Theodor Herz (* 16. April 1891 in Wien; † 1973 in Posadas in Argentinien) war praktischer Arzt, der nach dem Anschluss aufgrund seiner jüdischen Herkunft emigrieren musste.

Leben

 
Gedenktafel in Piesendorf (2019)

Theodor Herz, getaufter Katholik, stammte aus einer jüdischen Familie. Sein Vater war Norbert Herz, Astronom und als dieser der erste Direktor der Wiener Kuffner-Sternwarte.[1] Theodor Herz studierte Medizin an der Universität Wien, wo er auch im Kriegsjahr 1915 promovierte. Vier Jahre absolvierte als Turnusarzt, bevor er sich 1919 in der Salzburger Gemeinde Piesendorf als Allgemeinmediziner und (vermutlich ab 1922) auch als Sprengelarzt, niederließ.

Zeitzeugen erinnern einerseits an seine hervorragenden medizinischen Kenntnisse, vor allem bei Fußkrankheiten, andererseits auch an sein uneigennütziges Wirken. Auch nach dem Anschluss versuchte der damalige Kreisleiter in Zell am See Sepp Kastner sich noch schützend vor den nichtarischen Arzt zu stellen. Trotz allem verlor er mit anderen jüdischen Ärzten mit 1. Juni 1938 den Kassenvertrag.[2]

Um sich und seine Familie zu schützen emigrierte er mit seiner ebenfalls jüdischen Frau Rosa[3] und der 1919 geborenen Tochter Martha über Genua nach Argentinien.[4] Da ihm der argentinische Teil von Patagonien seiner österreichischen Heimat am nächsten kam, wollte er sich dort niederlassen und eine Ordination aufbauen. Allerdings wurde seine österreichische Universitätsausbildung im Land nicht anerkannt und er müsste die Ausbildung wiederholen. Im Gegensaatz zu zahlreichen jüngeren Kollegen lehnte er dies aber nach zwanzig Jahren Praxis und einem Alter von 47 Jahren ab. Durch eine Vereinbarung mit der Provinz Misiones durfte er jedoch in Bonpland, einem Ort der Region, solange eine Arztpraxis unterhalten, solange kein argentinischer Mediziner im Umkreis von 25 Kilomtern ordiniert.

Seine Tochter übersiedelte nach Buenos Aires, wo sie einen Österreicher heiratete. Nach der Geburt deren Sohnes zog Herz ebenfalls in die Stadt, wo er es aber nicht lange duldete und es ihn nach einigen Jahren wieder aufs Land zog. Da in Bonpland in der Zwischenzeit ein argentinischer Arzt eine Ordination betrieb, durfte er dort nicht mehr ordinieren und so ließ er sich in Colonia Mártires, einem kleinen Bauerndorf nieder. Dort praktizierte der beliebte und oft als doctor gringo Arzt bis in ein Alter von 80 Jahren. Auch seine beiden Enkelsöhne besuchte ihn oft und erwarben von ihm viele Naturkenntnisse.

Nach einer Krebserkrankung im Jahr 1971 übersiedelte er nach Pasadas, wo er 1973 starb.

Würdigung

Nach langwierigen Recherchen durch österreichische Historiker, wie Gert Kerschbaumer ebenso wie ehemalige Patienten, konnte erst sein Lebenslauf nach der Migration in Argentinien vervollständigt werden. So konnte am 19. Oktober 2019 unter Beisein von Nachkommen aus seiner zweiten Heimat in Piesendorf am Gemeindeamt, seiner Wirkungsstätte in der Zwischenkriegszeit enthüllt werden.[3] Auch in der Kuffner-Sternwarte wurde zu dieser Zeit eine Gedenkfeier abgehalten.[1]

Literatur

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Erinnern an Vertriebene vom 16. Oktober 2019 abgerufen am 20. Februar 2020
  2. Die Stadt Salzburg im Jahr 1938 Zeitungsdokumentation von S. Göllner, S. 356 abgerufen am 20. Februar 2020
  3. 3,0 3,1 Piesendorf ehrt vertriebenen Gemeindearzt auf ORF-Salzburg vom 19. Oktober 2019 abgerufen am 20. Februar 2020
  4. Auch eine Weihnachtsgeschichte in den Salzburger Nachrichten auf Pressreader.com vom 22. Dezember 2018 abgerufen am 20. Februar 2020

Weblinks