Schmiedhandwerk in Kaisersteinbruch

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„Der Hufschmied“ kolorierte Federlithographie, 1830

Handwerk der Schmiede- und Wagnermeister in Kaisersteinbruch

Handwerksordnung 1688 der Schmiede- und Wagnermeister von Neusiedl am See

Kaiser Leopold I. bestätigt 1688 die 42 Artikel der Handwerksordnung der Schmiede- und Wagnermeister.

Wenn einer zu diesen beiden, der Hufschmied- oder Wagner Handwerkhsordnung sich einzuverleiben willens hätte, und Meister begehrt zu werden, derselbige soll sich

  • Erstlich bei einem ehrsamen Richter und Rath allhier anmelden und anzeigen, woher er komme, und gebürtig seie, hernach mag er zu Unserem Zechmeister allhier gehen, seinen ehrlichen Geburts- und Lehrbrief einem ehrsameen Handwerk vorzeigen, .... wenn er zu recht erkennt worden, soll er alsbald dem Hand-werk einen Taler in die Lade zuerlegen schuldig sein, und ihm von einem ehrsamen Handwerk angedeutet werden, nach seinem Handwerk, wie er gelernet hat, sein Meisterstück zu machen, folgends soll ihm auf ein Jahr und Tag zugelassen werden, sein gebräuchiges Meister-Mahl dem gesamten Handwerk zugeben.
  • Wenn es sich begeben würde, dass ein fremder, lediger Gesell, er sei Schmied oder Wagner bei uns zu unserem Handwerk begehrt, derselbe solle sich bei dem Zechmeister anmelden und bei einem Meister in der Arbeit auf ein Jahr lang einstehen.

Meisterprüfung

  • Ist der Schmied, der sich neben uns begehret in das Handwerk einzulassen. Das Meisterstück: ein halber vorderer Wagen mit eigenen neuen Eisen zu beschlagen, samt einem jungen Ross, welches ihm angewiesen wird, mit vier neuen Eisen ohne allen Fehl und Mangel zu beschlagen ....
  • Der Wagner Meisterstück: ein Kutscher Wagen, vier Rad, zwei Gestell, wie im Land gebräuchig, ohne allen Mangel und Fehl zu machen ....

Am Sonntag nach dem Gotts Leichnamstag, oder wann die Procession gehalten wird, soll der Zechmeister ein ganzes Handwerk zusammen kommen lassen. (Stadtarchiv Mosonmagyarovar)

Liste von Kaisersteinbrucher Schmiede-, Schlosser-, Wagnermeistern, Gesellen und Lehrjungen

Das „Register Nr. 1 von 1604-1714“ der Herrschaft Königshof zeigt die Wichtigkeit dieses Berufes (Huf-, Werkzeugschmied, ..) neben dem alles dominierenden Steinmetzhandwerk. Eine Auswahl:

Michael Heischmann + 1647

1603 empfangen beide, Michael Heischmann, Schmiedemeister und Frau Magdalena Nutz und Gwöhr eines öden Gartens, darauf hat er ein Haus zu bauen versprochen. Nach ihrem Tod 1628, heiratete er Ursula.

  • 29. März 1639 Gerichtsverfahren: Ein Steinmetz in Steinbruch wird vom Schmiedjung gestochen.
Zusammenfassung: Zwischen dem Steinmetz Mathel Fechter und dem Lehrjung bei Meister Martin Heischmann entsteht ein Wortgefecht, es kommt zur bedrohlichen Schlägerei, wegen der verletzten Ehre. Der Steinmetz verzeiht, es kommt zum gütlichen Vergleich.[1]

Martin Penn + 1656

1628 erwarben Martin Penn, Hufschmiedemeister und Frau Gertraud ein Haus von Steinmetzmeister Antonius Tencalla. 1633 dazu einen Stadl mit Obst- und Krautgarten beim Röhrbrunnen. Gertraud starb 1649, im Testament wird ein Sohn Antonius aus erster Ehe genannt. Seine zweite Ehefrau wurde Elisabeth. Nach seinem Tod heiratete Elisabeth am 21. Jänner 1657 den Hufschmied Martin Schweinhammer.

