Kunerol

Aus ÖsterreichWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die Druckversion wird nicht mehr unterstützt und kann Darstellungsfehler aufweisen. Bitte aktualisiere deine Browser-Lesezeichen und verwende stattdessen die Standard-Druckfunktion des Browsers.
Kunerol Emaileschild um 1910

Kunerol war eine ehemalige Pflanzenfettmarke, dessen Grundsubstanz aus dem fettreichen Kern der Kokosnuss gewonnen wurde und 1895 von der ehemaligen Firma Emanuel Khuner & Sohn in Wien, Atzergersdorf in Anlehnung an den Familiennamen in Wien auf dem Markt gebracht wurde.


Chronik

Der aus Bisenz in Mähren stämmige Emanuel (Mendl) Khuner kam 1823 in der damaligen Markgrafschaft Mähren des Kaisertums Österreich als Sohn des Nathan Khuner und dessen Ehefrau Theresia geb. Königstein zur Welt, gehörte der mosaischen Religion an und ehelichte Anfang der 1850er Jahre seine Braut Juliana Rosenfeld, welche unter anderem dem Sohn Friedrich Khuner[1] das Leben schenkte. Anfang der 1860er Jahre zog die Familie nach Wien, wo Emanuel Khuner mit seinem älteren Bruder Naftali (1821-1879) im damaligen Wiener Vorort Fünfhaus auf Hausnummer 131 im Juli 1862 eine Gemischtwarenhandlung eröffnete,[2] welche die beiden Brüder bis zum Jahr 1873 betrieben.

Im Jahre 1875 entwickelte Emanuel Khuner ein Küchenfett zum Kochen und Backen, welches er unter dem Namen „Wirthschafts-Butter“ auf den Markt brachte und auch in Großgebinden an Bäckereien angeboten hat.[3] Zu dieser Zeit unterhielt Khuner neben seinem Hauptgeschäft in der Schönbrunnerstraße Nr. 36 in Fünfhaus Dependancen in der Wiener Singerstraße Nr. 32 und in der Wiener Großmarkthalle.[3] Anno 1882 stieg Emanuel Khuner’s ältester, ebenfalls in Bisenz geborene Sohn Friedrich, in den Betrieb seines Vaters ein, welche ab diesem Zeitpunkt unter dem Namen „Emanuel Khuner & Sohn“ firmierte.[4] Im Oktober desselben Jahres ehelichte[5] Friedrich Khuner seine Gattin, die in Prag geborene Martha geb. Bauch[6], welche vier Kinder zur Welt brachte: Paul Khuner[7], Georg Khuner[8], Alice Khuner[9] und Edith Beatrix Khuner[10]. Drei Jahre später wurden 1885 auch Friedrich Khuner’s Söhne Arnold und Nathan Gesellschafter der Firma,[11] aus der sich der Firmengründer Emanuel Khuner im Jahre 1886 zurückzog,[12] im selben Jahr als Witwer seine zweite Ehefrau Minna Schulbaum geb. Riesberg, ebenfalls Witwe, in Fünfhaus ehelichte[5] und sich auf seinen Alterssitz in Vöslau bei Baden zurückzog, wo er im September 1888 auch verstarb. Seine letzte Ruhe fand er am Wiener Zentralfriedhof auf dem Areal des alten jüdischen Friedhofes.[13]

Der Firma Khuner gelang es, ein Verfahren zu entwickeln, welches es ermöglichte, aus dem fettreichen Kern der Kokosnuss ein geruchloses Universalfett zum Kochen, Backen und Braten herzustellen, welches in Anlehnung an den Familiennamen der Eigentümer unter dem Markennamen „Kunerol“ im Jahre 1895 auf den Markt gebracht wurde und sehr schnell große volkswirtschaftliche Bedeutung erreichte. Enorme Mengen Kokosnüsse, die in den Tropen wild wuchsen und gar nicht gesammelt wurden, gelangten nun zur Verarbeitung und halfen, den in ganz Europa herrschenden Mangel an tierischen Speisefetten (Schweine- und Rinderfett sowie Butter etc.) durch ein gesundes pflanzliches Fett entgegenzuwirken.[14] Infolge der enormen Nachfrage nach dem damals neuen Produkt wurde im Jahre 1897 das Kunerol-Werk in Atzgersdorf bei Wien erbaut und es entstanden Zweigfabriken in Bremen (Deutschland), Odessa (damals Russland, heute Ukraine), Verona (Italien), Christiana (Norwegen) und in Philadelphia (USA). Alle Werke zusammen erzeugten im Jahre 1910 mehr als 27 Millionen Kilogramm Kunerol Kokosfett. Wie in einem Werbeinserat zu lesen war, wurde auf vielen größeren Ausstellungen Kunerol mit diversen Ehrendiplomen und goldenen Medaillen ausgezeichnet.[15]

Nachdem Friedrich Khuner im September 1912 verstorben war und am Wiener Zentralfriedhof beerdigt wurde,[16] gingen seine Söhne Paul und Georg Khuner an die Börse und wandelten 1913 die offene Handelsgesellschaft Emanuel Khuner & Sohn in "Kunerolwerke Emanuel Khuner & Sohn, Aktiengesellschaft" als reine Familiengründung mit einem Aktienkapital von 1,2 Millionen Kronen um.[17] Um 1913 erwarb die Firma Johann Schicht AG die Kunerol-Werke und brachte 10 Jahre später im Jahre 1923 "Thea", die älteste, auch heute noch bestehende Margarine-Marke Österreichs, auf den Markt[18] und landete damit einen großen Erfolg - der Name „Thea“ gilt heute als Synonym für Margarine.

