Die Rolle der Fotografie im Ersten Weltkrieg

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Die Produktion von Fotografien erlebte im Ersten Weltkrieg, in den Jahren zwischen 1914 und 1918, einen gewaltigen Aufschwung. Ein großer Teil der Fotos wurde im Auftrag der Militärführung gemacht, weitere Fotos entstanden dann im Auftrag der Presse. Daneben fotografierten auch noch Amateure tausende Bilder und brachten diese in Umlauf. Je mehr der Krieg mediatisiert wurde, desto mehr Bilder wurden benötigt. Fotografie hat in diesem Aspekt einerseits die Aufgabe den Krieg wahrheitsgemäß und mit all seinen Schattenseiten darzustellen und so den Hinterbliebenen die Möglichkeit zu geben, sich ein Bild von der Front zu machen. Andererseits jedoch sollen Bilder gezeigt werden, welche die Kriegsführung des eigenen Landes in ein möglichst positives Licht rücken. Zu dieser Zeit wird die Fotografie als neuartiges Mittel für die Propaganda entdeckt. [1]

Allgemeines

Der Erste Weltkrieg hat tiefgreifende Spuren in den Leben und der Vorstellungswelt der Menschen hinterlassen. Fotografien aus dieser Zeit dokumentieren diese Erfahrungen. Sie berichten vom Alltag der Soldaten, von den Errungenschaften und Widrigkeiten, der Fortbewegung, von den Wochen und Monaten des Wartens, vom Alltag, den kleinen Festen und Freuden, den Orten der Geselligkeit, aber auch von Langeweile, Dreck und Entbehrungen. Es sind Soldaten, Kriegsgefangene, Flüchtlinge, Überlebende und Tote die gezeigt werden. Das Bild des Krieges ist geprägt von Zerstörungen, Ruinen, Schlachtfelder. Durch die vorhandenen Bilder des Ersten Weltkrieges bekommt man einen Einblick von dem Handeln an der Front aber auch was im Hinterland passierte. Sie zeigen Flucht, Vertreibung, den Umgang mit Kriegsgefangenen, die Lage der Zivilbevölkerung aber auch die Logistik des modernen Krieges.[2]

Front in Ypern

Die Fotos, die während des Krieges gemacht wurden, lassen sich in drei Kategorien einteilen: Propaganda-Fotografie, Medizinisch-therapeutische Dokumentationsfotos und Privat- oder Amateurfotos. Dazu kommen Fotos, die sich als Schnappschüsse charakterisieren lassen oder Erinnerungsfotos. Zu diesen gehören auch jene Fotos, die von inoffiziellen Kriegsberichterstattern erstellt wurden, welche die Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellten, wie auch die Tötung von Zivilisten. [3]

Bild und Text

Die Fotos der damaligen Zeit wurden in der Regel als illustrative Zugaben der Schrift behandelt um die Historisierung des Krieges zu unterstützen. Die Fotografie war daraufhin kein eigenständiges Medium mehr. Fotografien sind von Texten zu unterscheiden, sie eröffnen bestimmte Blickwinkel, zeigen Ausschnitte, Facetten und Details. Sie bezeugen was in einem bestimmten Augenblick vor der Kamera passiert ist. Um ein Foto lesen zu können, ist es wichtig, über die Ränder hinauszublicken. Die Fotos müssen in einen Kontext gestellt werden und dafür sind Hintergrundrecherchen vonnöten.[4] Beschreibungen unter den Fotos bieten heutzutage keine Hilfestellung, denn sie geben keine verwertbaren wissenschaftlichen Hinweise. Dabei handelt es sich vor allem um Zitate (Herrscher-Aussprüche, Offiziersreden, Liedtexte, Bibelzitate, Interview- oder Predigtauszüge) welche einen Widerspruch zwischen Kriegspropaganda und Kriegswirklichkeit illustrieren. Eine Interaktion zwischen Text und Bild dient der beabsichtigten fotografischen Wirkung. Es gibt selten Angaben zum Aufnahmeort oder zur Nationalität der dargestellten Personen, sowie keine Datumsangaben. Namensnennungen gibt es nur bei Personen des kaiserlichen Hofs.[5]

