blaue Linien machten die Grenzen der Spielfläche kenntlich. Das Tor (3,65x2,18m) war kleiner als beim Fußball und stand auf der Linie an den Kopfseiten. Der Ball wurde vorgelegt und die schnellsten Spieler auf dem Eis versuchten ihn ins gegnerische Tor zu schießen. Es wurde der Ball aber auch an die Mitspieler abgegeben und durch Kombinationen versucht den Gegner auszuspielen. Wegen der Größe der Tore war deren Anzahl bei den Spielen nicht gering. Eine Mannschaft bestand aus elf Spielern. Auch beim Bandyspiel änderten sich die Vorschriften mit den Jahren. Oskar Schlesinger, langjähriger Präsident des österreichischen Eishockeyverbandes (Oe.E.H.V.) und auch Sektionsleiter des Wiener Eislauf Vereins (WEV), sprach in seinen Ausführungen zum Werdegang des Eishockeysports von „Spiel“ beim Bandy und „Kampf“ beim Eishockey (Scheibenspiel)"[1] Nach Aussagen der damaligen Akteure war das Bandyspiel jedoch erheblich gefährlicher als das spätere Kampfspiel kanadisches Eishockey (Scheibenspiel).

  • 1900/01
Spielzeit: 2 x 35 Minuten, Mannschaftsstärke: acht Spieler, wesentlicher Spielort: Engelmann-Platz in Hernals
  • 1902/03
In der Zeitschrift des Eislaufverbandes "Eisspiegel" bietet die Fa. Mühlhauser die ersten "Balltreiber" an, wie sie auch im Ausland verwendet werden.
  • 1909/10
Bessere Trainingssituation durch die Eröffnung der Kunsteisbahn Engelmann
  • 1911/1912
Gründung des österreichischen Eishockeyverbandes (ÖeEHV)
  • 1912/13
Erste Wiener Meisterschaft im Bandyspiel


Das Scheibenspiel

Eishockey Scheibe - auch bekannt als Puck

Beim Scheibenspiel wurde mit einer Hartgummischeibe, einem sogenannten Puck, gespielt. Da es zu Beginn kaum einen Körperschutz gab, war die Sicherheit der Spieler, aber auch der Zuschauer, die am Anfang manchen Puck abbekamen, ein großes Anliegen der Verantwortlichen. Die Mannschaften bestanden aus sechs Spielern: ein Tormann, zwei Verteidiger und drei Stürmer. Drei Ersatzspieler standen in Reserve bereit und konnten bei Spielunterbrechungen mit Spielern auf dem Eis ausgetauscht werden. Da auch die Eishockeyregeln einer laufenden Änderung unterlagen, wird hier von den Regeln des Jahres 1932 berichtet.[2] Das Spielfeld auf dem Eis durfte nicht länger als 80 Meter und nicht breiter als 40 Meter sein. An den Seiten des Spielfeldes gab es Holzbanden, die den Puck im Spiel hielten und gleichzeitig verhinderten, dass Zuschauer verletzt wurden, wie es vor der Einführung der Banden häufig vorkam. An den Breitseiten des Spielfeldes standen die Tore und dahinter waren es noch drei Meter bis zur Bande sodass man die Tore umfahren konnte. Ein wesentlicher Unterschied zum Bandyspiel, wo mit der Torlinie das Spielfeld an den Kopfseiten zu Ende war. Jedes Spiel hatte drei Spielabschnitte zu je 15 Minuten. Unterbrechungen zählten nicht zur Spielzeit. Durch ein „Bully“ wurde die Scheibe ins Spiel gebracht wenn ein Tor gefallen, der Puck aus dem Spielfeld geflogen ist oder ein Verstoß gegen die Regeln vorlag. Beim Bully standen sich zwei gegnerische Spieler gegenüber und der Schiedsrichter warf den Puck auf das Eis zwischen den Spielern. Gab es zu Beginn nur einen Schiedsrichter, so wurde nach einigen Jahren der Einsatz von zwei Schiedsrichtern wegen der Schnelligkeit des Spieles beschlossen. Auch ein Zeitnehmer war notwendig, da Spielunterbrechungen nicht mehr zur regulären Spielzeit zählten. Dies sind nur einige Punkte über das damalige Regelwerk. Oskar Schlesinger erklärte zu dieser Sportart in seinem bereits zitierten Bericht weiter: „Der Kampf verlangt eine weit größere Anzahl physischer und seelischer Eigenschaften. Er erfordert, außer den beim Spiel notwendigen Dingen wie: Gewandtheit, Geistesgegenwart, Klugheit, Disziplin und Ausdauer, noch ein Meer an persönlichem Mut, Selbstbeherrschung, Aufopferung für eine gemeinsame Sache und Härte.“

