Grafschaft Pitten

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Ortsansicht auf die Stadt Pitten mit der gleichnamigen Burg heute

Die Grafschaft Pitten [A 1] umfasste im Mittelalter ein im Süden des heutigen Bundeslandes Niederösterreich gelegenes Gebiet, dessen Zentrum die gleichnamige Stadt Pitten gewesen sein dürfte. Die Grafschaft, deren Gebiet ursprünglich zum Herzogtum Kärnten, befand sich später im Grenzgebiet der Herzogtümer Steier und Österreich, was der Grund für ihre Sonderstellung gewesen sein dürfte. Im Unterschied zu anderen mittelalterlichen Grafschaften, die noch im Spätmittelalter in der Landesherrschaft aufgingen, konnte sie diese gewisse Sonderstellung halten.

Die "Waldmark"

Die frühere "Waldmark" umfasste um ca. 814-887 nach Christi Geburt das nahezu unbesiedelte, damals noch von dichten Wäldern bewachsene Gebiet zwischen Wechsel, Semmering, Rax und Schneeberg sowie Teile der heutigen östlichen Steiermark und erstreckte sich vom Piestingtal und Rosaliengebirge bis zur Bucklige Welt. In der Forschung gilt diese "Waldmark" als Teil des Herzogtums Karantanien, das Teil des Karolingerreich von Kaiser Karl "dem Großen" war. Nach der Überlieferung wurde die "Waldmark" im Jahr 976 zur einer Grafschaft erhoben, deren Zentrum der heutige Ort Pitten war und als solche Teil des Herzogtums Kärnten.[1] In der neueren Geschichtsforschung wird außerdem diskutiert, ob nicht Teile der Grafschaft Pitten im Frühmittelalter zeitweise zum ungarischen Königreich gehörten.

Anfänge der Grafschaft Pitten

Um 1042 wird Markgraf Gottfried († 1050) erstmals als Graf von Pitten genannt. Als sein Schwiegersohn gilt Graf Ekbert (I.) von Vornbach († um 1109), der später ebenfalls in der früheren "Waldmark" Fuß fassen konnte. Als diese Familie 1158 in "männlicher Linie ausstarb, kam die Grafschaft Pitten unter die Herrschaft des steirischen Markgrafen [[Otakar III. (Steier)|Otakar (III.), der ein Cousin des letzten Grafen von Vornbach-Pitten war. Sie wurde Teil der Markgrafschaft Steier († um 1166), die 1180 zu einem Herzogtum erhoben wurde und verblieb bis zum Aussterben dieser Familie in deren Besitz. Nach dem Tod von Herzog Otakar (IV.) von Steier († 1192) kam sie als Teil des Herzogtums Steier an die Babenberger. Unter ihnen wurde Ende des 12. Jahrhunderts in der Grafschaft eine landesfürstliche Residenzstadt gegründet: die heutige Stadt Wiener Neustadt.[1]

Im 12. Jahrhundert waren auf dem Areal der Grafschaft mehrere Adelsfamilien ansässig, die dort befestigte Ansitze und Burgen erbauen ließen.

  • Dazu gehörte die Familie der Herren von Albeck-Flatz ("de Flaze"), die bereits 1074 erstmals im "Pittnerland" genannt wird. Sie ließ die Befestigungen für die Anlage der Wehrkirche St. Lorenzen bei Flatz (heute Teil der Gemeinde Ternitz) erbauen. Es wird daher vermutet, dass sich dort auch ihr Sitz befand. Die Familie starb mit Dietrich von Albeck-Flatz († 1194), der seit 1179 Bischof von Gurk war, in "männlicher Linie" aus, nachdem sein Bruder Poppo von Albeck-Flatz bereits 1191 auf dem sogenannten "Dritten Kreuzzug" gestorben war. Bischof Dietrich schenkte daher seine Herrschaft Albeck-Flatz, inklusive der Pfarre "St. Laurenzen zu Vlatzl" dem im heutigen Bundesland Kärnten ansässigen Stift Gurk. Der Besitz der Pfarre wurde dem Stift Gurk 1204 durch Papst Innozenz III. († 1216) urkundlich bestätigt.[1]
  • Um 1128 erbauten die Familie der Herren von Dunkelstein am Petersberg (heute Teil der Gemeinde Ternitz) ihre Dunkelstein.[1]
  • Die Familie der Herren von Stuppach erbauten um 1130 eine Burg am Ende des Stuppachgrabens..[1]
  • Der Ritter von Pottschach erbautet seine Burg (heute Teil der Gemeinde Ternitz) um 1134 ebenfalls am Ende des Stuppachgrabens..[1]
  • Die Familie der Herren von Stuchs erbauten um 1186 im Sierningtal die Burg Stixenstein (heute Teil der Gemeinde Ternitz).[1]

