Imperial Avalancheur

Aus ÖsterreichWiki
Version vom 25. Dezember 2023, 08:15 Uhr von Asurnipal (Diskussion | Beiträge) (neu angelegt)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Imperial Avalancheur ist der Produktname für einen mobilen Gasdruck-Werfer (pneumatisches Geschütz) zur künstlichen Lawinenauslösung durch einen sprengtechnischen Wirkkörper des kanadischen Unternehmens CIL-Explosives.

Beschreibung

Der Imperial Avalancheur wird seit mehreren Jahrzehnten eingesetzt und relativ einfach aufgebaut. Dieser mobile Gasdruck-Werfer zur künstlichen Lawinenauslösung kann als Ergänzung zu stationären Einrichtungen, wie z. B. Lawinensprengmast /-sprengturm, Lawinenwächter / Lawinenorgel, stationäre Lawinenpfeifen oder stationäre Lawinenauslösungen durch Gasgemischzündung (siehe auch: Lawinenauslösung durch Sprengstoff) dienen bzw. zu den mobilen, wie z. B. der Lawinenauslösung von Hand, Lawinenauslösung vom Hubschrauber oder Lawinenauslösung von einer Seilbahn (siehe auch: Lawinenauslösemöglichkeiten).

Sprengtechnisches Geschoss

Der Werfer wird mit verschiedenen Sprengladungen und Wurfweiten angeboten. In Österreich z. B. mit:

  • Blitz, Wurfweiten bis 2000 Meter mit ca. 700 g TNT),
  • Blitz plus, Wurfweiten bis 1000 Meter mit ca. 1200 g TNT),

Die Geschosse sind zylindrische Hülsen mit einem Leitwerk (Finne). Die TNT-Sprengladung wird von einer Boosterladung aus Emulsionssprengstoff umgeben innerhalb deren sich eine Sprengkapsel Nr. 8 befindet. Bei Auftreffen der Ladung auf einem festen Untergrund und verbunden mit der hohen Verzögerungskräften wird die Sprengladung, durch den in der Finne befindlichen Zündmechanismus (Aufschlagzünder), zur Explosion gebracht.

Das Geschoss zündet auf oder unter der Schneedecke. Der mögliche Detonationsdruck des Wirkstoffes wird daher nicht voll ausgeschöpft. Dies wäre nur dann der Fall, wenn die Zündung oberhalb von 0,5 bis 3 Meter über der Schneedecke erfolgt.[1]

Abschussvorrichtung

Die Abschussvorrichtung besteht aus einem drehbaren Unterteil hat eine Rohr mit einer Länge von 3,7 Meter. Das Geschoss wird mit Stickstoff ausgeworfen, wobei der Gasdruck bis zu 21 bar betragen kann. Der Stickstoff wird in zwei Edelstahlbehältern links und rechts des Abschussrohres gelagert. Pro Schuss werden etwa ein Liter Stickstoff gebraucht. Alternativ kann auch trockene Druckluft benutzt werden.[2]

Bedienung des Gerätes

RECCO Streifen

Der Imperial Avalancheur wird direkt von einer Person vor Ort bedient. Der Zugang zum Abschussort muss lawinensicher sein und einen Fluchtweg gewährleisten. Zur Bedienung des Gerätes ist nach den nationalen Vorschriften unter Umständen eine Ausbildung zum Sprengberechtigten mit Zusatzausbildung zum Lawinensprengen erforderlich.

Gezündet wird die Treibladung beim Aufprall. Die Ladung ist für die Bergung von Versagern mit einem RECCO-Streifen ausgestattet.

Detektion

Ob die Detonation und der Sprengerfolg eingetreten ist, wird mit einer Sichtkontrolle und vorab händische Dokumentation, aufgezeichnet.

Zieleinstellung

Die Zieleinstellung kann händisch vor Ort mittels Einstellmöglichkeiten am Rohr vorgenommen werden oder zuvor mittels eines Berechnungsprogramms vorgegeben werden. In beiden Fällen ist ein Entfernungsmesser erforderlich bzw. die Kenntnis des Geländes. War der Imperial Avalancheur bereits mehrfach am Verwendungsort in Verwendung,(eingeschossen) kann dieser theoretisch aufgrund der vorher definierten Ziele auch ohne Sichtkontakt zum Auslösepunkt und bei schlechter Witterung betrieben werden.

Vorteile und Nachteile des Systems

Vorteile des Systems sind
  • dass schnell viele kleine Lawinenanrissgebiete bedient werden,
  • geringer Bauaufwand,
  • die relativ geringe Kosten für die Anschaffung und je Schuss.
  • durch Winkelverstellung, optimale Detonation des Wirkkörpers / optimale Auslösewirkung
Nachteile des Systems sind
  • der Schussbereich muss frei von Personen und Gebäuden sein, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Schussweite falsch berechnet wurde oder aufgrund anderer Umstände (z. B. Windablenkung) das Projektil nicht zum geplanten Ziel fliegt,
  • das Geschoss kann bei Wind erheblich vom Ziel abgelenkt werden,
  • die Sprengladung detoniert nicht oberhalb der Schneedecke. Sprengstoffladungen, welche in einer mächtigen Schneedecke detonieren, erzeugen in der Regel nicht einmal einen Krater und erzeugen damit keine Luftdruckwelle[3] und keine Bodenerschütterungen. Dadurch ist deren Wirkung reduziert und hat dieselben Nachteile, wie der Beschuss von Lawinenhängen mit militärischen Waffen,
  • es besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Versager bei flachem Auftreffwinkel auf die Schneedecke,
  • bei einem Versager wird Sprengstoff nicht inaktiv. Auch der Zünder ist weiterhin scharf.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lukas Stoffel: Vergleich der Sprengmethoden: Gazex, Lawinenwächter / -mast Inauen-Schätti, Wyssen Sprengmast, Lawin Locker, Methodenvergleich künstliche Lawinenauslösung, WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF, 24. Januar 2013.
  2. Ralf Knauss: Der Imperial Avalauncher – Ein innovativer Ansatz für dasinensprengen in Europa in Der Sprengbefugte, Ausgabe Dezember 2023, Nr. 223, S. 10 ff.
  3. Christoph Skolaut, Florian Rudolf-Miklau: Stand des Wissens über die Anwendung der künstlichen Lawinenauslösung in Österreich in State of the Art for Artificial Avalanche Triggering, Juli 2014.