Martin Schweinhammer + 1669

Im Juli 1669 ist er im Leithafluss ertrunken, die Witwe heiratete den Hufschmiedmeister Adam Wollraab, sie besaßen zwei Häuser mit Gärten.[2][3]

Adam Wollraab

Der Hufschmied wurde neben dem Richter von Kaisersteinbruch, dem Steinmetzmeister Ambrosius Regondi, nachfolgend Ambrosius Ferretti zu einem der vier Geschworenen gewählt. Als Amtsperson war er bei der Verlassenschaft des Steinmetzen Caspar Floich in Stainbruch, so in der Contagion(Pest) verblichen, vom 3. November 1680.[4]

In der Folgezeit übersiedelte Meister Wollraab nach Bruck an der Leitha. Das Bürger- und Aidtbuch der Stadt Bruck an der Leitha dokumentiert es, er wurde 1686 Bürger der Stadt und Meister der Brucker Schmiedezunft.[5][6]

Tobias Hackenberger + 1704

Schmiedemeister im Steinbruch, verheiratet mit Maria.

Der Präfect der Sängerknabenschule beschreibt die Flucht vor den Türken als Tagebuch

Der Kaisersteinbrucher Steinmetzmeister Antonius Pery heiratete in 2. Ehe Anna Kleinschrothin, die Schwester der Präfekten der Sängerknabenschule im Stift Heiligenkreuz, Balthasar Kleinschroth. Bei dieser Flucht waren Schwager Antonius Pery und der Schmied des Ortes Tobias Hackenberger wesentlich beteiligt. Der Schmied kam wieder zurück, der Verbleib Perys ist nicht bekannt.[7]

Im „Register“ 1698: Er kaufte von der Obrigkeit ein Haus mit Schmiede (kein Datum angegeben) verkaufte dieses 1698 an den Hufschmied Philipp Wenz und Frau Martha. Meister Hackenberger starb am 5. April 1704 mit 50 Jahren.

Philipp Wenz + 1717

Hufschmiedemeister, verheiratet mit Martha. 1698 erwarben beide ein Haus vom Mit-Schmiedemeister Tobias Hackenberger. In einer Steuerliste von 1699 sind sie mit ihrem Haus, zwei Ochsen und einer Kuh angeschrieben.

Meister Philipp Wenz starb 14. Dezember 1717 mit 59 Jahren. Der Besitz wurde Schmiedemeister Blasius Markowitsch verkauft.

Blasius Markowitsch + 1730

Gemeinde-Schmiedemeister, verheiratet mit Maria. Das Haus mit Schmiede und Krautgarten, mit welchem der Schmied Philipp Wenz und Ehefrau Martha angeschrieben war, ist nach seinem Ableben laut Kaufvertrag vom 4. April 1718 an die Eheleute gekommen.

Am 7. Juli 1730 starb Blasius Markowitsch mit 51 Jahren, nachfolgend die Inventur Blasius Markowitsch (nur auszugsweise) in Protocolle der Herrschaft Königshof: In Mit- und Beisein des ehrengeachten Meister Elias Hügel, derzeit Richter, Johann Paul Schilck, Franz Trumler, beide Gerichtsgeschworene. Zwischen der Wittib Anna Maria Markowitschin und ihren 5 eheleiblichen Kindern. Erstlich das Haus mit der Schmieden samt dem Schmiedewerkzeug, wie auch einen Krautgarten, liegt alles zusammen geschätzt mit 130 fl, item ein Wagen samt aller Zugehörung mit 15 fl, mehr eine Kuh mit 10 fl, item einjähriges Kalb mit 2 fl 40 kr, dann unterschiedlicher Hausrat mit 5 fl.

Die Witwe Maria ehelichte den Schmied Adam Capeller. Tochter Maria ehelichte 1737 den Hufschmied Mathias Lechner.

Adam Capeller + 1736

Schmied von St. Pantaleon in Kärnten stammend, heiratete am 27. August 1730 Frau Eva Maria Markowitschin, Witwe nach Blasius Markowitsch, Schmiedemeister in Steinbruch. Zeuge: Steinmetzmeister Franz Trumler.

Grundbuch 1731: Ein Haus, so eine Schmiede ist, nach Ableben Blasius Markowitsch wurde sein Teil auf die 6 Kinder zugleich vererbt, durch Abmittlung an die Witwe allein, welche sich mit Adam Capeller verehelichte und ihn neben sich im Grundbuch eintragen ließ. am Er starb 9. Feber 1736 mit 41 Jahren.

