Georg von Stein

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Eine Stadtansicht aus der Schedelschen Weltchronik, die vermutlich die Stadt Steyr um oder nach 1450 zeigt, also wenige Jahre, ehe die Herrschaft Steyr an Jörg von Stain verpfändet wurde.

Jörg von Stain, auch Georg von Stain oder Jörg von Stein (* um / vor 1430; † 3. Dezember 1497, in Berlin, damals Markgrafschaft Brandenburg) war Kanzler und Vertrauter von Erzherzog Albrecht VI. von Österreich. Nach dessen Tod führte er die Puchheimer Fehde gegen Kaiser Friedrich III.

Herkunft und Familie

Jörg von Stain stammte aus der Reichslandschaft Schwaben, er entstammte dem Uttenweiler Zweig der oberschwäbischen Adelsfamilie von Stain und war ein Neffe von Wilhelm von Stain, welcher bereits im Dienst von Erzherzog Albrecht von Österreich gestanden haben dürfte und als Adressat eines Briefes von Enea Silvio Piccolomini mit "humanistischen Inhalt belegt ist.[1]

Leben

Jörg von Stain war ein Gefolgsmann und enger Vertrauter von Erzherzog Albrecht VI. von Österreich. Nach dessen Tod dürfte er zunächst im Dienst von Herzog Siegmund von Österreich ("Siegmund dem Münzreichen") gestanden haben. Danach schloss er sich dem böhmischen König Georg und dann dem ungarischen König Matthias Corvinus an. Nach dessen Tod beendete er sein eher abenteuerliches Leben bei den Franziskanern im Grauen Kloster in Berlin.[2]

Im Dienst von Erzherzog Albrecht VI.

1451/52 begleitete Jörg von Stain Kaiser Friedrich III. auf dessen Romzug, bereits zu dieser Zeit dürfte er im Dienst von Erzherzog Albrecht VI. von Österreich gestanden haben[3]. Im März 1458 verpflichtete er sich zu lebenslangem Dienst für den Erzherzog, zu dessen Kanzler er inzwischen aufgestiegen war.[4] Er gehörte auch zu dessen Kreditgebern, wofür er von Albrecht mehrere Pfandschaften erhielt, darunter die Stadt und Herrschaft Steyr, die 1463 an ihn verpfändet wurde. In diesem Jahr gelangte er außerdem in den Besitz von Winkl bei Kirchberg am Wagram.[5]. Nach der Niederschlagung des "Holzer-Aufstandes" wurde er zum Ritter geschlagen und eroberte wenig später die Burg Aggstein, die der Erzherzog ihm anschließend ebenfalls als Pfandschaft überließ.[6]

Der Tod Albrechts

Jörg von Stain gehörte zu jenen Gefolgsleuten Albrechts, die sich im Dezember 1463 persönlich an seinem Sterbelager befanden. In seinem Bericht über die letzten Lebenstage des Erzherzogs erwähnt der "Thürhüter" Hanns Hierszmann ein Gespräch in lateinischer Sprache, das Jörg von Stain mit dem Arzt Michael Puff (Schrick) führte.[7] Jörg von Stain, der ursprünglich vorgeschlagen hatte, einen anderen Arzt zu holen, wurde nach dem Tod Albrechts des Mordes an diesem verdächtigt. In der Folge wurde sogar gemutmaßt, dass es eine Verschwörung gegen den Erzherzog gegeben habe, in die er wesentlich verstrickt gewesen oder sogar ihr Initiator gewesen wäre. Das Gespräch mit dem Arzt Puff und der Umstand, dass er sofort nach Albrechts Tod Wien verließ, dürften die Hauptursache für das Aufkommen dieser Beschuldigung gewesen sein. Im 19. Jahrhundert wurde die angebliche Verschwörung von Jörg von Stain in der Geschichtsforschung für ein Faktum gehalten. Die aktuelle Forschung allerdings hält diese Sicht für wenig wahrscheinlich.[8]

Die Puchheimer Fehde

Nach Albrechts Tod einigte er sich mit Kaiser Friedrich III. auf die Rückgabe der Stadt und Herrschaft Steyr an diesen gegen die Rückzahlung der Pfandsumme, die allerdings wesentlich reduziert wurde[9]. Dann aber eröffnete er eine Fehde gegen den Kaiser, die als die "Puchheimer Fehde" in die Geschichte eingegangen ist. Als Friedrich III. die Stadt nach Neujahr 1467 besetzen ließ, konnte Jörg sie Ende Jänner 1467 zurückerobern. Es gelang ihm, sich mit seinen Söldnern auf der Steyrer Burg zu verschanzen. Wegen dieser Auseinandersetzung trat er in den Dienst des böhmischen Königs Georg von Podiebrad, der ebenfalls wieder einmal im Konflikt mit dem Kaiser lag. Im Mai 1467 schloss er außerdem einen Vergleich mit den Grafen von Schaunburg[10]. Ende 1467 verlor Jörg von Stain die Stadt Steyr endgültig. Nachdem die erwartete Hilfe von Herzog Viktorin von Münsterberg, einem Sohn von König Georg ausblieb, musste er im Jänner 1468 auch die Steyrer Burg aufgeben.