Entwicklung

Bereits die Engländer und Franzosen hatten im Kriemkrieg von 1855/56 Fotografen eingesetzt, auch im amerikanischen Bürgerkrieg von 1861 bis 1865 und im südafrikanischen Burenkrieg (1899-1902) gehörten Fotos zum Propaganda-Repertoire. Der Erste Weltkrieg war jedoch auch der erste Krieg, bei dem die Regierung die Entstehung von Fotos, die Bildzensur und die Weiterleitung an die Massenmedien mit eigens eingerichteten Behörden kontrollierte.[6]

Zu Beginn des Krieges waren aus den Kriegsgebieten noch kaum Fotos vorhanden, die Nachfrage war jedoch groß. Zahlreiche Fotoagenturen nutzten dies und auch Zeitungen boten Kriegsbilder zur Vermarktung an. Nebenbei gab es auch selbständig arbeitende Pressefotografen. Aufnahmen von der Ost- und Südostfront waren schwieriger zu bekommen als Aufnahmen aus dem Westen. Immer wenn sich auf den Kriegsschauplätze ein Erfolg abzeichnete, stieg die Nachfrage für Fotos an. Während des Krieges entwickelte sich dann eine regelrechte Fotoflut. Dies ist damit zu begründen, dass es günstige, technische Voraussetzungen gab aufgrund des Rollfilms und der einfach zu bedienenden Kameras. Vor allem die Funktion der Fotografie als Erinnerungsmedium und die Rolle als Stabilisator angesichts der psychischen Belastungen wurden geschätzt. Zusätzlich erfüllten Fotografien den Wunsch die eigenen Erfahrungen für die Angehörigen zu Hause zu dokumentieren.[7]

Der Erste Weltkrieg ist auch jener Krieg, in dem die Fotografie zum ersten Mal systematisch als Mittel der Kriegsführung eingesetzt wird. Fotografien dienten zu Beginn jedoch vor allem einem militärischen Zweck. Sie waren wichtig für die Luftaufklärung aus dem Ballon und nach und nach wurde sie durch die Aufklärungsfotografie aus dem Flugzeug ergänzt. So wurde sie schließlich für Aufklärungszwecke, zur Unterstützung der Artillerie und für die Geländevermessung verwendet. [8] Die Verstümmelungen, Verwundeten und Toten fanden keine Bedeutung in der Bildkommunikation. Es existieren Fotos von Verwundeten, diese wurden jedoch als Beleg für eine gute Versorgung der Soldaten in Lazaretts dargestellt, um eine Vorbildfunktion zu generieren. Die Fürsorge für die Verletzten und die Reintegration dieser Kriegsopfer in die Arbeitswelt waren beliebte Bildmotive. Auch wichtig zu dieser Zeit waren Fotos, die zu medizinischen Zwecken veröffentlicht wurden. So sollten diese der Kiefer- und Gesichtschirurgie dienen. Ende Oktober bzw. Anfang November 1917 setzt eine Flut an Gewaltdarstellungen ein. Es gibt eine deutliche Zunahme der Fotografien Getöteter bzw. Verwundeter. Dies ist das Ergebnis einer brutaler werdenden Propagandaschlacht. Das KPQ suchte nach Bildern der Vergeltung, auch die Presse verlangte nach Fotos dieses großen Ereignissses. Die Fotografen hielten die Vernichtung des Kriegsgegners in allen Phasen fest. Dabei wurden nicht nur gefallene Soldaten abgelichtet, sondern auch Leichen von Schützengräben, die schon seit Wochen oder Monaten dort lagen und nicht beerdigt werden konnten. Wichtig war es auch, die ausländische Presse verstärkt mit aktuellen Kriegsfotografien zu beliefern. Am schwierigsten war die Beschaffung von Bildmaterial. Es gab Rundschreiben an Kommanden und Truppenkörper oder Zusammenarbeiten mit dem Kriegspressequartier und dem Kriegsarchiv. Doch dies brachte oftmals nicht den erhofften Erfolg und daher war man genötigt, in den Wiener Spitälern bei verwundeten Offizieren nach Bildern zu suchen oder auch durch Inserate und Aufrufe, um die großen Phasen und Erfolge des Krieges zu zeigen. [9]

Die Wege der Fotografen waren vom Militär vorgezeichnet was auch Auswirkungen auf die Aufnahmen hatte, da die Fotografen dem selben Wegenetz folgten, wie die Soldaten und daher auch entlang der Front fotografierten. Das Militär und die Agenturen kontrollierten, was an die Öffentlichkeit gelangt. So konnte nach und nach der Eindruck entstehen, dass der Krieg abseits der Fotografen und Kameraleute gar nicht mehr stattfand. Wurden keine Bilder mehr vom Kriegsschauplatz veröffentlicht, galt der Krieg als beendet.

