Nikolaikloster (Wien 3)

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Auf dem Areal, wo sich im Mittelalter des Nikolaikloster "vor dem Stubentor" befand, wurde später das Spiegelmacherhaus errichtet.

Das Nikolaikloster "vor dem Stubentor", ursprünglich Santa Maria bei St. Niklas vor dem Stubentor oder Kloster St. Maria bei St. Niklas vor dem Stubentor, später Kloster St. Nikolaus vor dem Stubentor oder Kloster St. Niklas vor dem Stubentor genannt, war das erste Zisterzienserinnenkloster, das im Herzogtum Österreich erbaut wurde. Es gilt als ältestes Zisterzienserinnenkloster auf dem Areal der heutigen Republik Österreich, ist aber heute nicht mehr erhalten.

Lage

Die genaue Lage des Nikolaiklosters "vor dem Stubentor" ist unbekannt. Es befand sich außerhalb der Stadtmauern der Stadt Wien auf dem Areal des späteren 3. Wiener Gemeindebezirks[1] im Bereich der Rasumofskygasse und der Salmgasse.[2] Das Kloster befand sich östlich der Stadt Wien an der alten römischen Limesstraße, die entlang der Donau von Klosterneuburg durch Wien und danach über die Fernhandelsstraße in Richtung Ungarn verlief.>

Anfänge

Das Nikolaikloster "vor dem Stubentor" wurde vor 1228 von Herzog Leopold (VI.) von Österreich ("Leopold dem Glorreichen") († 1230) gestiftet und statutenkonform der Heiligen Maria geweiht.[2] Bereits relativ früh, 1228 und 1230, zu einem Zeitpunkt, als sich der Zisterzienserorden bei der Neugründung von Frauenklöstern merklich zurückhielt, wurden dem Nikolaikloster päpstliche Schutzbriefe von Papst Gregor IX. verliehen. Bereits in diesen wird das Kloster auch nach dem Patronat des Heiligen Nikolaus, dem Patron der Kaufleute, benannt[A 1].[3]

Dem Kloster stand eine Äbtissin vor, die erste dieser Äbtissinnen, die urkundlich belegt ist, war Menegardis (um 1276 / 1282). Mit der geistlichen Betreuung der Nonnen war das Zisterzienserkloster Heiligenkreuz beauftragt. Als erster Beichtvater ist Gutolf von Heiligenkreuz (um 1260/1290) namentlich belegt. Dank vieler Schenkungen, so zum Beispiel durch den Erzbischof von Salzburg, aber auch durch maßgebliche Ministeriale[A 2] des Herzogtums Österreich[3], gehörte das Nikolaikloster zu den wohlhabenden Klöstern um und in Wien.[2]

1270 wurde das Nikolaikloster während des Ungarneinfalls (1270) unter dem ungarischen König Stephan V. (Ungarn)verwüstet, weshalb seine Bewohnerinnen in die Stadt Wien und diese umgebene Dörfer flüchten mussten.[1] Die Zisterzienserinnen übersiedelten daraufhin nach Wien, wo sie ein Filialkloster innerhalb der Mauern Wiens, ein weiteres Nikolaikloster an der heutigen Singerstraße gründeten.[2] 1276 wurde das Nikolaikloster, mit dessen Wiederherstellung inzwischen begonnen worden war, während der Belagerung der Stadt Wien durch König Rudolf I. erneut schwer beschädigt. Erst am 10. August 1280 (am Tag des Hl.Laurentius) konnten die Nonnen in ihr Stammhaus zurückkehren, nachdem dieses wieder hergestellt war.[4] Das Kloster "zur Heiligen Dreifaltigkeit" bestand daneben als "Filialkloster" des Nikolaiklosters bis 1385.[1] 1287 erhielt das Nikolaikloster von Herzog Albrecht (I.) von Österreich die niedere Gerichtsbarkeit für seine Besitzungen.[2]