Jörg von Stain in Legende und Sage

Die Burgruine Aggstein in einer Ansicht aus dem Jahr 1880. Sie war vorübergehend an Jörg von Stain verpfändet. Es spricht einiges dafür, dass er das Vorbild für den legendären Raubritter Schreckwald ist.
  • Eine Erinnerung an Jörg von Stain dürfte sich in der Sage um das "Rosengärtlein" auf der Ruine Aggstein und den Raubritter "Schreckenwald" (oder "Schreckwald"), der dort sein Unwesen treibt, erhalten haben. Möglicherweise wurde er in der Erinnerung später wegen seines Vornamens mit Jörg Scheck vom Wald († um 1450) verwechselt. Jörg Scheck vom Wald dürfte seine letzten Lebensjahre ebenfalls im Dienst Albrechts verbracht haben, der die Burg Aggstein später an Jörg von Stain verpfändete.[11]

Jörg von Stain in Literatur und Belletristik

Literatur

  • Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit. Studien zum 500. Todestag am 19. August 1493/1993 (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 12). Böhlau, Köln u. a., 1993, ISBN 3-412-03793-1, siehe Bd. 1, S. 286f. (Rezension)
  • Rudolf Kneschke: Georg von Stein. Versuch einer Biographie. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Leipzig, 1913 digital
  • Konstantin Moritz A. Langmaier: Erzherzog Albrecht VI. von Österreich (1418–1463). Ein Fürst im Spannungsfeld von Dynastie, Regionen und Reich (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 38). Böhlau, Köln u. a., 2015, ISBN 978-3-412-50139-6, siehe Register, S. 763 (teilweise zugleich: München, Ludwig-Maximilians-Universität, Dissertation, 2013). digital (Rezension)
  • Franz Xaver Pritz: Jörg von Stein, der Herr und Regierer der Herrlichkeit Steier. Ein Bruchstück aus der Geschichte des Landes ob der Enns. Linz, 1854 digital[A 1]

Lexika-Artikel

  • Hermann Markgraf: Stein, Georg von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Duncker & Humblot, Leipzig, 1893, Band 35, S. 608–613 digital

Einzelnachweise

  1. vgl. Simone Drücke: Aeneas Silvius Piccolomini als humanistischer Epistolograph. Mit einer Edition der frühneuhochdeutschen Übersetzung von Aeneas' Brief an Wilhelm von Stein. In: Nikolaus Staubach (Hrsg.): Rom und das Reich vor der Reformation (= Tradition - Reform - Innovation. Studien zur Modernität des Mittelalters. Bd. 7). Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main / Berlin / Bern / Brüssel / New York / Oxford / Wien, 2004. ISBN 3-631-52494-3. S. 274ff.
  2. vgl. Konstantin Moritz A. Langmaier: Erzherzog Albrecht VI. von Österreich (1418–1463), 2015, S. 269 und S. 644, Fußnote 401
  3. vgl. Konstantin Moritz A. Langmaier: Erzherzog Albrecht VI. von Österreich (1418–1463), 2015, S. 268 und 275
  4. vgl. Konstantin Moritz A. Langmaier: Erzherzog Albrecht VI. von Österreich (1418–1463), 2015, S. 497
  5. vgl. Chronik der Kirche von Winkel HF-Kirchberg.AT, abgerufen am 21. Dezember 2019
  6. vgl. Konstantin Moritz A. Langmaier: Erzherzog Albrecht VI. von Österreich (1418–1463), 2015, S. 497, S. 590 und S.613
  7. vgl. Gerold Hayer: Krankheit, Sterben und Tod eines Fürsten. Ein Augenzeugenbericht über die letzten Lebenstage Herzog Albrecht VI. von Österreich. In: Markus J. Weninger (Hrsg.): "du guoter tôt". Sterben im Mittelalter - Ideal und Realität (= Günther Hödl - Barbara Maier (Hrsg.): Schriftenreihe der Akademie Friesach. Bd. 3). Wieser Verlag, Klagenfurt, 1998. ISBN 3-85129-269-3. S. 31-50
  8. vgl. Konstantin Moritz A. Langmaier: Erzherzog Albrecht VI. von Österreich (1418–1463), 2015, S. 636ff.
  9. vgl. Konstantin Moritz A. Langmaier: Erzherzog Albrecht VI. von Österreich (1418–1463), 2015, S. 644
  10. vgl. Jodocus Stülz: Zur Geschichte der Herren und Grafen von Schaunberg. In: Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-Historische Classe. 12, 1862, S. 147–368 digital
  11. vgl. Wald, eingesehen am 5. Februar 2018

Anmerkungen

  1. Als Erstinformation, die wesentliche, als zuverlässlich geltende Fakten zu Jörg von Stain, zusammenfasst, auch heute noch eine nützliche Einführung, da eine vom Standard vergleichbare neuere Arbeit bisher nicht publiziert wurde.
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