Leutold I. von Kuenring

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Leutold (I.) von Kuenring mit seiner Gemahlin Agnes von Asperg, Zeichnung im "Liber Fundatorum Zwetlensis", besser bekannt als "Zwettler Bärenhaut", entstanden zwischen 1322 und 1332

Leutold (I.) von Kuenring (* im 13. Jahrhundert; † 18. Juni 1312)[1], auch Leutold von Kuenring-Dürnstein oder Leutold von Dürnstein, war ein Adliger des Herzogtums Österreich. Er gilt als einer der bedeutendsten Kuenringer.

Herkunft und Familie

Leutold (I.) von Kuenring war einer der Söhne von Albero (V.) von Kuenring(-Dürnstein aus dessen Ehe mit Gertrud von Wildon. Väterlicherseits entstammte er der "Dürnsteiner Linie" der Familie der Kuenringer, die im 12. Jahrhundert zur bedeutendsten Ministerialenfamilien[A 1] des Herzogtums Österreich aufgestiegen war. Mütterlicherseits war er aus der Familie der Wildonier, die zu den bedeutendsten Ministerialenfamilien des Herzogtums Steier zählte.[2] Er war ein Enkel von Leutold (I.) von Wildon und Neffe von Otto von Liechtenstein, dem Sohn des Minnesängers und Politikers Ulrich von Liechtenstein.

Leutold (I.) von Kuenring war zweimal verheiratet,

∞ in 1. Ehe mit Agnes von Feldsberg († 1294), einer Tochter von Truchsess Albero von Feldsberg. Ihre Schwester Alheid war mit seinem jüngeren Bruder Heinrich (VI.) von Kuenring († 1286) verheiratet, ihre andere Schwester Gisela mit Ortlieb (IV.) von Winkl. Agnes von Feldsberg verwendete das Siegel ihres Vaters.[3]
∞ in 2. Ehe mit mit Gräfin Agnes von Asperg († nach 1312), die über ihr eigenes Siegel verfügte, welches neben dem Wappen der Kuenringer auch ihr eigenes Wappen zeigt.[3] Nach dem "Liber Fundatorum Zwetlensis" soll Herzog Albrecht (I.) von Östereich, besser bekannt als König Albrecht I., diese Ehe vermittelt haben. Angeblich war Agnes von Asperg eine entfernte Verwandte von ihm.[4]
  • Clara von Kuenring (* 1301; † 1302)
  • Johann (I.) von Kuenring (* 1302; † 1348)
∞ mit Agnes von Maissau
  • Elisabeth (Elsbeth) von Kuenring (+ 1304; † um 1340) ∞ mit Witigo von Landstein(?)
  • Agnes von Kuenring (* 1306; † 1359) ∞ mit Andreas (I.) von Liechtenstein-Murau
  • Leutold (II.) von Kuenring (* 1308; † 1348)
∞ mit Sophie von Maissau

Leben

Stift Zwettl, das frühere "Hauskloster" der Kuenringer. Leutold (I.) von Kuenring gilt als dessen "dritter Gründer".

Während sein Onkel Heinrich (IV.) von Kuenring(-Weitra) († 1293), der seinem Vater als Familienoberhaupt 1260 nachgefolgt war, mit seinem gleichnamigen Sohn († 1281), der eine natürliche Tochter "Böhmenkönigs" Ottokar geheiratet hatte, bis zu dessen Tod zu dessen Unterstützern zählten und Schlacht auf dem Marchfeld ins Exil gehen musste, schlugen sich Leutold (I.) und seine Brüder Albero (VI.) von Kuenring († 1278) und Heinrich (VI.) auf die Seite von König Rudolf I. Nach der Schlacht auf dem Marchfeld, in welcher Albero (VI.) fiel, konnten sie zunächst ihre Stellung im Herzogtum Österreich ausbauen. Leutold, der zunächst gemeinsam mit seinem Bruder Heinrich (VI.) auftrat, übernahm nun die Führung innerhalb der Familie. Die Ehen der Brüder mit Töchtern des Truchsesses Albero von Feldsberg brachten sie in den Besitz der Herrschaften Seefeld und Feldsberg.[5] Mit der im Herzogtum Österreich gelegenen Herrschaft Seefeld, die aber dem Brandenburger Lehen zugehörig war, waren die Leutold und sein Bruder auch Lehensträger der Burggrafen von Nürnberg geworden. Leutolds Hauptinteresse galt der Konsolidierung der Familienbesitzungen, weswegen er jene Besitzungen im Herzogtum Österreich, die im heutigen Oberösterreich lagen, verkaufte.[6] Daneben gab es auch Rückschläge aufgrund der politischen Entwicklung, obwohl es den Kuenringer zunächst gelungen war, ihre Besitzungen im Waldviertel trotz der Verbannung von Heinrich (IV.) und seinem gleichnamigen Sohn zu halten. 1288 musste Leutold (I.) jedoch dem Verkauf des Gerichts und der Zölle zu Zwettl an die Familie der Liechtensteiner zustimmen. 1325 kam es zu einer Belagerung des Ortes Zwettl, als seine Söhne versuchten, den Kauf wieder rückgängig zu machen.[7]