Durch die militärisch gelenkte Medienöffentlichkeit und die steigende Dominanz der Fotoagenturen wurden die privaten Unternehmen in der zweiten Hälfte des Krieges deutlich unter Druck gesetzt. Auch bei der illustrierten Presse kam es zu einer Medienkonzentration, die sich auch nach dem Krieg noch auswirkte. Die publizistischen Kriegsgewinner beherrschten auch die Öffentlichkeit der Nachkriegszeit. Das Erscheinungsbild der großen Illustrierten ändert sich in den 1920er Jahre beinahe gar nicht. [10]

Carl Seebald

Am 10.September 1914, einen Monat nach Kriegsbeginn, erscheint in der Wiener illustrierten Wochenzeitung Das Interessante Blatt erstmals eine Fotografie, die Kampfhandlungen am östlichen Kriegsschauplatz zeigen. Abgebildet ist das erste von den Truppen erbeutete russische Aeroplan, dessen Pilot heruntergeschossen wurde. Im Unterschied zu den meisten Kriegsbildern ist das Bild mit einem Namen versehen, es stammt von Carl Seebald. Seebald war ein in Schlesien, 1878 geborener Fotograf und Inhaber der Illustrationsunternehmung Carl Seebald, Zentrale Wien und wird daher fälschlicherweise als Illustrator bezeichnet. Er war ein Pressefotograf zur Zeit des Ersten Weltkrieges. Seebald war einer der ersten Fotografen, die Reportagen von der Ostfront an die Presse lieferten. Unmittelbar nach der Kriegserklärung hatte er Soldaten die aus dem Zug winken und Angehörige die am Bahnstein Abschied nehmen an Wiener Bahnhöfen fotografiert. In den ersten Augusttagen wurde er als Kriegsfotograf in das Kriegspressequartier aufgenommen. Daher war es ihm möglich die Kriegsschauplätze zu bereisen. Es gibt keine Informationen wo er fotografierte und welche Gegenden er im Krieg besuchte, da die meisten Pressefotografen die als Kriegsfotografen arbeiteten, anonym im Militär beteiligt waren. Die Aufnahmen wurden zensiert und die Namen der Fotografen wurden dem Bild nicht hinzugefügt. [11]

k.u.k. Kriegspressequartier

Das österreichische k.u.k Kriegspressequartier (KPQ) wurde am Tag der Kriegserklärung, am 28. Juli 1914, gegründet. Die staatliche Kriegspropaganda griff anfangs nur zögernd auf die Fotografie zurück.

Kaiser Karl I. bei einem Truppenbesuch

Im Frühjahr 1917 wurde im KPQ eine eigene Lichtbild- bzw. Fotostelle eingerichtet. Dadurch konnte sich das KPQ eine Monopolstellung bei der Belieferung der Presse mit Aufnahmen aus dem Krieg sichern. Leiter der neu errichteten Stelle war Nikolaus Schindler. Diese hatte die Aufgabe Fotografien, die für propagandistische Zwecke tauglich erschienen, zu sammeln. So konnten sie die Redaktionen der illustrierten Zeitungen im In- und Ausland mit Bildern versorgen. Auch lieferten sie Bildmaterial für Kriegsausstellungen, Verlage und an die Schulen. Sie stellten Fotografien für Ämter, Ministerien und Konsulate bereit. Die Lichtbildstelle gab auch selbst Werbematerial heraus, wie Ansichtskarten, Kalender aber auch Unterrichtsmaterialien und Propagandabroschüren. Auch war sie für die Zensur zuständig. Je länger der Krieg dauerte, umso begehrter waren die Aufnahmen vom KPQ. Für Fotografen bildete sie ein Karrieresprungbrett. Außerdem wurde so die Chance des Überlebens erhöht. [12]

