Viktor Hämmerle

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Viktor Hämmerle (auch Victor Hämmerle, * 27. Februar 1855 in Dornbirn, Vorarlberg; † 4. März 1946 in SchwarzenbergBödele) war ein österreichischer Textilindustrieller und gehörte – wie sein Bruder Otto – neben anderem Engagement, auch zu den Pionieren des Fremdenverkehrs in Vorarlberg.

Leben

Herkunft

Viktor Hämmerle war ein Sohn des Fabrikanten Franz Martin Hämmerle (1815–1878) – dem Gründer (1836) der Textilfabrik F. M. Hämmerle – und seiner dritten Ehefrau, Benedikta, geb. Ratz. Er hatte zwölf Geschwister.

Familie

Viktor Hämmerle heiratete 1901 Luise Scheffer, die Tochter des Generalmajors Scheffer aus München. Seine Tochter Elisabeth (Elly, 5. Jänner 1903 - 1. April 1991) war mit Gustav Wagner-Wehrborn (3. Mai 1897 – 11. September 1939) verheiratet und in zweiter Ehe mit dem Chirurgen Wolfgang Baumgartner. Traudl Herrhausen ist die Enkeltochter von Viktor Hämmerle.

Schulische und berufliche Tätigkeit

Viktor Hämmerle besuchte die Oberrealschule in Innsbruck und studierte von 1873 bis 1875 an der technischen Hochschule in München und trat 1875 in den väterlichen Betrieb ein und wurde 1878 Gesellschafter. 1892 wurde unter seiner Leitung der Bau der großen Spinnerei in Gisingen bei Feldkirch begonnen und 1894 fertiggestellt[1][2] (der Betrieb wurde am 14. April 2016 geschlossen).

Viktor Hämmerle war als Nachfolger seines Bruders Otto Hämmerle von 1916 bis zu seinem Tod für 30 Jahre Seniorchef der Fabriken des seinerzeit größten Textilunternehmens Österreichs F.M. Hämmerle. Bis dahin war er vor allem für die Spinnerei zuständig.

Hämmerle ist begraben auf dem Friedhof Markt in Dornbirn.

Politische Tätigkeit

Stadt Dornbirn

Wie sein Vater Franz Martin Hämmerle und sein Bruder Otto, war auch Viktor Hämmerle politisch tätig. Er war von 1888 bis 1907 in Dornbirn Mitglied der Gemeindevertretung bzw. im Stadtrat.[1][3]

Nationalsozialismus

Viktor Hämmerle unterstützte die Nationalsozialisten jedenfalls finanziell und stand auch im Ruf, Sympathisant der NSDAP zu sein. Als Viktor Hämmerle 1946 im Alter von 90 Jahren verstarb, erhielt der Bürgermeister von Dornbirn eine Weisung des französischen Militärgouverneurs, dass eine offizielle Beteiligung der Stadtvertretung am Begräbnis und andere Ehrungen nicht erwünscht seien. Die französische Armeeleitung in Vorarlberg stufte Viktor Hämmerle als illegalen Nationalsozialisten ein. In der Bevölkerung genoss er wegen seines Mäzenatentums – trotz seines Eintretens für den Nationalsozialismus – immer noch große Sympathien.[1][4]

Sonstiges Engagement

Unter seiner Leitung des Betriebes wurden soziale Einrichtungen geschaffen, die teilweise Vorbildcharakter hatten (z. B. Werksküchen, Werkswohnungen, Spiel- und Sportplätze, Freibäder, 1878 ein Pensionsfonds für Arbeiter und Angestellte etc.).[2]

Bildung

Hämmerle war Ortsschulinspektor, stiftete Lehrmittel, vergrößerte die Sammlungen der Schulen und gründete 1889 die Koch- und Haushaltungsschule sowie eine Nähschule in Dornbirn. In diesem Haus wurde sodann auch die erste öffentliche Bibliothek mit in- und ausländischen Zeitungen eingerichtet und ein Leseverein gegründet.[1][4][2]

