Gips- und Zementwerk Bings

Aus ÖsterreichWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die Druckversion wird nicht mehr unterstützt und kann Darstellungsfehler aufweisen. Bitte aktualisiere deine Browser-Lesezeichen und verwende stattdessen die Standard-Druckfunktion des Browsers.
Heute befindet sich auf dem Betriebsgebiet des ehemaligen Gips- und Zementwerk Bings die Firma Sika Österreich (Blick aus Nordosten)

Das Gips- und Zementwerk Bings wurden um 1860 in Bings in Vorarlberg gegründet. Das Hauptprodukt wurde kurz als Bingser Zement bzw. nur Roman-Cement bezeichnet.

Lage, Ausdehnung und Geologie

Das ehemalige Gips- und Zementwerke (etwa 601 m ü. A.) befand sich auf dem Gemeindegebiet von Bludenz. Die Gemeindegrenzen von Stallehr ist nur 80 Meter südlich entfernt. Heute verläuft an der südlichen Grenze der Liegenschaft des Betriebs die Walgauautobahn (A14/E43/E60) vorbei und das hier nunmehr befindliche Unternehmen Sika Österreich GmbH[1] ist von der Autobahn zu sehen. Die Bahnstrecke der Arlbergbahn befindet sich im Norden rund 270 Meter entfernt. Das Diebsschlössle befindet sich etwa 1000 Meter südwestlich, das Alfenzkraftwerk etwa 1400 Meter südwestlich. Zum südwestlich gelegenen Dorf Stallehr sind es rund 250 Meter Luftlinie, zum südwestlich gelegenen Zentrum von Lorüns rund 1300 Meter. Dazwischen liegt ein Ausläufer des Davennastocks mit dem Nachfolgeunternehmen Zementwerke Lorüns. Das Stadtzentrum von Bludenz befindet sich rund drei Kilometer nordwestlich.

Etwa 90 Meter südlich des Betriebsgebietes befindet sich die Alfenz.

Das Betriebsgebiet nimmt heute nach außen sichtbar in etwa eine Fläche von etwa 2 Hektar ein.

Geschichte

1860 wurde das Gipswerk von Georg und Leonhard Walser († 1876) aufgebaut und sogenannter „Bau- und Feldgips“ erzeugt.[2][3] 1869 wurde von Leonhard Walser die Zementproduktion mit zwei Öfen und zwei wassergetriebenen Mühlen begonnen und römischer Zement (Romanzement, auch Roman-Cement) hergestellt und unter anderem auch als „Bingser Zement“ verkauft sowie Betonplatten hergestellt und auch Lohnfertigungen für Zement-Fertigteile vorgenommen. Diese Produktion wurde 1870 an die Gebrüder Danler verkauft, die jedoch kurz darauf in Konkurs gingen und Leonhard Walser kaufte die Produktionsanlagen aus der Konkursmasse wieder zurück.[4] Danach übernahm die Firma Sevestre & Com. aus der Schweiz das Werk, welches damals dreizehn Schachtöfen und Turbinen für den Mühlenantrieb hatte. 1882 übernahm Albin Bucher das Unternehmen. Er galt als großer Wohltäter und Modernisierer und Organisator. Er gründet u.a. eine Blechmusik, schuf einen kleinen Tierpark und sorgte für die Bevölkerung in der Region. 1887 brannte es in einer der Zementfabriken und diese wurde bis auf die Grundmauern zerstört. Da in einer zweiten Zementfabrik von Bucher weiter produziert werden konnte, gab es keinen Produktionsausfall.

Bucher erwarb auch 1887 das Gasthaus zum Bären samt Brauerei und Biergarten in Feldkirch und 1888 pachtete er die Gastwirtschaft des Leo Berchtenbreiter in Bludenz und beabsichtigte, daraus eine bayerische Bierhalle zu machen. 1889 verkaufte er die Zementfabrik an Robert Fritz, den Besitzer des Gasthauses Sonne in Bings. Robert Fritz versuchte mit Steinbruch- und Sprengmeister Abraham Libardi von Levico erstmals die Herstellung von Natur-Portlandzement und war erfolgreich. Das dafür geeignetes Rohgestein konnte ebenfalls in beschränktem Umfang am Lärchenbühel gefunden werden. Bereits im ersten Jahr wurden ca. 3000 Tonnen Natur-Portlandzement erzeugt.

Albin Bucher ging zurück in die Schweiz und starb am 20. Jänner 1902 in Folge einer Explosion in der Zementfabrik bei Châtel-Saint-Denis (Schweiz).

Als Robert Fritz (* 1853) im April 1897 an einem Herzschlag starb, übernimmt sein Bruder Rudolf Fritz (1865 -1916) den Betrieb. Beide Brüder stammten vom Gasthof Post in Stuben am Arlberg. Da diese Produktion für den steigenden Bedarf für Portlandzement in Vorarlberg nicht ausreichte und die Familie Fritz alleine nicht die notwendigen finanziellen Mittel hatte, wurde 1907 unter Führung von Robert Fritz von Vorarlberger Baumeistern und Industriellen ganz in der Nähe die Zementwerke Lorüns gegründet.[5] Nach der Produktionsaufnahme der Zementwerke Lorüns wurde die Erzeugung von Zement in Bings eingestellt und nur noch Kalk und Gips hergestellt.

Gewinnung und Veredelung der Rohstoffe

Das Ausgangsmaterial für die Kalkstein-, Gips- und Zementerzeugung wurde am Davennastock, dem Lärchenbühel (heute Steinbruch der Zementwerke Lorüns) in der Gemeinde Stallehr, gewonnen. Von hier mittels einer Rollbahn über rund einen Kilometer und einem Höhenunterschied von etwa 12 Metern von meist italienischen Arbeitern zur Steinmühle in Bings geschoben und gemahlen, veredelt bzw. gebrannt und in Holzfässer, später Stoffsäcke verpackt. Über die Alfenz wurde dafür eine eigene Brücke errichtet. Die Rückfahrt der Güterloren war einfacher, da die Strecke zum Steinbruch abfiel.

Geliefert wurde der Roman-Cement unter anderem für den Bau der Arlbergbahn in 180 kg Holzfässern.[5]

Einzelnachweise

  1. Adresse: Dorfstraße 23 A-6700 Bings.
  2. Feldkircher Zeitung vom 27. August 1862, S. 4.
  3. Feldkircher Zeitung vom 23. September 1876, S. 2.
  4. Feldkircher Zeitung vom 1. April 1873, S. 168.
  5. 5,0 5,1 Ulrike Althof, Manfred Fiel: Geschichte des Zementwerkes Lorüns 1869 – 2013, Herausgegeben von Fa. böhler + sohn, Feldkirch, September 2013, S. 3 ff.

47.1424159.856954Koordinaten: 47° 8′ 33″ N, 9° 51′ 25″ O