Propaganda

Allgemein

Propaganda machen bedeutete vor dem Ersten Weltkrieg für etwas Anhänger zu gewinnen. Während des Krieges wurde Propaganda erstmals als eigene Waffe Waffe anerkannt, als Kampfmittel und systematisch als publizistischer Krieg eingesetzt, um die Kampfmoral der eigenen Streitkräfte und der als Heimatfront bezeichneten Zivilbevölkerung zu erhalten und die der Gegner hingegen zu zersetzen. Unter Propagandamedien verstand man vor allem Medien die auf Text, Bild und Film Film basierten. Zum propagandistischen Einsatz kamen die Fotografien nicht vor Ort, sondern in den Zentren der kriegführenden Staaten im Westen. Es ist der erste Medienkrieg, er wurde in Wien ähnlich geführt wie in Berlin, Paris und London. Daher lassen sich viele Schlussfolgerungen über den Fotokrieg der k.u.k Monarchie auf die anderen Kriegsparteien übertragen. Die propagandistischen Botschaften der Bilder standen im Vordergrund. Dafür sollten sie von den großen Erfolgen berichten, wie den siegreichen Schlachten, dem gedemütigten Gegner oder aber auch von den Freuden der Soldaten. Die Wirklichkeit wurde in den Hintergrund gedrängt, da bloß veröffentlicht wurde was spektakulär war und einen militärischen Erfolg versprach. Fotografen durften nur mit einer so genannten Legitimation, die aus einem Bildausweis und einer Armbinde bestand, an der Front fotografieren - und verpflichteten sich zugleich, ihre Bilder den Zensurbehörden vorzulegen, die das Material dann kostenlos an die Presse weiterreichte. Von den Bildern waren dann meist schwere Waffen oder die Markierungen an Flugzeugen verschwunden, vor allem aber tote heimische Soldaten. Die Toten der Kriegsgegner hingegen werden oft in verzerrter, entstellter Lage fotografiert, auf nacktem Boden. Oftmals sieht man auch den Verwesungsvorgang Verwesungsvorgang. Es ist ein entstellter, oft hässlicher Körper. Eine Identifizierung ist durch die Entstellung nicht mehr möglich Der eigene Soldat ist, wenn er nicht schon beerdigt wurde dem Boden erhaben, sein Leichnam eingefasst um einen schönen Tod darzustellen. [13]

Getötete einer schottischen Einheit

Propgaganda des Kaisers

Karls Umgang mit den Medien war im Gegensatz zu dem von Franz Joseph höchst modern. Am 20. Februar 1917 wurde auf Befehl ein eigener Pressedienst für die allerhöchsten Herrschaften eingerichtet. Diese Propagandaeinrichtung diente dazu, Öffentlichkeitsarbeit für den Kaiser zu betreiben. Sie war unabhängig vom Kriegspressequartier. Die Aufgabe bestand darin, die Anhänglichkeit und Liebe der Bevölkerung zum Kaiserhaus zu vertiefen. Außerdem sollte sie der Verbreitung unzutreffender Nachrichten vorbeugen sowie bei der Unterdrückung ungelegener Nachrichten und bei der Berichtigung unwahrer Nachrichten mitwirken. Karl Werkmann, Pressechef des Kaisers, veranlasste kleinformatige Kaiseralben zu drucken mit Szenen aus dem Leben und Wirken des Majeästeten. Zusätzlich mussten Fotografien des Kaisers in den Industriebetrieben und Hotels der Monarchie aufgestellt werden. Er war auch für die Verbreitung von Bildpostkarten des Kaisers und seiner Familie verantwortlich. Filme wurden dabei ebenfalls vertrieben. Ab 1917 war das Bild des Kaisers allgegenwärtig. [14]

Begeisterung beim Auszug der deutschen Truppen

Zensur

Die Leute glaubten damals einem Foto mehr als heute. Die Propagandabehörden wussten dies und brachten daher regelmäßig manipulierte Fotos in Umlauf. Man lernte, Bilder lügen zu lassen. Üblich waren Retuschen oder die Darstellung von Bildern in einem falschen Kontext. Französische und deutsche Blätter benutzten manchmal die selben Fotos, jedoch mit unterschiedlichen Begleittexten, um die jeweils eigene Meinung zu verbreiten.

