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Abschied von der kaiserlichen Familie

Tamás Erdődy fand in Eckartsau einen "jammervollen Hof" vor, die kaiserliche Familie wurde anfangs nur von wenigen Gardisten bewacht, deren Ablöse dann ab 21. November durch Wiener Polizeibeamte erfolgte.[1] Erdődy selbst wurde gleich am Tag nach seiner Ankunft vom Sicherheitsdienst für die "ehemalige Kaiserfamilie" durch die neue Regierung enthoben, weil er als "ungarischer Staatsbürger auf dem Boden der deutsch-österreichischen Republik kein Verfügungsrecht" hatte.[2]

Zu dieser Zeit liefen auch Verhandlungen mit der Schweiz an, mit denen man diese dazu bewegen wollte, Karl und seiner Familie Asyl zu gewähren. Diese Verhandlungen scheiterten schließlich am Einspruch des Schweizer Bundesrates. Während Tamás Erdődy in Wien einen Hungerwinter erlebte, begann ab Mitte Jänner in Ungarn die Regierung Michael Károlyi immer mehr unter Druck der Kommunisten durch Béla Kun zu geraten, bis schließlich am 21. März 1919 die Ungarische Räterepublik ausgerufen wurde. [3]

Ende Februar war der von König Georg V. beauftragte englische Oberstleutnant Edward Strutt in Eckartsau eingetroffen und hatte die Königsfamilie fortan als Sicherheitsoffizier betreut. Diesem gelang es auch zu erreichen, dass Karl mit seiner Familie aus Österreich ausreisen konnte ohne abdanken zu müssen.[1]

Am 23. März 1919 begab sich die kaiserliche Familie zur kleinen Haltestation Kopfstetten, nördlich von Eckartsau gelegen, die heute aufgelassen ist. In Tamás Erdődys Memoiren wird eine kleine Station namens "Hetzendorf" als Abreiseort genannt. Hier kann es sich nur um eine Verwechslung handeln, eventuell mit der Haltestelle Wien Hetzendorf, welche im 12. Wiener Gemeindebezirk liegt und an der die Eckartsaugasse vorbeiführt.

Erdődy beschreibt den Augenblick der Abreise in seinen Memorien:[4]

„Der Ententezug, an den ich den Kaiser brachte, wartete in der lächerlich kleinen Station. Schnell stieg die kaiserliche Familie ein. Ich nahm Abschied. Zuletzt vom Kaiser. "Mein lieber Tamás, wie soll ich dir alles danken..." Ich küßte dem Kaiser die Hand, die Tränen rannen mir über die Wangen...ich schluchzte laut. Als der Zug im Nebel verschwand, stand ich allein. Mir war, als hätte hinter meinem ganzen bisherigen Leben die Türe zugeschlagen...“

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Kapitel XXIII – ECKARTSAU, Webseite www.elisabethkovacs.com, abgerufen am 14. Februar 2021
  2.  Paul Szemere, Erich Czech: Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.. Amalthea-Verlag, Wien 1931, S. 182.
  3.  Paul Szemere, Erich Czech: Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.. Amalthea-Verlag, Wien 1931, S. 181.
  4.  Paul Szemere, Erich Czech: Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.. Amalthea-Verlag, Wien 1931, S. 183.