Hebammen in Kaisersteinbruch

Aus ÖsterreichWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Eucharius Rößlin, Schwangere Frau und Hebamme, Hagenau, Gran - Das erste bedeutende Handbuch zur Geburtshilfe 1515

Hebammen in Kaisersteinbruch

Leben

Es hat in den Dörfern, so auch in Kaisersteinbruch, eine Zeit gegeben,da blieb die Familie von der Geburt bis zum Tod zusammen. Kinder wurden im Haus geboren (w:Hausgeburt#Hebammen) und die Alten starben, umgeben von der Liebe ihrer Familie, zu Hause. Weil man noch einander brauchte, waren die Menschen in den Dörfern eng zusammengerückt. Die Nachbarschaftshilfe ist damals kein Schlagwort gewesen. Jeder kannte jeden, und man grüßte einander schon von weitem.[1]

Leben und Sterben in Kaisersteinbruch

Im 16./17. Jahrhundert war die medizinische Versorgung der Bevölkerung weit und breit in Europa unterentwickelt. In Ungarn war der größte Teil der Bevölkerung im Gesundheitswesen unversorgt: Die Dorfbewohner der Marktflecken waren auf die Methode der Selbsthilfe angewiesen. Was verstehen wir darunter?[2]

Sie bedienten sich in erster Linie der alten, empirisch begründeten Methoden der Volksmedizin, die zwar in vielen mystischen abergläubischen Vorstellungen eingebettet waren, aber doch auch Wege mit alter Erfahrung beschritten, hauptsächlich in der Anwendung von Heilkräutern. Innerhalb der Familie hat die Mutter, in der Dorfgemeinschaft meist die Hebamme die Krankheiten behandelt. Aber auch die folgenden Personen haben geholfen: die Knochenschmiede, Hirten, die bei der Heilung von Tieren Erfahrung gesammelt hatten, aber auch wandernde Barbier-Chirurgen, Zahnzieher und Steinschneider, die besonders an Markttagen und anderen Festen auftraten.

Seit 1690 wurden in Kaisersteinbruch Kirchenbücher geführt. Die Herrschaft Königshof vom Zisterzienser-Stift Heiligenkreuz sandte damals David Fogger hierher. In den ersten vierzig Jahren, bis 1730, sind dort 542 Menschen gestorben, vor allem Kinder. Die Herren Pfarrer hatten die österliche Beichte und die Kommunion ihrer anvertrauten Pfarre zu bestätigen, das waren 1715: 268, 1716:286 und 1719:234. Es war ein gewaltiges Geboren-werden und Sterben. So viele Menschen leben auch "heute" im Dorf.[3]

Nottaufen

In der Zeit der Gegenreformation wurde die Hebamme nicht nur auf ihre sittliche Eignung, sondern vor allem auf ihre Kenntnisse in der röm.-katholischen Religion geprüft. Solche Nottaufen wurden genau überprüft, die Hebfang fleißig examiniert, um Gültigkeit zu erlangen. Kleine Auswahl:

„„Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes““

Taufen mit dem trinitarischen Segen [4]
Georg Röckh, Maurereister, Ehewirtin Apollonia
  • den 14. September 1694 ist in dem Freudthof alhier in Steinbruch deß Georgy Röckh Maurers und Inwohner in Steinbruch, und Apollonia, seiner Ehewirtin eheleibliches Kind begraben worden, welches halbgebohrener von der Hebfang (Hebamme) nothgetauft, und gleich nach selbiger verschieden ist. Die Hebfang ist vor der Begräbnus examiniert worden, und befunden worden, dass sie das Kindt recht getauft hat.
Georg Mayr, Schneidermeister in Steinbruch, verheiratet mit Christina.
  • den 12. März 1695 ist Adam, des Georgi Mayr Schneidermaister alhier und Christine seines Eheweibs von der Hebfang (Hebamme) notgetauftes Knäbl begraben worden. Pfarrer Gerhard Weixelberger

