Burg Lichtenfels
Die Burgruine Lichtenfels ist eine frühere Höhenburg im Waldviertel.
Lage
Die Burgruine Lichtenfels gehört heute zur Gemeinde Rastenfeld. Früher thronte sie auf einer steilen Bergkuppe, heute befindet sie sich auf einer kleinen Halbinsel am südlichen Ufer des Ottensteiner Stausees.[1]
Die Burgruine
Die Burg Lichtenfels wurde nach dem Vorbild der beiden älteren "Tursen-Burgen" Rauheneck und Rauhenstein im Raum um Baden errichtet, weshalb sie sich optisch wesentlich von der benachbarten Burg Ottenstein unterschied, deren markantes Merkmal der fast quadratische Grundriss ist. Über ihrer Kapelle befand sich ein zweiter gegen Ottenstein zugewandter Turm.[2]
Von den noch vorhandenen Resten der früheren Burganlage hat sich die romanische Burgkapelle in der Südostecke des früheren Burghofes, die dem Heiligen Paulus geweiht ist, relativ gut erhalten. Sie ist rechteckig und wie der romanische Bergfried aus Quadern errichtet. Dieser ist heute noch ca. 30 Meter hoch und hat fünf sichtbare Geschosse. Die Kapelle, der Bergfried und auch der zweigeschossige Palas sind aus dem 12. Jahrhundert. Dessen Flachbogenfenster wurden erst im 17. Jahrhundert eingebaut. Außerdem sind Teile des Vorwerkes und der südliche Zugang zum Zwinger erhalten, beide aus dem 16. Jahrhundert. An die Südseite des Burghofes schließen sich lang gestreckte Wohngebäude mit Sgraffito-Quaderung an, die ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert sind.[3]
Historische Eckdaten
Während Haug, Otto und Reinprecht von Lichtenfels erst 1299 in einem Kaufbrief des Klosters St. Bernhard als Zeugen genannt werden, wurde die Burg Lichtenfels wohl bereits Mitte des 12. Jahrhunderts erbaut. Erstmals urkundlich genannt wird sie 1159, als sie von Herzog Heinrich (II.) "Jasomirgott" an Hartung von Rauheneck "verliehen" wird. Hartung gilt als Ahnherr der Familie der Tursen, einer damals wichtigen Ministerialienfamilie, die im Herzogtum Österreich ansässig war und aus mehreren Familienzweigen bestand. Die Burg Lichtenfels mit der dazugehörigen Herrschaft verblieb bis 1335 bei den Herren von Rauheneck.[1]
1248 ist erstmals ein Hugo der Turs zu Lichtenfels († 1294) genannt, dessen Name in mehreren Urkunden des Stiftes Zwettl aufscheint. 1287 war er dem Stift als Laienbruder beigetreten. Als Anhänger von König Rudolf I. führte er eine Fehde gegen den Kuenringer Heinrich (IV.) von Weitra († um 1293), der auf der Seite des "Böhmenkönig" Ottokars stand.[4] Die Burg verblieb bis 1335 im Besitz der Familie der Tursen, wobei sie zuletzt gemeinsamer Besitz von mehreren Familienzweigen war. 1335 kaufte Jans von Kapellen († um 1354) ihre sämtlichen Anteil und ließ sich wenig später von den Herzögen Albrecht und Otto von Österreich mit der gesamten Burg und Herrschaft Lichtenfels belehnen.[5] Während der Hussitenkriege waren 1427-1428 das Archiv und der Klosterschatz des Stiftes Zwettl auf der Burg Lichtenfels untergebracht. In den folgenden Jahrhunderten war die Burg als landesfürstliches Lehen im Besitz von verschiedenen Familien. 1623 kam die Burg in den Besitz von Hans Unterholzer von Kranichberg, der sie als freies Eigen besaß und 1628 mit der Herrschaft Rastenberg vereinigte. Lichtenfels war bis 1804 bewohnt, danach begann es zu verfallen.[4]
Die Burgruine Lichtenfels in Sage und Legende
Nach einer Sage soll die Burg Lichtenfels vom Teufel und einem Riesen erbaut worden sein, welche der spätere Burgherr bezwingen konnte. Der Riese dürfte an Anspielung auf die Herren von Rauheneck sein, die seit ca. 1200 als Tursen bezeichnet werden, was so viel wie Riesen bedeutet.[1] Mehrere Sagen erzählen von Turso von Lichtenfels, dem edelmütigen Schirmherr von Stift Zwettl. Das historische Vorbild dieser Sagenfigur dürfte Hugo den Tursen von Lichtenfels sein.[6]
Literatur
- Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten / Wien, 1999. ISBN 3-85326-114-0
Weblinks
Burg Lichtenfels – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 71
- ↑ vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels. Geschichte und Genealogie eines niederösterreichischen Ministerialengeschleches. (Ungedruckte) Dissertation, Wien, 1981. S. 180f.
- ↑ vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 73
- ↑ 4,0 4,1 vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 72
- ↑ vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels. Geschichte und Genealogie eines niederösterreichischen Ministerialengeschleches. (Ungedruckte) Dissertation, Wien, 1981, S. 148f.
- ↑ vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 72
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48.5904115.32316Koordinaten: 48° 35′ 25″ N, 15° 19′ 23″ O