Bernhard (Kärnten)

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Herzog Heinrich auf dem Spanheimerbrunnen in Klagenfurt

Bernhard von Spanheim (Sponheim) (* im 12. Jahrhundert; † 4. Jänner 1256)[A 1] herrschte als Herzog von Kärnten über Teile des heutigen Bundeslandes Kärnten. Er gilt unter den Herzögen aus der Familie der Spanheimer als die bedeutendeste Persönlichkeit dieser Familie. Herzog Bernhard von Kärnten darf nicht mit seinem gleichnamigen Verwandten Bernhard von Spanheim († 1147) verwechselt werden.

Herkunft und Familie

Herzog Bernhard von Kärnten entstammte der einflussreichen Grafenfamilie der Spanheimer, die im Hochmittelalter zu den bedeutenden Adelsfamilien im Reich gezählt hatte. Er war einer der beiden Söhne von Herzog Hermann von Kärnten († 1181) aus dessen Ehe mit Agnes von Österreich († um 1182), der Witwe des ungarischen Königs Stephan III. († 1172). Über seine Mutter war er ein Enkel von Herzog Heinrich (II.) von Österreich ("Heinrich Jasomirgott") († 1177). Er war der jüngere Bruder von Ulrich (II.) von Kärnten († 1202), dem er im Herzogtum Kärnten nachfolgte.[1]

Bernhard von Kärnten war mit Judith (Jutta) († vor 1236), einer Tochter des böhmischen Königs Przemysl Ottokar I. († 1256) aus dessen Ehe mit Konstanze von Ungarn († 1240), verheiratet.[1] Aus dieser Ehe hatte er mindestens vier Kinder:

  • Herzog Ulrich (III.) von Kärnten († 1269) ⚭ (1. Ehe) mit Agnes von Andechs († 1263); ⚭ (2. Ehe) mit Agnes von Baden († 1295)[1]
  • Bernhard († vor 1249), genannt 1236-1245, wurde im Kloster Mariabrunn (heute Teil von Landstraß an der Gurk in Slowenien) beigesetzt, das sein Vater 1234 gestiftet hatte und wo auch seine Mutter Judith ihre letzte Ruhestätte gefunden hatte.[2]
  • Margarethe († nach 1249)[1]
  • Philipp († 1279), erwählter Fürsterzbischof von Salzburg (1246-1256/57), erwählter Patriarch von Aquileia (1269-1272), seit 1975 Herzog von Kärnten und Herr auf der Krain[1]

Leben

Bereits unter der Herrschaft seines Bruders Ulrich (II.) war Bernhard dessen Mitregent gewesen. Nach seinem Tod übernahm die alleinige Herrschaft über das Herzogtum Kärnten. 1203 wurde er von König Philipp († 1208) mit diesem belehnt. Nach dessen Ermordung schloss er sich vorübergehend Kaiser Otto IV. († 1218) an, den er 1210 in Italien aufsuchte. 1213 huldigte er in Regensburg Kaiser Friedrich II. "Stupor Mundi" († 1250). Er unterstützte diesen mehrere Jahrzehnte, obwohl sein jüngerer Sohn Philipp als erwählter Erzbischof von Salzburg später zu dessen Gegnern zählte.[3] Als Kaiser Friedrich II. aber 1245 plante, das Herzogtum Österreich zu einem Königreich zu erheben, dem auch die Mark Krain nach Erhebung zum Herzogtum angeschlossen werden sollte, dürfte es zwischen dem Kaiser und Herzog Bernhard zum Bruch gekommen sein. Jedenfalls hielt der Herzog nach 1245 zu ihm Distanz. Nach dem Tod von Herzog Friedrich (II.) von Österreich ("Friedrich dem Streitbaren") (1246), der auch über das Herzogtum Steier geherrscht hatte, versuchte Herzog Bernhard seine Machtbasis auf der Krain auszubauen. Als er dabei versuchte, Besitzungen des Hochstiftes Freising an sich zu bringen, wurde er 1252 mit dem Kirchenbann belegt und über die herzoglichen Städte das Interdikt verhängt.[4]

