Theodora II. (Österreich)

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Herzogin Theodora von Österreich im "Babenberger-Stammbaum" des Stiftes Klosterneuburg

Theodora (II.) von Babenberg[A 1] (* im 12. Jahrhundert, um 1188; † 23. Juni 1246)[1] beziehungsweise Herzogin Theodora von Österreich, auch Theodora Angela oder Theodora von Byzanz, war die Ehefrau von Herzog Leopold (VI.) von Österreich ("Leopold dem Glorreichen"), der über Gebiete der heutigen Bundesländer Niederösterreich, Oberösterreich und Steiermark herrschte.

Herkunft und Familie

Theodora (II.) von Babenberg war eine byzantinische Prinzessin aus der Kaiserfamilie der Angeloi. Ihre genaue Herkunft ist jedoch bisher nicht eindeutig geklärt. Nach der aktuellen Forschung gilt sie als eine Enkelin des byzantinischen Kaisers Alexios (III.). Ihre Mutter soll eine seiner Töchter, Anna Angela, gewesen sein, ihr Vater deren erster Ehemann: der Sebastokrator Isaak Komnenos.[2]

Schon als Kind wurde sie aus politischen Gründen zweimal verheiratet oder verlobt, zunächst mit einem Ivanko († um 1200), einem Verbündeten des bulgarischen Zaren, der zu dieser Zeit gegen Byzanz Krieg führte. Nach dessen Hinrichtung wurde sie bald darauf mit Dobromir Chrysos († nach / um 1203), einem Anführer der Walachen und Bulgaren verheiratet oder verlobt.[3] Kinder aus einer dieser beiden Verbindungen sind nicht belegt. Sie heiratete dann am 4. November 1203[A 2] Herzog Leopold (VI.) "den Glorreichen". Aus dieser Ehe sind sieben Kinder belegt, darunter Herzog Friedrich (II.) "der Streitbare", der seinem Vater in den Herzogtümern Österreich und Steier nachfolgte und mit dem die Familie in "männlicher" Linie ausstarb.[4]

Leben

Siegel von Herzogin Theodora aus dem Jahr 1226

In politischer Hinsicht brachte ihre Ehe mit Herzog Leopold "dem Glorreichen" nicht besonders viel, nachdem bereits 1204 ihre Familie bei der Eroberung des byzaninischen Reiches durch die Teilnehmer des sogenannten Vierten Kreuzzugs getötet wurde. Nach zeitgenössischen Berichten war die Hochzeit aber eine besonders glanz- und prachtvolle Veranstaltung. Theodora scheint sich zudem in die Verhältnisse ihrer neuen Heimat gut integriert zu haben. Nach den zahlreichen Urkunden, welche sie als Herzogin ausstellen ließ, dürfte sie eine tatkräftige und politisch aktive Persönlichkeit gewesen sein. Während der häufigen Abwesenheiten ihres Ehemannes war sie politisch und organisatorisch für dessen Vertretung zuständig.[4] Theodora, die immerhin fast sechzig Jahre alt wurde, überlebte Herzog Leopold um viele Jahre und dürfte ihr Leben mit einem "natürlichen" Tod beendet haben.[5] Die Herrschaft ihres Ehemannes gilt im Wesentlichen als eine recht gute Zeit, woran sie sicher mitbeteiligt war.

Mit ihren Söhnen scheint Theodora ziemlich viel Unglück gehabt zu haben. Der älteste Sohn Leopold († 1216) starb als Kind bei einem Unfall.[4] Ein weiterer Sohn, Heinrich († um 1227), der im 15. Jahrhundert den wenig schmeichelhaften Beinamen "der Grausame" erhielt, rebellierte gegen seine Eltern, ehe er ebenfalls noch sehr jung starb. Seine Mutter verjagte er während seines Aufstandes von der Haimburg, wo sie zu dieser Zeit häufig ihren Sitz hatte.[6] Ihr jüngster Sohn, Herzog Friedrich (II.) "der Streitbare", soll ihr nach dem Tod ihres Ehemannes Verstümmelungen angedroht und sogar nach dem Leben getrachtet haben, sodass sie zunächst an den Hof des verfeindeten böhmischen Königs flüchten musste und schließlich keinen anderen Ausweg mehr hatte, als 1235 in Mainz am Hof des Kaisers Klage gegen ihn zu erheben.[7][A 3]. Die neuere Forschung lastet Theodora indirekt den "Untergang" der Babenberger an, da sie ihr unterstellt, dass sie ihren Söhnen gewisse "Mängel" der Angeloi (innerfamiliäres Konkurrenzdenken, mangelndes politisches Gespür, Gewissenlosigkeit, Gewaltbereitschaft) vererbt haben soll.[1][A 4]

