Liste von Ortsspottnamen

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Ortsspott- oder spitznamen gibt es in manchen Gegenden gehäuft, zumindest wurden sie da niedergeschrieben. Die Tabelle beruht auf dem Buch "Österreichisches Schimpfwörter-Lexikon" von Günther Jontes, in dem zahlreiche Bücher ausgewertet wurden. Die Schreibweise von Dialektworten (ohne Lautschrift) ist schwierig aber allgemein verständlich.

Diese Spottnamen werden zum Teil von Faschingsvereinen oder im Zusammenhang mit Faschingsbrauchtum besonders in Vorarlberg "stolz" und selbstironisch verwendet. Manche Namen wurden entschärft.

sortierbare Tabelle

Nr. Spottname Dialekt Gemeinde, Reg. Bez. Land Erklärung Bemerkung
1 Atelplutzer Mühlviertel Reg. weil sie zur Jauche Atel sagen
2 Peter, gespreitzter Innviertel Reg. wegen des gespreitzten (selbstbewussten) Auftretens von Hausruckviertel verwendet
3 Pfufeler Sanna-, Inntal Reg. T weil der Sterz mit so wenig Fett gekocht wird, dass man in wegblasen kann pfufen: blasen, wegblasen
4 Pfundlaibler Buch B V
5 Bocksäckler Gisingen FK V weil sie einen Bock melken wollten
6 Breinfresser Breifressa Ehrenhausen, Gemeinde Vogau LB St am linken Murufer wurde Brein bevorzugt, am rechten dagegen Türkensterz Brein: Hirsebrei
7 Dachshacker Alberschwende B V (Ge)dachs: Geäst
8 Tatschkerland oststeir. Grabenland Reg. St wegen der häufigen Kröten und Frösche Tatschker: Kröte, Schallwort nach dem Aufklatschen
9 Tatschker Berg BL von Kittseern (B) verwendet
10 Dirndlbosser Stotzing EU B weil sie die Dirndln von den Bäumen schlagen statt schütteln Dirndl: Kornelkirsche, possen: schlagen
11 Turbeler Lauterach B V wegen der Torfgewinnung
12 Engerichdörrer Röthis FK V Engerich: Engerling
13 Erdäpfelböhm Seyring, Gerasdorf WU
14 Erdäpfelböhm Stammersdorf 21 W
15 Erdäpfelschädel - alle Wr. Bezeichnung für NÖer
16 Farnfresser Viktorsberg FK wegen der häufig vorkommenden Farne
17 Federblaser Au i. Bregenzerwald B V weil sie angeblich eine Feder in die Luft bliesen, um die Richtung der Auswanderung zu bestimmen 1585 musste eine Gruppe Wiedertäufer auswandern
18 F**pleurer Wels WE unbekannt pleuen: schlagen
19 Geißgagler Bizau B V Geißgagel: Ziegenexkremente
20 Gipskopf Vandans BZ V
21 Gösserpläri Gössgraben LE St Plärrer: Lärmmacher, Schreier
22 Groppe Hard B V Groppe ist ein Fisch
23 Hechtenstutzer Rust E B
24 Hennenmauser Tschagguns BZ V = Hennendieb Mauser (schweiz.): Fallensteller
25 Herrenlaiblefresser Bregenz B V
26 Himmeltauklieber Tillmitsch LB St weil sie den Himmeltau-Brei aus der Schüssel mit dem Löffel stechen Himmeltau: Art Hirse, klieben: spalten
27 Höbler Hausruckviertel - höbeln: Hülsenfrüchte auslösen
28 Höherpeter Heherpeder Innviertel Reg. Innviertler gelten als besonders selbstbewusst Höherpeter: stolzer, dünkelhafter Mensch, der stets höher hinauf will
29 Hundsschneider Wettmannstätten DL St von Hirscheggern verwendet
30 Hühnerbrüder Lassing LI St
31 Kniebohrer Friedberg HF St auch für Oststeirer
