Tausendjährige Linde in Faistenau

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2020, Mitte Juni

Die Tausendjährige Linde in der Faistenau ist eine Linde, die seit Jahrhunderten auf der Gschwandt, womit der durch Schwenden gerodete Dorfplatz der Flachgauer Gemeinde Faistenau gemeint ist, wächst. Der innen begehbare Stamm hat einen Umfang von 9,10 Metern, die Krone eine Höhe von ca. 20,5 Metern.

Geschichte

Durch die relativ späte Besiedlung der Gegend im 12. Jahrhundert kann angenommen werden, dass sie von den ersten Siedlern als Tanzlinde gepflanzt wurde; zeitlich noch bevor die Edlen von Thurn 1324 die Kirche stifteten.

Beschreibung der Linde 1863

In einem Artikel im Salzburger Kirchenblatt wird auch die Linde beschrieben, als sie anlässlich einer Volksmission zwischen 25. Oktober und 2. November 1863, von Jesuiten als Kanzel benutzt wurde:

Herzogthum Salzburg. Faistenau. In dieser abgeschlossenen, auf freundlicher Höhe gelegenen Gemeinde wurde das halbtausendjährige Jubiläum des Gotteshaues mit 9tägiger Jesuitenmission in eben so feierlicher als erbaulicher Weise vom 25. v.M. bis zum 2. d.M. begangen. Sowohl diese Gemeinde (welche obschon nur 1100 Seelen zählend, bei dieser Gelegenheit nahe an die 900 fl. für eine neue Orgel, Anschaffung kirchlicher Paramente und Bestreitung anderer Missionsauslagen bereitwilligst, ja mit Freude gespendet hatte), als auch die umliegenden Nachbargemeinden (es trafen 8 Gemeinden mit ihren Seelsorgern prozessionsweise ein) zeigten die lebhafte Teilnehme. Man zählte 3 000 Kommunikanten; täglich wurde noch nach der Abendlitanei um 5, einmal sogar noch um ½7 Uhr Abends abgespeist. Die Abtenauer haben den 6stündigen beschwerlichen Weg über die Berge und vielen Gräben nicht gescheut, um zur hl. Mission zu kommen. Es gab sogar Solche, die den ganzen Tag im Walde gearbeitet hatten, zu Hause Abends speisten, dann Nachts sich auf den weiten Weg machten, um 6 Uhr früh in Faistenau an den Beichtstühlen standen! Ein Gegenstand allgemeiner Bewunderung war die große Linde auf dem Platze vor der Kirche – sie mißt 4½ Umgriff oder 27 Fuß –, an der die Kanzel angebracht war; mit sehr geringer Mühe wurde ein ganz bequemer Aufgang von 9 Stufen durch die sehr schön verwachsene Höhlung der Linde hergestellt, so daß der Prediger aus dem Innern des Baumes auf die Kanzel heraustrat. – Die 9tägige Gnadenzeit war vom herrlichsten Wetter begünstigt, so daß aus den 26 Predigten 19 im Freien gehalten werden konnten. Die Weihe und Aufstellung des Missionskreuzes fand im Beisein einer sehr großen Volksmenge am Allerseelentage bei gleichfalls günstiger Witterung statt.“

Salzburger Kirchenblatt vom 5. November 1863[1]

Primiz 1900

1900, 15. Juli: Primiz unter der Linde
2018, 5. Juni: Belegschaft Orgelbau Linder, Pater Clement, Faistenauer Orgelkomitee
2018, 5. Juni:Josef Wörndl (li.) mit Orgelbaumeister Alois Linder

Der am 15. Juli 1900 zum Priester geweihte Karl Kronlachner[2] aus Salzburg (* 1877; † 1951) feierte seine Primiz unter der Faistenauer Dorflinde. In der Zeitschrift Das interessante Blatt erschien dazu unter dem Titel: Die Primizfeier unter einer 800jährigen Linde in Faistenau bei Salzburg ein Artikel mit einem Photo des feierlichen Gottesdienstes unter der Linde.[3]

Gedicht 1912

Pfarrer Friedrich Pesendorfer hat ein Gedicht über die Linde verfasst, das 1912 im Linzer Volksblatt veröffentlicht wurde.[4]

„Die Linde von Faistenau.
Ich bin des Dorfes Linde,
Die Linde von Faistenau,
Mein Stamm mit morscher Rinde
Ragt hoch in des Himmels Blau.

Viel hundert Jahre steh’ ich,
Ein uralter Lindenbaum,
Und die Geschlechter seh’ ich,
Sie kommen und geh’n wie im Traum.

Und kommt vorbei an der Linde
Ein Täufling ins Gotteshaus,
So sprech’ ich über dem Kinde
Auch meinen Segen aus.

Naht sich zur Hochzeitsfeier
Die Braut im Myrtenkranz,
So tanzt sie mit ihrem Freier
Um mich den Hochzeitstanz.

Dem zarten Menschenkindlein,
Dem Mann in Strum und Streit,
Dem Greis im letzten Stündlein
Geb’ ich mein treu’ Geleit’.

Und senkt an der Friedhofsmauer
Ein Herz man zur letzten Ruh’,
So deck’ ich in stiller Trauer
Das Grab mit Blüten zu.

Auch schlagen wird meine Stunde,
Dann bricht mein morscher Bau,
Und die Sage bringt noch die Kunde
Von der Linde von Faistenau.“

Friedrich Pesendorfer

Eintreffen der Linder-Orgel 2018

Um die Mittagszeit des 5. Juni 2018 traf die neue Kirchenorgel für die Pfarrkirche Faistenau bei Glockengeläut und Böllerschüssen unter der Tausenjährigen Linde in Faistenau ein. Die Belegschaft der Firma Linder-Orgelbau aus Nußdorf am Inn wurde von Pfarrer Clement Temba, Bürgermeister Josef Wörndl, dem Vorsitzenden des Faistenauer Orgelkomitees, Herrn Ing. Matthias Klaushofer und weiteren Personen willkommen geheißen. Nach einer kurzen Feierlichkeit und dem Anstoßen mit Champagner wurden die Orgelteile in die Kirche getragen und dort peu à peu aufgestellt.

Bilder

 Tausendjährige Linde in Faistenau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. Herzogthum Salzburg:. In: Salzburger Kirchenblatt / Salzburger Kirchenblatt. Neue Folge / Katholische Kirchenzeitung vormals („)Salzburger Kirchenblatt(“) / Klerus-Blatt vormals Katholische Kirchenzeitung, 5. November 1863, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/skb
  2. Regesta Ecclesiastica Salisburgensia (RES)
  3. Die Primizfeier unter einer 800 jährigen Linde in Faistenau in Salzburg. In: Das interessante Blatt / Wiener Illustrierte, 9. August 1900, S. 2 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/dib
  4. Die Linde von Faistenau. In: Linzer Volksblatt, 21. Jänner 1912, S. 24 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/lvb