Tourismus

Hämmerle war viele Jahre Vizepräsident des Landesverbands für Fremdenverkehr.[2]

Er ließ das Rappenloch der Allgemeinheit zugänglich machen (1896 entstand der Steig durch das Rappenloch, 1902 wurde die Alplochschlucht erschlossen). 1898/1899 wurde von der Stadt Dornbirn auf Vorschlag von Viktor Hämmerle das Kraftwerk Ebensand gebaut[1] (der Mammutbaum im Gütle wurde von seinem Bruder Guntram gepflanzt). Auf dem Harzerkopf ließ er die künstliche Ruine Waldfried als Touristenattraktion errichten.

Viktor Hämmerle ließ im 19. Jahrhundert – wahrscheinlich nach Vorbild des Innsbrucker Bergisel – einen Park mit Spazierwegen und Aussichtspunkten auf dem Zanzenberg gestalten. Von diesem sind nur mehr Reste erhalten.

1892 ließ er auf dem Karren einen hölzernen Aussichtsturm errichten. Seine Tochter überließ das Grundstück später im Andenken an ihren Vater der Dornbirner Seilbahngesellschaft, welche hier 1956 die Bergstation der Karrenseilbahn errichtete.[3]

Vereine

Er war Mitglied des Waffenkorps "Rhenopalatia" (Rheinpfalz).[4] Er galt als "graue Eminenz" deutschnationaler Aktivitäten in Dornbirn. 1895 organisierte er ein Zusammentreffen von Korpsstudenten. Es kamen dazu 25 Vertreter aus Karlsruhe, München, Innsbruck, Wien und Graz.[1]

Hämmerle war auch seit 1873 Mitglied des Vorarlberger Landesmuseumsvereines.[5]

Pfadfinder

1912 gründeten Viktor Hämmerle und Theo Bildstein in Dornbirn die erste Pfadfindergruppe in Vorarlberg. Diese Pfadfindergruppe gilt bis heute als eine der größten Gruppen Vorarlbergs.[1][6]

Musik

Viele Mitglieder der Familie Hämmerle galten als musikaffin. So auch Viktor Hämmerle, der als Musikliebhaber galt und Mitglied der Orchestergesellschaft Dornbirn (1883–1926), Vorstand der Gemeinde- bzw. Stadtmusik Dornbirn (1883–1925), Organist und Violinist beim Kirchenchor Oberdorf war.[5]

Straßenbau

Eine fast baugleiche Straßenwalze wie die Straßenwalze J. A. Maffei, jedoch des Herstellers Aveling & Porter aus Rochester (England), wurde in Dornbirn 1895 von Viktor Hämmerle angeschafft, um die Straßen zu seinen Fabriken zu verbessern und 1901 dann der Gemeinde Dornbirn zur Verfügung gestellt. Diese Dampf-Straßenwalze war die erste Straßenwalze in Vorarlberg und wurde 1932 außer Dienst gestellt. 1924 gründete er den Verein für Straßenpflege in Vorarlberg.

Sonstiges

Eine neue Orgel in der Pfarrkirche Dornbirn-Oberdorf wurde 1890 von Viktor Hämmerle gestiftet (Orgelbaufirma Gebrüder Mayer).

Auszeichnungen

Fresko von Leopold Fetz in der Bergstation der Karrenseilbahn

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 Victor Hämmerle 1855-1946, Webseite: apps.vol.at.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Hämmerle, Victor (1855-1946), Fabrikant, Webseite: biographien.ac.at.
  3. 3,0 3,1 3,2 Klaus Fessler, Werner Matt (Hg.): Stadtspuren – Industrie und Wandel, Dornbirn 2023, S. 17 und 19.
  4. 4,0 4,1 4,2 Werner Matt: Hämmerle Viktor, Webseite: lexikon.dornbirn.at.
  5. 5,0 5,1 Siehe: Ralf Hämmerle (Hg.): 100 Jahre Stadtmusik Dornbirn 1875–1975, Dornbirn 1975.
  6. Archivierte Kopie (Version vom 16. Dezember 2015 im Internet Archive)