Bedeutung von Heimat und Familie im Ersten Weltkrieg

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Heimatfront und Familie

Die Diskrepanz zwischen dem Krieg, wie ihn die Soldaten erlebten, und dem Bild vom Krieg, das die Propaganda vermittelte, konnte größer nicht sein. Während den Soldaten an der Front Elend, Verstümmelung und Tod begegneten und viele von ihnen keinerlei Sinn mehr in ihrem Tun erkannte, wurde in der Heimat durch eine geschönte Darstellung des Krieges weiterhin ein Bild vermittelt, das vor allem einen Zweck hatte: die Menschen an der Heimatfront nicht zu beunruhigen.[1]

Heimatfront

Während die Soldaten stationiert wurden, blieben Frauen, Kinder,

Frauen

Die Hauptsorge, die Familie zu versorgen, lag somit bei den Frauen. Diese waren nun für Haus, Hof und Kind verantwortlich. Zusätzlich wurden Frauen als „Soldaten des Hinterlandes“ umworben.Zu Beginn des Krieges herrschte noch eine klassische Rollenaufteilung zwischen Mann und Frau. Zwar sollte auch das schwache Geschlecht seinen Beitrag leisten, aber auch möglichst weibliche Art und Weise: Frauen sollten Näharbeiten für die Soldaten an der Front verrichten, sogenannte „Liebesgaben“ für die Soldaten herstellen, verpacke und verschicken und „Labdienste“ verrichten: durchziehenden Truppen an den Bahnhöfen Proviant durch die Zugfenster reichen.[2] Dadurch, dass Millionen von Soldaten einberufen wurden, konnten die Stellen nur schwer nachbesetzt werden. Unter großem Propagandagetöse wurde in Deutschland die „Heimatfront“ aus der Taufe gehoben, die als ebenso kriegsentscheidend galt wie die Kampfplätze in den Schützengraben. [3]

Kinder

Gleich zu Beginn des Krieges wurde das Kind als wichtigstes Propagandamittel erkannt. Die Kinder symbolisierten eine hoffnungsvolle Zukunft. Doch auch die Kinder hungerten in den Großstädten und die Kriminalität begann zu steigen. Es bildeten sich oft Kinderbanden und es wird vom sogenannten „Abwesender Vater – schwache Mutter“ – Syndrom gesprochen. Auch die Bildung der Kinder litt massiv unter dem Ersten Weltkrieg. 30 bis 40 Prozent aller männlichen Mittelschullehrer Österreichs waren an der Front. Die Schulen wurden umfunktioniert zu Militäradministrationen und Spitälern.[4] Mithilfe einer aggressiven Propaganda wurden die Kinder gezielt mobilisiert. Die katholische Kirche spielte dabei eine wichtige Rolle: 1915 initiierte sie den „Kinderkreuzzug“ mit dem Ziel, eine „Armee des Gebets“ aufzubauen. Die Kinder sollten in diesem Rahmen zum Beispiel Frontabschnitte betreuen und die Soldaten in der Stunde des Kampfes mit Gebeten begleiten. [5]

Medizinische Versorgung

Heimkehrer

Bis Jahresende 1918 kehrten rund 700 000 ehemaligen k. u. k. Soldaten heim. Davon fuhren nur 200 000 mit offiziellen Transporten zurück, der Großteil schlug sich selbst nach Hause durch. Innerhalb der Familien war vieles nicht mehr so wie vor dem Krieg. Die meisten heimkehrenden Soldaten hatten ihre Kinder jahrelang nicht gesehen. Manche hatten ihre Kinder, die kurz nach ihrer Einberufung geboren wurden, noch gar nicht kennen gelernt. Die Heimkehrer fanden auch eine veränderte Rolle der Frau vor. Die Frauen waren massiv in der Kriegswirtschaft eingesetzt worden und hatten die Positionen der Männer eingenommen. Der Krieg hatte die Position der Frauen gestärkt, sie arbeiteten nun in Männerberufen und versuchten, nach dem Krieg ihre beruflichen Positionen zu halten. Die Soldaten wurden wieder in das Wirtschaftsleben eingegliedert – bei extrem schlechten Bedingungen. Die Löhne waren durch den Krieg auf ein Drittel der Vorkriegszeit gesunken, sie verdienten nur mehr zehn bis 20 Prozent ihres Vorkriegseinkommens.[6]

Weblinks

Literatur

Antonia Meiners: Die Stunde der Frauen - zwischen Monarchie, Weltkrieg und Wahlrecht 1913-1919 Elisabeth Sandmann Verlag GmbH, München 2013, ISBN 978-3938045817.

Einzelnachweise

  1.  Martina Winkelhofer: So erlebten wir den den Ersten Weltkrieg. Amalthea Signum Verlag, Wien 2013, S. 104-105.
  2. Martina Winkelhofer: So erlebten wir den den Ersten Weltkrieg, Amalthea Signum Verlag, Wien 2013. Seiten=114-121
  3. Martina Winkelhofer: So erlebten wir den den Ersten Weltkrieg, Amalthea Signum Verlag, Wien 2013. Seiten=88-89
  4.  Martina Winkelhofer: So erlebten wir den den Ersten Weltkrieg. Amalthea Signum Verlag, Wien 2013, S. 124-128.
  5.  Guido Knopp: Der Erste Weltkrieg. Die Bilanz in Bildern. Edel Germany GmbH, Hamburg 2013, S. 138.
  6.  Martina Winkelhofer: So erlebten wir den den Ersten Weltkrieg. Amalthea Signum Verlag, Wien 2013, S. 214-216.