32 Knöpfler Knöpflar Kennelbach B V
33 Kochbürger Mooskirchen VO St wegen des nicht mehr bodenständigen Dialekts
34 Krautbäck Ehrenhausen LB St wegen der Frohnarbeit auf den herrschaftlichen Krautfeldern
35 Kriesepicker Andelsbuch B V Kriese: Kirsche
36 Kröte Bürs BZ V
37 Krotenlocher Fußach B V
38 Kruspi Schwaz SZ T
39 Kürbisbürger Preding 2 gem. St von den Hirscheggern verwendet
40 Lettenbauch Leatebüch Altach FK V wegen der Tonerdevorkommen Lette: Ton, Lehm
41 Leilei - alle K lei: nur
42 Löchleböhrer Weiler FK V
43 Lumpensammler Lumpasämmler Götzis FK V
44 Mährenländer Au B V weil 1585 eine Gruppe Wiedertäufer nach Mähren auswanderte
45 Milchsüppler Feldkirch FK V Milchsuppenesser
46 Musschleifer Fraxern FK V Mus: Maus?
47 Nebelposser Marz MA B possen: schlagen
48 Ratzen Rattenberg KU T
49 Roßbollenkocher Lochau B V Roßbollen: Roßäpfel
50 Rübenschwanz Übersaxen FK V
51 Spengler Sulz b. Röthis FK V
52 Spiegelhienz Mittel-, Südburgenl. Reg. B wegen des "Spiegels" am Ärmel vom Schneuzen Hienzen: Heanzen
53 Seebrünzler Bregenz B V
54 Seehase Anw. Bodensee Reg. V
55 Suppenbürger Imst, Innichen, Kauns - T leidenschaftlicher Suppenesser
56 Sumpftente Sumpfanten - alle B
57 Süßler Dornbirn DO V
58 Schäfeler Schoppernau B V
59 Schleifer Schwarzach B V wegen der Wetzsteinerzeugung
60 Schmucker - alle T weil ein Tiroler sich in den Felsen vor dem Teufel versteckte schmucken: sich anschmiegen
61 Schnecken Frastanz FK V
62 Schnitz Göfis, Sulz FK V Abschnitzel von Holz oder Obst
63 Schottenbauch St. Anton im Montafon BZ V Schotten: Topfen
64 Schottler Haselstauden DO V Schotten: Topfen
65 Schollenfresser Koblach FK V weil einst dort viel Torf gestochen wurde
66 Schwarzarscheter Lungau Reg. S
67 Sterzfresser St. Veit am Vogau LB St
68 Stiefelputzer Feldkirch FK V
69 Stiegelhüpfer St. Lorenzen im Paltental LZ St Stiegel: Holztreppen zum Übersteigen der Weidezäune
70 Stickelsch***er Sulz, Klaus - Stickel: Stange, Pfahl
71 Stiermelker Dafins, Zwischenwasser FK V weil sie angeblich versucht haben einen Stier zu melken
72 Stierwäscher Dafins, Zwischenwasser FK V
73 Stierwäscher Salzburg S S bekannte Sage vom Stier auf der Festung Hohensalzburg
74 Storzenfresser Bludenz BZ V Storzen: Krautstrunk
75 Strohbändler Strohbandler Stammersdorf 21 W die Stammerdorfer Winzer kauften Stroh zum hochbinden der Reben
76 Stumpler Dornbirn DO V weil angeblich viele Hausierer mit Maismehl in Säcken unterwegs waren Stumpen: Säcke
77 Waldnerpienk Waldnerpeank Waldviertel Reg. Pienk: klein, gedrungener Mensch; ähnl. Wortstamm Bengel
78 Wastel - alle T von Wienern benützt
79 Zigeuner Lustenau DO V unbekannt
80 Zlotzer Zlotzalan Klagenfurt K K noch dem slowenischen Namen von Klagenfurt Celovec
81 Zusserer Alpenvorland Reg. zusseln: zausen
82 Genickwetzer Gnackwetzer Falkenstein MI N wegen der auf das Genick drückenden Äpfel in der Rückentrage [1] Gnack : Genick
83 Krimblinghengst Falkenstein MI N die Krimbling wurde am Wochenmarkt in Laa verkauft Krimbling (Grimmling): anspruchslose Apelsorte[2]
84 Murkentrümmer Pfaffstätten BN N der Gemeindekotter wurde mit einer Karotte (statt einem Eisenstift) gesichert, diese fraß der Stier[3]. Murken: Karotten
85 Bohnenhirsch Baunlhiasch Gumpoldskirchen MD N wegen der früher häufig angebauten Bohnen. Baunl: Bohnen
86 Krötenpracker Krotnpracker Guntramsdorf MD N wegen der vielen Amphibien in den Tongruben (Ziegelherstellung) Krotn: Kröten, Pracker: Ziegelschläger
87 Schwefelkinder Baden BD N wegen der Schwefeldämpfe aus der Heilquelle der Kuranstalt
88 Tätschendorf Josefsthal BD N wegen der häufigen Wirtshausraufereien Tätsche: Ohrfeige
89 Schwalbenfanger Eisenstadt E B
90 Lercherltreiber Rechnitz OW B
91 Pfluiradhienzen Rattersdorf OP B Hienzen (Heanzen): deutsche Volksgruppe im früher zu Ungarn gehörigen Burgenland
92 Pumhienzen Südburgenland OW B gilt für die Bewohner an der steirischen Grenze Hienzen oder Heanzen: wie oben
93 Hechtenstutzer Seewinkel ND B
94 Kuckuckfänger Gougafaunga Schattendorf MA B weil sie versuchten den Kuckuck mit einem Fangeisen mit Nuss, Speck und Goldmünze zu fangen [4]. Gouga: Kuckuck
95 Kuckuckfänger Gougafaunga Horitschon OP B um den Kuckuck zu fangen, fällten die Horitschonerer Baum um Baum[5]. Gouga: Kuckuck
96 Bachschei**er Bochschei**a Lackenbach OP B [6]
97 Pregner Bucklige Welt WB N [6] von den Burgenländern so genannt
98 Milchbrater Mülibrouda Kalkgruben MA B weil sie die Milch in Strümpfen am Herd braten wollten[7] Müli: Milch
99 Boukaubeta Landsee OP B [6]
100 Breinhirschen Braijnhiaschn Forchtenstein MA B [6]
101 Bumma Bia Wiesen MA B [6]
102 Grassaschloapfa Neudorf b. Landsee OP B [6]
103 Ringalaa Piringsdorf OP B [6]
104 Sandhasen Soundhosn Lackendorf OP B [6]
105 Zieselbär Zeislbär Auersthal GF N wegen der Verwendung der Zieselleber gegen Sehschwäche[8]
106 Sterzjogln Herrnbaumgarten MI N wegen der Vorliebe für Sterz[9]
107 Blunzenstricker Blunz'nstricka Grinzing W W wegen der Forderung der glockenläutenden Buben nach mehr Geld und einer Blutwurst als Lohn[10] Blunz'n: Blutwurst
108 Wasserratten Wasserratz'n Nussdorf W W wegen der vor der Donauregulierung häufigen Überflutungen[11]
109 Milchmarder Müchmader Oberdöbling W W wegen des Schwundes beim Antransport der Milch zu den Sammelstellen in Döbling[12]
110 Fisolenbauern Fisoinbauan Pötzleinsdorf W W weil sie Bohnen angebaut haben[13]
111 Grießbauern Neustift W W wegen des Kornanbaues im Bezirksteil[14]
112 Krotnmelker Krotnmelcher Polling I T wegen des hohen Anteils an Feuchtwiesen[15]
112 Brillantengrud Schottenfeld W W wegen des in dieser Gegend konzentrierte Reichtums[16]
113 Bachbrunzer Sievering W W durch die Benutzung des Baches in Obersievering für ihre häufige Notdurft, die das Trinken verursachte.[17]
114 Hurensieveringer Sievering W W Nach einem Ausspruch des Sieveringer Pfarrers, weil es in der Kirche zog „jetzt macht's einmal des Huren Türl zu, da zieht's ja wie in einem Vogelhäus'l" an die Gemeinde, entstand dieser Spottname.[17]


