Franz Fattinger

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Franz Xaver Vinzenz Fattinger (* 8. November 1881 in Waidhofen an der Ybbs, Niederösterreich; † 17. August 1954 in Stübing, Steiermark) war ein österreichischer Chemiker und Erfinder

Leben

Franz Fattinger entstammte einer gewerbetreibenden Familie aus dem niederösterreichischen Mostviertel. Er erblickte zur Zeit des Historismus als Sohn des Pfeiffenschnitzers und Regenschirmmachers Vinzenz Fattinger und dessen Ehefrau Walburga geb. Reitmayer das Licht der Welt und wurde in der Pfarrkirche Waidhofen nach römisch-katholischem Ritus getauft[1]. Nach dem Besuch der Grundschule und des Gymnasiums absolvierte Fattinger die Technische Hochschule Wien, wo er Chemie studierte. Schon während seiner Studienzeit war er in den Jahren 1905-1907 in der Firma Medinger & Söhne in Neufeld an der Leitha angestellt. Zu seinen Aufgaben als Betriebsleiter gehörten die Weinsäureproduktion, deren Produktivität er wesentlich verbesserte und die Herstellung von Ammoniak und Schwefelsäure. Zudem gelang es dem jungen Betriebsleiter er ein Verfahren zur Reinigung verflüssigter Gase zu entwickeln.

Anno 1908 promovierte Fattinger zum Doktor techn. und wechselte als Schriftführer und Vorprüfer in die Beschwerdeabteilung des Österreichischen Patentamtes und wurde im Dezember desselben Jahres von Freiherr Carl Auer von Welsbach zum Leiter der späteren Treibacher Chemischen Werke AG (TCW) berufen, wo er für nachfolgenden Leistungen mitverantwortlich war:

  • die für die Cereisenindustrie maßgebend gewordenen Studien über pyrophore Legierungen
  • Erfindung des Streichfeuerzeuges mit Cereisenreibfläche
  • Konstruktion neuartiger Elektroöfen zur Herstellung von Ferrolegierungen
  • Entwicklung neuer Verfahren zur Herstellung von Ceritchlorid
  • elektrolytische Herstellung von Ceritmetall
  • Herstellung von gefritteten Formstücken aus Cerlegierungen
  • Produktion radioaktiver Heilmittel (Georadium) aus Monazitrückständen.

Für die Produktion von Cereisen (auch Auer-Metall genannt) und den mit diesem Metall bestückten Streichfeuerzeugen richtete die TCW unter Fattingers Leitung Fabriken in New York City, Niagara Falls, Wien, Paris und Berlin ein und etablierte für den Vertrieb und Export Vertretungen auf allen Kontinenten. Die unter seiner Leitung entstandene Ferrolegierungs-Industrie zur Stahlveredelung in Treibach trug wesentlich zum Aufschwung der österreichischen Edelstahlindustrie bei, wobei die auf seine Initiative zurückgehende Errichtung der Radium-, Mesothor- und Radiothor-Fabrik am selben Standort Weltgeltung erlangte.

Als das Königreich Italien 1915 aus dem Dreibund unerwartet austrat und im Mai 1915 Österreich-Ungarn in den Rücken fiel sowie den Krieg erklärte, rückte Fattinger als Schützenhauptmann einer aus Werksangehörigen gebildeten Abteilung der „Kärntner Freiwilligen Schützen“ an die bedrohte Landesgrenze, um bis zum Eintreffen regulärer Truppen den Feind abwehren zu helfen. Auch während des Kärntner Abwehrkampfes im Anschluss an den Ersten Weltkrieg war Fattinger präsent und griff mit seiner von ihm geführten Treibacher Abteilung im Raum Völkermarkt ein und half mit seinen Männern, die Voraussetzungen für die Kärntner Volksabstimmung im Oktober 1920 zu schaffen und damit die Einheit Kärntens zu retten. Danach wurde Fattinger Abgeordneter im Kärntner Landtag sowie auch zeitweise dessen erster Präsident.

Zur Versorgung der TCW und der umliegenden Dörfer mit elektrischer Energie erfolgte unter seiner Initiative der Ausbau der Wasserkraftwerke in Treibach, Mühldorf, Spittal an der Drau und Förolach. Als Präsident der Bleiberger Bergwerks-Union zeichnete Fattinger auch für die Errichtung des drei Kilometer langen Stollens zur Ausbeutung von Blei-Zink-Lagerstätten in Förolach bei gleichzeitiger Wasserkraftgewinnung verantwortlich, sowie für die Erschließung des Kohlebergwerks Sonnberg bei Guttaring. Ebenso gelang es ihm, im heute ehemaligen Jugoslawien einen Bauxit-Bergbau zu erwerben.

1938, im Jahr des Anschlusses Österreichs an Nazi-Deutschland, verließ Fattinger als langjähriger Generaldirektor die TCW und erwarb von Gräfin Pálffy-Daun deren Schloss Stübing in der Gemeinde Deutschfeistritz bei Graz. Dessen dazugehöriges Gut wurde unter ihm in einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb umgewandelt und ein Großhandel mit Obst und Gemüse eingerichtet, dessen Produkte unter der damals neu gegründeten Handelsgesellschaft Fattinger KG vertrieben wurde. Auch gründete er einen Holzverarbeitungsbetrieb und eine Produktion von hochwertigen Pflanzenschutzmitteln.

Privates

Franz Fattinger ehelichte am 14. September 1913 in der Kärntner Pfarrkirche St. Stefan am Krappfeld seine Ehegattin[2], die aus Knittelfeld stammende Fleischhauermeisters- und Gastwirtstochter Anna Theresia Egghart, die ihm vier Kinder schenkte: Franz Fattinger (1915-1997), Stefan Dietrich Fattinger (1920-2012), Walburga Bruckmayer geb. Fattinger (1916-2013) und Volker Fattinger (*1923)

Franz Fattinger verstarb am 17. August 1954 in Stübing.

Auszeichnungen

  • 1946 Ehrenbürger der Technischen Hochschule Wien
  • 1948 Ehrendoktorat der Technischen Hochschule Graz
  • Auer von Welsbach-Medaille des Vereines Österreichischer Chemiker
  • Freiherr Auer von Welsbach würdigte Fattinger in dem Maße, als dass dieser Mitaktionär der TCW wurde.
  • Die Kärntner Gemeinde Althofen würdigte Fattinger indem sie die "Franz Fattinger-Straße" nach ihm benannte.
  • An der Althofener Werkskapelle wurde für seine Verdienste im Kärntner Freiheitskampf 1918-1920 eine Gedenktafel angebracht[3].

Publikationen

Einzelnachweise

Literatur