Theodora I. (Österreich)

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Herzogin Theodora mit ihrer Vorgängerin Gertrud im "Babenberger-Stammbaum" des Stiftes Klosterneuburg

Theodora (I.) von Babenberg[A 1] (* im 12. Jahrhundert, um 1133; † 2. Jänner 1184[1][A 2]), besser bekannt als Theodora Komnena, auch Theodora von Österreich oder Theodora von Byzanz, war die zweite Ehefrau von Herzog Heinrich (II.) "Jasomirgott", der über Gebiete der heutigen Bundesländer Nieder- und Oberösterreich herrschte. Sie gründete gemeinsam mit ihrem Ehemann das Wiener Schottenkloster und dürfte neben der Kaisertochter Agnes die bekannteste Ehefrau eines Babenbergers sein.

Herkunft und Familie

Theodora (I.) Komnena stammte aus der Familie der Komnenen. Ihr Vater war der Sebastokrator Andronikos Komnenos († 1142), ein jüngerer Bruder des byzantinischen Kaisers Kaiser Manuel I. († 1180), die eine Schwägerin von König Konrad III. geheiratet hatte. Theodoras Mutter, Eirene Aineiadissa, stammte aus einer alten byzantinischen Patrizierfamilie und galt als eine kultivierte Förderin und Mäzenin der schönen Künste.[2] Im Sommer des Jahres 1148 heiratete Theodora Heinrich "Jasomirgott" († 1177), damals Herzog von Baiern und Markgraf von Österreich, einen jüngeren Halbbruder von König Konrad.[3] Aus dieser Ehe sind drei Kinder belegt[1], darunter Herzog Leopold (V.) "der Tugendreiche", der seinem Vater als Herzog von Österreich nachfolgte und 1192 außerdem die Herrschaft über das Herzogtum Steier übernahm.

Theodora (I.) und das Privilegium Minus

Theodora Komnena war für den verwitweten Herzog Heinrich "Jasomirgott" eine überaus attraktive Braut. Die Eheschließung mit ihr bedeuteten für ihn einen weiteren enormen Prestigegewinn und dürfte sich auch materiell ausgezahlt haben. Die Heirat wurde auf seiner Rückreise aus dem Heiligen Land nach dem gescheiterten sogenannten Zweiten Kreuzzug (1147–1148) beschlossen, an dem der Herzog als Begleiter seines Halbbruders, König Konrad III., teilgenommen hatte. Die prunkvolle Hochzeit fand noch Ende des Jahres 1148 in Byzanz statt.[4] Wie Theodora selbst zu dieser Eheschließung stand, ist nicht belegt.[5]

In den ersten Ehejahren residierten Theodora und ihr Ehemann meistens in Regensburg. 1156 wurde der Konflikt um die bairische Herzogswürde mit der Erhebung des Markgrafschaft Österreich zu einem eigenständigen Herzogtum und der Verleihung des Privilegium Minus gelöst, worauf das Ehepaar Wien zu seiner Hauptresidenz machte.[2] Dass es eine schriftliche Ausfertigung des Privilegiums Minus gab, die im Original nicht erhalten ist, wurde in der älteren Forschung gewöhnlich der Initiative von Theodora zugeschrieben und mit ihrer Herkunft aus Byzanz und den dortigen Gewohnheiten begründet. Nach der Urkunde wird das Paar gemeinsam mit dem Herzogtum Österreich belehnt, hinzu kommen noch besondere Vorrechte wie zum Beispiel die Erbfolge der Töchter und das Designationsrecht ("libertas affectandi") beim Fehlen von erbberechtigten Söhnen sowie ein Recht, nach dem jede Gerichtsbarkeit im Lande der Genehmigung des Herzogs ("sine ducis consensu vel percessione") bedurfte.[2][6] Ungewöhnlich ist auch, dass bei der Belehnung mit dem neu geschaffenen Herzogtum Österreich Theodora gemeinsam mit Heinrich (II.) belehnt wurde, was vielleicht dem Umstand geschuldet war, dass die Eheleute zu diesem Zeitpunkt noch keinen Sohn hatten und die Herzogin für den Fall einer söhnelosen Witwenschaft einigermaßen absichern sollte, auch wenn die gemeinsame Belehnung noch kein Recht auf ihre Teilhabe an der Herrschaft bedeutete. Dass Theodora ihren Ehemann vermutlich überleben würde, dürfte mit Blick auf den wesentlichen Altersunterschied für ihre Zeitgenossen sehr wahrscheinlich gewesen sein.[7]