Letztendlich übernahm der 1929 gegründete Unilever-Konzern alle Werke und dieser wurde selbst nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im Jahre 1938 mit der Unilever Deutschland verschmolzen. An den Namen Khuner erinnert heute die Marke "Kuner Mayonnaise", welche von Unilever 1958 kreiert wurde.

Literatur

  • Unilever Austria-Deutschland-Schweiz > Webseite

Einzelnachweise

  1. Friedrich Khuner (* 27. Mai 1854 in Bisenz; † 16. September 1912 in Wien XIX., Peter Jordan-Gasse 82) Begraben am 18. September 1912 am Wiener Zentralfriedhof, Alter jüdischer Friedhof Gruppe 50 Reihe 1 Grabnr. 53, Chef der Firma Emanuel Khuner & Sohn, Freimaurer seit 11. April 1899.
  2. Firma-Protokollierungen. In: Wiener Zeitung, 15. August 1862, S. 15 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  3. 3,0 3,1 Anzeige - Wirthschafts-Butter. In: Neues Fremden-Blatt, 25. März 1875, S. 11 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfb
  4. Handelsgerichtliche Kundmachung. In: Neue Freie Presse, 2. April 1882, S. 9 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  5. 5,0 5,1 MyHertitage
  6. Billion Graves - Martha Khuner geb. Bauch (Bach) (* 20. Oktober 1856 in Prag; † 28. Oktober 1905 in Wien).
  7. Paul Khuner (* 5. Februar 1884 in Sechshaus bei Wien; † 3. November 1932 in Wien) Kommerzialrat und Großindustrieller, Verwaltungsrat der Kunerolwerke in Wien, verheiratet seit 22. Dezember 1907 mit Hedwig Sommer.
  8. Georg Khuner (* 20. Mai 1886 in Sechshaus bei Wien, Hauptstraße 47; † 21. August 1952 in Beverly Hills, Kalifornien, USA) Großindustrieller, Verwaltungsratspräsident der Kunerol-Werke AG, österr. Generalkonsul in Zürich, verheiratet seit 19. Juni 1910 mit Marianne Stern.
  9. Alice Khuner verehelichte Salzer (* 16. Juni 1885 in Mauer bei Wien; † 1942 in Dade, Florida, USA), verheiratet seit 16. April 1907 mit Richard Salzer.
  10. Edith Beatrix Khuner verehelichte Blau (* 24. August 1890 in Sechshaus bei Wien, Hauptstraße 47; † 24. Februar 1970 in Los Angeles, Kalifornien, USA), verheiratet seit 2. Februar 1911 mit dem Juristen Gustav Blau.
  11. Handelsgerichtliche Kundmachungen. In: Die Presse, 14. April 1885, S. 7 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/apr
  12. Handelsgerichtliche Kundmachungen. In: Die Presse, 12. Jänner 1886, S. 7 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/apr
  13. Billion Graves - Emanuel Khuner (* 1823 in Bisenz in Mähren; † 1888 in Vöslau bei Baden).
  14. Spaziergänge durch die Jubiläumsausstellung. In: Wiener Landwirthschaftliche Zeitung. Illustrirte Zeitschrift für die gesammte Landwirthschaft / Wiener Landwirthschaftliche Zeitung. Allgemeine illustrirte Zeitschrift für die gesammte Landwirthschaft / Wiener Landwirthschaftliche Zeitung. Illustrirte Zeitung für die gesammte Landwirthschaft / Wiener Landwirtschaftliche Zeitung. Allgemeine illustrierte Zeitschrift für die gesamte Landwirtschaft / Wiener Landwirtschaftliche Zeitung. Illustrierte Zeitung für die gesamte Landwirtschaft, 18. Juni 1898, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wlz
  15. Anzeige. In: Agramer Zeitung, 2. November 1896, S. 8 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/apz
  16. Trauerparte. In: Neue Freie Presse, 17. September 1912, S. 22 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  17. Wiener Börse vom 24. Juli (1913). In: Neues Wiener Tagblatt. Demokratisches Organ / Neues Wiener Abendblatt. Abend-Ausgabe des („)Neuen Wiener Tagblatt(“) / Neues Wiener Tagblatt. Abend-Ausgabe des Neuen Wiener Tagblattes / Wiener Mittagsausgabe mit Sportblatt / 6-Uhr-Abendblatt / Neues Wiener Tagblatt. Neue Freie Presse – Neues Wiener Journal / Neues Wiener Tagblatt, 24. Juli 1913, S. 54 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwg
  18. Kleine Mitteilung. In: Das Blatt der Hausfrau. Oesterr(eichisch)-ungar(ische) Zeitschrift für (die) Angelegenheiten des Haushaltes / Das Blatt der Hausfrau(. Oesterr(eichisch) Ungar(ische) Zeitschrift) / Ullsteins Blatt der Hausfrau / Ullsteins Blatt der Hausfrau Wien / Das Blatt der Hausfrau / Das Blatt der Kinder. Sonderbeilage zum „Blatt der Hausfrau“, Heft 15/1923, S. 34 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bdh

Weblinks

 Kunerol – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons