Adalbert von Böhmen
Erzbischof Adalbert (III.) von Salzburg (* im 12. Jahrhundert, um 1145/46; † 8. April 1200), auch Adalbert von Böhmen, war Erzbischof von Salzburg. Seine Amtszeit wurde im Wesentlichen vom Konflikt zwischen Kaiser Friedrich I. "Barbarossa" mit Papst Alexander III. († 1181) beziehungsweise dessen Nachfolgern sowie von Auseinandersetzungen mit dem Klerus und Ministerialen[A 1] des Erzstiftes Salzburg bestimmt.
Herkunft und Familie
Bischof Adalbert (III.) von Salzburg entstammte der Familie der Přemysliden. Er war ein jüngerer Sohn von Herzog Vladislav (II.) von Böhmen († um 1174) aus dessen Ehe mit Gertrud von Österreich († um 1151), einer Tochter des Markgrafen Leopold (III.) von Österreich ("Leopold des Heiligen") († 1136) und der Kaisertochter Agnes († 1143). Er war somit der Neffe von Erzbischof Konrad (II.) von Salzburg († 1168), dem er als Erzbischof von Salzburg nachfolgte, sondern auch ein Cousin von Kaiser Friedrich I. "Barbarossa" († 1190).[1]
Leben
Erste Periode als Salzburger Erzbischof
Adalbert von Böhmen wurde in der Prämonstratenserabtei Strahov (heute Teil der Stadt Prag erzogen, die sein Vater gegründet hatte.[1] 1168 wurde er nach dem Tod seines Onkels Konrad von den Salzburger Domherren mit Zustimmung der Salzburger Ministerialen zu dessen Nachfolger als Erzbischof von Salzburg gewählt. Diese standen im Konflikt zwischen Kaiser Friedrich I. und Papst Alexander III. noch immer auf der Seite des Papstes, obwohl sie unter seinem Vorgänger einige schwere Rückschläge hatten hinnehmen müssen.[2] Adalbert, der zum Zeitpunkt seiner Wahl noch sehr jung und politisch völlig unerfahren war, war jedoch im Unterschied zu seinen beiden Vorgängern Konrad und Eberhard († 1164) nicht wirklich imstande, seine bewährte Gefolgschaft im Kampf gegen den Kaiser zu führen. Durch unüberlegte Handlungen und seine wankelmütige Haltung machte er sich sämtliche Feinde und verlor die Unterstützungen der Salzburger Ministerialen. Bereits im Sommer 1169 musste er sich in Salzburghofen (heute Teil von Freilassing bedingungslos dem Kaiser unterwerfen, nachdem ihm Meingod (II.) von Surburg, damals Burggraf von Hohensalzburg, die Salzburger Ministerialen und die Domherren ihre Unterstützung entzogen hatten.[3] Im Februar und März 1170 unternahm Kaiser Friedrich einen längeren Umritt durch das Erzstift Salzburg, wobei er dessen wichtigste Orte besuchte: die Stadt Salzburg, Friesach, wo er mit Herzog Hermann von Kärnten und anderen wichtigen Adligen aus dem Herzogtum Kärnten und dem Herzogtum Bayern zusammentraf und Leibnitz, das damals der wichtigste Stützpunkt der Salzburger Erzbischöfe im Herzogtum Steier war sowie das Kloster von Garsten. Dabei versuchte er seine eigene Position und seine weltlichen Hoheitsrechte im Erzstift zu stärken, indem er dessen Ministeriale auf seine Person vereidigen ließ, Kirchenbesitz seiner eigenen Verwaltung unterstellte und mit der Verleihung des Bergregals und der Schenkung von Bergwerksrechten die Stellung des Gurker Bischofs verbesserte. Zudem beanspruchte er die Einnahmen des Erzstiftes, die dem Erzbischof zustanden, für sich.[4] Da Erzbischof Adalbert allerdings noch immer wichtige geistliche Funktionen ausüben konnte, darunter auch die Absetzung von kaiserlich gesinnten Prälaten, und von seinen zahlreichen Verwandten unter den Reichsfürsten unterstützt wurde, dürfte der Kaiser eine endgültige Entscheidung zunächst aufgeschoben haben. Erst für den Hoftag, den er am 20. Februar 1172 in der Stadt Salzburg abhielt, war beschlossen, dass sich Adalbert einen Urteilsspruch der Fürsten unterwerfen und gegen eine angemessene Entschädigung auf seine Würde als Erzbischof von Salzburg verzichten sollte.[5] Nachdem dieser Plan aber durch die Flucht von Erzbischof Adalbert aus der Stadt Salzburg nicht mehr durchgeführt werden konnte, setzte der Kaiser dem Erzstift eine letzte Frist, sich auf einen Kandidaten für die Wahl eines neuen Erzbischofs zu einigen. Doch auch er konnte er die Situation im Erzstift nicht meistern, da es ihm nicht gelang, die Salzburger Domherren und Ministerialen geschlossen auf seine Seite zu ziehen. 