Berthold I. von Hardegg

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Die Kirche des Dominikanerklosters in Retz

Berthold von Rabenswalde (* im 13. Jahrhundert; † 7. August 1312, vermutlich in Retz)[A 1], auch Berthold von Wiehe-Rabinswald, später Graf von Hardegg und Burggraf von Znaim, gehörte zu jenen Adeligen, die sich unter König Rudolf I. im Herzogtum Österreich niederließen. Dort beerbte er die Grafen von Plain und Hardegg.

Herkunft

Berthold (I.) von Hardegg, ursprünglich Berthold von Rabenswalde, stammte aus der Grafenfamilie der Käferburger, Nachfahren der in der Landgrafschaft Thüringen ansässigen Sizzonen. Verheiratet war er mit Gräfin Wilbirg von Helfenstein († 27. August 1314). Diese war die Witwe des in der Schlacht von Staatz (26./27. Juni 1260) gefallenen Grafen Otto (II.) von Plain und Hardegg († 1260). Nach dem Tod ihres ersten Ehemannes hatte sie um 1261/62 den Grafen Heinrich von Tybein († 1270) geheiratet, der durch diese Ehe in den Besitz der Grafschaft Hardegg gelangt war. Aus ihren beiden früheren Ehe sind keine Kinder belegt. Sie dürfte die Schwägerin von Gräfin Euphemia von Ortenburg gewesen sein.[1]

Nach Constantin von Wurzbach hatte Berthold aus seiner Ehe mit Wilbirg sechs Kinder:[1][A 2]

  • Graf Berthold (II.) von Hardegg
  • Graf Burchard von Hardegg
  • Graf Otto von Hardegg († 5. November 1349), Domherr zu Passau
  • Gräfin Anna von Hardegg ∞ mit Ulrich von Prueschenk, angeblich ein Vorfahre jener Familie Prueschenk, die Ende des 15. Jahrhunderts die Grafenfamilie von Hardegg beerben sollte.
  • Gräfin Agnes von Hardegg ∞ mit Simon von Duba und Leippa
  • Gräfin Elisabeth von Hardegg, Priorin des Dominikanerinnenklosters Imbach (heute Teil der Stadt Krems)

Burggraf Berthold (I.) von Maidburg († 1328), der später die Grafschaft Hardegg erbte, war der Enkel von Gisela, der Schwester von Graf Berthold von Rabenswalde, aus ihrer Ehe mit dem Burggrafen Burkhard von Maidburg, Graf von Mannsfeld.[2] Er begründete eine weitere Grafenfamilie von Hardegg, die mit seinem Nachfahren Michael von Maidburg († 1483) endete.

Leben

Graf Berthold (I.) von Rabenswalde dürfte um 1276 im Gefolge von König Rudolf I. ins Herzogtum Österreich gekommen sein. Durch die Ehe mit der verwitweten Gräfin Wilbirg gelangte er um 1277 in den Besitz der Grafschaft Hardegg. Im November 1278 wurde er von König Rudolf offiziell mit dieser belehnt.[1] Die Grafschaft Hardegg bildet damals gemeinsam mit Retz einen der strategisch wichtigen Stützpunkte an der Grenze zwischen dem Herzogtum Österreich, der Markgrafschaft Mähren und dem böhmischen Königreich [A 3].[3]

1278 wurde Graf Berthold (I.) von König Rudolf I. gemeinsam mit Stephan (I.) von Maissau mit der Schlichtung eines Streites zwischen einem Adeligen und einem Kirchenpropst betraut, der die Markgrafschaft Mähren, die König Rudolf im Herbst dieses Jahres hatte besetzen lassen betraf. Berthold war zu diesem Zeitpunkt der Burggraf von Znaim, wo die Erledigung dieser Angelegenheit ausgehandelt wurde.[4]

Obwohl es vermutlich Graf Berthold war, der den Ort Hardegg zur Stadt erheben ließ, war sein bevorzugter Sitz die zentral gelegene Stadt Retz, die er wesentlich förderte.[5] Mit dem Dominikanerkloster, das er dort 1279 stiftete, eröffnete er in Retz außerdem ein neues geistliches Zentrum.[6] Die Kirche des Klosters gilt als die älteste dreischiffige Hallenkirche im heutigen Land Österreich.[7] Mit dem Kloster entstand ein neues Hauskloster für die Grafen von Hardegg, und dort wurde auch eine neue Grablege angelegt.[2]

