Laurenzerkloster

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Das Laurenzerkloster war ein in der Stadt Wien[A 1] gelegenes Kloster. Seine Nonnen, die als Laurenzerinnen bezeichnet wurden, waren zunächst Dominikanerinnen und erreichten später ihre Umwandlung in Augustiner Chorfrauen. Das Kloster, das wirtschaftlich recht erfolgreich war, wurde unter Kaiser Joseph II. aufgehoben.

Lage des früheren Klosters

Das Laurenzerkloster befand sich auf dem Areal des heutigen ersten Wiener Gemeindebezirks. Seine Gebäude sind bis heute im Wesentlichen erhalten und umfassten den Bereich Fleischmarkt 19 / Postgasse 17 / Laurenzerberg 2. Es wird davon ausgegangen, dass die Klosteranlage ursprünglich in eine jener bollwerkartigen Erweiterungen Wiener Stadtmauer beim Pibertor integriert war, welche auf den Böhmenkönig Ottokar zurückgehen.[1]

Geschichte

Anfänge

Das Laurenzerkloster war dem Heiligen Laurentius, einem im Mittelalter sehr beliebten, legendenumwobenen Märtyrer geweiht. Über die Entstehung und die Anfänge des Laurenzerklosters fehlen belegte Fakten. Gewöhnlich wird angenommen, dass das Kloster auf eine Beginengemeinschaft zurückging, die sich 1301 auf Anordnung des Bischofs von Passau einer Ordensregel unterstellte. 1303 wird das nunmehrige Kloster im "Codex Cracoviensis" des Dominikanerarchives zu Rom anlässlich der Teilung der "deutschen" Ordensprovinz der Dominikaner in die "Teutonia" und die "Saxonia" als "Monasterium in vienna ad sanctum laurencium" genannt.[1] Dass König Rudolf I. († 1291) und sein Landschreiber Konrad von Tulln († 1293), die beide als Förderer des Dominikanerordens gelten, in ihren Testamenten bereits ein in Wien existierendes Dominikanerkloster bedachten, legt allerdings nahe, dass das dieses bereits um 1290 existiert haben muss. Das Laurenzerkloster könnte aus diesem Kloster hervorgegangen sein, wobei vielleicht eine bereits bestehende Frauengemeinschaft in diese Gründung einbezogen wurde.[2] Dass König Albrecht I. in der Klosterkirche des Laurenzerklosters am 28. September 1305 für seine Ehefrau Elisabeth eine Messe zu "unser vrowen chunden" (Maria Verkündigung) stiftete, deutet daraufhin, dass die Klostergründung von landesfürstlicher Seite unterstützt wurde.[2] Das Laurenzerkloster gehörte zu jenen Klöstern der Orden der Dominikanerinnen und Dominikaner, welche Herzogin Blanka in ihrem Testament aus dem Jahr 1304 bedachte.[3] In der Folge wurde es noch von weiteren Habsburgern mit Gunstbeweisen bedacht oder für Gedächtnisstiftungen genutzt.[4] Noch am 30. August 1357 stellte Herzog Rudolf (IV.) "der Stifter") dem Kloster einen Schutzbrief aus, den sein Bruder und Nachfolger Herzog Albrecht (III.) "mit dem Zopfe" am 4. Oktober 1366 bestätigte. Eine weitere Bestätigung erfolgte noch am 17. März 1412 durch den späteren König Albrecht II.[5]