Theodora (I.) als Herzogin von Österreich

Das von Theodora und Heinrich gestiftete Wiener Schottenkloster im Jahr 1672, Kupferstich von Georg Matthäus Vischer (1628–1696)

Obwohl die Herzogin zunächst weder mit der Landessprache noch mit den hiesigen Gepflogenheiten vertraut war, scheint sie sich gut integriert zu haben. Neben ihrer Präsenz in vielen Urkunden, was eine hohe politische Präsenz bestätigt, dürfte sie auch bei der Verlegung des Herrschersitzes von Klosterneuburg nach Wien entscheidende Impulse gegeben haben.[8] In Wien gründeten sie und Heinrich gemeinsam die "Benediktinerabtei Unserer Lieben Frau zu den Schotten" (Schottenkloster) als geistiges und wissenschaftliches Zentrum des Herzogtums Österreich und als neue Grablege für Heinrichs Familie. Dem neu gegründeten Kloster wurden die Ruprechtskirche und die Peterskirche sowie die Kirche Maria am Gestade inkorporiert. Für ihre Klosterstiftung holte das herzogliche Ehepaar "irische" Mönche aus dem Regensburger Schottenkloster St. Jakob nach Wien. Theodora dürfte auch den Bau einer neuen Residenz "Am Hof" beeinflusst haben.

Theodora überlebte ihren Ehemann nur wenige Jahre und wurde nach ihrem Tod in Wien, wohl im Schottenkloster, beigesetzt.[9]

Erinnerungsstätten an Theodora (I.) im heutigen Niederösterreich und in Wien

  • Klosterneuburg: Theodora (I.) ist auf dem bekannten "Babenberger-Stammbaum" vom Ende des 15. Jahrhunderts, der im Museum des Stiftes besichtigt werden kann, dargestellt.
  • Mödling: Die Burg Mödling, die seit ca. 1177 der Sitz ihres jüngeren Sohnes Heinrich war, soll als Witwensitz für Herzogin Theodora erbaut worden sein.[10]
  • Wien: An Theodora (I.) erinnert das Wiener Schottenstift, das sie gemeinsam mit ihrem Ehemann gründete.

Literatur

  • Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6
  • Johannes Preiser-Kapeller: Von Ostarrichi an den Bosporus. Ein Überblick zu den Beziehungen im Mittelalter. In: Pro Oriente Jahrbuch, 2010, S. 66–77 digital

Weblinks

 Theodora I. (Österreich) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 228
  2. 2,0 2,1 2,2 vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 227
  3. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 87
  4. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6. S. 199f.
  5. vgl. Robert-Tarek Fischer: Österreichs Kreuzzüge. Die Babenberger und der Glaubenskrieg 1096-1230. Böhlau Verlag, Wien / Köln, 2021. ISBN 978-3-205-21376-5, S. 61
  6. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6. S. 211f.
  7. vgl. Robert-Tarek Fischer: Österreichs Kreuzzüge. Die Babenberger und der Glaubenskrieg 1096-1230. Böhlau Verlag, Wien / Köln, 2021. ISBN 978-3-205-21376-5, S. 62
  8. vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 227f.
  9. vgl. Robert-Tarek Fischer: Österreichs Kreuzzüge. Die Babenberger und der Glaubenskrieg 1096-1230. Böhlau Verlag, Wien / Köln, 2021. ISBN 978-3-205-21376-5, S. 63
  10. vgl. Burg Mödling, MoedlingKleineStadtGanzGroß.AT, abgerufen am 30. Jänner 2022

Anmerkungen

  1. Im Artikel wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit eine einheitliche Bezeichnung für diese Dame ausgewählt, welche in der Literatur unter verschiedenen Namen zu finden ist. Zwar ist der "Familienname" Babenberger keineswegs für das Mittelalter belegt, doch ergibt sich ihre Aufnahme in die RegioWiki.AT über ihre Zugehörigkeit zu dieser Dynastie, weshalb eine Benennung nach dieser Familie Sinn macht.
  2. Hauptquellen für ihr Sterbedatum sind die Klosterneuburger und die Zwettler Annalen. Vgl. Robert-Tarek Fischer: Österreichs Kreuzzüge. Die Babenberger und der Glaubenskrieg 1096-1230. Böhlau Verlag, Wien / Köln, 2021. ISBN 978-3-205-21376-5, S. 63
VorgängerinAmtNachfolgerin
die Kaisertochter GertrudEhefrau eines Herrschers über die Markgrafschaft und das Herzogtum Österreich
Altösterreich Adalbert Babenberger Stammbaum.svg

Ilona von Ungarn
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