Leutold von Stubenberg

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Johann Loserth: Das Archiv des Hauses Stubenberg

Leutold von Stubenberg (* im 15. Jahrhundert, vor 1429; † 1466) war steirischer Landeshauptmann unter Kaiser Friedrich III.. Er war aus der "jüngeren Linie" der Herren von Stubenberg.

Herkunft und Familie

Leutold von Stubenberg stammte aus einer alten, steirischen Adelsfamilie, die sich nach der in der östlichen Steiermark gelegenen Burg Stubenberg benannt hatte. Obwohl Friedrich von Stubenberg 1292 am Aufstand des Landsberger Bundes gegen Herzog Albrecht I. von Österreich teilgenommen hatte, konnte die Familie ihre Stellung bis ins 15. Jahrhundert halten. Die Burgherrschaften Kapfenberg und Kasch gingen ihnen nach 1292 nur für kurze Zeit verloren, im 14. Jahrhundert vermehrten sie ihren Besitz im östlichen Teil des Herzogtums Steier[A 1] mit dem Gewinn von Weiz-Gutenberg, Stubegg (heute in der Gemeinde Passail und Pöllau (das bis 1459 in ihrem Besitz war) sowie in der Grafschaft Pitten.[1] Aufgrund ihrer zahlreichen Güter und Rechte in der Mur-Mürzfurche zwischen Murau und Mürzzuschlag hatten sie dort wesentlichen Einfluss, mit der Burg Oberkapfenberg, einer wichtigen "Talsperre" des "schrägen Durchgangs", kontrollierten sie den wichtigsten Zugang nach Bruck an der Mur auf der Strecke von der Stadt Wien nach Italien. 1401 erwarben sie die freieigene Herrschaft Mureck von den mit ihnen verwandten Grafen von Cilli. 1437 erwarben sie dem Aussterben der Frauenburger Linie der Herren von Liechtenstein zu Murau deren Besitz. Trotz Besitzteilungen und der Entstehung mehrerer Familienzweige war es den Stubenbergern gelungen, ein "Auseinanderbröckeln" ihrer wichtigsten Herrschaften zu verhindern.[2]

Leutold war einer der Söhne von Friedrich (III.) von Stubenberg († 1443), einem Kämmerer des späteren Kaisers Friedrich III. Verheiratet war er zweimal,
∞ in 1. Ehe mit Gräfin Agnes von Pettau († vor 1452), der Witwe des Grafen Johann (VII.) Meinhard von Görz.[3]

∞ in 2. Ehe mit Truchsessin Ursula von Emmerberg (Emerberg)[4]

  • Friedrich (V.) von Stubenberg († nach 1489), als Kind einer der Spielgefährten des späteren Kaisers Maximilian I., später Pfleger von Semriach (bis 1489) und als solcher einer der Kämmerer von Kaiser Friedrich III. Er gehörte seit 1485 dem Gremium der "Anwälte" Friedrichs III. im Herzogtum Steiermark an.[4]

Leben

Leutold von Stubenberg begleitete den späteren Kaiser gemeinsam mit seinem Bruder Otto (IV.) von Stubenberg 1436 auf dessen Reise ins Heilige Land.[3] Während Friedrichs ersten Romzug stand er an der Spitze des landschaftlichen Gefolges und war als Rat dem ungarischen König Ladislaus, damals noch unter der Vormundschaft Friedrichs, zugeteilt. [5] 1444 gehörte Leutold dem Gremium der Landverweser an, nach dem Tod seines Cousins Hans (III.) von Stubenberg († 1461) wurde er von Friedrich III. zum steirischen Landeshauptmann ernannt.[3]

Seine erste Ehefrau Agnes war eine Schwester des Grafen Friedrich von Pettau († 1438). Ihre andere Schwester hatte den obderennsischen Grafen Johann (II.) von Schaunberg geheiratet. Nach dem Tod des Grafen Friedrich wurde dessen Erbe geteilt. Graf Johann erhielt das steirische Marschallamt mit Zubehör und einige Herrschaften im südlichen Teil des Herzogtums Steiers und im Herzogtum Kärnten. Leutold gelangte durch dieses Erbe in den Besitz mehrere Herrschaften in beiden Herzogtümer, darunter die Herrschaft und Burg Hollenburg (heute Teil der Gemeinde Köttmannsdorf), Mantrach (heute Teil der Gemeinde Großklein) und Schwanberg, und erbte außerdem zwei in Graz gelegene Häuser.[2] Durch seine zweite Ehe mit Ursula erhielt er nach dem Tod von Truchsess Dietegen von Emmerberg († 1455), mit dem diese Familie in männlicher Linie ausstarb, die landesfürstlichen Lehen Klöch und Halbenrain.[2] Nachdem es zwischen ihm und Ursula zu Streitigkeiten gekommen war, schloss diese für den Fall, dass die Ehe ohne Nachkommen bleiben sollte, mit Kaiser Friedrich III. einen Vertrag, durch den diesem als Landesfürst ihr Erbe zufallen sollte.[6] Das Erbe seiner beiden Ehefrauen hatte 1460 zur Folge, dass Leutold außerdem in einen Konflikt mit seinem damals noch unmündigen Sohn Hanns geriet, der ihn in eine komplizierte Position zwischen dem Kaiser und seine Verwandten brachte. Dadurch wurde die Stellung seiner Familie stark erschüttert.[4]

Literatur

  • Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit. Studien zum 500. Todestag am 19. August 1493/1993 (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 12) Böhlau, Köln u. a. 1993, ISBN 3-412-03793-1, siehe besonders Bd. 1, S. 182-185 (Rezension)
  • Roland Schäffer: Der steirische Adel (1282-1519). In: Gerhard Pferschy (Hrsg.): Die Steiermark im Spätmittelalter (= Geschichte der Steiermark. Bd. 4). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2018. ISBN 978-3-205-20645-03, S. 261-278

Einzelnachweise

  1. vgl. Roland Schäffer: Der steirische Adel (1282-1519), 2018, S. 264
  2. 2,0 2,1 2,2 vgl. Roland Schäffer: Der steirische Adel (1282-1519), 2018, S. 265
  3. 3,0 3,1 3,2 vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 183
  4. 4,0 4,1 4,2 vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 184
  5. vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 183f.
  6. vgl. Roland Schäffer: Der steirische Adel (1282-1519), 2018, S. 266

Anmerkungen

  1. Das Herzogtum Steier(mark) umfasste damals Teile der heutigen Bundesländer Steiermark und Niederösterreich und des heutigen Staates Slowenien.