Elisabeth von Aragón

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Siegel der Elisabeth von Aragón, Abbildung aus dem 19. Jahrhundert

Elisabeth von Aragón (Isabel, Isabella) (* Anfang des 14. Jahrhunderts; † 12. Juli 1330, vermutlich in Wien)[1][2] war durch Heirat eine Herzogin von Österreich. Sie war (gekrönte) Königin des Heiligen Römischen Reiches und die Ehefrau von (Gegen-)König Friedrich (III.) dem Schönen.

Herkunft und Familie

Elisabeth von Aragón, (nicht authentisches) Porträt von Antoni Boys aus dem 16. Jahrhundert

Die Infantin Elisabeth war die dritte von insgesamt fünf Töchern des Königs Jayme (II.) von Aragón aus dessen zweiter Ehe mit Blanca von Anjou († 1310), einer Tochter von König Karl (II.) von Neapel ("Karl dem Lahmen"). Nach mehrjährigen Eheverhandlungen (1311-1313) wurde sie am 14. Oktober 1313 "per procurationem" auf dem Schloss zu Barcelona mit Herzog Friedrich I. von Österreich ("Friedrich dem Schönen") verheiratet.[3] Als Stellvertreter für den nicht anwesenden Ehemann fungierte der steirische Adelige Rudolf von Liechtenstein.[4] Die endgültige Eheschließungszeremonie fand am 31. Jänner 1414 in Judenburg, damals das "Tor zu den habsburgschen Landen"[5], statt.[6] Aus dieser Ehe sind folgende Kinder belegt:

Leben

Nach Beendigung der Hochzeitszeremonie in Barcelona und einem längeren Aufenthalt in Carpentras wurde Elisabeth mit ihrem Gefolge von Friedrichs Gesandtschaft, die Abt Otto von St. Lambrecht anführte, auf dem Landweg in ihre neue Heimat geleitet. Im Herzogtum Steier fand ihre erste Begegnung mit ihrem Ehemann statt, der sie persönlich nach zur Hochzeit nach Judenburg geleitete.[9]

Elisabeth dürfte sich im Frühjahr und Sommer des Jahres 1314 in Wien aufgehalten haben. Am 11. Mai 1315 wurde sie vom Erzbischof Heinrich von Köln in Basel auf einem Hoftag zur römisch-deutschen Königin gekrönt.[10] In ihren letzten Lebensjahren litt Elisabeth unter einem schweren Augenleiden, das erstmals um 1326 belegt ist. In der Folge erblindete sie allmählich fast vollkommen und konnte nur mehr Hell-Dunkel-Konstraste wahrnehmen.[11]

Soweit es sich beurteilen lässt, dürfte Elisabeth die Ehe mit Friedrich als ebenso angemessen wie wünschenswert erschienen sein. Neben ihrer uneingeschränkten und tatkräftigen Loyalität, die sie dem Ehemann während der Ehejahre gegenüber erwies, dürfte sie ihre Positionen recht bereitwillig und auch mit einigem Engagement ausgefüllt haben.[12] So erwirkte sie von ihrem Vater die ausstehende Entlohnung ihrer Gefolgsleute, als diese nach Aragon zurückgeschickt wurden und unterstützte den Kampf ihres Ehemannes finanziell durch die Verpfändung von Teilen aus ihrem Brautschatz. Es hat den Anschein, dass sie sogar bereit war, ihre Witwenversorgung für den Kampf um die Königskrone einzusetzen.[13] Elisabeth führte außerdem eine umfangreiche Korrespondenz, in der sie als eigenständige Gesprächspartnerin auftrat und verwendete ihre eigenen Siegelstempel.[14]

