Anna Přemyslovna

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Schloss Tratzberg, wo Königin Anna zeitweise ihren "Wohnsitz" hatte

Königin Anna von Böhmen (* 15. Oktober 1290 in Prag; † 3. September 1313 im Deutschordenshaus in Laibach[1])[2], auch Anna Přemyslovna oder Herzogin Anna von Kärnten, Gräfin von Tirol, war durch Heirat eine Gräfin von Görz-Tirol und Herzogin von Kärnten und einige Jahre böhmische Königin.

Herkunft und Familie

Anna von Böhmen war die älteste Tochter von König Wenzel (II.) von Böhmen aus dessen erster Ehe mit Guta von Österreich (Habsburg). Verheiratet war sie seit Februar 1306[3] mit Graf Heinrich von Görz und Tirol (* um 1273 / 1280; † 1335), Herzog von Kärnten und Graf von Tirol. Sie war seine erste Ehefrau.[2] Aus dieser Ehe soll sie einen Sohn mit Namen Leopold gehabt haben, der allerdings noch als Kind gestorben sein dürfte.[4] An ihn erinnert heute ein Wandbild im "Spanischen Saal" auf Schloss Ambras in Innsbruck.

Schloss Ambras, Spanischer Saal: Hier findet sich ein idealisiertes Bild, das einen Leopold zeigt, der gewöhnlich als Sohn von Anna und Heinrich gilt.

Leben

Annas Hochzeit fand am 13. Februar 1306 in Prag statt.[5] Anlässlich dieser verschrieb ihr Herzog Heinrich von Kärnten einige hochrangige Pfandobjekte, darunter die Stadt Hall und die in der Grafschaft Tirol gelegenen Burgen Thaur, Friedberg und Tratzberg.[6] Nach der Hochzeit hielt sich Anna bis zum Herbst 1307 im Herzogtum Kärnten und der Grafschaft Tirol auf.[5] Durch den Tod ihres Vaters und die Ermordung ihres Bruders († 1306) wurde sie Erbin der böhmischen Krone. Ihr Ehemann, Herzog Heinrich, konnte sich nach einem ersten gescheiterten Versuch als böhmischer König schließlich durchsetzen, aber nicht auf Dauer in dieser Position halten. 1310 wurde er abgesetzt und ausgewiesen.[7]

Anna, die sich danach meistens in der Grafschaft Tirol aufhielt, starb bereits wenige Jahre später und wurde im Dominikanerkloster in Bozen beigesetzt.[8] Einer der dortigen Dominikanermönche mit Namen Wolfram war ihr Beichtvater, der auch in ihrem Testament erwähnt ist.[9]

Anna dürfte bereits als Königin von Böhmen ihren eigenen Hof und eine eigene Kanzlei gehabt haben. Belege dafür finden sich aber erst um 1310/11 mit der namentlichen Nennung ihres Küchenmeisters Sighard († vor dem 7. Mai 1317) und ihrer Notare Gerhard, der als Magister bezeichnet wird, und Friedrich († um / nach 1318). Letzterer war 1275-1281 Scholastiker und 1304 Magister und Domherr zu Brixner.[5]Er diente ihr 1311 auch als Kanzler.[10]

Anna von Böhmen förderte außer dem Dominikanerkloster in Bozen auch das von Gräfin Adelheid von Tirol, der Großmutter ihres Ehemannes, gestiftete Dominikanerinnenkloster Maria Steinach in Algund[11] und unterstützte den Deutschen Orden, dessen Ordenshaus in Bozen sie bereits 1309 offiziell unter ihren Schutz gestellt hatte.[12]

Erinnerungen an Anna von Böhmen in der Republik Österreich

Tirol

  • Jenbach: Auf Schloss Tratzberg, das Königin Anna zeitweise bewohnt hat, ist heute einer der Schauräume, das "Zimmer der Königin" ("Königinzimmer") nach ihr benannt.[13]
  • Stams: Stift Stams gehörte zu jenen Klöstern[A 1], die Anna in ihrem Testament mit Geldsummen, Einkünften und ihren Gewändern und Reliquien bedachte.[1]

Forschungslage

Mit Annas Testament hat sich eine wichtige Quelle für die Geschichtsforschung erhalten.[14]

Literatur

  • Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen? Das Stiftungsverhalten der Tiroler Landesfürstinnen(13. und 14. Jahrhundert)- Weibliche Präsenz Habsburgs im Südwesten des Reiches. In: Claudia Zey (Hrsg.): Mächtige Frauen? Königinnen und Fürstinnen im Europäischen Mittelalter (11.-14. Jahrhundert) (= Vorträge und Forschungen. Hrsg. vom Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte. Bd. 81). Jan Thorbecke Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern, 2015. ISBN 978-3-7995-6881-4, S. 365-410
  • Božena Kopičková: Eliška Přemyslovna. Královna česká 1292-1330. Vyšehrad, Praha, 2003. ISBN 80-7021-656-5 (tschechisch)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?, 2015, S. 390
  2. 2,0 2,1 vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?, 2015, S. 372
  3. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Der fremde Fürst im Land. Zur Regierung Johann Heinrichs von Böhmen in Tirol. In: Michel Pauly (Hrsg.): Die Erbtochter, der fremde Fürst und das Land. Die Ehe von Johann dem Blinden und Elisabeth von Böhmen in vergleichender europäischer Perspektive. Colloque international organisé par le musée d’histoire de la ville de Luxembourg et l’université du Luxembourg les 30 septembre et 1er octobre 2010 à Luxembourg (= Publications du CLUDEM, 38). Cludem, Luxemburg, 2013. ISBN 2-919979-28-0. S. 135-180
  4. vgl. Tirol-Habsburg, Tirol.GV.AT abgerufen am 14. Mai 2022
  5. 5,0 5,1 5,2 vgl. Franz Heinz Hye-Kerkdal: Geschichte der tirolisch-kärntnerischen Kanzlei unter der Regierung der Herzöge Otto, Ludwig und Heinrich aus dem Hause Görz-Tirol 1295-1310. (Ungedruckte) Prüfungsarbeit, Institut für österreichische Geschichtsforschung, Wien, 1965, S. 8
  6. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch. Nordtiroler Unterland (= Tiroler Burgenbuch XI.). Athesia Verlag, Bozen, 2019. ISBN 978-88-6839-358-8. S. 49
  7. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?, 2015, S. 374
  8. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?, 2015, S. 389
  9. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?, 2015, S. 374f.
  10. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?, 2015, S. 376
  11. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?, 2015, S. 381
  12. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?, 2015, S. 390, Fußnote
  13. vgl. Königinzimmer, Schloss-Tratzberg.AT, abgerufen am 2. November 2018
  14. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?, 2015, S. 377

Anmerkungen

  1. Weiter Klöster waren die Deutschherren, Franziskaner und Augustiner in Laibach, die Dominikaner in Cividale, die Franziskaner in Bozen, die Klarissen in Meran und Brixen, die Dominikanerinnen in Innichen, außerdem die Dominikanerinnen in Algund und eben die Dominikaner in Bozen.
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