Thomas Schäbl

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Altstadt von Hall in Tirol, heute

Thomas Schäbl (* im 15. Jahrhundert; † im 15. Jahrhundert, vermutlich nach 1470[A 1]), auch Thomas Schebl oder Thomas Schabl, war im 15. Jahrhundert einige Male der Bürgermeister der Stadt Hall.

Herkunft und Familie

Thomas Schäbl war der Sohn von Kaspar Schäbl aus dessen Ehe mit Sabina von Schenkenberg.[1] 1438 heiratete er Susanna Rauch, die einzige Tochter von Andreas Rauch, einem einflussreichen Bürger in Hall.[2] Sie war die Enkelin von Heinrich Rauch, der zwischen 1381 und 1396 als Zeuge, Käufer von Liegenschaften und Zinsen sowie als Ratsherr in Hall belegt ist.[3] Belegt ist, dass sie wegen offenbarer Ehrenbeleidigung einige Zeit bei ihrem Ehemann, der damals gerade Bürgermeister war, in "private Haft" gehalten wurde.[4]

Leben

Thomas Schäbl ist in dem Verzeichnis der auf dem Landtag vom 17. Jänner 1468 zu Bozen vertretenen Gerichte und ihrer Boten als Gerichtsbote für das Gericht Hall genannt.[1] Er war seit Ende der 1430er-Jahre in Hall ansässig, wo er gleich das Bürgerrecht erwarb und ein Haus in der Salvatorgasse bewohnte. Seine zu dieser Zeit erfolgte Eheschließung dürfte seinen raschen Aufstieg in den Stadtrat von Hall gefördert haben, dem er 1442-1487 als Ratsherr angehörte. 1444 war er Stadtrichter von Hall, mehrmals zwischen 1454 und 1487 der Bürgermeister und 1467-1470 der Baumeister. Mehrmals ist er als Zeuge in Rechtsangelegenheiten belegt.[2] Gemeinsam mit Hans Protmann fungierte er 1445 als Rechtsprecher in einem Streit zwischen Viktor Trautson und den Bauleuten von Obernberg-Vinaders (heute Teil der Gemeinde Gries am Brenner).[5] 1475 war Thomas Schäbl der Vormund für die Söhne von Hans Holer und Sebastian Kripps, 1485 für die Kinder von Michael Huber.[2] Die Voraussetzungen dafür, dass er intensiv in der Stadtverwaltung in Hall mitwirken konnte, was ehrenamtlich erfolgte, waren ein gesicherte Einkommen und solide Vermögensverhältnisse.[2]

1430 wurde Thomas Schäbl mit dem Schildhof "zu Niederkalb", dem Lehen Kalm, belehnt, der bereits seinem Vater als Lehen gehört hatte. Durch diesen gelangte er auch in den Besitz von Jagd-, Fischerei- und Weidenrechte Im Passeier und im Ötztal. Gleichzeitig erhielt er auch das "Recht des fünften Wagens" für den Transport von Trockengut zwischen Sterzing[A 2] und Matrei, welches bereits der Familie seiner Mutter gehört hatte. 1481 kündigte er das Lehen Kalm dem Landesfürsten auf.[2] 1449 wurde Thomas Schäbl mit der Burg Schenkenberg und dem dazugehörigen Gericht Schenkenberg in Obervöls (heute Teil der Gemeinde Völs am Schlern[A 3]) belehnt, das er von seinen Eltern hatte[6]. Die Belehnung erfolgte durch den Bischof von Brixen, welcher noch 1448 die Burg und das Gericht für sich beansprucht hatte.[7] Die Burg wurde erst 1472, vermutlich nach Thomas Schäbls Tod, an die Familie der Weinecker verkauft.[8]

Thomas Schäbl besaß außerdem ein Haus in Steinach, den Mairhof zu Baumkirchen, zu dem eine Mühle gehörte, und Weingüter in Schenna[A 4], ebenfalls ein Erbe seines Vaters, außerdem weitere Güter im südlichen Tirol und landwirtschaftliche Güter in der Umgebung von Hall.[9] 1471-1490 führte er einen Weinhandel, seit 1472 betrieb er eine Weinschank. 1482 ist er als Rotweinlieferant nachgewiesen.[2]

Literatur

  • Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol. Die Gerichte und ihre Vertreter auf den Landtagen vor 1500 (= Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs. Bd. 41). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2017. ISBN 978-3-7030-0941-9

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 387
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 388
  3. vgl. Klaus Brandstätter: Ratsfamilien und Tagelöhner, 2002, S. 249
  4. vgl. Klaus Brandstätter: Ratsfamilien und Tagelöhner, 2002, S. 181
  5. vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 365 und S. 388
  6. vgl. Klaus Brandstätter: Ratsfamilien und Tagelöhner, 2002, S. 190
  7. vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 229 und S. 388
  8. vgl. Klaus Brandstätter: Ratsfamilien und Tagelöhner, 2002, S. 190, Fußnote 66
  9. vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 388 und S. 389

Anmerkungen

  1. Nach Hinweisen in Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 388
  2. Sterzing, heute Vipiteno, gehört seit 1919 zu Italien.
  3. Völs am Schlern, heute Fiè allo Sciliar, gehört seit 1919 zu Italien.
  4. Schenna, heute Scena, gehört seit 1919 zu Italien.