Erste Österreichische Maschinglasindustrie AG

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Erste Österreichische Maschinglasindustrie AG
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1927
Auflösung 1959[1]
Sitz Brunn am Gebirge
Mitarbeiter max. 700
Branche Glasindustrie

Die Erste Österreichische Maschinglasindustrie AG war ein führender Fensterglashersteller und existierte in den Jahren von 1927 bis 1959[1]. Die Glaserzeugung erfolgte in Brunn am Gebirge in Niederösterreich. In der Region wurde die Fabrik kurz als Brunner Glasfabrik bezeichnet.

Geschichte

Gegründet wurde das Unternehmen von Oswald Weiss, der bereits vor der Jahrhundertwende in Bleistadt in Böhmen die Erste Böhmische Glasindustrie gegründet hatte. Die tschechische Fabrik entwickelte nach dem Ersten Weltkrieg die Herstellung von Fensterglas auf maschinellen Weg nach dem belgischen Erfinder Émile Fourcault, wodurch sie zum bedeutendsten Hersteller in Tschechien reüssierte.

Der Standort in Brunn wurde durch die Nähe Wiens gewählt, wo sich der größte Markt mit etwa 75 % des nun verkleinerten Österreich befand. Weiss kauft von den benachbarten Brüdern Bablik das Grundstück. Auf sechs Ziehmaschinen arbeiteten damals rund 400 Personen, sodass Österreich importunabhängig wurde. Bereits im ersten Jahr des Bestehens wurden etwa 800.000 m² Fensterglas nach dem Verfahren des Belgiers Fourcault erzeugt. Kurz naach Gründung wurde auch eine Gussglasproduktion aufgebaut, wo vorwiegend Draht-, Ornament- und Rohglas hergestellt wurde. Unter dem Markennamen MARBRUNIT wurde gefärbtes Opalglas in 40 Länder weltweit exporiert.[2]

Während der folgenden Krisenzeit konnte der Mitarbeiterstand aber immer gehalten werden, weil einige spezielle Erzeugungen eingegliedert wurden. In einer eigenen Schmelzwanne wurde der gesamte Gussglasbedarf (Ornament- und Drahtglas) Österreichs hergestellt. Für Wandverkleidungen von Sanitärräumen wurde Opakglas hergestellt und weltweit unter dem Markennamen Markbrunit exportiert.

Auch für Kraftfahrzeuge wurde sowohl Verbundglas als auch Hartglas.

Im Jahr 1938 musste das Unternehmen nach dem Anschluss von Klein aufgrund seiner jüdischen Religion verkaufen müssen[3] und wurde deutschen Reichswirtschaftsministerium übernommen. Im Jahr 1939 wurde das Unternehmen der Ostdeutsche Glaswerke AG[4] eingegliedert. Durch die große Nachfrage im Krieg wurde nur mehr Fensterglas erzeugt. So wurden in diesen Jahren etwa 4 Millionen m² hergestellt.

Im Jahr 1945 wurde bei Kriegsende die Fabrik in den dreitägigen Kämpfen nur gering beschädigt. Schwieriger war es den Betrieb aufrecht zu erhalten, da täglich 100 Tonnen Kohle zur Beheizung der Schmelzwannen nur sehr schwer aufzutreiben waren. So konnte erst im Dezember 1945 der Betrieb wieder aufgenommen werden.[5]

Da das Unternehmen während des Krieges Deutsches Eigentum war, wurde es von der sowjetischen Besatzungsmacht in USIA-Verwaltung gestellt. Der Betrieb wurde duch die Besatzungsmacht wieder voll aufgenommen. Die Beschäftigtenanzahl stieg auf etwa 700 Mitarbeiter an, der auch nach der Unterzeichnung des Staatsvertrages anhielt, wo das Werk wieder den rechtmäßigen Besitzern rücküberstellt werden konnte. Die Exporte, die ursprünglich in die Sowjetunion bestanden, wurden in westliche Staaten geändert.

Technische Weiterentwicklung erfolgte während der Besatzungszeit kaum, außer das Erdgas statt der früheren Kohle zum Einsatz kam. Investiert wurde erst wieder von den ursprünglichen Eigentümern.

Im Jahr 1959 musste das Unternehmen schließen.

Die Flachglasproduktion wurde unter einem anderen Unternehmen bis 2004 weitergeführt.

Nachnutzung

Auf Teilen des Gelände bestanden zwar noch im Jahr 2013 ein Auslieferungslager der Firma Pilkington Austria sowie ein Trainingsplatz der Rettungshundestaffel.[6] aber im großen ganzen lag das Areal seit 2004 brach.

Ab dem Jahr 2018 begannen zahlreiche durchaus politisch pointierte Diskussionen über die Nachnutzung des 90.000 m² große Gelände. So wurde im Jahr 2023 auch eine durch die ÖVP, FPÖ und WIR - initiierte Volksbefragung gegen die SPÖ-Bürgermeisterriege. Die Frage nach der SPÖ-NEOS Lösung wurde dabei mit 61 % abgelehnt.[7]

Ende 2023 wurde mit Konzept quartier21 – die grüne Mitte eine entsprechende Planung beschlossen. Dieses beinhaltet 580 Wohnungen, 10.000 m² Gemeindeeigentum für kommunale Zwecke und ein 7.000 ² großer öffentlicher Park.[8]

Mitte 2024 erteilte nach den zahlreichen Überarbeitungen die niederösterreichische Landesregierung dem Nutzungskonzept, das 580 Wohnungen (die Hälfte gefördert), Pflege- und Sozialeinrichtungen, sowie einen 7000 Quadratmeter großen Park umfasst, eine Bewilligung. Mit der eigenen Schnellbahnstation Europaring, die beim viergleisigen Ausbau der Südbahn errichtet werden soll, und ausreichenden Radwegen soll die ökpologische Mobilität Rücksicht genommen werden. Noch selben Jahr soll mit dem Abriss der alten Hallen begonnen werden.[9]

Literatur

  • Heimatbuch für den Bezirk Mödling 1958

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Brunner Glasfabrik von 7/2011 abgerufen am 2. Jäner 2014
  2. Gerhard A.Stadler: Das industrielle Erbe Niederösterreichs: Geschichte-Technik-Architektur, 2006, Verlag Böhlau ISBN 3-20577460-4, S.121f. (Online)
  3. Stenographisches Protokoll der 96. Sitzung NR, S.15 vom 13. Dezember 1948 abgerufen am 2. November 2018
  4. Das Kriegsende vor 70 Jahren in Glas vom 13. Juli 2015 abgerufen am 8. März 2018
  5. Fensterscheiben steigen aus der Erde. In: Neues Oesterreich/Neues Österreich. Organ der demokratischen Einigung, 9. Dezember 1945, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nos
  6. Lost Place Brunner Glasfabrik abgerufen am 2. Jänner 2014
  7. Glasfabrik-Areal: Klares Nein zur "Drittellösung" in Brunn am Gebirge in den NÖN vom 15. Jänner 2023 abgerufen am 27. Dezember 2023
  8. Unendliche Geschichte erledigt: quartier21 in Brunn ist startklar in der NÖN vom 15. Dezember 2023 abgerufen am 27. Dezember 2023
  9. Glasfabrik-Areal wird zu neuem Viertel auf ORF-Niederösterreich vom 13. Juli 2024 abgerufen am 14. Juli 2024

Weblinks

48.10781116.288624Koordinaten: 48° 6′ 28″ N, 16° 17′ 19″ O