Testamente

Elisabeth hinterließ zwei Testamente. Damit gehört sie zu den wenigen Herrscherinnen des Mittelalters, von denen mindestens ein Testament erhalten ist.[15] In ihrem ersten Testament vom 24. April 1328, in dem sie ihren Ehemann als ihren Nachlassverwalter bestimmte, hinterließ sie schriftliche Anweisungen zur materiellen Sicherheit von Hofbediensteten und bedachte ca. 120 religiöse und karikative Einrichtungen, von denen sich die meisten im Herzogtum Österreich befanden. Zu diesen gehörte die Kartause in Mauerbach, eine Stiftung ihres Ehemannes. Weiters bedachte sie das Wiener Laurenzerkloster und das Kloster St. Magdalena "vor dem Schottentor"[16]. Besonders bedacht wurden franziskanische Klostereinrichtungen (auch außerhalb der heutigen Republik Österreich), darunter das Wiener Minoritenkloster und das dortige Clarakloster.[17] Nach dem Tod Friedrichs des Schönen verfasste sie am 3. Juli 1330 einen Nachtrag zu ihrem ersten Testament (beziehungsweise ein zweites Testament), das im Original erhalten geblieben ist.[18]

Wirken von Königin Elisabeth auf dem Areal des heutigen Österreichs

Niederösterreich

  • Gutenstein: Auf der Burg Gutenstein, einem bevorzugten Aufenthaltsort ihres Ehemannes, ließ Elisabeth um 1320 im ersten Geschoß des Bergfriedes die Katharinenkapelle errichten. Sie wurde 1842 bei der Turmeindachung zerstört.[19]

Wien

  • 1327 stiftete Königin Elisabeth für das Wiener Clarakloster eine Summe aus dem Bergrecht auf Weingärten in Grinzing. In ihrem Testament vom 24. April 1328 bedachte sie das Clarakloster ebenfalls, die Nonnen hatten aber als Gegenleistung den Minoriten gegenüber gewisse Verpflichtungen zu übernehmen.[20]

Erinnerungen an Königin Elisabeth im heutigen Land Österreich

Wien

  • Aus dem Besitz von Elisabeth hat sich ein Gebetbuch erhalten, das heute der Zentralbibliothek der Österreichischen Minoritenprovinz gehört.[21]
  • Elisabeth ist zusammen mit Friedrich auf dem Tympanon im Nordportal der Wiener Minoritenkirche dargestellt.[22]

Elisabeth und das Minoritenkloster in Wien

Die Wiener Minoritenkirche heute, in welche die von Königin Elisabeth gegründete Ludwigskapelle integriert ist.

Elisabeth veranlasste den Bau der Ludwigskapelle in Wien (Weihe 1317), die heute als Teil der Wiener Minoritenkirche erhalten ist. Die Ludwigskapelle war ursprünglich eine eigene Kapelle nahe dem Minoritenklosters, die erst später in die Minoritenkirche integriert wurde. Der Bau der Kapelle dürfe um 1328 beendet gewesen sein.[23] Bei dem Heiligen, dem die Ludwigskapelle letztlich geweiht wurde, dürfte es sich nicht dem König Ludwig (IX.) den Heiligen gehandelt haben, sondern um den erst 1317 heilig gesprochen Ludwig von Toulouse, einem Bruder ihrer Mutter Blanca, der dem Franziskanerorden angehört hatte.[24]

In dieser Kapelle wurde Elisabeth nach ihrem Tod beigesetzt. Auch ihre Schwägerin Herzogin Blanka von Österreich († 1305) und Gräfin Margarete von Tirol († 1369), die Cousine ihres Ehemannes, fanden ihre letzte Ruhestätte bei den Wiener Minoriten.[25] Elisabeths Grabmal befand sich vor der Apsis in der Mitte des Kapellenjochs.[23] Elisabeths Grabmal ist nicht erhalten, und sein Aussehen lässt sich nur aufgrund von Zeichnungen eruieren. Es war eine Grabtumba aus Porphyr, die Seitenwände waren mit Spitzbogen und Kleeblattornamenten geschmückt. Dort befanden sich auch die Wappen der Familien von Aragon und Österreich, weshalb ihre Tumba trotz fehlender Inschrift identifiziert werden konnte.[26] Wahrscheinlich gehörte das Tympanon mit den Stifterbildnissen von ihr und Friedrich (zu Füßen der Muttergottes), das in einer späteren Bauphase der Minoritenkirche in das Nordportal eingefügt wurde, zum ursprünglichen Eingang der Ludwigskapelle.[23]