1174 ließ er Erzbischof Adalbert schließlich offiziell durch eine Spruch der Reichsfürsten absetzen und den Propst Heinrich von Berchtesgaden durch die anwesenden Salzburger Kleriker und Ministeralen zum neuen Erzbischof wählen. Nach der Wahl stellte er seine bisherige Leitung des Erzstiftes in feierlicher Form zurück, indem er ihm die Regalien verlieh. Da jedoch ein namhafter Teil der Salzburger Domherren und Prälaten weiterhin an Adalbert festhielt und auch der Papst diesen weiterhin als einzigen rechtmäßigen Erzbischof von Salzburg anerkannte, bedeutete die Salzburger Kirchenspaltung nur die Verzögerung einer wirklichen Lösung.[6] 1177 wurde bei den Friedensverhandungen in Venedig versucht, eine tragbare Lösung für das Erzbistum / Erzstift Salzburg zu finden. Heinrich von Berchtesgaden, der eine Rechtfertigungsschrift vorlegte, musste resignieren, und auf Befehl von Kaiser und Papst wählten die hier anwesenden Salzburger Suffraganbischöfe und Prälaten den Kardinal Konrad von Wittelsbach zum neuen Erzbischof von Salzburg, der dieses Amt bis 1183 bekleidete.[1]
Zweite Periode als Salzburger Erzbischof
Adalbert von Böhmen hielt sich in den Jahren zwischen seiner Flucht aus Salzburg und seiner erneuten Einsetzung als Erzbischof von Salzburg zunächst beim Patriarchen von Aquileia und dann im böhmischen Königreich auf. Nachdem Konrad von Wittelsbach wieder als Erzbischof von Mainz eingesetzt wurde, wurde Adalbert dann 1183 auf ausdrücklichen Befehl von Kaiser Friedrich I. erneut zum Erzbischof von Salzburg gewählt.[7] Offensichtlich innerlich gereift, verblieb er in diesem Amt bis zu seinem Tod und gestaltete seine zweite Periode als Salzburger Erzbischof weitgehend erfolgreich. Dieses Mal schloss er sich eng an Kaiser Friedrich I. an und auch mit dessen Nachfolger Kaiser Heinrich VI. arbeitete er gut zusammen. Dieser verlieh ihm als Erzbischof von Salzburg das ausschließliche Recht zur Münzprägung in seinem Erzstift,#. Damit wurde die Position der erzbischöflichen Münzstätte in Friesach gegen die Ansprüche des Hochstiftes von Gurk abgesichert und die bairischen Herzöge mussten ihre Münzprägung, die sie in der Stadt Salzburg seit Jahrhunderten ausgeübt hatten, endgültig aufgeben. Erzbischof Adalbert verlegte daraufhin die erzbischöfliche Münzstätte nach Laufen. Um 1198, während seiner zweiten Periode, wurde der Bau des romanischen Doms in Salzburg abgeschlossen.[8]
Weniger glücklich erwiesen sich aber seine beiden letzten Jahre vor seinem Tod. 1198 kam es jedoch zwischen ihm und den Salzburger Ministerialen zu einer Auseinandersetzung, deren Hintergründe bisher nicht geklärt sind. In der Forschung wird vermutet, dass sich die Ministerialen gegenüber dem Domkapitel und den Klöstern zurückgesetzt fühlten, da der Erzbischof diese, aber nicht sie, an der von ihm eröffneten Salzproduktion auf dem Dürrnberg beteiligt hatte. Erzbischof Adalbert wurde von den Ministerialen an der Lammer gefangen genommen und zwei Wochen lang auf der Burg Hohenwerfen (heute Teil der Gemeinde Werfen) festgehalten.[8] Im Folgejahr wurde das Erzstift Salzburg durch die "Ortenburger Fehde" heimgesucht und am 5. April 1200 dann noch die Stadt Salzburg durch einen Brand verwüstet.[9] Nach seinem Tod wurde Bischof Eberhard von Brixen zu seinem Nachfolger gewählt. Er übernahm ein weitgehend in sich gefestigtes Fürstentum, dessen Herrscher zudem über reiche Einkünfte verfügte.[10]
Literatur
- Andreas Bigelmair: Adalbert III. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Duncker & Humblot, Berlin, 1953. ISBN 3-428-00182-6. Band 1, S. 46f. digital
Weblinks
Adalbert von Böhmen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Andreas Bigelmair: Adalbert III., S. 46
- ↑ vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 358
- ↑ vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 358f.
- ↑ vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 359
- ↑ vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 359f.
- ↑ vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 360
- ↑ Andreas Bigelmair: Adalbert III., S. 47
- ↑ 8,0 8,1 vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 361
- ↑ vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 361f.
- ↑ vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 362
Anmerkungen
- ↑ Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Adalbert III. von Böhmen behandelt. Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit). |