Gustav Calliano
Gustav Ludwig Calliano (*11. Juli 1853 in Laibach, Krain (heute Ljubljana, Slowenien); † 12. Februar 1930 in Baden) war ein österreichischer Heimatforscher und Schriftsteller.
Leben
Gustav Calliano kam im Juli 1853 im Laibach im Herzogtum Krain als Sohn des damaligen Theaterdirektors Karl Calliano und dessen Gattin Magdalena geb. Pfeiffer zur Welt. Schon seit seinem ersten Lebensjahr wuchs er in Baden auf. Sein Vater entstammte einer alt italienischen Familie, dessen Nachkommen im damaligen Erzherzogtum Österreich unter der Enns, dem heutigen Niederösterreich eingewandert waren. Schon sein Urgroßvater, Jakob Calliano kam in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nach Wien und mutierte hier zum Großindustriellen. Sein Großvater Anton Calliano schlug zuerst die Offizierslaufbahn ein und kämpfte in den Koalitionskriegen gegen Napoleon. Danach erhielt er den Posten eines Theaterdirektors in Wien.
Gustav Calliano besuchte in seiner Ausbildungszeit zuerst das Landesrealgymnasium in Baden und anschließend die Kommunalrealschule in Ödenburg. In Wien studierte Mineralogie sowie Geologie und legte die Prüfung für Handelswissenschaft ab. Lehrkurse für Zeichnen und Maschinenbau besuchte er ebenso, wie die Sprachkurse bei Schrittwieser und die Buchdruckkunst bei Jakob Grätz in Baden. Im Anschluss daran arbeitete Calliano als Sekretär in der Advokatenkanzlei Dr. Bausek am Badener Hauptplatz, wo er auch noch Zeit fand, verschiedene literarische und fachwissenschaftliche Arbeiten durchzuführen.
Calliano's erste Publikation, welche er 1870 als Praktikant in der Druckerei Grätz im Geheimen selbst setzte und druckte, war der Aufsatz „Typografische Notizen". Auch war er heimlicher Mitarbeiter des "Badener Boten“ dessen damaligen Redakteure Beiträge eines anonymen Einsenders veröffentlichten, welche diese aus der Hand eines Setzerlehrlings, des wahren Autors, niemals angenommen hätten. Schon sehr früh lernte Calliano Hermann Rollett, den Schriftsteller und Archivar des Badener Rollettmuseums kennen. Dadurch inspiriert, kam es zu dichterischen Versuchen, die bis zur Autorenschaft von abendfüllenden Theaterstücken ging.
So entstanden die Publikationen über den "Niederösterreichischen Sagenschatz":
- "Die Schelmenhöhle im Bründltal nächst Sooß"
- "Die Höhlen von Baden"
- "Die Ruine Rauhenstein"
- "Badener Ikonografie"
Seit 1890 beschäftigte sich Calliano intensiv mit Ausgrabungen an vorgeschichtlichen Fundstellen und mit Höhlenforschungen. Über diese seine Arbeiten entzündete sich so mancher wissenschaftlicher Streit, der bis zum Zerwürfnis mit Herrmann Rollett führte. Nichtsdestotrotz entstand 1894 sein umfangreiche Werk "Prähistorische Funde in der Umgebung von Baden" mit 158 Textillustrationen, welches im Verlag Braumüller (Wien und Leipzig) veröffentlicht wurde.
Auf Calliano's Anregung fanden zahlreiche Vereinsgründungen in Baden statt. So geht die "Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse" (1880), die aus der sechs Jahre früher gegründeten "Afrikanischen Gesellschaft" hervorgegangen war, der "Badener Museumsverein", die Ortsgruppe Baden des „Niederösterreichischen Gebirgsvereins“ sowie die "Niederösterreichischen Landesfreunde" auf sein Konto. Mit Letzterem gelang es ihm auch das „Kaiser-Franz-Joseph-Museum“ am Badener Mitterberg vorzubereiten und ins Leben zu rufen. In diesem Museum hat sich Calliano selbst verwirklicht, indem er den „Caroline und Fridolin Keller-Saal“ ausgestaltete.
Auch war Calliano durch dreißig Jahre zuerst belletristisch, dann fachwissenschaftlich und seit 1899 als Theaterreferent der Badener Zeitung tätig. Dort galt es als offizielles Geheimnis, dass Calliano diese Tätigkeit als viel beschäftigter Mann an seine Tochter delegierte, die Kritiken unter seinem Namen verfasste. Nach dem Ersten Weltkrieg begann er aus einer Fülle von ihm und seinen Freunden gesammelten Materials die „Geschichte Badens“ zu kolportieren, welche in Einzelartikel erschien. Auch war er nebenbei in zahlreichen Ausstellungen unermüdlich und uneigennützig tätig und seine Sorge galt seiner seit Jahren vorbereiteten Zusammenstellung der "Badener Häuserchronik".
Gustav Calliano hatte einen Bruder namens Carl Calliano und war mit Cäcilia Bohsert verheiratet, die er am 30. September 1876 in der Badener Stadtpfarrkirche St. Stephan ehelichte[1]. Am 12. Februar starb Gustav Calliano im 77. Lebensjahr[2] in Baden und wurde unter zahlreicher Beteiligung der Bevölkerung und der Badener Honoratioren am Badener Stadtpfarrfriedhof zur letzten Ruhe bestattet[3].
Die Stadt Baden ehrte die beiden Brüder, die sich um den Bau und die Einrichtung des Kaiser-Franz-Joseph-Museums verdient gemacht haben, indem sie die Callianogasse nach den beiden Brüdern benannte.
Literatur
- Julius Böheimer: Straßen & Gassen in Baden bei Wien,1997, Verlag Grasl, Baden, S. 25, ISBN 3-85098-236-X
- Gustav Calliano †. In: Badener Zeitung, 15. Februar 1930, S. 1 (online bei ANNO).
Einzelnachweise
- ↑ Baden, Pfarre Sankt Stephan - Trauungsbuch 1875-1884 (fol.35) auf Matricula Online
- ↑ Baden, Pfarre Sankt Stephan – Sterbebuch 1930-1932 (fol.8) auf Matricula Online
- ↑ Gustav Calliano in der Verstorbenensuche am Stadtpfarrfriedhof Baden-St. Stephan (Grab Nr.01/01/55)
Weblinks
Gustav Calliano – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
- Nachlass von Gustav Calliano bei der ÖNB