Das 15. Jahrhundert

Nachdem das Herzogtum Österreich (unter der Enns) erneut im November und Dezember des Jahres 1446 von Angriffen aus dem ungarischen Königreich, dessen Landstände damals von König Friedrich III. die Rückgabe der Stephanskrone und einiger Burgen forderten, verwüstet worden war, wurde das Nikolaikloster trotz eines Verbotes im Auftrag einiger Bürger der Stadt Wien in die Vorstadtbefestigung einbezogen und durch Mauer und Graben mit dem St.-Niklas-Torturm verbunden[2].[5]

Als die Stadt Wien 1461 von Erzherzog Albrecht VI. von Österreich einige Wochen lang belagert wurde, hatte dieser im Nikolaikloster sein Quartier, von dem aus er seinen Versuch, in die Stadt Wien einzudringen unternahm.[2]

Am 23. Mai 1485 wurde im Nikolaikloster der Vertrag bezüglich der Kapitulation der Stadt Wien nach langer Belagerung mit dem ungarischen König Matthias Corvinus abgeschlossen. Als dieser am 1. Juni 1485 feierlich in die Stadt Wien einzog, wurde dieser Einzug von hier aus begonnen.[2]

Die Erste Wiener Türkenbelagerung und ihre Folgen

Graf Niklas von Salm ließ zu Beginn der Ersten Wiener Türkenbelagerung (1529) das Nikolaikloster mit einem Holzzaun umgeben und bezog es in die Stadtverteidigung ein. Die Nonnen suchten Zuflucht im anderen Nikolaikloster innerhalb der Wiener Stadtmauern. Am 23. September 1529 griff Graf Hardegg mit seinen Reitern vom Nikolaikloster aus die türkische Vorhut bei St. Marx an. Als das türkische Hauptheer heranzog, wurde das Nikolaikloster niedergebrannt.[2]

Nach dem Ende der Ersten Türkenbelagerung wurde den Nonnen der Wiederaufbau des Klosters vor dem Stubentor untersagt und sie übersiedelten 1535 in das Zisterzienserinnenkloster Zisterzienserinnenkloster St. Bernhard in St. Bernhard-Frauenhofen bei Horn. 1538 wurden die Ruinen des Nikolaiklosters abgetragen. Die Güter des Kloster wurden dem Chorherrenstift St. Dorothea in Wien und der Wiener Universität überlassen.[2]

Literatur

  • Felix Czeike (Hrsg.): Nikolaikloster. In: Historisches Lexikon Wien. Band 4, Kremayr & Scheriau, Wien 1995, ISBN 3-218-00546-9, S. 411. digital
  • Christina Lutter: Geteilte Räume und gemeinsame Zugehörigkeiten: Die Wiener Zisterzienserinnen um 1300. In: Gordon Blennemann - Christine Kleinjung - Thomas Kohl (Hrsg.): Konstanz und Wandel. Religiöse Lebensformen im europäischen Mittelalter (= Andreas Bihrer - Cordula Nolte - Jörg Rogge (Hrsg.): Studien und Texte zur Geistes- und Sozialgeschichte des Mittelalters. Bd. 11). Didymos-Verlag, Affalterbach, 2016. ISBN 978-3-939020-31-8, S. 199-216

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Zisterzienser, WienWiki.AT, abgerufen am 17. November 2018
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 2,8 2,9 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Nikolaikloster. In: Historisches Lexikon Wien. Band 4, Kremayr & Scheriau, Wien 1995, ISBN 3-218-00546-9, S. 411.
  3. 3,0 3,1 vgl. Christina Lutter: Geteilte Räume und gemeinsame Zugehörigkeiten, 2016, S. 202
  4. vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien. Zeitzeugen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 3-205-98372-6, S. 44f. und S. 50
  5. vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien: Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 141

Anmerkungen

  1. Es war also nicht der Volksmund, welcher dem Kloster "Santa Maria bei St. Niklas vor dem Stubentor" das Patronat einer in der Nähe gelegenen Kapelle, die dem Heiligen Nikolaus geweiht war, aber nicht zum Kloster gehörte, übertragen hat, wie in der älteren Literatur oft behauptet wird, vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Nikolaikloster. In: Historisches Lexikon Wien. Band 4, Kremayr & Scheriau, Wien 1995, ISBN 3-218-00546-9, S. 411.
  2. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.

48.204116.3913Koordinaten: 48° 12′ 15″ N, 16° 23′ 29″ O