Wichtige Burgen und Ansitze im 11. und in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts waren die Sitze in Flatz, Schwarzau am Steinfeld, Pitten, Haderswörth (heute Teil der Gemeinde Lanzenkirchen), der Hausstein von Grünbach und die Burg Dunkelstein (heute Teil der Gemeinde Ternitz). Nicht jede dieser Anlagen konnte bisher eindeutig lokalisiert werden. Zwar stieg die Anzahl von vermuteten Ansitzen und Burgen in der Grafschaft Pitten in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, nachdem sich die Anzahl der erhaltenen schriftlichen Quellen wesentlich verbessert hatte, doch nur sehr wenige Anlagen konnten bisher auch archäologisch nachgewiesen werden wie zum Beispiel die früheren Burg Dunkelstein oder die Wasserburg von Lanzenkirchen.[2]

Die Grafschaft Pitten unter den Habsburgern

Mit dem Tod von Herzog Friedrich (I.) von Österreich ("Friedrich dem Streitbaren") († 1246) begann das sogenannte "Österreichische Interregnum" (ca. 1246/56-1278/82) wurde am 3. April 1254 zwischen dem "Böhmenkönig" Ottokar II. und dem "Ungarnkönig" Bela IV. der "Frieden von Ofen" geschlossen, nach dem Ottokar das Herzogtum Österreich und Béla das Herzogtum Steier erhalten sollte. Die Grafschaft Pitten sollte an Ottokar fallen. Nach der Schlacht auf dem Marchfeld (26. August 1278) kamen die Herzogtümer Österreich und Steier mit der Grafschaft Pitten wenig später an die Habsburger.[1]

Im Spätmittelalter behielt die Grafschaft Pitten eine Sonderstellung. Sie gehörte meistens zum Herzogtum Steier, war aber häufig dem Herzogtum Österreich abgabenpflichtig. So gehörte sie im Teilungsvertrag von Neuberg (25. September 1379) und in den Nachfolgeverträgen zu jenen Teilen des damaligen Habsburgerreiches, die gemeinsam verwaltet wurden. Erst unter Herzog Ernst (I.) von Österreich ("Ernst dem Eisernen') († 1424) wurde sie für viele Jahre Teil des Herzogtums Steier und zählte damit zu den "innerösterreichischen" Ländern. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts begann der Zerfall der Grafschaft in einzelne Herrschaften. Den Titel eines Grafen von Pitten führten die Familie jedoch noch bis 1918. 1919 wurde die Grafschaft offiziell aufgelöst.[1]

Die Herrschaft Pitten

Die Herrschaft Pitten umfasste die Burg Pitten und den umliegenden Grundbesitz (heute Teil der Gemeinde Pitten). Sie war im Mittelalter das zentrale Refugium der Grafen von Pitten gewesen. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde die Familie Teufel von Kaiser Friedrich III. († 1493) mit ihr belehnt. Wolfgang Teufel gelang es in den Kriegen des Kaisers mit dem "Ungarnkönig" Matthias Corvinus die Burg Pitten erfolgreich zu verteidigen und für den Kaiser zu halten. Einer Legende nach war er es, dem der Ungarnkönig 1487 als Anerkennung den sogenannten Corvinus-Becher geschenkt haben soll. Seine Familie wurde von den Habsburgern in den Ritter- und Freiherren-Stand erhoben. Durch Kauf erreichten sie, dass die Herrschaft Pitten aus einem Lehen in "freies Eigen" umgewandelt wurde. Außerdem vereinigten sie dieses bis 1624 mit der Herrschaft um Frohsdorf zur Herrschaft Frohsdorf-Pitten. Im 16. Jahrhundert wurden die Freiherren von Teufel lutherisch, 1609 wurden sie wieder katholisch. 1658 kam die Herrschaft Frohsdorf-Pitten im Erbweg an die Grafenfamilie von Hoyos, von denen sie 1817 die Gräfin von Lipona kaufte. In den Jahren danach wechselte die Herrschaft mehrmals ihre Besitzer.[1]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 1,9 vgl. Grafschaft Pitten. Valtiner.Lima-City.De, abgerufen am 5. Mai 2022
  2. vgl. Karin Kühtreiber: Burg Dunkelstein. Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen eines hochmittelalterlichen Adelsitzes im südöstlichen Niederösterreich. Dissertation (ungedruckt), Universität Wien, 2006, Bd. 1, S. 24

Anmerkungen

  1. In historischen Quellen wird der Name der Grafschaft auch Pütten, Butino oder Putine geschrieben.
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