Gerberga von Österreich

Aus ÖsterreichWiki
(Weitergeleitet von Gerbirg von Österreich)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die Druckversion wird nicht mehr unterstützt und kann Darstellungsfehler aufweisen. Bitte aktualisiere deine Browser-Lesezeichen und verwende stattdessen die Standard-Druckfunktion des Browsers.
Markgräfin Gerberga von Österreich, Herzogin von Böhmen, im "Babenberger-Stammbaum" des Stiftes Klosterneuburg

Gerberga von Österreich oder Babenberg (* im 11. Jahrhundert; † 5. Jänner 1142)[1], auch Gerbirg oder Helbirga, war durch Heirat eine böhmische Herzogin, die einen Teil ihres Lebens in der Wachau verbrachte.

Herkunft

Gerberga von Österreich entstammte einer Herrscherfamilie, die heute als die Babenberger bezeichnet wird. Sie war eine Tochter von Markgraf Leopold (II.) "dem Schönen" aus dessen Ehe mit Itha († vermutlich 1101) und eine Schwester von Markgraf Leopold (III.) "dem Heiligen".[2] Verheiratet war sie mit dem böhmischen Herzog Bořivoj (II.) († 2. Februar 1124) aus der Familie der Přemysliden, einem jüngeren Sohn des "Böhmenkönigs" Wratislaw II. († 1092). Aus dieser Ehe sind mehrere Söhne und eine Tochter belegt[3]:

Ein Verwandter von Herzog Bořivoj (II.) war Liutold von Znaim († um 1112), der vermutlich um oder nach 1101 Gerbergas Schwester Ida heiratete.[4]

Leben

Trotz des bei den Przemysliden für das Herzogtum Böhmen üblichen Senioratsprinzips, dass eine Teilung der Herrschaften unter der Oberhoheit des ältesten Familienmitgliedes vorsah,[5] galt Bořivoj, als ihn Gerberga heiratete, als zukünftiger (alleiniger) Herzog von Böhmen. Nach dem Tod seines Vaters Vratislav II., der als böhmischer Herzog erstmals den Königstitel geführt hatte, war es Bořivojs älterem Halbbruder Břetislav II. († 1100) gelungen, sich als sein (alleiniger) Nachfolger zu behaupten. Da Břetislav keine Söhne hatte, hatte er versucht, Bořivoj zu seinem Nachfolger aufzubauen. 1099 erreichte er von Kaiser Heinrich IV. († 1106) dessen Zustimmung.[6] Die Hochzeit von Gerberga und Bořivoj fand am 18. Oktober 1100 in Znaim statt.[4] Noch im Dezember desselben Jahres wurde Bretislav ermordet, worauf Bořivoj den böhmischen Herzogsthron bestieg.[7] Das hatte Auseinandersetzungen mit anderen Familienmitgliedern zur Folge, weswegen Bořivoj mehrfach genötigt war, ins Exil zu gehen. Er wurde schließlich gefangen genommen und zuletzt ins ungarische Königreich verbannt, wo er um 1124 starb.[8]

Ob Gerberga sein bewegtes Leben teilte, konnte bisher in der Geschichtsforschung nicht geklärt werden. Anfang der 1120er-Jahre ist sie als Intervenientin in einer Urkunde ihres Bruders, Markgraf Leopold "des Heiligen", belegt, wobei sie ausdrücklich als Herzogin von Böhmen bezeichnet wird.[9]

Nach Bořivojs Verbannung ließ sich Gerberga auf der Burg zu Grie (heute Teil der Gemeinde Kottes-Purk) nieder, wo sie eine Kirche gründete, die spätere Pfarrkirche Oberranna. Nach seinem Tod trat sie um 1124 in das Nonnenkloster des Stiftes Göttweig ein, dem sie Besitzungen zubrachte, die ihr Bruder, Markgraf Leopold, aus dem Eigengut des Grafen Waldo von Grie an sich gebracht und ihr geschenkt hatte.[10]

Erinnerungen an Gerberga im heutigen Niederösterreich

  • Furth bei Göttweig: Nach dem Tod ihres Ehemannes wurde Gerberga Nonne im damaligen Nonnenkloster des Stiftes Göttweig.[10]
  • Mühldorf: Hier war Gerberga die Besitzerin des Pranthofes. Er gehörte zu jenen ihrer Besitzungen, die durch sie an das Stift Göttweig gelangten.[11]
  • Klosterneuburg: Gerberga ist auf dem bekannten "Babenberger-Stammbaum" vom Ende des 15. Jahrhunderts, der im Museum des Stiftes besichtigt werden kann, dargestellt.

Literatur

  • Tobias Weller (Historiker): Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert (= Rheinisches Archiv. Veröffentlichungen des Instituts für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande der Universität Köln. Bd. 149). Böhlau, Köln / Weimar / Wien, 2004. ISBN 3-412-11104-X

Weblinks

 Gerberga von Österreich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. vgl. Inge Resch-Rauter: Ranna. Geschichte in Geschichten. Eigenverlag, Mühldorf, o. J., S. 27, Fußnote 4
  2. vgl. Walter Kleindel: Österreich Chronik. Daten zur Geschichte und Kultur. Ueberreuter Verlag, Wien / Heidelberg, 1978. Stammtafel der Babenberger (im Anhang)
  3. vgl. Inge Resch-Rauter: Ranna. Geschichte in Geschichten. Eigenverlag, Mühldorf, o. J., S. 27
  4. 4,0 4,1 vgl. Klaus Lohrmann: "Die Babenberger und ihre Nachbarn". Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2020. ISBN 978-3-205-20636-1, S. 238
  5. vgl. Tobias Weller (Historiker): Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert, 2004, S. 333
  6. vgl. Tobias Weller (Historiker): Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert, 2004, S. 332
  7. vgl. Tobias Weller (Historiker): Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert, 2004, S. 332f.
  8. vgl. Tobias Weller (Historiker): Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert, 2004, S. 333f.
  9. vgl. Tobias Weller (Historiker): Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert, 2004, S. 334
  10. 10,0 10,1 vgl. Inge Resch-Rauter: Ranna. Geschichte in Geschichten. Eigenverlag, Mühldorf, o. J., S. 27
  11. vgl. Inge Resch-Rauter: Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel. Teletool Edition, Wien, 4., wesentlich erweiterte Ausgabe 2016. ISBN 3-9500-1672-4, S. 90
Wikipedia logo v3.svg
Zu diesem Artikel gibt es in den folgenden Sprachversionen der Wikipedia weitere Informationen:
Český jazykEnglishEuskaraJęzyk polskiSvenska