Das Dominikanerinnenkloster

Im 14. Jahrhundert war das Laurenzerkloster recht gut situiert. Seine wirtschaftliche Grundlage bildete der Grundbesitz und die Einkünfte aus Renten, welche seine Insassinnen bezogen. Die Nonnen des Klosters kamen zum Teil aus sehr prominenten Wiener Familien.[6] In der erste Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde das Kloster zudem mehrmals durch die Gewährung von bischöflichen oder päpstlichen Ablässen gefördert.[7] Anfang des 15. Jahrhunderts kam es allerdings zwischen den Dominikanerinnen von St. Laurenz und dem Dominikanerorden, der zu dieser Zeit in Wien eine Phase des Niedergangs erlebte, im religiösen und seelsorgerischen Bereich zu Schwierigkeiten. 1411 wandte sich die Priorin um Unterstützung an den Bischof von Passau, obwohl dieser für ihr Kloster gar nicht zuständig war.[8] 1413 legten die Dominikaner, nachdem sich Herzog Albrecht V., der spätere König Albrecht II., in den Konflikt eingeschaltet hatte, die Aufsicht über das Laurenzerkloster zurück.[9] Nach einem kanonischen Prozess, der am 20. Juni 1424 zugunsten des Laurenzerklosters entschieden wurde, wurde ihr Kloster dem Bischof von Passau und dem Landesfürsten unterstellt und die Inkorporation in den Ordensverband der Dominikaner aufgehoben. Das Kloster unterstand jedoch weiterhin seiner bisherigen Ordensregel.[10]

Das Augustiner Chorfrauen-Stift

Nachdem sich die Laurenzerinnen ihre Lebensführung vom Konzil von Basel hatten bestätigen lassen, wurde die Ordensregel in den 1440er-Jahren im Einvernehmen mit der kirchlichen Obrigkeit endgültig aufgegeben und durch die Ordensregel des Heiligen Augustinus ersetzt, wodurch aus dem früheren Dominikanerinnenkloster allmählich ein Augustiner Chorfrauenkloster wurde. Am 16. Jänner 1451 wird das Kloster erstmals offiziell als eines "ordinis Sancti Augustini" bezeichnet.[11] Abgesehen von der "Ersten Wiener Türkenbelagerung", welche die Laurenzerinnen zum vorübergehenden Verlassen ihres Klosters nötigte, scheint es in den nächsten beiden Jahrhunderten relativ ruhig zugegangen zu sein. 1533 kam es zur Vereinigung mit dem Kloster St. Magdalena "vor dem Schottentor", was für die Laurenzerinnen eine wesentliche Vergrößerung ihres Besitzes bedeutete. Das Kloster überstand auch die Reformation recht unbeschadet und galt noch in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts als eines der schönsten und vorbildlichsten Klöster der Stadt Wien. Trotzdem wurde es 1784 unter Kaiser Joseph II. aufgehoben und seine Gebäude nun für profane Zwecke genutzt.[12] Heute ist in seinen Gebäuden die Hauptpost untergebracht.[13]

Hinweise zum Besitzstand des Klosters

1301/02 liegen erstmals Belege zum Besitzstand des Klosters vor. Dieses besaß das "Burgrecht" über mehrere Häuser.[1] Die Nonnen des Laurenzerklosters waren im 14. Jahrhundert auch für Bewirtschaftung von fremden Besitz zuständig waren. Sie bewirtschafteten sie 1316 zum Beispiel einen Weingarten "Im Krottenbach", als dessen Besitzerin eine Frau Seitz die Schillerin genannt ist.[14] Offensichtlich verfügten die Nonnen auch über eigenen Besitz, wie eine Urkunde vom 23. Februar 1346 andeutet. Nach dieser wurden der Konventschwester Gotlinde Gileysin gerichtlich zwei Häuser zugesprochen, die ihr dienstbar waren und von deren Ertrag sie auf Grund eines Gelübdes dem Kaplan Tylo und seinen Nachfolgern in der Margaretenkapelle jährliche Anteile am Burgrecht zuspricht.[15]

Belegte Priorinnen und Subpriorinnen des Laurenzerklosters

  • Eine Elsbet war 1316 Priorin des Laurenzerklosters, eine Alhait die Subpriorin.[14]
  • 1340 ist Schwester Alhait, die Lengepechinne, als Priorin des Laurenzerklosters belegt.[16]
  • Adelheid von Neuburg ist um 1353 / 1355 als Priorin des Laurenzerklosters gelegt.[17]
  • 1360 ist im Zusammenhang mit einem Verkauf der Nonne Adelheid von Neuburg Kunigunde Vinianzin als Priorin genannt.[18] Im Zusammenhang mit einer geschäftlichen Abwicklung mit Albrecht dem Schenk, dem Obersten Kellermeister von Herzog Rudolf (IV.) "dem Stifter" wird Kunigunde Vinianzin am 24. Mai 1362 nochmals genannt.[6]
  • Um 1371 wird Christine Prunner als Priorin genannt.[19]
  • Die Priorin Ehrentraud von Tachenstein wird am 12. August 1450 erstmals als Meisterin betitelt.[12]

