Burg Sachsendorf

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Die Burgruine Sachsendorf heute

Die Burgruine Sachsendorf ist eine im Waldviertel gelegene frühere Niederungsburg. Sie gilt als Herkunftsort des Minnesängers Ulrich von Sachsendorf (genannt im 13. Jahrhundert).

Lage

Die Burgruine Sachsendorf befindet sich am Ortsende der Gemeinde Burgschleinitz-Kühnring. Sie liegt auf der Höhe des Manhartsberges an der tiefsten Stelle einer feuchten Senke.[1]

Das Bauwerk

Von der einstigen Burganlage, die einst der Sicherung der Grenze am Manhartsberg diente, sind noch ein Teil des Wohnturms aus de 13. Jahrhundert und ein quadratischer Erdwall oberflächig erhalten.[2] Die Anlage war ursprünglich von einem Wassergraben umgeben.[1] Heute ist die Burgruine Sachsendorf im Besitz der Stadtgemeinde Eggenburg.[1] Diese ließ 1987-1997 großangelegte archäologischen Grabungen auf dem Areal der Burganlage durchführen, bei denen Waffen-, Holz- und Keramikfunde gemacht wurden.[3] Sie sind Hinweise dafür, dass sich hier bereits Mitte des 10. Jahrhunderts eine Siedlungsanlage befunden haben muss, die aus Holzhütten bestand und befestigt war.[1] Nach dem Abschluss der Grabungsarbeiten wurde das Ruinengelände für Besucherinnen und Besucher zugänglich gemacht, wobei ein kleiner Teil der einstigen Palisaden rekonstruiert und Informationstafeln zur Baugeschichte aufgestellt wurden.[3]

Historische Eckdaten

Zwischen 1180 und 1185 wird erstmals ein Alhart de Sassendorf als Zeuge einer Urkunde von Hadmar (II.) von Kuenring genannt, der sich nach der Burg Sachsendorf benannt haben könnte. Nach dem aktuelle Stand der Forschung ist diese Zuordnung nicht eindeutig, so könnte mit Sassendorf auch ein Ort bei St. Pölten gemeint sein oder jenes Sachsendorf, das heute zur Gemeinde Kirchberg am Wagram gehört.[4] Die Burg dürfte noch Mitte des 12. Jahrhunderts zum Teil oder zur Gänze ein Lehen des Hochstiftes Passau gewesen sein.[5]

Ein Ulrich von Sachsendorf, der mit dem gleichnamigen Minnesänger ident sein könnte, was aber nicht eindeutig bewiesen ist, wird in einigen Urkunden aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts genannt. 1230 oder 1248 ist er in einer Urkunde des Stiftes Zwettl belegt. 1249 leistet er für einen anderen Hadmar von Kuenring, Marschall des Herzogtums Österreich, Bürgschaft.[1] Ein Grabstein aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, der in den 1980er-Jahren bei Ausgrabungen gefunden wurde, verweist mit seinen beiden Wappen auf die Familien der Wildonier und Maissauer.[6]

1293 und 1340 findet sich bei Zeugennennungen ein Ulrich Zink von Sachsendorf. Eine Familie Zink ist seit den 1380erJahren im Gebiet des Manhartsberges nachgewiesen.[1] Bei den Zinken handelt es sich um eine Ritterfamilie, die ihren Stammsitz in Limberg (heute Teil der Gemeinde Maissau) hatte. Ihre Mitglieder sind oft als Zeugen in Urkunden des Stiftes Altenburg genannt, wobei sie besonders in jenen Urkunden aufscheinen, die von Stephan (I.) von Maissau, dem Vogt des Stiftes sowie den Burggrafen von Gars und Heinrich von Plank ausgestellt wurden.[7]

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts dürfte Niklas Pillung von St. Gilgenberg, der Hofmeister von einem der Herzöge Albrecht von Österreich im Besitz von Sachsendorf gewesen sein. 1430 kam die Burg an Konrad von Kraig. 1475 übertrug sie Wilhelm von Missingdorf an die Familie der Fellabrunner zu Losensteinleiten.[3] Gegen Ende der 1470erJahre wurde die Burg mehrmals von Söldnern des "Ungarnkönigs" Matthias Corvinus verwüstet.[3] Trotz eines Friedensvertrages, den Kaiser Friedrich III. 1477 mit dem "Ungarnkönig" Matthias Corvinus geschlossen hatte, wurden 1478 die Burg und der gleichnamige Ort 1478 von Truppen des ungarischen Hauptmanns Zeleny erobert. Bereits 1479 gelang Truppen des Kaisers unter dem Hauptmann von Eggenburg die Rückeroberung. Im selben Jahr versprach der Kaiser dem Adeligen Georg von Eckartsau, dass die Burg nur mit seiner Zustimmung wieder aufgebaut werden dürfte.[1] Noch 1481 sollen die Söldner von Wenzel Martinsky die Burg verwüstet haben oder gar vorübergehend erobert haben. Nach einem kaiserlichen Erlass aus dem Jahr 1482 wurde auf einen Wiederaufbau der schwer beschädigten Feste verzichtet, zudem sie inzwischen auch keine militärische Bedeutung mehr hatte.[3] In der Folge verfiel Sachsendorf, noch im 15. Jahrhundert wird es als "öder Sitz" genannt.[1]

Dennoch hatte die ehemalige Burg weitere Besitzer. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts kam die Ruine Sachsendorf an die Familie Polani, 1755 an das Stift Altenburg. Seit dem 20. Jahrhundert gehört die Ruine der Stadtgemeinde Eggenburg.[3]

Literatur

  • Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten / Wien, 1999. ISBN 3-85326-114-0

Weblinks

 Burg Sachsendorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 93
  2. vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 94
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 vgl. Sachsendorf, Burgen-Austria.COM, abgerufen am 12. Juli 2020
  4. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1990, S. 80, Fußnote 91
  5. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1990, S. 80
  6. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1990, S. 80f.
  7. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1990, S. 82f.
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