Samuel Spindler

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1920

Samuel Spindler (* vermutlich am 21. April 1882 in Serednij Majdan; †11. November 1942 in Bregenz) war Arbeitnehmervertreter und Politiker in Vorarlberg und wählte den Freitod, als er 1942 in ein Konzentrationslager deportiert werden sollte.

Leben

Samuel Spindler wurde als Kind jüdischer Eltern in Serednij Majdan in Galizien (heute Ukraine, damals am östlichen Rand der Habsburgermonarchie) als österreichisch-ungarischer Staatsbürger geboren.

Er wurde Schuhmacher. 1907 kam er nach Bregenz und schloss sich der hiesigen sozialdemokratischen Bewegung an. Er war seit August 1911 verheiratet mit Marie (geborene Weber) und aus der Ehe entstammen zwei Töchter: Emilie und Fanny Schindler. Fanny Schindler wurde nach der Haft im Landesgericht in Feldkirch in einem KZ ermordet. Samuel Spindler war der Großvater mütterlicherseits von Herbert Pruner.

Samuel Spindler konvertierte zum Protestantismus, dennoch wurde er von führenden Vorarlberger Zeitungen immer wieder als Jude benannt und ihm negative Eigenschaften unterstellt.

Am 11. November 1942 wählte er den Freitod, um der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu entgehen.[1][2][3][4]

Politische Tätigkeit

Samuel Spindler war für die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Deutschösterreichs (später SPÖ) seit 1918 Mitglied der Bregenzer Stadtvertretung und 1921 Sekretär der Textilarbeitergewerkschaft. 1921 kandidierte er auch bei der Arbeiterkammerwahl und wurde Mitglied im Sozialpolitik-Ausschuss.

Nachdem 1933 die austrofaschischtische Diktatur unter Engelbert Dollfuß errichtet wurde und viele Sozialdemokraten eingesperrt wurden, verlor auch Samuel Spindler sämtliche politische Ämter. Er selbst wurde 1936 zweimal inhaftiert. Die sozialdemokratische Partei, ihre Vereine sowie die freien Gewerkschaften wurden aufgelöst, deren Vermögen beschlagnahmt.

Mit dem Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland und der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde die Lage für viele Menschen auch in Vorarlberg lebensbedrohlich.[1][5]

Antisemitismus in Vorarlberg

Antisemitismus war in Vorarlberg bereits vor dem Aufkommen des Nationalsozialismus und Anschluss an Nazi-Deutschland sehr weit verbreitet und wurde insbesondere auch von der Christlichsozialen Partei und den ihnen nahe stehenden Zeitungen zur Herabsetzung politischer Gegner bewusst eingesetzt.

Beispiel aus dem Bregenzer Tagblatt/Vorarlberger Tagblatt vom 13. April 1920, S. 5: Da kein Vorarlberger würdig ist, diese Stelle zu besetzen, wurde Herr Samuel Spindler aus der Bukowina mit diesem Amte betraut. Samuel Spindler ist zwar getauft, aber deswegen ist und bleibt er doch ein Jude. Der von der russischen Grenze stammende Israelit Samuel Spindler kündigt nun an, dass er das große Werk begonnen habe, unter den Vorarlberger Textilarbeitern eine Bewegung herbeizuführen. Wenn die Vorarlberger Textilarbeiter und Sticker nach der Pfeife eines Samuel Spindler tanzen, können sie uns leid tun. Das Beste wäre, den Mann aus der Bukowina oder aus Palästina in Bewegung zu setzen und ihn in den fernen Osten abzuschieben. Jedenfalls wäre er im bolschewistischen Russland besser am Platze, als im deutschen Vorarlberg. Neben dem Genossen Linder ist nun der Genosse Samuel Spindler der Führer der sozialdemokratischen Arbeiterschaft Vorarlbergs. Vorarlberger waren für diese Posten wohl nicht zu finden. Anton alias Bruno Linder aus Turn-Severin und der jüdische Samuel Spindler ais Czernowitz als Führer der sozialdemokratischen Arbeiter unsres Landes, was will man noch mehr?[6]

Ehrung

Nach ihm ist der Samuel-Spindler-Weg in Bregenz benannt.

Literatur

  • Walter Buder, Andreas Eder, Herbert Pruner: Gedenkweg, Widerstand und Verfolgung in Bregenz 1938 – 1945, Herausgeber: Gedenkgruppe Bregenz gemeinsam mit Carl-Lampert-Forum, Bregenz, ISBN 3 - 902221-02-X.

Einzelnachweise

  1. Hochspringen nach: 1,0 1,1 Samuel Spindler 1882-1942 in Gedenkweg, Widerstand und Verfolgung in Bregenz 1938 – 1945, S. 14 f, Webseite: bregenz.gv.at, abgerufen am 11. November 2024.
  2. SPÖ-Urgestein: Herbert Pruner in den „Ansichten“, Webseite: vorarlberg.orf.at vom 30. April 2017.
  3. Vorarlberger Wacht, 3. August 1911, S. 7.
  4. Die Opfer des Nationalsozialismus: Der „galizische Jude“ Samuel Spindler, Webseite: vol.at vom 9. November 2013.
  5. Widerstandsmahnmal in Vorarlberg in Der Sozialdemokratische Kämpfer, S. 11. Webseite: freiheitskaempfer.at , abgerufen am 11. November 2024.
  6. Weiter Verunglimpfungen finden sich z. B. in der Vorarlberger Landes-Zeitung, 31. Dezember 1918, S. 4; im Bregenzer/Vorarlberger Tagblatt, 19. April 1921, S. 3; in Der Nationalsozialist, 8. Mai 1926, S. 3; Bregenzer/Vorarlberger Tagblatt, 8. Oktober 1932, S. 5 etc.