Blickpunkte

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Blickpunkte

Blickpunkte (in der Schreibweise des Herausgebers: Blickpunkte – Unabhängige Zeitschrift für Menschen und ihre Rechte im Straf- und Maßnahmenvollzug) ist eine zweitmonatlich erscheinende österreichische Zeitschrift, die erstmals 1994 als „Magazin für Häfnkultur und Menschenrechte“ erschien. Erscheinungsort ist Wien. Die Redaktion besteht ausschließlich aus ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter*innen.

Profil

In ihrem Mission Statement erklärt die Zeitschrift „das Verständins für die gesellschaftspolitische Situation von Gefangen in Österreich schärfen, ausleuchten und kommentieren“ zu wollen. (Blickpunkte, 2020) Als einzige österreichische Publikation berichtet sie regelmäßig über den Straf- und Maßnahmenvollzug sowie Geschehnisse in Justizanstalten. Dabei pflegt sie eine breite Debatte, die auch Beiträge von Gefängnisinsass*innen und deren Angehörigen einschließt. Die politische Haltung der Zeitschrift kann als liberal eingestuft werden, die die unabhängige Meinungsbildung ihrer Leser*innen durch die Gegenüberstellung kontroverser Positionen fördert.

Blickpunkte tritt für die Wahrung der Menschenrechte, die Grundsätze der parlamentarischen Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit sowie für Toleranz gegenüber allen ethnischen und religiösen Gemeinschaften ein

Geschichte

Die Entstehungsgeschichte der Zeitschrift kann bis in das Jahr 1993 zurückverfolgt werden. Damals gründeten Insassen der Justizanstalt Mittersteig eine vierseitige Zeitschrift namens „Mittersteig-News“, die ausschließlich zur Information der dort Untergebrachten diente. Sie entstammt somit einer „totalen Insititution“ wie sie Goffman bereits 1973 beschrieben hat.[1] Die ersten Ausgaben erschienen in einer Auflage von lediglich ein paar Exemplaren. Ab 1994 erfolgte die Produktion, der in „Blickpunkte“ umbenannten, Zeitschrift mit Unterstützung des Justizwache-Kommandanten, Rudolf Karl. Er sah in der Zeitschrift auch eine sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeit für die Untergebrachten.

War die Zeitschrift zunächst ausschließlich für die Insass*innen konzipiert, wurde sie ab 2011 zusätzlich online einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Da die Zeitschrift bis 2016 ausschließlich von Insass*innen geschrieben wurde, war die Redaktion laufend mit Zensurversuchen konfrontiert und durch beschränkte Recherchemöglichkeiten behindert. konfrontiert. So wurde „in jedem Einzelfall genau geprüft, ob und wie einem Häftling Zugang zum Internet gewährt wird.“ (Der Standard, 2017), also jenem Werkzeug, das zur Grundausstattung journalistischer Tätigkeit gehört. Trotz dieser Einschränkungen gelang es den auch als „Haftreporter“ bezeichneten Redakteuren, beachtliche Reportagen und Interviews zu veröffentlichen.

Mit der Übernahme der Zeitschrift durch den Verein SiM – Selbst und Interessensvertretung Maßnahmenvollzug im Jahr 2016 änderte sich die Organisation grundlegend. Der Verein wurde von vormals Untergebrachten, ihren Angehörigen und weiteren Menschen aus der Zivilgesellschaft gegründet. Seit seiner Gründung fungiert mit Markus Drechsler ein ehemals vom Maßnahmenvollzug Betroffener und Redakteur der ersten Stunde, als Vereins-Obmann, der in dieser Funktion auch Herausgeber der „Blickpunkte“ ist.

Die Zeitschrift entwickelte sich zu einem, wie es „Die Zeit“ 2019 ausdrückte, bis heute existierenden „Zwitterwesen: eine Gefängniszeitung ohne Redakteure im Gefängnis. Sie sind noch einmal professioneller geworden, selbst wenn alle Arbeit ehrenamtlich geschieht und neben Druck- vor allem Portokosten gestemmt werden müssen, schließlich erhalten Hunderte Maßnahme-Insassen die Zeitung gratis in ihre Zellen geschickt.“ (Innerhofer, 2019)

Gegenwart

Da das Instrument des Maßnahmenvollzugs gem. § 21 Abs 1 und 2 StGB weiten Teilen der österreichischen Bevölkerung nicht bzw. nicht ausreichend bekannt ist, spricht die Zeitschrift eine spezielle Zielgruppe an. (Flicker, 2015) Zuletzt wurde der österreichische Straf- und Maßnahmenvollzug unter Schlagwörtern wie „Präventivhaft“ in Folge des Terroranschlages vom 2. November 2020 in Wien öffentlich diskutiert.

Auflage

Die Zeitschrift erscheint als zweimonatliche Printausgabe und kann auch als digitales Abonnement bezogen werden. Im Dezember 2020 wird die Zeitschrift von insgesamt 2.537 Personen gelesen. (Blickpunkte, 2020) Die Reichweite der Printausgabe liegt bei 1.000 gedruckten Exemplaren.