Als Landespolitiker betonte Herzog Bernhard besonders seine Stellung als oberster Richter des Landes ("iudex ordinarius terre"). Er trat mehrmals als Gesetzgeber und Wahrer des Landfriedens hervor, wobei es ihm mehrmals gelang, seine Position als Landesfürst auch in jenen Herrschaftsgebieten im heutigen Kärnten zu behaupten, welche unter der Herrschaft des Erzstiftes Salzburg, der Hochstifte und einiger wichtiger Grafenfamilien waren. Bernhard gelang es, seine herzoglichen Besitzungen und Hoheitsrechte zu erweitern.[3] So konnte Herzog Bernhard als oberster Richter des Landes einen langwierigen Streit um Albeck zwischen Bischof Ulrich I. von Gurk und den Edlen von Peggau schlichten.[5] Den Vertrag zwischen den Grafen Wilhelm von Heunburg und Hermann von Ortenburg über die Burg und Herrschaft Lessach im Lungau wurde 1239 in Gegenwart von Herzog Bernhard als Landesfürsten beschlossen und von diesem mitbesiegelt.[6]

Herzog Bernhard gelang es außerdem in Unterkärnten, teilweise auf Kosten der Kirche, das "Städtedreieck" St. Veit an der Glan - Völkermarkt - Klagenfurt zur herzoglichen Machtbasis auszubauen. Er scheiterte allerdings mit Versuch, den Markt Villach, der zu dieser Zeit zum Herrschaftsgebiet des Hochstiftes Bamberg gehörte, unter seine Herrschaft zu bringen.[6]. Der Herzog reorganisierte die Verwaltung der bereits gesicherten herzoglichen Güter und schuf neue zentrale Behörden. 1220-1225 ist unter ihm erstmals ein Hofschreiber mit Namen Heinrich bezeugt, nachdem noch unter seinem Vorgänger Ulrich (II.) die herzoglichen Urkunden vorwiegend von Mönchen aus dem Kloster Viktring hergestellt worden war. 1240 trat der Geistliche Berthold in seine Dienste, der als Begründer und Leiter einer ersten herzoglichen Kanzlei gilt. Pfarrer Heinrich von Pulst, der seit 1252 unter Herzog Bernhard dessen herzoglicher Kaplan ("Kapellan"), ist 1263 als herzoglicher Vizedom für Kärnten belegt. Im Bereich des Gerichtswesens werden unter Herzog Bernhard mehrmals namentlich Richter, Schergen und Amtsleute genannt, die er selbst einsetzte.[7]

