Konrad III. von Wallsee

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Die spätere Probstei Piber, einst Zentrum der Pfarre Piber von Georg Matthäus Vischer (1628–1696) aus dem Jahr 1681

Konrad (III.) von Wallsee oder Walsee (* im 13. Jahrhundert; † im 14. Jahrhundert, um / vor 1311)[A 1], auch Konrad von Walsee, war im 14. Jahrhundert Pfarrer von Piber (heute Teil der Gemeinde Köflach). Seine unrühmliche Amtszeit diente dem Apostolischen Stuhl im 14. Jahrhundert als Vorwand, die Neubesetzungen der Pfarre Piber zu seiner direkten Angelegenheit zu machen.

Herkunft und Familie

Konrad (III.) von Wallsee stammte aus einer bedeutenden Adelsfamilie des Herzogtums Österreich, die auch in den Herzogtümern Steier und auf der Krain Besitz und Einfluss besaß. Die Familie von Wallsee (Walsee) war eine Ministerialenfamilie aus der Reichslandschaft Schwaben, die unter Eberhard (I.) von Wallsee († 1288), einem Gefolgsmann von König Rudolf I., in das heutige Österreich kam, wo ihr der Aufstieg in den höheren Landesadel gelang. Unter Eberhards Söhnen bildeten sich mehrere Familienlinien:

  • die "Grazer Linie" (ausgestorben 1363),
  • die "Linzer Linie" (ausgestorben um 1400),
  • die "Drosendorfer Linie" (erloschen um 1400) und
  • die "Ennser Linie" (ausgestorben 1483).

Leben

Konrad (III.) von Wallsee war im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts Pfarrer von Piber, wobei der Eindruck entsteht, dass die Pfarre für ihm nur eine Versorgung bedeutet haben dürfte. Der genaue Zeitpunkt seiner Einsetzung und deren konkreten Hintergründe sind unbekannt, diese erfolgte nach 1300 und vor dem April 1311. Auch zu Konrads tatsächlichen Wirken als Pfarrer gibt es keine Belege. Urkundlichen Belege, die zumindest seine Einsetzung als Pfarrer von Piber bestätigen, existieren erst seit dem April 1311. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits nicht mehr Pfarrer von Piber. Nach späteren päpstlichen Provisionsbullen ließ Konrad sich innerhalb der gesetzten Jahresfrist weder zum Priester weihen, noch befolgte er jene Bestimmungen, mit denen die Pfründenkumulation eingeschränkt worden war. Nach der Urkunde, mit welcher Abt Heinrich von St. Lambrecht Mitte April 1311 in Avignon Friedrich von Glojach, einen Kleriker des Erzbistums Salzburg, als Konrads Nachfolger präsentierte, war die Pfarre zu dieser Zeit wegen eines Mordes vakant. Nach der sprachlichen Formulierung konnte in der historischen Forschung bisher nicht eindeutig entschieden werden, ob Konrad das Mordopfer war oder der für den Mord Verantwortliche.[1] Für die weiteren Besetzungen der Pfarre Piber hatte Konrads Zeit als Pfarrer insofern Folgen, als der Apostolische Stuhl sie in den Jahrzehnten danach mehrmals als Vorwand nutzte, um diese nach eigenen Gutdünken zu entscheiden, wobei die bestehende Rechte des Stiftes St. Lambrecht und des Bistums Gurks ignoriert wurden.[2]

Konrad von Wallsee in zeitgenössischen Quellen

In der steirischen Reimchronik, die Konrads Zeitgenossen Ottokar aus der Gaal zugeschrieben wird, findet sich eine Auflistung der "Wallseer Brüder", die mit Konrad endet, der hier als Pfarrer von Piber bezeichnet wird und als solcher das "Landvolk" ausgebeutet haben soll.[2]

Literatur

  • Annelies Redik: Zwischen St. Lambrecht und Avignon. Zur Besetzung der Pfarre Piber im 13. und 14. Jahrhundert. In: Meinhard Brunner - Gerhard Pferschy - Gernot Peter Obersteiner (Hrsg.): Rutengänge. Studien zur geschichtlichen Landeskunde. Festgabe für Walter Brunner zum 70. Geburtstag (= Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark. Bd. 54) (= "Zeitschrift des Historischen Vereins für Steiermark. Sonderband 26). Eigenverlag, Graz, 2010. ISBN 978-3-901251-34-4). S. 71-85

Einzelnachweise

  1. vgl. Annelies Redik: Zwischen St. Lambrecht und Avignon, 2010, S. 72
  2. 2,0 2,1 vgl. Annelies Redik: Zwischen St. Lambrecht und Avignon, 2010, S. 73

Anmerkungen

  1. Angaben nach Hinweisen von Annelies Redik. Vgl. Annelies Redik: Zwischen St. Lambrecht und Avignon, 2010, S. 73f.