Rust in der NS-Zeit

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Die Stadt Rust in der NS-Zeit bezeichnet die Zeit der Stadt Rust vom Jahr 12. März 1938, als die Nationalsozialisten in der Stadt Rust die Macht übernahmen, bis 1945.[1]

Das Gebietsänderungsgesetz vom 1.Oktober 1938 beschloss die Aufteilung des Burgenlands in zwei Teile, die den beiden Gauen Niederdonau und Steiermark zugeschlagen wurden. Ab dem 15.Oktober 1938 trat dieses Gesetz in Kraft, Rust gehörte infolgedessen zum Reichsgau Niederdonau und wurde vom Landkreis Eisenstadt verwaltet.[2]

Der Einfluss der Nationalsozialisten verursachte einen politischen Umbruch mit schwerwiegenden Folgen in der Stadt Rust.

Erste Verweise auf die NSDAP in Rust

Im Jahr 1931 wurde die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei das erste Mal schriftlich im "Trommlerbuch 1925 - 1934" in Rust erwähnt: Darin steht, dass am 11.November 1931 getrommelt wurde und am darauffolgenden Tag die NSDAP in einem Gasthaus eine öffentliche Zusammenkunft plante.

1932 wurde in Rust eine Ortsgruppe der damals noch illegalen Nationalsozialisten gegründet. [3]

Die Volksabstimmung über den Anschluss

Die Propaganda für die Abstimmung

Bei zahlreichen Kundgebungen oder Versammlungen wurde Propaganda für den Anschluss an das Deutsche Reich ausgeübt:

In diesem Sinne wurde eine Zusammenkunft der Rusterinnen im Kino, mit einer Rede der Gaufrauenschaftsführerin Smital, veranstaltet. Des Weiteren gab es Treffen im Rathauskeller, bei denen Parteiangehörige der NSDAP Reden hielten und die Militärmusik veranstaltete ein Konzert vor dem Kriegerdenkmal.

Die Ruster wurden außerdem dazu angehalten, ihre Häuser zu beflaggen und mit Reisig (bzw. mit Grünem, da Reisig in Rust nicht verfügbar war) zu schmücken. [4]

Öffentliche Personen bzw. Institutionen wie katholische und evangelische Kirche oder der Staatskanzler Karl Renner empfahlen gleichfalls ein "Ja" bei der Abstimmung. [5]

Das Ergebnis in Rust

Gewählt wurde am 10.April 1938 von 07:00 Uhr bis 17:00 Uhr im Ruster Rathaus. Die Auszählung zeigte folgendes Ergebnis:

Ergebnisse der Volksabstimmung über den Anschluss in Rust
Gültige "Ja" - Stimmen 862
Gültige "Nein" - Stimmen 1
Insgesamt gültige Stimmen 863
Insgesamt ungültige Stimmen -
Anzahl der Stimmberechtigten 863

Später versuchte man, diese eine "Nein" - Stimme zu vertuschen: Auf einer Gedenktafel in Rust zeigte das Ergebnis 100 % "Ja"-Stimmen. [6]

Modifikationen im öffentlichen Raum

Der ehemalige Adolf Hitler-Platz, heutiger Rathausplatz, in Rust.

Wie in vielen anderen Städten und Dörfern Österreichs wurde der heutige Rathausplatz in Rust am 10.Juni 1938 in Adolf Hitler-Platz umbenannt. Auch die Weinberggasse sowie Teile der gegenwärtigen Mörbischer Straße wurden nach dem NS-Politiker Hermann Göring benannt.

Die bisher kirchlich geprägte Volksschule in Rust musste sich der Ideologie der Nationalsozialisten anpassen: 1938 ist der Unterricht statt mit Gebeten mit dem Schulspruch - "Heil Hitler" eröffnet worden. Lehrwerke waren von nun ab nationalsozialistisch und nicht mehr religiös beeinflusst. Veranstaltungen, wie Gottesdienste, Andachten oder Beichten, durften nicht mehr im Rahmen der Volksschule durchgeführt werden. Außerdem war es möglich, sich vom Religionsunterricht abzumelden.

Darüber hinaus sind nach einem Sitzungsbeschluss am 28.November 1938 zwei Hitler-Eichen am Vorplatz des Kriegerdenkmals gesetzt worden. [7]

Opfer des NS-Regimes in Rust

Jüdische Familien

Als Österreich an das Deutsche Reich angeschlossen wurde, lebten noch drei jüdische Familien in Rust:

  1. Die Familie Arnold und Johanna Hacker,
  2. Die Familie Moritz und Charlotte Löwy sowie
  3. Die Familie Alfred und Helene Weiss.

Bevor die Nationalsozialisten die Macht in Rust übernahmen, war das gemeinsame Leben der jüdischen und Ruster-Familien unproblematisch: Mitglieder der jüdischen Familien waren Stadtvertreter, Gründungsmitglieder des Ersten Ruster Männergesangvereines, der Freiwilligen Feuerwehr Rust oder der Ruster Seebad-Aktiengesellschaft. Nach der Machtübernahme änderten sich diese Dinge :

Der jüdische Feuerwehrkommandant-Stellvertreter Alfred Weiss wurde bereits 1938, aufgrund seiner ethnisch-religiösen Zugehörigkeit, vom Dienst der Feuerwehr ausgeschlossen. Das Geschäft des Moritz Löwy wurde von gerüsteten Mitgliedern der SA bewacht, danach zum Vorteil vom Deutschen Reich eingezogen. [8]

Die jüdischen Familien sind vertrieben worden und mussten zwangsweise Rust verlassen:

  1. Die Familie Hacker meldete sich 1939 von Wien nach Südamerika ab, kamen jedoch nie dort an: 1941 brachte sie die Deutschen Wehrmacht in ein Lager, in welchem ihre Namen 1945 in einer Todesliste erschienen.
  2. Moritz und Charlotte Löwy sollen 1938 von Wien nach Luxemburg ausgewandert sein.
  3. Familie Weiss musste 1940 nach Wien ziehen und dürfte von dort aus nach Polen übersiedelt sein. [9]

Roma

Der burgenländische Landeshauptmann Tobias Portschy verbot Roma-Kindern 1938 den Schulbesuch. In Rust waren davon Josef Hados, Irma Hados und Otto Oposich betroffen.

Einige Roma aus Rust wurden in Lager abtransportiert: Johann Hados befand sich 1941 in dem Lager beim Autobahnbau in Klausen-Leopoldsdorf, Katharina Hados wurde 1941 in das Zigeuner-Anhaltelager Lackenbach gebracht.

1939 wurde der Roma Gustav Hados in das KZ Dachau befördert, am 13. März 1940 verstarb er im Konzentrationslager Buchenwald. [10]

Euthanasieopfer

Zwei Ruster Kinder und zwei Ruster Erwachsene mit Behinderung sind im Zuge des Euthanasieprogrammes getötet worden. [11]

Das Ende des Zweiten Weltkrieges

Nachdem Budapest 1944 belagert wurde und sich den sowjetischen Streitmächten ergab, rückte die Front 1945 an die Grenze des Burgenlands. Der erste sowjetische Soldat betrat Rust am Ostermontag, den 2.April 1945. Die Rote Armee zog eine grausame Bilanz in Rust: Frauen wurden vergewaltigt, Bürger und Bürgerinnen misshandelt, manche auch getötet. Ebenso wurden Zwangsarbeiten, wie Panzersperren entfernen oder das Putzen der Bauernschule, durch die sowjetischen Truppen verordnet.

Das Kriegerdenkmal in der Stadt Rust.

Insgesamt hatte Rust im 2.Weltkrieg 113 gefallene bzw. vermisste Menschen zu beklagen. Einige Namen der Gefallenen sind heute auf einer Gedenktafel am Ruster Kriegerdenkmal zu sehen.

Nach 1945 wurde Österreich entnazifiziert und Angehörige der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei strafrechtlich verfolgt. Alfred K., der erste Ortsgruppenleiter der Nationalsozialisten in Rust, wurde 1947 vor das Volksgericht in Wien gestellt und zu einer Kerkerstrafe von einem Jahr verurteilt. Julis K., Scharführer und Chef der Polizei in Rust, bekam 4 Monate Kerker dafür, dass er Gegner der NSDAP gewaltsam verhört und somit verletzt hat. Alfred R. sowie Friedrich T. wurden in ihren Prozessen freigesprochen. [12]

Einzelnachweise

  1. Heribert Artinger: Chronik der Freistadt Rust, 1850 - 1950: Tagebuch der kleinsten Stadt Österreichs mit eigenem Statut. Vinothek, Graz 2002, S.216.
  2. Stadtgemeinde Rust: Geschichte Freistadt Rust abgerufen am 24. November 2017
  3. Heribert Artinger: Chronik der Freistadt Rust, 1850 - 1950: Tagebuch der kleinsten Stadt Österreichs mit eigenem Statut. Vinothek, Graz 2002, S.157.
  4. Heribert Artinger: Chronik der Freistadt Rust, 1850-1950: Tagebuch der kleinsten Stadt Österreichs mit eigenem Statut. Vinothek, Graz 2002, S.225.
  5. Heribert Artinger: Chronik der Freistadt Rust, 1850-1950: Tagebuch der kleinsten Stadt Österreichs mit eigenem Statut. Vinothek, Graz 2002, S.226f.
  6. Heribert Artinger: Chronik der Freistadt Rust, 1850 - 1950: Tagebuch der kleinsten Stadt Österreichs mit eigenem Statut. Vinothek, Graz 2002, S.229f.
  7. Heribert Artinger: Chronik der Freistadt Rust, 1850 - 1950: Tagebuch der kleinsten Stadt Österreichs mit eigenem Statut. Vinothek, Graz 2002.
  8. Heribert Artinger: Chronik der Freistadt Rust, 1850 - 1950: Tagebuch der kleinsten Stadt Österreichs mit eigenem Statut. Vinothek, Graz 2002, S.221, 246ff.
  9. Heribert Artinger auf : david.juden.at abgerufen am 24. November 2017
  10. Heribert Artinger: Chronik der Freistadt Rust, 1850-1950: Tagebuch der kleinsten Stadt Österreichs mit eigenem Statut. Vinothek, Graz 2002, S.258 - 261
  11. Heribert Artinger: Chronik der Freistadt Rust, 1850 - 1950: Tagebuch der kleinsten Stadt Österreichs mit eigenem Statut. Vinothek, Graz 2002, S.281
  12. Heribert Artinger: Chronik der Freistadt Rust, 1850 - 1950: Tagebuch der kleinsten Stadt Österreichs mit eigenem Statut. Vinothek, Graz 2002, S.293 - 323

Literatur

  1. Heribert Artinger: Chronik der Freistadt Rust, 1850 - 1950: Tagebuch der kleinsten Stadt Österreichs mit eigenem Statut. Vinothek, Graz 2002.

Weblinks

PH-Eisenstadt 8777.JPG Dieser Artikel wurde auf Wikiversity im Zuge des Hochschul-Projektes an der Pädagogische Hochschule Burgenland mit dem Thema Rust in der NS-Zeit erstellt oder maßgeblich erweitert.