Noch zu seinen Lebzeiten wurde Bertholds gleichnamiger Großneffe unter Herzog Friedrich (I.) von Österreich ("Friedrich dem Schönen") († 1330) mit Teilen der Grafschaft Hardegg belehnt. Dabei sicherte sich Berthold sich von diesem das Recht auf die männliche Nachfolge und mit Einschränkungen auch auf die weibliche Nachfolge für seine Lehen. <ref">vgl. Roman Zehetmayer: Das Urbar des Grafen Burkhard III. von Maidburg-Hardegg aus dem Jahre 1363, 2001, S. 45f.</ref>

Berthold von Hardegg im Urteil der Zeitgenossen

Die Herrschaftszeit von Berthold und Willbirg gilt als eine "glückliche" Zeit für die Grafschaft Hardegg. Die Erfolge des Grafen dürften allerdings auch Neid zur Folge gehabt haben. So erfährt der Graf zwar durch den Dichter Seifried Helbling († im 14. Jahrhundert) Lob, dieses wirkt allerdings zweischneidig. So wird er zwar als klug und weise bezeichnet, aber auch als einer, der Tag und Nacht danach trachtet, sein Vermögen zu mehren, um seine Gewinne dann aber in seine thüringische Heimat zu transferieren.[5]

Literatur

  • Constantin von Wurzbach: Hardegg, Berthold von Rabenswalde Graf von. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien, 1860. Bd. 7. S. 351 digital
  • Roman Zehetmayer: Das Urbar des Grafen Burkhard III. von Maidburg-Hardegg aus dem Jahre 1363. Mit einer Einleitung zur Struktur der Grafschaft Hardegg im 14. Jahrhundert (= Fontes Rerum Austriacarum. Österreichische Geschichtsquellen. Dritte Abteilung Fontes Iuris. Bd. 15). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2001. ISBN 3-205-99394-2, besonders S. 39-44

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Constantin von Wurzbach, 1860, Bd. 7, S. 351 digital
  2. 2,0 2,1 vgl. Roman Zehetmayer: Das Urbar des Grafen Burkhard III. von Maidburg-Hardegg aus dem Jahre 1363, 2001, S. 45
  3. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1990, S. 168f., S. 171 und S. 180f.
  4. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1990. S. 159
  5. 5,0 5,1 vgl. Roman Zehetmayer: Das Urbar des Grafen Burkhard III. von Maidburg-Hardegg aus dem Jahre 1363, 2001, S. 43
  6. vgl. Roman Zehetmayer: Das Urbar des Grafen Burkhard III. von Maidburg-Hardegg aus dem Jahre 1363, 2001, S. 44
  7. vgl. Dominikanerkonvent Retz, Ordensgemeinschaften.AT, abgerufen am 8. August 2021

Anmerkungen

  1. Sterbedatum und -ort nach Wurzbach, dessen Angaben allerdings recht widersprüchlich wirken. Vgl. Constantin von Wurzbach, 1860, Bd. 7, S. 351. Nach Roman Zehetmayer starb Berthold von Rabenswalde im August des Jahres 1312, was zumindest mit dem Sterbemonat und dem Sterbejahr bei Constantin von Wurzbach übereinstimmt. Vgl. Roman Zehetmayer: Das Urbar des Grafen Burkhard III. von Maidburg-Hardegg aus dem Jahre 1363, 2001, S. 45
  2. Die Angaben im Wurzbach sind mit Vorsicht zu betrachten. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass es Kinder gegeben hat, die jung gestorben sind und letztlich ihre Eltern nicht überlebt haben. Ein Indiz dafür wäre, dass Berthold und Wilbirg nicht ihren Neffen, sondern erst ihren Großneffe als ihren Nachfolger aufbauten.
  3. Die anderen wichtigen Stützpunkte an dieser Grenze, außer Retz-Hardegg, waren Pernegg-Drosendorf, Litschau und Weitra sowie die bereits im Mühlviertel gelegenen "falkenbergischen Güter".