  • 1909/10
S.C.Slovan übt neben dem Bandyspiel auch das Scheibenspiel
  • 1913/14
Oskar Schlesinger (WEV) unterstützt die Bestrebungen des Internationalen Verbandes zur Umstellung auf das Scheibenspiel (kanadisches Spiel). Es kam aber der 1. Weltkrieg dazwischen. Es blieb beim Bandyspiel.
  • 1920/21
Oskar Schlesinger führt beim WEV das Scheibenspiel ein und die Mannschaft nahm an den ersten deutschen Winterkampfspielen in Garmisch-Partenkirchen teil.
  • 1921/22
Am 8. Jänner 1922 findet auf dem WEV-Platz das erste Eishockey-Scheibenspiel in Wien statt. Es spielten zwei WEV-Mannschaften gegeneinander.
  • 1922/23
Das erste Internationale Scheibenspiel in Wien ist am 1. Jänner 1923 verzeichnet. Es spielte der WEV gegen den Berliner SC. Die Berliner gewannen in der Verlängerung mit 8:7.
Die Spielzeit betrug 2 x 20 Minuten.
Schutzbekleidung weitgehend unbekannt. Zeitungen in den Strümpfen waren die Knieschoner. Handschuhe waren unbekannt. Man galt als verweichlicht, wenn man Schienbeinschützer aus dem Fußball trug. Der Tormann hatte ein Polster vor der Brust, um vor allem den Bauchbereich zu schützen. Die Eishockeystöcke waren gebogen und berührten mit der Rundung unten den Boden. Der Puck ging meistens am Stock vorbau, außer er traf genau die Rundung. Man trug Pumphosen und ein weißes Tennishemd.
  • 1923/24
Aufhebung des Boykotts gegen Österreich und Aufnahme in den Internationalen Verband. Dr. Watson kommt aus Kanada nach Wien und lernt den Wienern das kanadische Spiel.
Internationale Spiele hatten ab diesem Jahr eine Spielzeit von 3 x 20 Minuten. Die Spieler erhielten Namen und Nummern, damit sie unterschieden werden konnten.
  • 1924/25
Ansprache einer Versicherung für die Spieler in der Generalversammlung des Verbandes. Wesentliche Verbandsbestimmungen, wie Strafrecht, Meldewesen usw. werden geschaffen. Der Verband stellt den Vereinen zwei Banden für Eishockeyspiele zur Verfügung
  • 1926/27
Die Spielerpässe werden eingeführt, wobei einige Vorurteile der Vereine zu überwinden waren. Trotz der kurzen Spielerfahrung im Scheibenspiel wird Österreich bei den Meisterschaften 1927 in Wien Europameister im Eishockey.
  • 1927/28
Spielzeit auf 3 x 15 Minuten geändert. Die Torleute, die bisher nur stehen durften, konnten sich jetzt hinwerfen oder auch knien. Die Abseitslinie wurde von 6m auf 20 m ins Spielfeld vorgezogen, von der Bande hinter dem Tor gemessen. Das reguläre Spielfeld bestand somit auf drei gleichen Hälften. Der WEV gründete eine Kinderriege von sechs bis 14 Jahren und schuf damit die Grundlage für eine gute Nachwuchsarbeit. Dieses war die Umsetzung einer Idee des damals 15jährigen Kurt Münz.
  • 1928/29
Der Internationale Verband (L.I.H.G.) änderte einige Regeln. Der Torhüter durfte jetzt auch die Scheibe kicken und werfen. Die Body-Check-Regel wurde präzisiert.
  • 1930/31
Statt zwei Feldwechselspieler waren nun drei Feldwechselspieler erlaubt.

Einzelnachweise

  1. Zeitschrift des österreichischen Eishockeyverbandes „Der Eishockeysport“, Jahrgang 1927/28, Seite 56 ff.
  2. SportTagblatt vom 8. Jänner 1932, Seite 5