Erinnerungsstätten an Thedoroa (II.) von Babenberg im heutigen Österreich

Niederösterreich

  • Klosterneuburg: Theodora von Babenberg ist auf dem bekannten "Babenberger-Stammbaum" vom Ende des 15. Jahrhunderts, der im Museum des Stiftes besichtigt werden kann, dargestellt.
  • Lilienfeld: Nach dem Tod ihres Ehemannes zog sich Theodora von Babenberg zunächst in das von ihm gegründete Zisterzienserstift Lilienfeld zurück, was dem dortigen Abt eine Rüge des Generalkapitels des Ordens einbrachte. Es scheint, dass dahinter ihr Sohn Friedrich steckte, der sie so mit Hilfe des Generalkapitels von dort zu vertreiben versuchte. Wenig später verlegte sie ihren Witwensitz auf die Burg auf dem Kahlenberg.[8]

Wien

  • Wien 1: Gemeinsam mit ihrem Ehemann gehört Theodora von Babenberg zu den Figuren der Ankeruhr. Diese Spieluhr, die Teil des Hauses der Helvetia-Versicherung, Hoher Markt 10-11, wurde 1915 erstmals in Betrieb genommen. Theodora und ihr Ehemann sind täglich dort am Nachmittag zwischen 3 und 4 Uhr zu bestaunen und in der Mittagsstunde, wenn alle Figuren vorbeiziehen. Als Musikstück erklingt bei ihrem Auftritt das Nibelungenlied.
  • Wien 19: Ihre letzten Lebensjahre (ca. 1240-1246) verbrachte Theodora von Babenberg in der nicht erhaltenen gebliebenen Burg am Kahlenberg[A 5], wo sie ihren Witwensitz hatte.[9]

Theodora (II.) in Legende und Sage

Nach der Überlieferung eines Chronisten soll Theodora den Tod ihres letzten Sohnes übermäßig betrauert haben und acht Tage danach am Schmerz darüber verstorben sein.[10] Das steht allerdings im Widerspruch zu den Verfolgungen und Drohungen, weswegen sie sogar beim Kaiser Zuflucht suchen musste.

Theodora (II.) in Belletristik und Literatur

Literatur

  • Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6
  • Johannes Preiser-Kapeller: Von Ostarrichi an den Bosporus. Ein Überblick zu den Beziehungen im Mittelalter. In: Pro Oriente Jahrbuch, 2010, S. 66–77 digital
  • Andreas Rhoby: Wer war die "zweite" Theodora von Österreich? Analyse des Quellenproblems. In: Wolfram Hörandner - Johannes Koder - Maria A. Stassinopoulou (Hrsg.): Wiener Byzantinistik und Neogräzistik. Beiträge zum Symposion "Vierzig Jahre Institut für Byzantinistik und Neogräzistik der Universität Wien im Gedenken an Herbert Hunger". Wien 4.-7. Dezember 2002 (= Byzantina et Neograeca Vindobonensia. Bd. 24). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien, 2004. S. 387-396 digital

Weblinks

 Theodora Angelina – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 231
  2. vgl. Andreas Rhoby: Wer war die "zweite" Theodora von Österreich?, 2004, S. 387-396
  3. vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 16
  4. 4,0 4,1 4,2 vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 230
  5. vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 207
  6. vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 230f.
  7. vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 175f. und S. 231
  8. vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 175
  9. vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 176 und S. 231
  10. vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 65

Anmerkungen

  1. Im Artikel wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit eine einheitliche Bezeichnung für diese Dame ausgewählt, welche in der Literatur unter verschiedenen Namen zu finden ist. Zwar ist der "Familienname" Babenberger keineswegs für das Mittelalter belegt, doch ergibt sich ihre Aufnahme in die RegioWiki.AT über ihre Zugehörigkeit zu dieser Dynastie, weshalb eine Benennung nach dieser Familie Sinn macht.
  2. Nach Neukam ist der genaue Hochzeitstag nicht überliefert, er lässt sich jedoch anhand der Reiserechnungen von Bischof Wolfger von Passau, der die Heiratszeremonie durchführte, eruieren. Vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 87
  3. Zumindest im Fall mit Friedrich dem Streitbaren ist allerdings verdächtig, dass sämtliche Informationen im Zusammenhang mit dem Machtkampf zwischen Herzog Friedrich "dem Streitbaren" und Kaiser Friedrich II. auftauchen. Es wäre also noch zu überprüfen, ob es sich dabei, zumindest teilweise, nicht doch um Propaganda handeln könnte, zudem sich durchaus Widersprüchliches findet.
  4. Anzumerken ist allerdings, dass problematische Familienstrukturen im 13. Jahrhundert auch bei anderen Adelsfamilien im Reich zu finden sind. Familienkonflikte mit "schwierigen" Söhnen sind zudem über das ganzen Mittelalter verteilt.
  5. Die Burg befand sich auf dem heutigen Leopoldsberg, der bis zur "Zweiten Wiener Türkenbelagerung" (1683) den Namen Kahlenberg hatte. Der heutige Kahlenberg hieß bis zur "Zweiten Wiener Türkenbelagerung" Schweineberg.
VorgängerinAmtNachfolgerin
Ilona von UngarnEhefrau eines Herrschers über das Herzogtum Österreich
Altösterreich Adalbert Babenberger Stammbaum.svg

Unbekannt
VorgängerinAmtNachfolgerin
Ilona von UngarnEhefrau eines Herrschers über das Herzogtum Steier
Blason Ducs de Styrie.svg

Unbekannt
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