Nach dem Tod von König Rudolf I. schloss sich Leutold (I.) der Adelserhebung gegen Herzog Albrecht (I.) von Österreich an.[8] Im April 1295 warb er in Prag Unterstützung für diesen Aufstand.[9] Nach dessen Niederschlagung (im Februar 1296[9]) musste er dem Herzog seine Unterwerfung verbriefen und seine Burgen in Spitz und Wolfstein an Eberhard von Wallsee (Walsee) verpfänden.[8] Die Burg von Wolfstein war zu dieser Zeit ein Lehen der Herzöge von Baiern[A 2], die Spitzer Burgen ein Lehen des in Baiern gelegenen Klosters Niederaltaich, welches sie 1312 den Herzögen von Baiern überließ.[7] Die Besitzungen in Weitra dürften die Kuenringer damals endgültig verloren haben.[8] Dennoch scheint es zwischen dem Herzog und Leutold ziemlich bald zu einer Versöhnung gekommen zu sein, denn bereits im Mai 1296 beurkundete er zusammen mit Stephan (I.) von Maissau († 1316) in Zwettl eine Urkunde von Hugo (III.) von Lichtenfels († um 1335).[10]

Leutold (I.) konnte lesen und schreiben, was es ihm erlaubte, sich persönlich um die Verwaltung seiner Besitzungen zu kümmern. Außerdem kümmerte er sich auch um die Güter des Stiftes Zwettl, als dessen "dritter Gründer" er später gelten sollte. An den Vorarbeiten für das "Liber Fundatorum Zwetlensis", besser bekannt als "Bärenhaut" hatte er wesentlichen Anteil. Außerdem bedachte er auch weitere Klöster mit Stiftungen wie Imbach.[11] In der Stadt Wien unterstützte er das Schottenkloster. 1294 gründete er in Dürnstein ein Klarissenkloster.[3]

Nach Leutolds Tod übernahm die Führung innerhalb der Familie sein Cousin aus der Weitraer Linie: Albero (VII.) von Kuenring. Für die Zusammenhaltung seines Besitzes war jedoch seine Witwe Agnes zuständig.[8]

Literatur

  • Karl Brunner: Die Kuenringer. Adeliges Leben in Niederösterreich (= Wissenschaftliche Schriftenreihe Niederösterreich 53). Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten / Wien, 1980. ISBN 3-85326-539-X

Weblinks

 Leutold I. von Kuenring-Dürnstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. vgl. Karl Brunner: Die Kuenringer, 1980, siehe Stammbaum
  2. vgl. Karl Brunner: Die Kuenringer, 1980, s. Stammtafel und S. 13
  3. 3,0 3,1 3,2 vgl. Karl Brunner: Die Kuenringer, 1980, S. 19
  4. vgl. Karl Brunner: Die Kuenringer, 1980, S. 18
  5. vgl. Karl Brunner: Die Kuenringer, 1980, S. 17
  6. vgl. Karl Brunner: Die Kuenringer, 1980, S. 17f.
  7. 7,0 7,1 vgl. Karl Brunner: Die Kuenringer, 1980, S. 21
  8. 8,0 8,1 8,2 8,3 vgl. Karl Brunner: Die Kuenringer, 1980, S. 20
  9. 9,0 9,1 vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels. Geschichte und Genealogie eines niederösterreichischen Ministerialengeschleches. (Ungedruckte) Dissertation, Wien, 1981, S. 133
  10. vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels. Geschichte und Genealogie eines niederösterreichischen Ministerialengeschleches. (Ungedruckte) Dissertation, Wien, 1981, S. 133f.
  11. vgl. Karl Brunner: Die Kuenringer, 1980, S. 18

Anmerkungen

  1. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
  2. Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.
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