Liste von Kaisersteinbrucher Hebammen

Mit dem Beginn der Kirchenmatriken 1690 sind Geburtshelfer, wie Hebammen, Ärzte (Chirurgen) nachweisbar. Davon eine Auswahl:

Elisabeth Fernbacherin

Elisabeth Rupp heiratete den Kaisersteinbrucher Uhrmacher Johann Burnhauser, sie wohnten Im Haus mit der Sonnenuhr. Er starb 1798 mit 35 Jahren, Witwe Elisabeth heiratete 1806 Ignaz Fernbach. Amt der Kaisersteinbrucher Hebamme.

  • 24. Mai 1808, Tochter Barbara, Eltern Joseph Blümel, Kuhhirte und Ehefrau Catharina Edlich.
  • 4. August 1821, Sohn Domenico, Eltern Michael Hasenöhrl, Steinmetz und Ehefrau Magdalena Gehberger.

Elisabeth Buchinger

Elisabeth Weinkopfin aus einer Weberfamilie heiratete 1812 den Steinmetz Joseph Buchinger. Er starb vor August 1837. Bei ihren eigenen Kindern war Elisabeth Fernbacherin die Hebamme. Vielleicht war sie ihre Lehrmeisterin? Hebamme. Sie starb 1860 mit 72 Jahren.

Rosa Wind

Rosa Andraschke wurde um 1834 in Rodaun geboren, heiratete den Drechsler Robert Wind, Kaisersteinbrucher Hebamme. Die Witwe starb 1912 mit 78 Jahren.

  • 26. August 1882, Tochter Rosa, Eltern Johann Kraus, Steinmetz und Ehefrau Florentina Klimek
  • 14. April 1886, Sohn Adolph, Eltern Franz Brennhofer im Amelinbruch und Ehefrau Maria Schmode

Anna Krämmer

Sie war die Hebamme von Wilfleinsdorf und betreute das nahegelegene Königshof mit, 1908 bis 1926.

  • 24. November 1926 Maria Rosa, Eltern Gustav Scharmer und Ehefrau Aloisia Varga. Nottaufe durch die Hebamme Anna Krämmer.

Chirurg Tezer aus Breitenbrunn

  • 22. Jänner 1788 Tochter Eva bei der Geburt, Eltern Michael Thoma, Bäcker und Frau Magdalena Zierlin.
  • 22. März 1789 Frau Theresia starb bei der Geburt eines anonymen Knaben, Eltern Martin Heischmann, Fleischhauer und Ehefrau Theresia Prücklerin.

Chirurg Georg Dittmann von Sommerein

+ 1. Jänner 1807 Sohn Anton bei der Geburt, Eltern Bernhard Gehberger, Tischlermeister und Ehefrau Rosina.

Statuten der Gemeinde Kaisersteinbruch 1886

Die Gemeinde Kaisersteinbruch mit 500 Seelen, 67 Häusern und ... organisiert sich als Klein-Gemeinde. Auswahl zum Thema:

  • Die Hebamme erhält eine freie Wohnung im Gemeinde Haus Nr. 55 und 200 Stück Bürtln Brennholz in Natura.

Archivalien und Literatur

  • Kaisersteinbrucher Gemeindearchiv: Original-Currens-Buch, Kundmachungen 1838–1852.
  • Ferenc Szigetváry, Die Rolle des Hochadels in der Arzneiversorgung im 16. u. 17. Jh. (österr.-ungar. Grenzraum)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Paul Weisz, Pannonisches Heimatmuseum, die lebendige Vergangenheit des Karl Eidler. Edition Tau, 1995. ISBN 3-900977-60-7.
  2. Ferenc Szigetváry, Arzneiversorgung im 16. und 17. Jahrhundert.
  3. Interessante Zahlen aus dem Begräbnisbuch von Kaisersteinbruch in Helmuth Furch, Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch Nr. 36, Februar 1995, S. 25f.
  4. Katechismus der Katholischen Kirche, §1284: [1]