Der Frauenhofstaat von Königin Elisabeth

Als Hofmeister von Königin Elisabeth ist Heinrich von Rappach nachgewiesen, der ihr Testament bezeugt. Eine weitere Zeugin war die ebenfalls zu ihrem Hofstaat zugehörige Elisabeth Schenkin von Ried, Ehefrau eines Ulrich von Ruckendorf und Urenkelin von Konrad von Tulln.[27]

Literatur

  • Stefanie Dick: Isabella von Aragón und Friedrich der Schöne. Heiratspolitik im Zeichen des Königtums. In: Matthias Becher - Harald Wolter-von dem Knesebeck (Hrsg.): Die Königserhebung Friedrichs des Schönen im Jahr 1314. Krönung, Krieg und Kompromiss. Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien, 2017, ISBN 978-3-412-50546-2, S. 165–180
  • Amalie Fößel: Testamente römischer Königinnen im mittelalterlichen Deutschen Reich. In: Brigitte Kasten (Hrsg.): Herrscher- und Fürstentestamente im westeuropäischen Mittelalter (= Norm und Struktur. Studien zum sozialen Wandel in Mittelalter und Früher Neuzeit. Bd. 29). Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien, 2008, ISBN 978-3-412-20062-6, S. 393-414
  • Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Verlag Carl Ueberreuter, Wien, 1988, S. 83[A 3]
  • Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien. Zeitzeugen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 3-205-98372-6

