Stift St. Bernhard
Das ehemalige Stift Sankt Bernhard[A 1], heute Teil der Gemeinde St. Bernhard-Frauenhofen, war eine Klosterstiftung der Maissauer. Bis ins 16. Jahrhundert war es ein Zisterzienserinnenstift, dann eine Niederlassung der Jesuiten.
Das Zisterzienserinnenkloster
1263 gründete Heinrich (IV.) von Kuenring(-Weitra) († um 1293) in Alt-Melon ein Zisterzienserinnenstift, das bereits 1273 nach Neu-Melon (heute Teil der Gemeinde Arbesbach) übersiedelte.[1] Um 1277 stiftete Stephan (I.) von Maissau in der Siedlung Krug bei Horn (heute Teil der Gemeinde St. Bernhard-Frauenhofen) als neue Niederlassung für die Zisterzienserinnen von Neu-Melon das Stift St. Bernhard. Bis der Bau im Jahr 1284 beendet war, waren die Nonne im "alten Hof" untergebracht. Äbtissin wurde um 1285 wurde Stephans Schwägerin Maria von Neuhaus, eine Tochter des böhmischen Adeligen Ulrich I. von Neuhaus. 1293 erhielt das Stift unter der Äbtissin Euphemia das Patronatsrecht über Neukirchen, 1294 wurde dem Stift für seine Besitzungen die niedere Gerichtsbarkeit verliehen.[2] 1296 stiftete die Landesfürstin des Herzogtums Österreich, die spätere Königin Elisabeth für St. Bernhard einen Altar.[1] 1299 kaufte Stift St. Bernhard von Chunrot von Sankt Marein den Ort Ernsdorf (heute Teil der Gemeinde Staatz), der damals ein Lehen der Grafen von Schaunberg gewesen sein dürfte. 1312 erhielt Stift St. Bernhard einen vierten Priester. Um 1340 erbaut der Pfarrer Heinrich von Neukirchen einen Teil des Kreuzganges des Klosters.[2]
Das 15. Jahrhundert war eine schwierige Zeit für das Stift. Während der Hussitenkriege wurde es 1425 von den "Taboriten" geplündert und 1427 vorübergehend von Hussiten besetzt, die sämtliche Weinvorräte raubten. Die Zisterzienserinnen gelang es nach Horn zu flüchten. 1468 wurde das Stift St. Bernhard durch Truppen des "Böhmenkönigs" Georg besetzt. 1473 wurde das Stift durch den Ritter Kratzer von Therasburg bedroht und 1491 durch Georg von Eyczing zu Schrattenthal. Diese Geschehnisse trugen wesentlich zum Niedergang des Stiftes bei. Um 1580 wurde das Zisterzienserinnenstift aufgelöst. Während die Nonnen daraufhin ihr Ordenskleid ablegten, verblieb die letzte Äbtissin, Kordula Gruber, bis zu ihrem Tod im Jahr 1582 im Stift.[2]
Die Jesuiten in St. Bernhard
Bereits 1586 soll das aufgelöste Zisterzienserinnenstift St. Bernhard mit dem dazugehörigen Gute dem Jesuitenkollegium in Wien auf unbestimmte Zeit übergeben worden sein. 1621 wurde es trotz eines Einspruchs durch Klosters Zwettl den Jesuiten auf Dauer und zur Gänze überlassen. Die gotische Klosterkirche, die während der Reformation verwüstet worden war, wurde um 1620 zu einer frühbarocken Kirche umgebaut. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde der Ort St. Bernard 1622 und 1623 von Truppen des böhmischen Königreiches und kaiserlichen Truppen heimgesucht und 1645 von den schwedischen Truppen besetzt. 1773 wird der Jesuitenorden aufgehoben und St. Bernhard geht zunächst in den Besitz des "niederösterreichischen" Studienfonds über. 1818 fielen die Wirtschaftsgebäude des früheren Stiftes mit dem ganzen Trakt der ehemaligen Beamtenwohnungen einem Brand zum Opfer. 1824 verkaufte der "niederösterreichischen" Studienfonds St. Bernhard an den Freiherren Karl von Ehrenfels.[2] Nach dessen Tod kam das frühere Kloster St. Bernhard 1852 in den Besitz von Stift Klosterneuburg.[2]
Stift St. Bernhard heute
1947 wurde die frühere Klosterkirche, die inzwischen zur Pfarrkirche St. Bernhard erhoben worden war, renoviert. 1961 erfolgte die Abtragung des Kapitelsaales. Ein noch erhaltener Rest des Kreuzganges wurde im Stift Klosterneuburg aufgestellt.[3]
Literatur
- Ralph Andraschek-Holzer - Meta Niederkorn - Barbara Schedl: St. Bernhard (Niederösterreich) und die Zisterzienser. Neue Forschungen zur Geschichte und Kunst. Eigenverlag Diözesanarchiv St.Pölten, St. Pölten, 2002. ISBN 3-901863-12-5
Weblinks
- Zeittafel zur Stiftsgeschichte, Burgenkunde.AT
- St.Bernhard, Cistopedia.ORG
Stift Sankt Bernhard – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 vgl. St.Bernhard, Cistopedia.ORG,abgerufen am 4. Juli 2020
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 vgl. Zeittafel zur Stiftsgeschichte, Burgenkunde.AT, abgerufen am 4. Juli 2020
- ↑ vgl. Friedrich Polleroß: Neuere Literatur zur Kunstgeschichte des Waldviertels. In: Das Waldviertel. Zeitschrift für Heimat- und Regionalkunde des Waldviertels und der Wachau 39, 1990, Heft 3, S. 227 digital.
Anmerkungen
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Stift St. Bernhard behandelt. Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit). |
48.68527777777815.595Koordinaten: 48° 41′ 7″ N, 15° 35′ 42″ O