Redaktion

Die Redaktion besteht ausschließlich aus ehrenamtlichen Mitarbeiter/-innen. Hierzu zählen neben dem Herausgeber, die Chefredakteurin, die Chefin vom Dienst, Redakteur/-innen, Grafiker/-innen und Lektor/-innen, die zusammen sämtliche Redaktionsdienste erledigen. Die Mitglieder der Redaktion sind gleichzeitig Mitglieder des Vereins SiM (Selbst- und Interessensvertretung zum Maßnahmenvollzug). Durch ihre redaktionelle Tätigkeit leisten sie einen Beitrag zur Stärkung der Informations- und Überzeugungsarbeit im Zusammenhang mit dem österreichischen Maßnahmenvollzug gem. § 21 Abs 1 und 2 StGB. Im Unterschied zu anderen österreichischen Printmedien, wie beispielweise Tageszeitungen, werden die Redakteur/-innen nicht nach Ressorts oder Geschäftsbereichen eingeteilt. Die Redaktion der Blickpunkte (Stand: Dezember 2020) (Blickpunkte, 2020):

  • Herausgeber: Markus Drechsler
  • Chefredaktion: Anna Karrer
  • Chefin vom Dienst: Jennifer Sommer
  • Redaktion: Gregor Hartleib, Justina Kaiser, Theo Karapanagiotidis, Philipp Kronberger, Julia Marinaccio, Alexander Nofirth, Edith Priesching, Edith Riegler, Sophie Röhrer, Tamara Sill, Katharina Zwins
  • Lektorat: Angela Heide, Eva Inführ, Julia Marinaccio, Edith Priesching, Katharina Zwins
  • Layout und Grafik: Markus Drechsler, Elias Fleischer, Alexander Sloyan, Paul Stary, Andrea Trsek
  • Webdesign: Markus Drechsler
  • Social Media: Markus Drechsler
  • Newsletter: Jennifer Sommer
  • Sekretariat und Abo-Verwaltung: Gerhard Klösch
  • Versand: Christine Haberl, Gabriele Juhasz, Alexander Reiter

Chefredakteure

  • Rudolf Karl, 1994-2016
  • Markus Drechsler, 2016-2018
  • Anna Karrer, ab 2018

Finanzierung

Die Zeitschrift finanziert sich überwiegend aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen des gemeinnützigen Vereins SiM – Selbst und Interessensvertretung Maßnahmenvollzug, der seit 2016 Medieninhaber der Zeitschrift ist. In geringem Umfang können auch Einnahmen aus Inseraten und über Abonnements lukriert werden. (Blickpunkte Financial Statement 2019, 2020)

Erscheinungsbild und Druck

Im Lauf der über 25 jährigen Geschichte, hat sich das Aussehen der Zeitschrift mehrfach gewandelt. Ab den Jahr 2011 konnte durch redaktionellen Zuwachs das Layout zunehmend professioneller gestaltet werden. (Drechsler, 2017) Zuletzt wurde die Zeitschrift 2019 einer größeren grafischen Umgestaltung unterzogen. Die Blickpunkte werden in der Druckerei Offlimit in Deutsch-Wagram (NÖ) geruckt. Der Vertrieb erfolgt in Eigenregie.

Das aktuelle Logo der Blickpunkte wurde von Alexander Sloyan designt und stellt die verschiedenen und vernetzten Blickpunkte dar.

Digitale Version

Mit der Website www.blickpunkte.eu steht seit 2018 eine eigene Onlinepräsenz mit aktuellen Informationen, Nachrichten sowie Briefe aus der Anstalt zur Verfügung. Die Zeitschrift selbst kann über ein Abonnement bezogen werden. 2020 wird das Angebot um einen regelmäßig in digitaler und analoger Version erscheinenden Newsletter erweitert. Die Online-Redaktion ist ident mit jener der Printausgabe.

Auszeichnungen

2015: „Ehrende Anerkennung“ des Prof. Claus Gatterer-Preises

Verlag Edition Blickpunkte Wien

Im Eigenverlag, der „Edition Blickpunkte“, erscheinen seit 2020 Bücher zu relevanten Themen des österreichischen Straf- und Maßnahmenvollzugs, des Rechtsstaates, sowie im Zusammenhang mit den Rechten von Insass*innen. Als erstes Buch erschien „Geschworenenprozesse – Glanz und Elend einer Institution“ von Katharina Rueprecht und Astrid Wagner. (Blickpunkte, 2020)

Literatur

MUSTER

Weblinks

Einzelnachweise

[1]

  1. 1,0 1,1  Erving Goffmann: Asyle - Über die soziale Situation psychiatrischer Patienten und anderer Insassen. edition suhrkamp, 1973, ISBN 9783518106785, S. 367.