Erklärung

Reg. Region, Bez. Bezirk (Autokennzeichen),

Literatur

  • Günther Jontes: Österreichisches Schimpfwörter-Lexikon, Salzburg 1998. (die Nummer 1 bis 81)

Anmerkungen

  1. Im Raum Falkenstein wurde eine anspruchslose Apfelsorte (Grimmling) angebaut und am Wochenmarkt in Laa verkauft. Dazu wurden sie in der Rückentrage transportiert, sodass den Falkensteinern das Genick aufgescheuert wurde
  2. Krimbling (Grimmling) ist der Lokalname für eine anspruchslose Apelsorte (Maschanzker), die im Raum Falkenstein angebaut wurde
  3. Angeblich soll ein Dieb aus dem Gemeindekotter geflohen sein, weil das Gefängnis statt mit einem metallenen Vorstecker mit einer Karotte gesichert war und der in der Nachbarschaft untergebrachte Gemeindestier den "Verschluss" fraß abgerufen am 28. August 2014
  4. weil die Schattendorfer den Kuckuck zwar hörten, aber nie sahen, versuchten sie (erfolglos) ihn mit einem Fangeisen zu fangen, in den sie eine Nuss, einen Speck und die einzige Goldmünze der Gemeindekasse legten. Am nächsten Tag waren die Köder weg, aber der Kuckuck war nicht gefangen worden. Quelle: J. Werfring: Gemeindenachrichten Sieggraben 12/2012
  5. weil die Horitschonerer den Kuckuck zwar hörten, aber nie aus der Nähe sahen, versuchten sie den Baum auf dem er saß zu fällen. Der Kuckuck aber flog zum nächsten Baum und als auch der gefällt wurde, flog er wieder zum nächsten Baum. Als vom ganzen Wald nur noch ein Baum stand, freuten sich die Horitschoner schon über ihren "Erfolg", der Kuckuck flog aber nach Rading davon. Quelle: J. Werfring: Gemeindenachrichten Sieggraben 12/2012
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 6,4 6,5 6,6 6,7 Quelle: J. Werfring: Gemeindenachrichten Sieggraben 12/2012
  7. Die Kalkgrubener wollten Milch nicht wie üblich kochen, sondern braten. Dazu füllten sie die Milch in Strümpfe und legten sie auf die Herdplatte. Der Versuch misslang und verbreitete einen üblen Geruch; Quelle: J. Werfring: Gemeindenachrichten Sieggraben 12/2012
  8. Die Zeiselmausleber war ein Volksmittel gegen den 'Nachtnebel', eine altersbedingte Sehstörung (Star); Quelle:Wagner M. (2004): Niederösterreich: eine Kulturgeschichte von 1861 bis heute, Band 1
  9. Die genügsamen Auersthaler nahmen auf die Pilgerreise nach Mariazell Sterz mit, an der Sterzkrümelspur fanden die Nachzügler den Weg; Quelle: http://camerahumana.wordpress.com
  10. Die Grinzinger Läuterbuam/ streiken am Kirchenturm;/ wollen statt fufzehn Kreuzer/ an Zwanzger haben/ und jeder a Blunzn dazua,/ nochaa gebn's erst a Ruah; Quelle: http://www.zur-wurst.at
  11. Quelle: http://www.zur-wurst.at
  12. Der "Mülidiebstahl" durch die junge Burschen die die Milch von den Bauern anlieferten konnte zwar nicht nachgewiesen werde, wurde aber vermutet; Quelle: http://www.zur-wurst.at
  13. Quelle: http://www.zur-wurst.at
  14. Im Bereich der Türkenschanze, heute zu Döbling gehörend; Quelle: http://www.zur-wurst.at
  15. Quelle: http://wienwiki.wienerzeitung.at
  16. >Quelle: http://www.polling.at
  17. 17,0 17,1 Die Sieveringer abgerufen am 28. August 2014