Weblinks

 Isabella von Aragon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien. Zeitzeugen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 3-205-98372-6, S. 73
  2. vgl. Matthias Becher - Harald Wolter-von dem Knesebeck (Hrsg.): Die Königserhebung Friedrichs des Schönen im Jahr 1314. Krönung, Krieg und Kompromiss. Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien, 2017, ISBN 978-3-412-50546-2, S. 324
  3. vgl. Stefanie Dick: Isabella von Aragón und Friedrich der Schöne, 2017, S. 170
  4. vgl. Annelies Redik: Friedrich der Schöne und die Steiermark. In: Anja Thaller - Johannes Giessauf - Günther Bernhard (Hrsg.): Nulla historia sine fontibus. Festschrift für Reinhard Härtel zum 65. Geburtstag. Leykam, Graz, 2010. ISBN 978-3-7011-0201-3. S. 398
  5. vgl. Werner Tscherne: Die frühen Habsburger in der Steiermark, S. 25
  6. vgl. Stefanie Dick: Isabella von Aragón und Friedrich der Schöne, 2017,S. 175
  7. vgl. Stefanie Dick: Isabella von Aragón und Friedrich der Schöne, 2017,S. 178
  8. vgl. Christian Lackner: Der erste 'österreichische' Habsburger. In: Matthias Becher - Harald Wolter-von dem Knesebeck (Hrsg.): Die Königserhebung Friedrichs des Schönen im Jahr 1314. Krönung, Krieg und Kompromiss. Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien, 2017, ISBN 978-3-412-50546-2, S. 163f.
  9. vgl. Annelies Redik: Friedrich der Schöne und die Steiermark. In: Anja Thaller - Johannes Giessauf - Günther Bernhard (Hrsg.): Nulla historia sine fontibus. Festschrift für Reinhard Härtel zum 65. Geburtstag. Leykam, Graz, 2010. ISBN 978-3-7011-0201-3. S. 398
  10. vgl. Matthias Becher - Harald Wolter-von dem Knesebeck (Hrsg.): Die Königserhebung Friedrichs des Schönen im Jahr 1314. Krönung, Krieg und Kompromiss. Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien, 2017, ISBN 978-3-412-50546-2, S. 18 und S. 43
  11. vgl. Stefanie Dick: Isabella von Aragón und Friedrich der Schöne, 2017, S. 178
  12. vgl. Stefanie Dick: Isabella von Aragón und Friedrich der Schöne, 2017, S. 173f. und S. 175
  13. vgl. Stefanie Dick: Isabella von Aragón und Friedrich der Schöne, 2017, S. 177f.
  14. vgl. Stefanie Dick: Isabella von Aragón und Friedrich der Schöne, 2017, S. 176
  15. vgl. Amalie Fößel: Testamente römischer Königinnen im mittelalterlichen Deutschen Reich, 2008, S. 396 und S. 408
  16. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster (= Dissertationen der Universität Wien 175). VWGÖ, Wien, 1986, S. 56 und S. 91
  17. vgl. Amalie Fößel: Testamente römischer Königinnen im mittelalterlichen Deutschen Reich, 2008, S. 400 und S. 403ff.
  18. vgl. Amalie Fößel: Testamente römischer Königinnen im mittelalterlichen Deutschen Reich, 2008, S. 408f.
  19. vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten / Wien, 1999. ISBN 3-85326-114-0, . 198
  20. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster (= Dissertationen der Universität Wien 175). VWGÖ, Wien, 1986, S. 69 und S. 70
  21. vgl. Matthias Becher - Harald Wolter-von dem Knesebeck (Hrsg.): Die Königserhebung Friedrichs des Schönen im Jahr 1314. Krönung, Krieg und Kompromiss. Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien, 2017, ISBN 978-3-412-50546-2, S. 198ff. und S. 324-333
  22. vgl. Matthias Becher - Harald Wolter-von dem Knesebeck (Hrsg.): Die Königserhebung Friedrichs des Schönen im Jahr 1314. Krönung, Krieg und Kompromiss. Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien, 2017, ISBN 978-3-412-50546-2, S. 208 und S. 305
  23. 23,0 23,1 23,2 vgl. Minoritenkirche, Cordeliers.CH
  24. vgl. Amalie Fößel: Testamente römischer Königinnen im mittelalterlichen Deutschen Reich, 2008, S. 407f.
  25. vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien, 1995, S. 63f. und S. 73
  26. vgl. Alexander Sauter: Fürstliche Herrschaftsrepräsentation. Die Habsburger im 14. Jahrhundert (= Bernd Schneidmüller - Stefan Weinfurter (Hrsg.): Mittelalter-Forschungen- Bd. 12). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2003. ISBN 3-7995-4263-9. S. 53
  27. vgl. Günter Marian: Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld. (Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich. Hrsg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich. Band 39). St. Pölten, 2017. ISBN 978-3-901234-27-9, S. 348

Anmerkungen

  1. In den Stammtafeln wird er meistens nicht mitgezählt, weswegen gewöhnlich sein Cousin Friedrich von Österreich, einer der Söhne von Herzog Otto dem Fröhlichen als Friedrich II. gezählt wird.
  2. Zum Sterbedatum, vgl. Regesta Habsburgica, abgerufen am 20. Juni 2022, und Stefanie Dick: Isabella von Aragón und Friedrich der Schöne, 2017,S. 178. Dass er bis 1322 gelebt hat, wie in der älteren Forschung häufig angeführt wird, so zum Beispiel bei Walter Kleindel: Österreich Chronik. Daten zur Geschichte und Kultur. Verlag Carl Ueberreuter, Wien / Heidelberg, 1978, Stammtafel der Habsburg im Anhang (S. 472f.) ist somit unrichtig.
  3. In Details nicht mehr ganz aktuell, aber als Einführung und Erstinformation noch immer gut geeignet. Eine weitere und spätere, inhaltlich aber nicht aktualisierte Ausgabe ist 2001 bei Amalthea Signum erschienen: Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Verlag Amalthea Signum, Wien, 2001. ISBN 978-3850024457. Neuere aktualisierte Auflagen existieren nur als EBook.
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