Auf deutscher Seite bündelte seit Jänner 1917 das Bild- und Filmamt (Bufa) die Foto- und Filmpropaganda, in Österreich war das Kriegspressequartier zuständig. Die britische Regierung hatte bereits im August 1914 das "War Propaganda Bureau" gegründet, Frankreich im Februar 1916 das "Maison de la Presse", und die USA richteten wenige Tage nach dem Kriegseintritt im April 1917 das "Committee on Public Information" ein. [15]

Welche Aufnahmen veröffentlicht werden durften und welche nicht, war zu Beginn des Krieges noch nicht einheitlich geregelt. Mit der Propaganda geht auch die Zensur einher. So wurden Bilder, die der Kriegsgegner militärisch verwerten konnte, zurückgehalten sowie auch Bilder, die Zweifel am erfolgreichen Vorgehen aufkommen ließen. Freigegeben wurden hingegen Bilder von getöteten Soldaten der anderen Seite. Das Ziel war es, den eigenen Triumph zu feiern und die Niederlage der gegnerischen Seite zu verdeutlichen. Die eigenen Toten wurden, wenn überhaupt, nur im Zusammenhang mit der Beerdigung gezeigt und nicht etwa auf dem Schlachtfeld. Fotografien, die unangenehme Wahrheiten zeigten, wie Hunger und Kälte wurden ebenfalls nicht veröffentlicht. Ab 1916 gab es sogar Fotografieverbote für die Zivilbevölkerung. Vor allem der Kriegsschauplatz und militärische Einrichtungen im Hinterland waren davon betroffen. Auch wurden die Fotografen zunehmend kontrolliert, durch eine Ausweispflicht. Ansichtskarten mit Abbildungen von Städten, Stadtteilen, Ortschaften, Landschaften etc. mussten ebenfalls vermieden werden, da diese die Standorte der Kommanden verraten könnten. Die Bildzensur umfasste neben der Fotografie auch Kriegszeichnungen und –malereien. Auch wird behauptet, dass die Fotozensur als Mittel diente, die eigene Presse zu fördern, indem die Konkurrenten eingebremst wurden. [16]

Nach dem Krieg

In der Zwischenkriegszeit war es Gang und Gebe die Verstümmelten der Öffentlichkeit zu präsentieren, vor allem jene, deren Gesichter unkenntlich waren, die „Zermalmten“. All jene, die durch die Verletzungen ihrer Identität beraubt und somit aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Es war eine Zerstörung der Erkennungszeichen des Menschen. Es ist ein Symbol für die gebrochene Humanität im Krieg. Der Sinn des Krieges soll angesichts dieser Bilder in Frage gestellt werden. Auch wurden nach dem Krieg massenhaft Leichenhaufen gezeigt. Es waren bis auf die Knochen abgemagerte, nackte und zu Haufen geschichtete Leichenberge. Auch die Hinrichtungen Hinrichtungen wurden danach vermehrt gezeigt. Darunter versteht man Erschießungen, sowie Tötungen durch den Strang. Dabei handelt es sich um Exekutionen durch österreichische Soldaten. Die Hinrichtungsfotos, die in den 1920er und 1930er Jahre an die Öffentlichkeit gelangten, standen meistens in einem propagandistischen Kontext der sozialdemokratischen Presse. Sinn war es, die Grausamkeit des k.u.k Krieges sichtbar zu machen. Auch sollte die Notwendigkeit eines Bruchs mit der habsburgerischen Vergangenheit verdeutlicht werden. Neben Filmen waren es vor allem Fotobildbände, welche die Erinnerung festhalten sollten. In den Jahren nach dem Krieg wurden unzählige solcher Bücher produziert. 1924 erschien das berühmte Buch von Ernst Friedrich Krieg dem Kriege. Die Bilder wurden dafür aus dem Kontext gerissen und zu effektvollen Bildfolgen angeordnet.