Einige genannte Stifterinnen und Stifter des Klosters

  • Die Eheleute Niclas und Katharina Groll stifteten vor 1301 gegen eine lebenslange Rente dem Kloster (beziehungsweise wahrscheinlich den Beginen) den "Riemer", einen Weingarten zu "Medling am Hauptholz".[1]
  • In seinem Testament vom 13. Dezember 1302 bedachte der Wiener Bürger Hierz "an dem Griezze" die Nonnen "hin ze Sand Laurenzen" mit einigen Pfennigen.[1]
  • Margarete Preuzlin vermachte dem Laurenzerkloster am 6. September 1306 einen Hof in der "Hierspeunt" vor dem Stubentor mit dazugehörigen Äckern und dem Gärtchen, wofür die Nonnen die Tochter ihres Schreibers Ulines des Hurren in ihr Kloster aufnahmen.[14]
  • Elsbet, die Witwe von Konrad Meter, vermachte am 20. Juli 1340 ihrer Tochter Christine und ihrer Schwester Geißel (Gisela), die beide Nonnen des Laurenzerklosters waren, Burgrechte auf den Häusern des Kürschners Mathes in dem Perchhof, von Niclas dem Smauzzer auf dem Graben in Wien und von Seifried dem Spornranfts beim Werdertor. Aus diesem Erbe sollten nach ihrem Tod drei Jahresmessen gelesen werden. So wurde aber auch die Pfründe der beiden Nonnen aufgebessert.[15]

Erinnerungen an das Laurenzerkloster

An das Laurenzerkloster und die Laurenzerinnen erinnert heute noch der Wiener Straßenname "Am Laurenzerberg". Diese Gasse war bis 1857 als das Laurenzergassel bekannt.[20]

Literatur

  • Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster (= Dissertationen der Universität Wien 175). VWGÖ, Wien, 1986

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 53
  2. 2,0 2,1 vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 54
  3. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 53f.
  4. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 55f.
  5. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 58 und S. 59
  6. 6,0 6,1 vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 59
  7. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 56f. und S. 58
  8. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 61f.
  9. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 62
  10. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 63
  11. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 64f.
  12. 12,0 12,1 vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 65
  13. vgl. Augustiner Chorfrauen-Kloster St. Laurenz, Ordensgemeinschaften.AT, abgerufen am 9. Dezember 2021
  14. 14,0 14,1 14,2 vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 55
  15. 15,0 15,1 vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 57
  16. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 56
  17. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 57 und S. 58
  18. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 58
  19. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 60
  20. vgl. Peter Autengruber: Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Pichler Verlag, Wien, 4. überarbeitete, aktualisierte und erweiterte Auflage 2001. ISBN 3-85431-230-X. S. 142

Anmerkungen

  1. Die Stadt Wien war damals die größte Stadt im Herzogtum Österreich und gehörte zu dessen Landständen. Sie war unter der Herrschaft der Babenberger seit Herzog Heinrich (II.) ("Heinrich Jasomirgott") Sitz des Herzogs von Österreich und gehörte zu den wichtigsten Residenzen der Habsburger. Im 15. Jahrhundert behauptete Wien sich als Hauptstadt des Herzogtums Österreich "unter der Enns", aber erst im 17. Jahrhundert wurde es die Hauptstadt des "Habsburgerreiches". Bis Mitte des 19. Jahrhunderts umfasste die Stadt Wien im Wesentlichen jenen Stadtteil, der heute den ersten Bezirk bildet. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden durch Eingemeindung die Wiener Bezirke 2-9. Ende des 19. Jahrhunderts beziehungsweise in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden durch Eingemeindung die Bezirke 10-23.
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