Hugo II. von Montfort
Graf Hugo (II.) von Montfort (* im 13. Jahrhundert; † 11. August 1260)[A 1] begründete den Familienzweig der Grafen von Montfort. Unter seinen Söhnen bildeten sich die Familienzweige Montfort zu Feldkirch, Montfort zu Bregenz und Montfort zu Tettnang.
Herkunft und Familie
Graf Hugo (II.) von Montfort war ein Nachfahre der Pfalzgrafenfamilie von Tübingen und Grafenfamilie von Bregenz. Er war ein Urenkel des Grafen Rudolf von Bregenz († um 1150) und gilt inzwischen als der älteste Sohn des Grafen Hugo (I.) von Montfort († um 1238). Er war ein Bruder des Grafen Rudolf (I.) von Werdenberg († um 1243).[1]
Graf Hugo (II.) von Montfort war mit einer Markgräfin von Burgau verheiratet und hatte aus seiner Ehe sechs Söhne und eine Tochter:[1]
- Graf Rudolf (II.) von Montfort zu Feldkirch († um 1299)
- Graf Ulrich (I.) von Montfort zu Bregenz († um 1287)
- Graf Hugo (III.) von Montfort zu Tettnang († um 1309), Begründer der Familienzweige Montfort zu Tettnang (bis 1575) und Montfort zu Tettnang und Bregenz (bis 1787)
- Bischof Friedrich (II.) von Chur († 1290)
- Abt Wilhelm (I.) von St. Gallen († 1301)
- Dompropst Heinrich (II.) von Chur († 1307)
- Gräfin Adelheid von Montfort ∞ mit Vogt Egeno von Matsch
Leben
Nach dem Tod des Grafen Hugo (I.) von Montfort übernahmen seine beiden älteren Söhne, die Grafen Hugo (II.) von Montfort und Rudolf (I.) von Werdenberg zunächst gemeinsam die Herrschaft über seinen Besitzungen.[2] Bei der späteren Teilung erbte Hugo (II.) den väterlichen Namen, die neue Stammburg in Feldkirch und die Grafschaft Bregenz. Er führte weiterhin das Originalsiegel seines Vaters als "Comes Brigantinus".[3] Nach Rudolfs Tod übernahm Hugo die Vormundschaft für dessen beide noch minderjährigen Söhne.[2]
Graf Hugo (II.) konnte das väterliche Erbe zunächst im Wesentlichen behaupten und sogar weiter ausbauen, da sich durch den frühen Tod seines Bruders Rudolf (I.) und die Minderjährigkeit von dessen Söhnen eine weitere Teilung zunächst vermeiden ließ. Vorteilhaft war für ihn außerdem, dass seine jüngeren Brüder geistliche Karriere einschlugen.[4] Im Gegensatz zu Clementa von Kyburg, der Witwe seines Bruders Rudolf und seinen jüngeren Bruder Heinrich († 1272), der dem Dominikanerorden beigetreten war und es später bis zum Bischof von Chur brachte, stand Graf Hugo (II.) auf der Seite von Kaiser Friedrich II. († 1250), selbst als über diesen der endgültige Kirchenbann verhängt worden war und unterstützte nach dessen Tod zunächst auch seinen Sohn König Konrad IV. († 1254).[5] Die Gründe dafür sind bis heute nicht eindeutig geklärt.