Aufbewahrung

Die heute verfügbaren Dokumente sind in privatem Besitz oder werden in öffentlichen Sammlungen zusammengetragen. Im Februar 1929 wurde die gesamte Fotosammlung des KPQ von der Österreichischen Nationalbiblitothek gekauft. Große Teile jedoch wurden nach dem Krieg verbrannt um sie vor den Siegermächten zu schützen. Der Großteil der Bilder stammt aus der Fotosammlung des k.u.k Kriegspressequartiers, der Propagandaabteilung des österreichisch-ungarischen Heeres. Diese Sammlung ist heute im Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien aufbewahrt, welche nicht nur Abzüge, sondern auch Originalnegative in Form von Glasplatten besitzt. [17]

Literatur

  • Becker, Markus (2004): Fotografie im Ersten Weltkrieg: Propaganda aus der Hölle. http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/fotografie-im-ersten-weltkrieg-propaganda-aus-der-hoelle-a-304511-2.html (30.05.2015).
  • Deilmann, Astrid (2000): Grenzen des Darstellbaren in der Fotografie. Anmerkungen zu Ernst Friedrich „Krieg dem Kriege!“ von 1924. In: Zühlke, Raoul, Bildpropaganda im Ersten Weltkrieg. 20th Century Imaginarium. Ingrid Kämpfer: Hamburg. S. 397-427.
  • Holzer, Anton (2007); Die andere Front. Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg. Primus Verlag: Darmstadt.

Einzelnachweise

  1. Holzer, Anton (2007); Die andere Front. Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg. Primus Verlag: Darmstadt. S. 326f.
  2. Holzer, Anton (2007); Die andere Front. Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg. Primus Verlag: Darmstadt. S. 14f.
  3. Deilmann, Astrid (2000): Grenzen des Darstellbaren in der Fotografie. Anmerkungen zu Ernst Friedrich „Krieg dem Kriege!“ von 1924. In: Zühlke, Raoul, Bildpropaganda im Ersten Weltkrieg. 20th Century Imaginarium. Ingrid Kämpfer: Hamburg S.406f.
  4. Holzer, Anton (2007); Die andere Front. Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg. Primus Verlag: Darmstadt. S. 15.
  5. Deilmann, Astrid (2000): Grenzen des Darstellbaren in der Fotografie. Anmerkungen zu Ernst Friedrich „Krieg dem Kriege!“ von 1924. In: Zühlke, Raoul, Bildpropaganda im Ersten Weltkrieg. 20th Century Imaginarium. Ingrid Kämpfer:Hamburg S.418.
  6. Becker, Markus (2004): Fotografie im Ersten Weltkrieg: Propaganda aus der Hölle. http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/fotografie-im-ersten-weltkrieg-propaganda-aus-der-hoelle-a-304511-2.html
  7. Deilmann, Astrid (2000): Grenzen des Darstellbaren in der Fotografie. Anmerkungen zu Ernst Friedrich „Krieg dem Kriege!“ von 1924. In: Zühlke, Raoul, Bildpropaganda im Ersten Weltkrieg. 20th Century Imaginarium. Ingrid Kämpfer: Hamburg S.402.
  8. Deilmann, Astrid (2000): Grenzen des Darstellbaren in der Fotografie. Anmerkungen zu Ernst Friedrich „Krieg dem Kriege!“ von 1924. In: Zühlke, Raoul, Bildpropaganda im Ersten Weltkrieg. 20th Century Imaginarium. Ingrid Kämpfer: Hamburg S.402f.
  9. Holzer, Anton (2007); Die andere Front. Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg. Primus Verlag: Darmstadt. S. 286f.
  10. Holzer, Anton (2007); Die andere Front. Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg. Primus Verlag: Darmstadt. S. 14ff.
  11. Holzer, Anton (2007); Die andere Front. Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg. Primus Verlag: Darmstadt. S. 18.
  12. Holzer, Anton (2007); Die andere Front. Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg. Primus Verlag: Darmstadt. S. 20ff.
  13. Holzer, Anton (2007); Die andere Front. Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg. Primus Verlag: Darmstadt. S. 32ff.
  14. Holzer, Anton (2007); Die andere Front. Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg. Primus Verlag: Darmstadt. S. 69f.
  15. Becker, Markus (2004): Fotografie im Ersten Weltkrieg: Propaganda aus der Hölle. http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/fotografie-im-ersten-weltkrieg-propaganda-aus-der-hoelle-a-304511-2.html
  16. Holzer, Anton (2007); Die andere Front. Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg. Primus Verlag: Darmstadt. S. 32.
  17. Holzer, Anton (2007); Die andere Front. Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg. Primus Verlag: Darmstadt. S. 16f.



Uni Wien logo.gif Dieser Artikel wurde auf Wikiversity im Zuge des Uni-Projektes an der Universität Wien mit dem Thema Die Rolle der Fotografie im 1. WK erstellt oder maßgeblich erweitert.