Orte im heutigen Kärnten mit Bezug zu Herzog Bernhard von Kärnten

Reitersiegel des Herzogs, Abbildung (1891/1901)
  • Klagenfurt: Klagenfurt wurde 1252 erstmals als Stadt bezeichnet. Hier verlegte Herzog Bernhard den von seinem Vater gegründeten Markt aus dem versumpften Gebiet nördlich der Glan in den Bereich der heutigen Stadt. Im Bereich des heutigen Landhauses ließ er eine herzogliche Burg anlagen, außerdem erhielt Klagenfurt Mauern und vier Stadttore[8] Nach dem Bericht von Abt Johann von Viktring sollen die Brüder Heidenreich und Albert von Hallegg aus eigenen Mitteln um 1250 zwei dieser Tortürme erbaut haben, wofür die Privilegien in der Stadt erhielten. Allerdings leistete das Kloster Viktring Widerstand gegen die Aktivitäten des Herzogs und verhinderte dessen Plan, den Wörthersee durch einen Kanal mit der Stadt zu verbinden.[7]
  • St. Veit an der Glan: St. Veit, das an der Handelsstraße zwischen Wien und Venedig lag, erlebte unter Herzog Bernhard eine Blütezeit. Nachdem 1199 hier erstmals ein Markt genannt ist, ließ er St. Veit zu seinem herzoglichen Hauptsitz ausbauen. 1224 wird St. Veit erstmals als Stadt ("civitas") bezeichnet, vor 1228 wurde seine erste Stadtmauer erbaut. Bereits 1205 ist hier erstmals ein Münzmeister urkundlich belegt, der Münzen nach dem "Friesacher Schlag" prägte. Vor 1220 entstanden in St. Veit die ersten Münzen des Ostalpenraums mit deutscher Inschrift. Eine wichtige Einnahmequelle des Herzogs war eine Maut, die seit 1209 für St. Veit bezeugt ist. Südlich des Unteren Platzes, der im 12. Jahrhundert als ältester Straßenmarkt diente, wurde in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts der Obere Platz als neuer, geräumiger Marktplatz geschaffen. Vermutlich an der schmalen Seite des Hauptplatzes dürfte jene Herzogsburg gestanden haben, die Herzog Bernhard als Hauptresidenz diente. Prominente Zeitgenossen, denen ein Aufenthalt während der Herrschaft von Herzog Bernhard in St. Veit nachgesagt wird, sind Walther von der Vogelweide (im Jahr 1224), Ulrich von Liechtenstein und Heinrich von dem Türlin, als dessen Geburtsort St. Veit vermutet wird. Auch die wichtigsten Dienstleute des Herzogs waren auf verschiedenen Burgen in der Nähe von St. Veit ansässig, so auf Osterwitz, Kraig, Freiberg, Frauenstein, Karlsberg, Nußberg und Hardegg.[6]
  • Völkermarkt: Völkermarkt, das ein Verkehrsschnittpunkt zwischen dem Lavanttal, dem Görtschitztal und dem Drautal bildete und sich an der Strecke über den Seeberg nach Krain und Triest befand, wurde unter Herzog Bernhard ebenfalls erstmals eine herzogliche Stadt. Gegründet als Markt, der sich bei der Kirche St. Ruprecht befand, von seinem Vorfahren Engelbert und 1147 als Schenkung dem Kloster von St. Paul im Lavanttal überlassen, ließ Herzog Bernhard 1227 dort eine Brücke über die Drau bauen. Obwohl der Baugrund Klosterbesitz war, ist Widerstand von Seitne des Klosters nicht überliefert. Als der Herzog 1231 jedoch einen eigenen Markt auf dem Klosterbesitz im Stadtbereich errichten ließ, versucht der damalige Abt Konrad dies mit Hilfe des Kaisers und der Reichsfürsten verbieten zu lassen. Mit einer Klage gegen den Abt wegen Verschleuderung von Stiftsgütern beim Papst erreichte Herzog Bernhard jedoch dessen Resignation. Der Nachfolger Abt Leonhard schenkte dem Herzog dann ein Grundstück in Völkermarkt, auf welchem dieser zwischen 1237 und 1239 eine Burg errichten ließ. 1248 konnte Herzog Bernhard außerdem die Maut in Völkermarkt erwerben. 1252 wurde Völkermarkt dann offiziell herzogliche Stadt. Allerdings musste sein Nachfolger, Herzog Ulrich (III.), später erneut die Rechte des Klosters anerkennen. Erst unter Herzog Meinhard († um 1295) wurde Völkermarkt endgültig eine herzogliche Stadt.[9]

Erinnerungen an Herzog Bernhard im heutigen Kärnten

  • Klagenfurt: An Herzog Bernhard erinnert heute der Spanheimerbrunnen am Dr.-Arthur-Lemisch-Platz in Klagenfurt.
  • St. Paul im Lavanttal: Nach seinem Tod wurde Herzog Bernhard von Kärnten im Kloster in St. Paul im Lavanttal beigesetzt, das seine Vorfahren dort gegründet hatten.[4]

Herzogliche Ministeriale unter Herzog Bernhard von Kärnten[10]

Literatur

Weblinks

 Bernhard von Kärnten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 311, Stammtafel
  2. vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 311
  3. 3,0 3,1 vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 333
  4. 4,0 4,1 vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 340
  5. vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 333f.
  6. 6,0 6,1 6,2 vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 334
  7. 7,0 7,1 vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 336
  8. vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 335f.
  9. vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 335
  10. vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 337-339

Anmerkungen

  1. Daten nach Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 311, Stammtafel
VorgängerAmtNachfolger
Herzog Ulrich (II.) von KärntenHerzog von Kärnten
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1202-1256
Herzog Ulrich (III.) von Kärnten
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