Mathias Lechner + 1763

Pferde-Medicus und Hufschmiedemeister von Zillingdorf stammend, heiratete am 5. Feber 1737 Jungfer Maria Markowitschin, Tochter des verstorbenen Schmiedemeisters. Ein Trauzeuge war Steinmetzmeister Johann Paul Schilck.

Grundbuch 17: Ein Haus, so eine Schmiede ist, nach Ableben Adam Capeller kam sein Teil an die nächsten Befreundten (Verwandten), durch die Herrschaft und Erfüllen gewisser Bedingungen an die Witwe. Meister Lechner starb am 9. März 1763.

Jacob Margl + 1809

Schmiedemeister,

Paul Margl + 1820

Jacob Wachtler + 1849

Joseph Tötschinger + 1851

Schmiedemeister,

Franz Wolf +

Quellen und Literatur

Archiv Stiftes Heiligenkreuz Rubr. 49 Herrschaft Königshof:

  • Register Nr. 1 von hierin begriffene Fleckhen, Wilfersdorf, Stainbruch, Höflein, Arbesthal, und Göttlesbrunn 1603–1714
  • Grundbuch über Stainbruch 1714–1767, 1768– 1832
  • Pfarrmatrikel ab 169o-1753, Heiratbuch 1754–1826, Taufbuch 1754–1806, Sterbebuch 1754–1804
  • Königshofer Protocolle, 1630–1651, 1651–1665, 1661– 1748–1756, 1681, 1692–1707, 1728–1731

Archiv der Stadt Bruck an der Leitha: Bürger und Aidtbuch 3/131

  • J.C.Groß/Friedrich Mayer: Lehr- und Handbuch der Hufbeschlagkunst. Anleitung zum Beschlag, zur Erkenntnis, Beurteilung und Behandlung gesunder und kranker Hufe der Pferde. Stuttgart 1861, Verlag J.F.Steinkopf. Reprint aus dem Bestand der Universitätsbibliothek Hannover, 1996 Verlag Th. Schäfer, Hannover. ISBN 3-88746-359-5.

Weblinks

  • Röm.kath. Pfarre Kaisersteinbruch [1] Matriken Online.
  • Helmuth Furch 2002, Historisches Lexikon Kaisersteinbruch Band 1, 2004, Band 2 Index: Handwerksordnung 1688 Schmied, Wagner, Capeller Adam, Hackenberger Tobias, Hammerschmied Adam, Heischmann Michael, Horváth Franz, Jacob, Josef. Lechner Mathias, Margl Jacob, Markowitsch Blasius, Penn Martin (Merth), Schweinhammer Martin, Tötschinger Joseph, Wachtler Jacob, Wenz Philipp, Wollraab Adam, Wolf Franz, Karl, Michael,

Einzelnachweise

  1. Heischmann Gerichtsverfahren, im Wortlaut zu lesen im „Historischen Lexikon Kaisersteinbruch“, Bd. 1, S. 196f
  2. Register 1, 1671.
  3. Sachweinhammer Martin, Penn Martin, Wollraab Adam, in Historisches Lexikon Kaisersteinbruch, 2004.
  4. Protocolle der Herrschaft Königshof anno 1661
  5. Bürger- und Aidtbuch von 1557-1850, zu lesen in: Josef Christelbauer, Rudolf Stadelmayer: Geschichte der Stadt Bruck a.d.Leitha.
  6. Nahende Türkengefahr in Helmuth Furch, Vom Heiligenkreuzer Steinbruch zu Kaisersteinbruch, Kleine Chronik, 1981. S. 30 ff
  7. P. Hermann Watzl (Hrsg.): Flucht und Zuflucht, Tagebuch des Priesters Balthasar Kleinschroth aus dem Türkenjahr 1683. Heiligenkreuz 1956. (Pery und Hackenberger sind das Buch hindurch präsent) Ein Zitat daraus: Kleinschroth schreibt ..waren wir unser in allen, ich, mein Schwager, der Schmied, die 12 Knaben, der Knecht und das Pferd und 2 kleine Hund, also 16 Personen und 3 Tiere.