Als Anhänger der Staufer unterstützte Hugo (II.) von Montfort zunächst deren Kampf gegen die Könige Heinrich Raspe († 1247) und Wilhelm von Holland († 1256). Als sich die beiden Hausklöster seiner Familie, die Benediktinerabtei Mehrerau (heute Teil der Stadt Bregenz) und die Johanniterkommende in Feldkirch, ebenfalls dem Papst anschlossen, ging er gewaltsam gegen beide vor. Die Abtei Mehrerau ließ er plündern und niederbrennen. Nach der Vermittlung von seinem Bruder Heinrich söhnte er sich jedoch mit der Abtei und der Johanniterkommende aus und entschädigte beide.[6]
Wenig später gab Graf Hugo (II.) von Montfort seine Unterstützung für König Konrad IV. auf.[6] Er zog sich um 1251 weitgehend aus der Reichspolitik zurück. In den Jahren danach unterstützte er seinen Bruder Heinrich als Bischof von Chur im Kampf gegen den oberrätischen Adel in dessen Hochstift, dem beide 1255 in Ems bei Chur besiegen konnten. Nach dem Tod von König Konrad IV. gelang es Graf Hugo (II.) von Montfort einen großen Teil des im heutigen Vorarlberg gelegenen Besitzes der Staufer an sich zu bringen. Dieser konnte aber von seinen Söhnen nach seinem Tod nicht gehalten werden.[7] In seinen letzten Lebensjahren förderte Graf Hugo (II.) verschiedene Klöster, darunter die Abtei in der Mehrerau (heute Teil der Stadt Bregenz), wo er nach seinem Tod beigesetzt wurde.[4]
Das Erbe des Grafen Hugo (II.) von Montfort
Die Montforter Teilungen von 1258 und 1270, welche in der Forschung den Zerfall der Landesherrschaft und den Abstieg des Hauses Montfort zur Folge hatten, fanden erst nach dem Tod des Grafen Hugo (II.) statt.[8] Mehrere Erbteilungen zwischen seinen Söhnen, den Grafen von Montfort, und seinen Neffen, den Grafen von Werdenberg und ihren Nachfahren hatten die Bildung mehrere Familienzweige zur Folge und führten dazu, dass das Herrschaftsbesitz bald zersplittert war. Während sich die Grafen von Montfort 1258 bei der ersten Teilung die Städte Feldkirch und Bregenz mit dem Umland, die Herrschaft Jagdberg (heute Teil der Gemeinde Schlins) und die schwäbischen Besitzungen sicherten, erhielten die Grafen von Werdenberg die Burg Werdenberg bei Buchs, den Walgau, das Klostertal, das Montafon und das spätere Fürstentum Liechtenstein.[9]
Nachteilig wirkte sich außerdem aus, dass es Graf Hugo (II.) nicht gelungen war, die im heutigen Vorarlberg ansässigen Reichsministerialen der Staufer seiner Herrschaft zu unterstellen. Seine Söhne konnten diesbezüglich nur Teilerfolge verbuchen. Um 1311 wurde die Ministerialenfamilie der Thumben von Neuburg militärisch entmachtet.[7] Nach jahrelangen Kämpfen verkaufte die Grafenfamilie von Schellenberg 1317 ihre Herrschaft an die Grafen von Werdenberg.[10] Der Familie der Herren von Ems, die schließlich von Kaiser Ludwig IV. ("Ludwig dem Bayern") († 1347) unterstützt wurden, gelang es dagegen, sich behaupten. Nach 1343 waren sie nach den Montfortern die wichtigste Adelsfamilie im heutigen Bundesland Vorarlberg.[9]
Literatur
- Karl Heinz Burmeister: Montfort, Grafen von. In: Neue Deutsche Biographie. Duncker & Humblot, Berlin, 1997. ISBN 3-428-00199-0. Bd. 18, S. 51-54 digital
- Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort. Geschichte, Recht, Kultur. Festgabe zum 60. Geburtstag. Hrsg. von Alois Niederstätter (= Forschungen zur Geschichte Vorarlbergs. Hrsg. vom Vorarlberger Landesarchiv. N. F., Bd. 2). UVK Universitätsverlag Konstanz (UVK), Konstanz, 1996. ISBN 3-87940-560-3, besonders S. 20f.
- Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1
Weblinks
- Stammtafel der Grafenfamilie von Montfort
- Vorarlberg Chronik, APPS.VOL.AT, eingesehen am 17. September 20
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 429 (Stammtafel)
- ↑ 2,0 2,1 vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 432
- ↑ vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 131
- ↑ 4,0 4,1 vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 20
- ↑ vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 432f.
- ↑ 6,0 6,1 vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 433
- ↑ 7,0 7,1 vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 434
- ↑ vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 20f.
- ↑ 9,0 9,1 vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 435
- ↑ vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 434f.
Anmerkungen
- ↑ Daten nach Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 429 (Stammtafel)
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